Musculus teres minor
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Musculus teres minor ist ein Skelettmuskel, der zur Schultermuskulatur gehört. Er bildet einen Teil der Rotatorenmanschette, welche den Oberarmknochen (Humerus) an der Schulter hält. Schäden am Musculus teres minor oder an seinem Nerv können die Stabilität der Manschette beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit einer Ausrenkung der Schulter (Luxation) erhöhen.
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Was ist der Musculus teres minor?
Beim Musculus teres minor handelt es sich um einen quergestreiften Skelettmuskel, welcher der willkürlichen Kontrolle des Menschen unterliegt. Er erstreckt sich zwischen dem Schulterblattrand und dem Oberarmknochen und ist Teil der Rotatorenmanschette (Muskel-Sehnen-Kappe), die den Oberarmknochen an der Schulter befestigt und das Gelenk stabilisiert.
Diesen zusätzlichen Halt benötigt das Schultergelenk, da es nur eine verhältnismäßig flache Gelenkpfanne besitzt, aus welcher der Gelenkkopf leicht herausspringen kann. Ausrenkungen (Luxationen) sind an diesem Gelenk deshalb besonders häufig. Gemeinsam mit dem Musculus teres major umschließt der Musculus teres minor außerdem die Achsellücke. Er ist auch als kleiner Rundmuskel bekannt und zählt zur Schultermuskulatur. Über ihm liegt der Deltamuskel (Musculus deltoideus), der sich als Dreieck zwischen Schlüsselbein, Schulterblatt und Oberarmknochen erstreckt.
Anatomie & Aufbau
Hier setzen auch der Musculus infraspinatus und der Musculus supraspinatus an, die wie der Musculus teres minor zur Rotatorenmanschette gehören. Als vierter Muskel dieser Einheit kommt noch der Musculus subscapularis hinzu; dieser setzt jedoch nicht am Tuberculum majus humeri an, sondern am Tuberculum minus, einem kleineren Vorsprung des Oberarmknochens. Zwischen den beiden Knochenvorsprüngen verläuft eine Grube, in der die Sehne des Musculus biceps brachii Halt findet.
Der Musculus teres major oder große Rundmuskel ist für die Stabilität der Schulter ebenfalls von Bedeutung. Wie der Musculus teres minor zeichnet er sich außerdem für eine Reihe von Armbewegungen verantwortlich. Den Befehl zum Zusammenziehen erhält der Musculus teres minor über den Nervus axillaris, der auch den Musculus teres major sowie den Musculus deltoideus innerviert.
Funktion & Aufgaben
Der Musculus teres minor ist ein quergestreifter Muskel und besteht aus einer Vielzahl von Muskelfasern, die ihrerseits zu Bündeln zusammengefasst sind. Eine Muskelfaser stellt eine Muskelzelle dar, enthält im Gegensatz zu anderen Zellen jedoch mehrere Zellkerne, da die klassische Einheit mit einem Kern in einer membranumhüllten Zelle im Muskelgewebe nicht existiert. Stattdessen bildet die Feinstruktur innerhalb der Muskelfaser Myofibrillen, die sich längs durch die Faser ziehen.
Ihre Querabschnitte (Sarkomere) sind durch einen Wechsel von Aktin-/Tropomyosin-Filamenten und Myosin-Filamenten gekennzeichnet. Z-Scheiben grenzen die Sarkomere voneinander ab. Zieht sich der Muskel zusammen, schieben sich die feinen Filamente der quergestreiften Muskulatur ineinander; die Myosin-Filamente besitzen Köpfchen, mit denen sie am komplementären Filament andocken können. Wenn sie anschließend umklappen, ziehen sie die Filamente zusammen und verkürzen dadurch die Muskelfaser in ihrer Länge.
Diesen Vorgang machen Kalziumionen möglich, die aus dem sarkoplasmatischen Retikulum stammen. Beim sarkoplasmatischen Retikulum handelt es sich um ein Röhrensystem, das in der Muskelfaser die Myofibrillen umgibt. Erreicht ein elektrisches Nervensignal (Aktionspotenzial) den Muskel, überquert es zunächst eine Synapse und löst im Muskel das sogenannte Endplattenpotenzial aus: eine elektrische Ladungsverschiebung in der Muskelzelle. Dieses Endplattenpotenzial breitet sich über das Sarkolemm, die T-Tubuli und schließlich das sarkoplasmatische Retikulum aus.
Nervenzellen, deren Aufgabe die Steuerung von Muskeln ist, heißen Motoneurone. Sie reizen nicht nur eine einzelne Muskelfaser, sondern mehrere gleichzeitig. Das Verhältnis schwankt von Muskel zu Muskel: Feine Bewegungen erfordern ein geringeres Verhältnis als grobe; beispielsweise reizt am Bizeps ein Motoneuron etwa 700 Muskelfasern.
Kontraktionen des Musculus teres minor wirken an verschiedenen Armbewegungen mit. Der Muskel ist aktiv, wenn ein Mensch den zuvor abgespreizten Arm wieder zum Rumpf hin zieht (Adduktion) und wenn er ihn nach außen dreht (Außenrotation). Darüber hinaus beteiligt sich der Musculus teres minor an der Retroversion; diese Bewegung streckt den Arm nach hinten vom Körper weg.
Krankheiten
Funktionelle Beeinträchtigungen des Musculus teres minor können auch durch Läsionen am Nervus axillaris entstehen, der den Muskel mit neuronalen Signalen versorgt. Eine mögliche Ursache für Schäden am Nervus axillaris ist ein Bruch des Oberarms am Collum chirurgicum. Diese Stelle bricht besonders leicht und kann dabei den Nervus axillaris ebenfalls beschädigen. Auch während der Knochenheilung ist eine Läsion des Nervs möglich: Um den Bruch zu reparieren, bildet der Körper neues Knochengewebe, das als Kallus eine Schwiele über der Bruchstelle errichtet.
Darüber hinaus kann eine Luxation den Nervus axillaris schädigen, wenn er beim Ausrenken des Gelenks überdehnt. In beiden Fällen führt die Beeinträchtigung des Nervus axillaris dazu, dass die Nervenbahn den Musculus teres minor und andere Muskeln nicht mehr wie gewöhnlich mit motorischen Signalen versorgt.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 4 – Arm. Springer, Berlin 2004
- Schröder, J. M.: Pathologie der Muskulatur. Springer, Berlin 2011