Kreuz-Darmbein-Gelenk
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Kreuz-Darmbein-Gelenk ist das Verbindungsglied zwischen Becken und Wirbelsäule. Durch die alltägliche starke Beanspruchung dieser Körperregion kommt ihm eine wichtige Funktion zu. Die hohe Belastung des Gelenkes begünstigt jedoch auch das leichte Entstehen schmerzhafter Beschwerden.
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Was ist das Kreuz-Darmbein-Gelenk?
Mit Kreuz-Darmbein-Gelenk (auch Kreuzbein-Darmbein-Gelenk,
Iliosakralgelenk – kurz: ISG, Sakroiliakalgelenk) wird die beidseitige gelenkige Verbindungstelle von Kreuzbein (Os sacrum) und Darmbein (Os ilium) bezeichnet.Das Gelenk befindet sich zwischen dem 1. Und 3. Sakralwirbel. Da es von straffen Bändern umgeben ist, die den Bewegungsspielraum stark einschränken, handelt es sich um eine sogenannte „Amphiarthrose“ (griech.: amphi=herum, um und arthros = Gelenk). Gelegentlich wird das ISG aufgrund seiner minimalen Mobilität auch als „unechtes“ Gelenk bezeichnet.
Neben dem Kreuz-Darmbein-Gelenk zählen die Gelenke zwischen Fuß- und Handwurzelknochen ebenfalls zu den Amphiarthrosen. Trotz seiner intern eingeschränkten Flexibilität spielt das Iliosakralgelenk eine wichtige Rolle im gesamten Bewegungsapparat des Menschen. Hier findet letztlich die Kraftübertragung von Oberkörper und Beinen statt.
Anatomie & Aufbau
Die Beschaffenheit des Kreuz-Darmbein-Gelenkes ändert sich im Laufe des Lebens in Abhängigkeit vom Geschlecht. Bei Männern nimmt die Flexibilität des Gelenkes mit fortschreitendem Alter ab – bis hin zur Gelenkblockade. Grund hierfür ist eine zunehmende Unregelmäßigkeit der bei jungen Menschen noch glatten Beschaffenheit der knöchernen Oberflächen. Bei Frauen bleibt das Iliosakralgelenk vergleichsweise beweglicher, doch auch hier kommt es zu altersbedingten Abnutzungserscheinungen.
Funktion & Aufgaben
Darmbein und Kreuzbein stützen die komplette Last des Oberkörpers und sind somit stark beanspruchte Teile des menschlichen Bewegungsapparates. Dem Kreuz-Darmbein-Gelenk als deren Verbindungsstelle kommt damit ebenfalls eine wichtige Funktion zu. Es trägt dazu bei, das Gewicht des Oberkörpers auf die unteren Gliedmaßen zu übertragen und ist Teil der elastischen Stabilisierung des Rumpfes.
Gestützt durch straffe Fasern und Bänder hat das Iliosakralgelenk trotz seiner Gelenkfunktion fast keinen Bewegungsspielraum, da es hauptsächlich kräfteübertragende Funktionen innehat. Die Flexibilität des Gelenkes beschränkt sich auf lediglich 1-2° Drehbewegung bzw. 2-4 mm Bewegungsfähigkeit je Richtung (sogenannte Nutation und Gegennutation). Die starke Beanspruchung des unteren Rückens erfordert diese straffe Fixierung. Insbesondere in sitzender Haltung wird das Gelenk im Alltag stark beansprucht.
Unter Umständen kann ein Iliosakralgelenk mobiler sein als das Gegenstück der anderen Körperhälfte. Diese Funktions-Asymmetrie kann neben anatomischen Ursachen auch durch zu einseitige Bewegungsbelastung bedingt sein. Grundsätzlich weisen weibliche Kreuz-Darmbein-Gelenke eine höhere Beweglichkeit auf, da Beschaffenheit und Lage der aufeinandertreffenden Gelenkflächen funktionaler ausgeprägt sind als beim Mann.
Dieser Umstand spielt vor allem bei der Geburt eine wichtige Rolle. Infolge hormoneller Einwirkungen während des Geburtsvorgangs erweichen die Bänder, die das Gelenk fixieren und erlauben somit eine Dehnung der Gelenkzone. Hierdurch vergrößert sich der Durchmesser des Beckens und erleichtert das Passieren des Kindes.
Krankheiten & Beschwerden
Überdehnte Bänder können durch eine mangelnde Stütz-Funktion zu einer Überbeweglichkeit des Gelenkes führen. Dies begünstigt degenerative Veränderungen, wie knöcherne Verhärtungen, die eine Gegenmaßnahme des Körpers zur Stabilisierung des Gelenkes darstellen.
Auch rheumatische Beschwerden kommen häufig im Bereich des Iliosakralgelenkes vor und können teils starke Schmerzen auslösen. Insbesondere Beschwerden im Zusammenhang mit Morbus Bechterew treten häufig in dieser Körperregion auf.
Schließlich kann es durch abrupte Bewegungen bei sportlicher Betätigung oder im Rahmen von Unfällen zu Läsionen beziehungsweise schmerzhaften Beschwerden am Kreuzbein-Darmbein-Gelenk kommen. Oft ziehen auch ein falsches Anheben schwerer Lasten oder „Tritte ins Leere“ Verletzungen des Gelenkes nach sich und führen unter Umständen zu so genannten ISG-Blockaden.
Auch langes Sitzen am Arbeitsplatz, Bewegungsmangel sowie unbehandelte Fuß-, Knie- und Hüftfehlstellungen können das Gelenk auf Dauer schädigen. Entzündungen, Zerrungen und andere Erkrankungen im Bereich des Iliosakralgelenks äußern sich dabei durch teils starke, häufig einseitige und örtlich begrenzte Schmerzen im Gesäßbereich. Die Schmerzen können bis in die Leisten- und Lendengegend ausstrahlen.
Begleitend kann es zu Kribbeln und anderen Missempfindungen kommen. Oft treten die Beschwerden vor allem in sitzender Haltung auf, während Gehen und Stehen schmerzfreier möglich sind. Gezieltes Training der umliegenden Muskulatur kann zur Entlastung des Kreuz-Darmbein-Gelenkes und damit zur Linderung der Beschwerden beitragen. Darüber hinaus können schmerzlindernde Spritzen und gegebenenfalls auch operative Eingriffe angebracht sein.
Quellen
- Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
- Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012