Nabelinfektion (Omphalitis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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An einer Nabelinfektion bzw. Omphalitis können sehr junge Säuglinge erkranken. Unbehandelt kann die Infektion durchaus lebensbedrohlich werden, antibiotische Therapie und Beobachtung im Krankenhaus sind daher fast immer notwendig. In Ländern mit ausreichenden Hygienestandards und guter medizinischer Versorgung tragen Nabelinfektionen so gut wie nicht mehr zur Säuglingssterblichkeit bei.
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Was ist eine Nabelinfektion?
Die Nabelinfektion oder Omphalitis bei neugeborenen Säuglingen ist eine durch Bakterien verursachte Entzündung des nach dem Durchtrennen der Nabelschnur verbliebenen Nabelstumpfes und des umliegenden Gewebes der Bauchwand.
Für die Komplikation bei der Nabelheilung sind häufig Mischinfektionen mit verschiedenen Bakterienarten verantwortlich, die zur normalen Bakterienflora des Menschen gehören. Häufig an Nabelinfektionen beteiligt sind die auf der Haut vorkommenden Arten Staphylococcus aureus und Streptokokkus und die Darmbakterien Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Proteus mirabilis.
Ursachen
Das unausgereifte Immunsystem des Säuglings kann mit den normalerweise harmlosen Bakterien oft noch nicht fertig werden. Was Bakterien angeht, ist ein Neugeborenes quasi ein unbeschriebenes Blatt - in der weitgehend keimfreien Umgebung der Gebärmutter hat sein Körper kaum Erfahrungen mit Bakterien gemacht. Risikofaktoren für eine Nabelentzündung sind ein geringes Geburtsgewicht, andere Infektionskrankheiten wie etwa Lungenentzündung oder bereits bestehende Sepsis, Immunschwäche und schlechter Allgemeinzustand.
Bei normalgewichtigen, gesunden Säuglingen gehören ungewöhnlich lange Geburten und vorangegangene Komplikationen wie Plazentainfektionen zu den Risikofaktoren. Auch ein im Verlauf einer neonatalen Behandlung eingesetzter Nabelschnurkatheter erhöht das Risiko der Entwicklung einer Nabelinfektion.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Nabelinfektion tritt normalerweise unmittelbar nach der Geburt auf. Die Erkrankung ist an dem schmierig-eitrigen, meist geröteten Nabel zu erkennen, der sehr berührungsempfindlich ist. Die Infektion kann außerdem Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Unwohlsein hervorrufen. Betroffene Kinder trinken außerdem wenig und verweigern meist auch die Nahrungsaufnahme.
Im Bereich des Nabels kann es zu Blutungen und einer Schwellung kommen. Mit dem Fortschreiten der Infektion wölbt sich der Nabel nach vorne und nimmt eine rötlich-weiße Farbe an. Wenn sich Eiter gebildet hat, entwickelt sich zudem eine Zyste. Diese kann aufbrechen und zu einer Verschleppung der Erreger ins Blut führen, woraus Komplikationen wie Superinfektionen und Sepsis resultieren können.
Mögliche Folgen einer Nabelinfektion sind außerdem Bauchfellentzündung, Abszesse im Magen-Darm-Trakt sowie bakteriell bedingte Thrombosen. In schweren Fällen bilden sich Leberabszesse oder Entzündungen der Herzinnenhaut. Die Omphalitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und kann unbehandelt zum Tod des Säuglings führen.
Die Symptome entwickeln sich in den ersten Stunden bis Tagen nach der Geburt und nehmen rasch an Intensität zu. Wenn eine Behandlung erfolgt, bevor sich ein Abszess gebildet hat, klingen die Krankheitszeichen in der Regel schnell wieder ab.
Diagnose & Verlauf
Auch wenn leichte Rötungen und geringfügige Blutungen normale Begleiterscheinungen der Nabelheilung sein können: Zeichen einer Nabelinfektion sollte in jedem Fall der Kinderarzt begutachten. Die Diagnose der Nabelinfektion erfolgt durch Untersuchung des Nabels.
Hautrötungen, blutiger oder eitriger Ausfluss, Schwellung, Wärme und Vorwölbung des Nabels sind häufige Symptome einer beginnenden Nabelinfektion. Im fortgeschrittenen Stadium der Nabelentzündung ist oft eine extreme Vorwölbung des Nabels zu beobachten. Fieber, beschleunigter Herzschlag, niedriger Blutdruck und Apathie treten auf.
Unbehandelt kann die Infektion schnell ins Blut übergehen und zu Sepsis und lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen der Organe führen. Bauchfellentzündungen, Leberabszesse, bakteriell bedingte Thrombosen (Aderverschlüsse) und Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) können äußerst gefährliche Folgen einer Nabelinfektion sein.
Komplikationen
Am Bauchnabel kommt es bei den Betroffenen in der Regel zu starken Rötungen oder Schwellungen. Auch ein Sekret kann dabei aus dem Nabel austreten. Die Infektion breitet sich weiterhin im Körper aus, sodass es in der Regel zu Fieber und zu einem erhöhen Puls kommt. Auch ein niedriger Blutdruck und Atembeschwerden können durch die Nabelinfektion auftreten. Weiterhin kommt es ohne Behandlung zu Beschädigungen an der Leber und zu einer Bauchfellentzündung.
