Musculus subscapularis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Musculus subscapularis (lat. für Unterschulterblattmuskel) wird ein größerer Skelettmuskel der Schulter verstanden. Die Innenseite des Schulterblatts wird vom Musculus subscapularis vollständig bedeckt. Seine primäre Aufgabe besteht in der Innenrotation des Os humeri (lat. für Oberarmknochen).

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus subscapularis?

Primäre Aufgabe des Musculus subscapularis ist die Gewährleistung der Innenrotation des Oberarmes in der Schulter. Eine weitere Hauptfunktion ist die Adduktion des Oberarms an den Körper, also die Heranführung.
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Als wichtiger Bestandteil der ventralen Gruppe der Schultermuskeln ist der Musculus subscapularis ein zentraler Muskel in der Rotatorenmanschette. Er setzt an der Innenseite der Scapula (Schulterblatt) an.

Gemeinsam mit den übrigen Muskeln der Rotatorenmanschette, dem Musculus infraspinatus (lat. für Untergrätenmuske), Musculus supraspinatus (lat. für Obergrätenmuskel) sowie dem Musculus teres minor ((lat. für kleiner runder Muskel) trägt er dazu bei, den Kopf des Os humeri in der Gelenkpfanne zu halten und zu stabilisieren.

Anatomie & Aufbau

Seinen Ursprung hat der Musculus subscapularis an der Fossa subscapularis, einer Knochenvertiefung an der ventralen Seite des Schulterblatts. Er setzt an am Tuberculum minus (lat. kleiner Höcker) des Humerus sowie an der knöchernen Struktur, die direkt darunter liegt (Crista tuberculis minoris). Hierbei können einige der Sehnenfasern des Muskels in die Schultergelenkskapsel hineinreichen.

Von den Muskeln der Rotatorenmanschette ist der Musculus subscapularis der größte. Ausgehend von dort verläuft er in Richtung des Caput humeri (lat. für Kopf des Oberarmknochens). Der obere Anteil des Muskels verläuft (gleichwohl wie der des Musculus supraspinatus) zwischen dem Schulterdach und dem Caput humeri hindurch. Die Nervenversorgung des Muskels wird durch den Nervus subscapularis (lat. für Unterschulterblattnerv) gegeben. Hierbei handelt es sich um einem der Äste des Plexus brachialis (lat. für Armgeflecht).

Funktion & Aufgaben

Primäre Aufgabe des Musculus subscapularis ist die Gewährleistung der Innenrotation des Oberarmes in der Schulter. Eine weitere Hauptfunktion ist die Adduktion des Oberarms an den Körper, also die Heranführung. Ebenso kann der Muskel die Abduktion des Oberarms, also dessen Wegführung vom Körper, bewirken.

Durch die Verwachsung einiger Muskelfasern des Musculus subscapularis mit der Kapsel des Schultergelenks wird die Gelenkkapsel gespannt und dadurch stabilisiert. Bei diesem Muskel handelt es sich um einen außerordentlich starken Schultermuskel. Er verfügt über einen hohen physiologischen Querschnitt, was von seiner ausgeprägten Fiederung herrührt. Für die Innenrotation des Oberarmes ist der Musculus subscapularis daher der wichtigste Akteur. Die Adduktion wird vom oberen Bereich unterstützt, während der untere Bereich des Muskels die Abduktion gewährleistet. Die Stabilisierung des Oberarmknockens in der Fossa glenoidalis (lat. für flache Gelenkpfanne) wird ein Herausspringen des Knochens aus der Gelenkpfanne verhindert.

Gleichermaßen wird eine Einklemmung der Kapsel des Schultergelenkes auf diese Weise vermieden. Die Endsehne des Muskels ist sehr breit, weshalb sie eine wichtige Rolle beim Schutz gegen eine vordere Schulterluxation darstellt. Beispiele für die Funktion des Muskels im Alltag finden sich zahlreiche, wo immer Innenrotationen erforderlich sind. Eine typische Aufgabe für diesen Muskel ist etwa das Lenken beim Autofahren, wobei Arme vor dem Körper gekreuzt werden. Auch beim Anlegen des Sicherheitsgurtes wird eine Innenrotation der Schulter bewirkt.


Krankheiten

Oftmals ist der Musculus subscapularis als Bestandteil der Rotatorenmanschette im Falle einer Ruptur dieser Manschette mitbetroffen. Die Verletzung des Muskels kann daher die gleichen Symptome einer üblichen Rotatorenmanschettenruptur hervorrufen.

Neben meist starken Schmerzen zeigt sich bei einer Verletzung dieses Muskels zudem ein deutlich beeinträchtigter Bewegungsradius bei der Innenrotation des Oberarmes. Ebenso ist es jedoch möglich, dass es zu einer gleichzeitigen Luxation kommt, das heißt, dass die Schulter umgangssprachlich ausgekugelt wird. Speziell bei bestimmten Unfallhergängen ist ein Gegenprall bei einem abduzierten, also vom Körper wegbewegten Arm, typisch. Solche Aufpralle bei außenrotierten Armen kommen oft bei Sportarten wie Handball oder Volleyball vor. Mit der Verletzung sind starke Schmerzen verbunden. Der Betroffene bewegt in solchen Fällen zur Schmerzvermeidung typischerweise den Arm leicht von seinem Körper weg und stützt ihn seitlich ab.

Die Beweglichkeit der Schulter ist hierbei sehr eingeschränkt, während die reguläre Schulterkontur fehlt. Für die Diagnose stehen Röntgenuntersuchungen, Kernspintomographie und Magnetresonanztomographie zur Verfügung. In Röntgenbildern findet sich der Kopf des Oberarmes meist nicht mehr sichtbar in der Gelenkpfanne. In den beiden Methoden der Tomographie fallen mögliche Risse des Muskels auf. Eine Einschränkung der Funktion des Musculus subscapularis kann zudem durch eine Lähmung des Nervus subscapularis, also des den Muskel versorgenden Nervs, zustande kommen. Auch in diesem Fall ist die Einschränkung der Innenrotation zentrales Symptom.

In diesem Fall kann besonders die Handfläche nur noch unter Zuhilfenahme anderer Muskeln an den Rücken bewegt werden. Aufgrund seiner im Hinblick auf den Oberarmkopf wichtigen stabilisierenden Funktion beeinträchtigen Schäden am Musculus subscapularis auch die Stabilität des Oberarmkopfes. Schäden am Subscapularis führen zu einer erhebliche Destabilisierung des Oberamkopfs. So kann es zum Gleiten des Oberarms nach vorne kommen, bis dieser am Schulterdach oder am Processus Coracoideus (lat. für Rabenschnabelfortsatz) reibt.

Dieses Phänomen ist bekannt unter der Bezeichnung Schulter-Impingement. Dies ist nicht zu verwechseln mit dem häufiger auftretenden Outlet-Impingement, das durch eine knöcherne Einengung zustande kommt. Problematisch sind Teilläsionen an diesem Muskel. Der Funktionsverlust bleibt aufgrund des großen Sehnensatzes und des direkten Kontakts des Muskels zum Oberarm unterhalb der Sehne oft zunächst unbemerkt.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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