Musculus supraspinatus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Musculus supraspinatus wird der Obergrätenmuskel bezeichnet. Er ist Teil der Rotatorenmanschette.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus supraspinatus?

Gemeinsam mit dem Musculus deltoideus sorgt der Musculus supraspinatus für das Spreizen sowie die Außendrehung des Oberarms. Wird der Arm angelegt und weist einen Abduktionswinkel von weniger als 15 Grad auf, gilt er als wichtigster Akteur der Abspreizbewegung des Arms.
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Beim Musculus supraspinatus handelt es sich um den Obergrätenmuskel. Gemeinsam mit dem Musculus infraspinatus (Untergrätenmuskel), dem Musculus subscapularis (Unterschulterblattmuskel) sowie dem Musculus teres minor (kleiner runder Muskel) wird von ihm die Rotatorenmanschette gebildet. Diese hat die Funktion, den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne zu halten.

Angesiedelt ist der Musculus supraspinatus im Schultergelenk. Der Skelettmuskel befindet sich unter dem Musculus trapezius (Trapezmuskel) und reicht vom oberen Schulterblattabschnitt bis zur Oberseite des Oberarmknochens. An dieser Stelle ist der Muskel an einem Knochenvorsprung angebracht. Der Musculus supraspinatus ist wichtig zur Abwinkelung des Oberarms zur Seite hin sowie zur Drehung in die äußere Richtung. Der Schultermuskel sowie seine Sehne werden nicht selten durch ein Impingementsyndrom oder Risse in Mitleidenschaft gezogen.

Anatomie & Aufbau

Der Ursprung des Musculus supraspinatus ist an der dorsalen Schulterblattseite an der Fossa supraspinata zu finden. Dabei handelt es sich um eine Schulterblattvertiefung über der Schultergräte (Spina scapulae).

Die Schultergräte lässt sich am Schulterblatt als aufsteigender Knochenvorsprung durch die Haut ertasten. Die Schulterblattseite wird von Musculus supraspinatus weitgehend ausgefüllt. Einige Fasern haben ihren Ursprung an der Fascia supraspinata. Dabei wird der Obergrätenmuskel vom Musculus trapezius komplett dorsal sowie vom Musculus deltoideus (Deltamuskel) partiell lateral überdeckt.

Der Ansatz des Musculus supraspinatus liegt an der oberen Facette des Tuberculum majus. Gemeint ist damit ein größerer Knochenvorsprung am Oberarmknochen. Er befindet sich ungefähr seitlich im unteren Abschnitt des Knochenkopfes. Zwischen Ansatz und Ursprung verläuft der Obergrätenmuskel durch eine Schulterverengung hindurch. Diese entsteht durch den Oberarmknochenkopf und das Schulterdach (Acromion).

Als Ansatzsehne des Musculus supraspinatus fungiert die Supraspinatussehne, die eine anatomisch enge Beziehung zu den Schleimbeuteln aufweist, die unterhalb des Schulterdachs angesiedelt sind. Der Verlauf der Sehne erstreckt sich bis zum Caput humeri (Oberarmkopf). An dieser Stelle setzt sie lateral am Tuberculum majus humeri an. Außerdem besteht eine Verwachsung zwischen der Sehne und der Schultergelenkkapsel. Zwischen Schulterdach und Endsehne liegt die Bursa subacromialis. Dieser Schleimbeutel sorgt für den Schutz vor verstärkter Knochenabnutzung.

Versorgt wird der Musculus supraspinatus vom Nervus suprascapularis, der einen Ast des Armgeflechts (Plexus brachialis) bildet.

Funktion & Aufgaben

Gemeinsam mit dem Musculus deltoideus sorgt der Musculus supraspinatus für das Spreizen sowie die Außendrehung des Oberarms. Wird der Arm angelegt und weist einen Abduktionswinkel von weniger als 15 Grad auf, gilt er als wichtigster Akteur der Abspreizbewegung des Arms. Im Anschluss daran wird die Hauptfunktion vom Deltamuskel übernommen.

