Musculus deltoideus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Musculus deltoideus ist ein großer flächiger Skelettmuskel, der im ausgebreiteten Zustand einem Dreieckstuch ähnelt und die gesamte Schulter umspannt. Er hält den Kopf des Oberarmknochens in der Gelenkpfanne und dient zusammen mit anderen Muskeln in einem bestimmten Winkelbereich der Hebung des Oberarms.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus deltoideus?

Der Musculus deltoideus ist für den größten Teil der Bewegungen des Oberarms zuständig. In einem komplexen Zusammenspiel ermöglichen die drei Teile des Deltamuskels eine Bewegung des Oberarms in alle denkbaren Richtungen und Drehungen.
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Der Musculus deltoideus oder Deltamuskel ist Teil der Schultermuskulatur und umspannt in einem vorderen Teil (vorderer Deltamuskel), einem seitlichen Teil (mittlerer Deltamuskel) und einem hinteren Teil (hinterer Deltamuskel) das Schultergelenk und hüllt es ein.

Der vordere Deltamuskel entspringt dem Schlüsselbein (Clavicula), der mittlere dem Schulterdach (Akromion) und der hintere Deltamuskel entspringt dem Schulterblatt. Nach unten laufen alle drei Teile des Muskels spitz auf die Tuberositas deltoidea zu, auf den Ansatzpunkt am Oberarmknochen seitlich des Gelenkkopfes, den alle drei Teile des etwa 2 cm dicken Deltamuskels gemeinsam nutzen. Die Ausprägung des Deltamuskels verleiht der Schulter ihre Optik. Ein trainierter Deltamuskel vermittelt den Eindruck „breiter Schultern“. Motorisch innerviert wird der Deltamuskel von einem Ast des Achselnervs (Nervus axillaris), der noch zwei weitere Schultermuskeln innerviert. Der Achselnerv entspringt dem Nervengeflecht Plexus brachialis, das zwischen dem 5. und 6. Halswirbel (C5-C6) mit dem Rückenmark in Verbindung steht.

Anatomie & Aufbau

Der Musculus deltoideus ist ein dreiteiliger flächiger Skelettmuskel, der – wie fast alle Skelettmuskeln – aus quergestreifter Muskulatur aufgebaut ist. Der Deltamuskel unterliegt dem Willen und wird motorisch von einem efferenten Ast des Achselnervs innerviert.

Jeder Teil des Deltamuskels ist aus Muskelfaserbündeln aufgebaut, wobei jede Muskelfaser wiederum aus mehreren tausend fadenförmigen Myofibrillen besteht. Sie durchziehen die Muskelfasern über deren gesamte Länge und setzen sich selbst aus kleinen Einheiten, den Myofilamenten, zusammen. In den Myofilamenten, die aus speziellen Proteinen bestehen, läuft die Muskelkontraktion ab.

Die einzelnen Myofilamente schieben sich nach Erhalt des Befehls zur Kontraktion ineinander und bilden das typische Streifenmuster, das der Skelettmuskulatur die Zusatzbezeichnung quergestreift einbrachte. Der Musculus deltoideus ist allerdings kein reiner Befehlsempfänger über die efferenten Nervenfasern, die nur den Befehl „kontrahieren“ übermitteln können. Der Muskel steht auch über sensible, afferente Fasern des gemischten Achselnervs mit dem zentralen Nervensystem in Verbindung und kann auf das Immunsystem und andere Körperfunktionen Einfluss nehmen.

Funktion & Aufbau

Der Musculus deltoideus ist für den größten Teil der Bewegungen des Oberarms zuständig. In einem komplexen Zusammenspiel ermöglichen die drei Teile des Deltamuskels eine Bewegung des Oberarms in alle denkbaren Richtungen und Drehungen.

Der Vorderteil des flächigen Muskels (Pars clavicularis) ermöglicht ein Vorheben des Arms (nach vorne, oben), eine Anspreizung (Adduktion) an den Körper und eine Innenrotation. Der mittlere Teil des Muskels (Pars acromialis) kann den Arm abspreizen (vom Körper weg), und der hintere Teil (Pars spinalis) ist verantwortlich für Rückheben (nach hinten oben), für die Außenrotation und ebenfalls für die Abspreizung in einem bestimmten Winkelbereich.

Kombinierte Hebe-,Spreiz- und Rotationsbewegungen sind nur möglich in einer komplexen gegenseitigen Unterstützung. Teilweise wirken die drei Muskelteile untereinander als Synergisten oder auch als Antagonisten wie der Pars clavicularis und der Pars acromialis. Während der erstere als Adduktor (Anspreizer) wirken kann, tritt der Pars acromialis als Abduktor (Abspreizer) in Erscheinung und ist in diesem Fall der Antagonist zum Pars clavicularis.

Neben seiner Funktion als „Beweger“ des Oberarms kommt dem Deltamuskel noch eine Schutzfunktion zu. Er umhüllt flächig das Schultergelenk und wirkt damit als mechanischer Schutz für das Schultergelenk vor Gewalteinwirkungen durch Hiebe Stiche oder Schläge mit stumpfen Gegenständen. Die mechanische Schutzfunktion ist vergleichbar mit der eines flexiblen Schulterprotektors.

Interessant ist auch, dass im Bereich des Deltamuskels, der an exponierter Stelle liegt, keinerlei größeren Gefäße oder Nervenbahnen verlaufen. Das bedeutet, dass mechanische Gewaltanwendungen zwar den Deltamuskel verletzen, aber kaum Sekundärschäden durch Nerven- oder Gefäßläsionen verursachen können.


Krankheiten & Beschwerden

Funktionsbeeinträchtigungen des Musculus deltoideus können durch krankhafte Veränderungen im oder am Muskel selbst verursacht werden oder haben ihren Ursprung in Schädigung des Nervus axillaris. Die häufigste Art einer Beeinträchtigung des Deltamuskels liegt in einer Dauerverspannung, die durch Überlastung oder ständig sich wiederholende Fehlbelastungen entstehen kann.

Auch Dauerstress begünstigt die Ausbildung derartiger Verspannungen. Ungünstige Haltungen am PC, verbunden mit Stresssituationen begünstigen die Ausbildung von Muskelverhärtungen enorm. Eine direkte Beeinträchtigung des Deltamuskels kann durch sogenannte Lipome verursacht werden.

Das sind gutartige Tumore der Zellen des Fettgewebes. Lipome im Deltamuskel machen sich in der Regel durch kleine Beulen an der Oberfläche bemerkbar. In seltenen Fällen kann der Muskel durch eine Venenthrombose oder eine Entzündung der Armvenen beeinträchtigt werden. Bei Schulterschmerzen im Bereich des Deltamuskels ist häufig nicht der Muskel selbst betroffen, sondern ein entzündeter Schleimbeutel, der die Beschwerden verursacht.

Die häufigsten nervlich bedingten Beeinträchtigungen des Muskels liegen in einer (mechanischen) Kompression des Nervus axillaris, die durch Verengungen in den „Durchleitungsstellen“ des Nervs ausgelöst werden können und zu einer Neuritis führen. Eine weitere, nervlich bedingte Beeinträchtigung, kann durch eine eher selten auftretende Schulteramyotrophie verursacht werden.

Es handelt sich um eine Entzündung im Nervengeflecht Plexus brachialis, dem der Nervus axillaris entspringt und den Deltamuskel innerviert. Die Symptome sind plötzlicher, reißender Schmerz in der Schulter, der in den Arm ausstrahlen kann. Bei weiter fortschreitender Krankheit kommt es zu Lähmungserscheinungen, die hauptsächlich den Deltamuskel betreffen.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014

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