Ebenfalls zu den Aufgaben des Obergrätenmuskels gehört das Spannen der Schultergelenkkapsel. So ist der Rotatorenmanschettenmuskel mit der Gelenkkapsel verwachsen und bewirkt durch das Anspannen, dass es bei der Anhebebewegung des Arms nicht zur Einklemmung von Kapselfalten kommt. Gemeinsam mit den anderen Rotatorenmanschettenmuskeln verlagert der Musculus supraspinatus den Oberarmkopf zu Beginn der Schulterbewegung in Richtung Mitte, wodurch er auf die Cavitas glenoidalis scapulae zentriert ist.


Krankheiten

Naturgemäß kommt es im Laufe des Lebens zu starken Beanspruchungen der Sehne des Musculus supraspinatus. So drohen ab dem 50. Lebensjahr spontane Risse der Supraspinatussehne.

Bemerkbar macht sich diese Verletzung durch Funktionseinbußen des Obergrätenmuskels sowie erheblichen Schulterschmerzen. Die Außenrotation sowie das Wegdrehen des Arms vom Rumpf weg lassen sich nur noch schwerlich oder sogar überhaupt nicht mehr durchführen.

Bei der Supraspinatusruptur handelt es sich um die häufigste Variante des Rotatorenmanschettenrisses. Grund für die Verletzung sind die starken mechanischen Belastungen, denen die Supraspinatussehne ausgesetzt ist. So können teilweise Einrisse oder komplette Sehnenrisse aufgrund von ständiger Überbelastung, Unfällen oder des natürlichen Alterungsprozesses auftreten. Die Beschwerden zeigen sich zumeist nach kleineren Überbelastungen oder durch körperliche Aktivitäten, die ungewohnt sind. Als typische Symptome gelten einschießende Schmerzen oder Beschwerden in der Nacht bei ruckartigen Einwirkungen von Kraft oder bei Überkopfbewegungen.

Diagnostiziert wird ein Riss der Supraspinatussehne in der Regel bereits durch die körperliche Untersuchung beim Arzt oder durch eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung). Veränderungen sind außerdem auf einem Röntgenbild erkennbar. Die Röntgenuntersuchungen liefern allerdings erst im späteren Stadium Aufschluss über die Beeinträchtigungen. So wird bei Verdacht auf einen Rotatorenmanschettenriss in den meisten Fällen eine Kernspintomographie (MRT) vorgenommen. Weil sich eine gerissene Supraspinatussehne nicht durch konservative Maßnahmen heilen lässt, muss eine Operation erfolgen. Dabei fixiert der Chirurg die abgerissenen Anteile der Sehne am Oberarmkopf.

Eine weitere häufige Erkrankung des Musculus supraspinatus stellt das Impingementsyndrom (Engpass-Syndrom) dar. Dabei findet eine Einklemmung der Supraspinatussehne unter dem Knochenvorsprung des Schulterdaches statt. Die betroffenen Personen leiden daher unter ausgeprägten Schmerzen. Als häufigste Ursachen für das Engpass-Syndrom gelten Verletzungen oder eine Degeneration der Rotatorenmanschette. Die Patienten sind dann nicht mehr in der Lage, den Arm über ihre Schulter anzuheben.

Ärzte unterschieden bei einem Engpass-Syndrom zwischen einem Outlet-Impingement sowie einem Non-outlet-Impingement. Von einem Outlet-Impingement ist die Rede, wenn es zu einer Einengung des Subakromions durch die angrenzenden anatomischen Strukturen kommt. Dabei kann es sich um Knochenablagerungen (Osteophyten) oder einen Akromionsporn handeln. Ein Non-outlet-Impingement wird dagegen durch Beschädigungen der Rotatorenmanschettenmuskeln oder eine Entzündung der Schultergelenkkapsel hervorgerufen. Als Ursache kommen Entzündungen durch eine Verletzung infrage. Stets sind die Beeinträchtigungen mit starken Schmerzen am Musculus supraspinatus oder an der Supraspinatussehne verbunden.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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