Die Betroffenen können auch an einer Herzentzündung erkranken und an dieser versterben. In den meisten Fällen leiden dabei auch die Angehörigen und die Eltern an einer psychischen Belastung oder an Depressionen. Die Behandlung der Nabelinfektion erfolgt in der Regel mit Hilfe von Antibiotika und führt relativ schnell zu einem Erfolg. Dabei treten keine Komplikationen auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Zur Risikogruppe einer Nabelinfektion gehören Säuglinge. Daher sollten insbesondere Eltern oder Erziehungsberechtigte bei auftretenden Beschwerden oder Unregelmäßigkeiten einen Arztbesuch mit dem Nachwuchs initiieren. Kommt es zu einem seltsamen und auffallenden Verhalten des Neugeborenen, wird eine Abklärung durch einen Arzt empfohlen. Weinerlichkeit, Apathie oder Teilnahmslosigkeit sind Anzeichen einer bestehenden Unstimmigkeit. Wird die Nahrungszufuhr verweigert, steigt die Körpertemperatur oder stellt sich eine Unruhe ein, benötigt der Säugling medizinische Hilfe.
Bei Schlafstörungen, optischen Veränderungen im Bereich des Nabels, Blutungen oder Schwellungen ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Rötungen der Haut am Nabel oder offene Wunden müssen medizinisch versorgt werden. Nehmen die Beschwerden an Umfang oder Intensität zu, ist schnellstmöglich ein Arztbesuch vonnöten. In schweren Fällen droht eine Sepsis und damit ein lebensgefährlicher Zustand für das Kind.
Unter schlechten hygienischen Bedingungen kann es ohne eine ärztliche Behandlung zum vorzeitigen Ableben des Säuglings kommen. Eine anhaltende Abgeschlagenheit und ein Unwohlsein des Säuglings sind einem Arzt vorzustellen. Reagiert das Kind kaum auf soziale Interaktionen oder andere Sinnesreize der Umgebung, sind dies Anzeichen einer vorhandenen Unregelmäßigkeit. Die Beobachtungen sollten mit einem Arzt besprochen werden, damit eine Klärung der Ursache erfolgen kann und ein Behandlungsplan zur Linderung der Beschwerden erstellt wird.
Behandlung & Therapie
Präsentiert sich die Nabelinfektion im sehr frühen Stadium, können lokale desinfizierende Maßnahmen die Entzündung zum Stillstand bringen. Typischerweise ist bei einer Nabelinfektion aber ein Krankenhausaufenthalt von etwa zwei Wochen notwendig. Eine Kombination von Antibiotika, die die verschiedenen beteiligten Bakterientypen bekämpfen, wird intravenös verabreicht.
Penicillin wird dabei häufig ergänzt durch Aminoglykoside und gegen anaerobe Keime wirksame Mittel. Durch die im Krankenhaus mögliche stetige Überwachung der Lebensfunktionen kann der Verlauf der Infektion genau beobachtet werden. Eventuelle Komplikationen werden so früh erkannt und rechtzeitig behandelt.
Zusätzlich zur antibiotischen Therapie sind häufig blutdruckstabilisierende Maßnahmen, Beatmung und weitere Schritte zur Stabilisierung des Allgemeinzustandes erforderlich. Zu den möglichen Komplikationen einer Nabelinfektion gehören auch Abszesse (abgekapselte Eiterherde) oder das Absterben von Haut- und Muskelgewebe (Nekrosen) in der Nabelumgebung. In diesen Fällen sind chirurgische Eingriffe zur Entfernung von Eiterherden und nekrotischem Gewebe dringend notwendig.
Aussicht & Prognose
Die Prognose für eine Nabelinfektion ist sehr günstig. Allerdings führen Komplikationen der Entzündung, wenn sie nicht behandelt werden, zu Sterberaten von 7% bis 15%. Bei rund 4% der Neugeborenen, die eine lokalisierte Form der Omphalitis entwickeln, tritt oftmals die gefürchtete Sepsis auf. Die Todesrate ist in solchen Fällen trotz der heutigen Fortschritte der modernen Medizin noch immer sehr hoch. Im Falle der Sepsis liegt die Sterblichkeit bei 30% bis 40% bei normal geborenen Kindern, wohingegen die Sterberate bei Frühgeborenen um die 50% und mehr liegt. Diese Prognose weist auf den sehr hohen Bedarf an einer rechtzeitigen Diagnose der Krankheit hin. Die Omphalitis ist dabei eine Pathologie, die trotz rascher Entzündungsprävalenz gut gesehen werden kann. Deshalb sollte sie auch von Müttern der betroffenen Kinder auf Grund der visuellen Beurteilung des Bauchnabels bereits diagnostiziert werden können.
Die unvorhergesehene Diagnosestellung der Krankheit und die dadurch verzögerte Behandlung von Omphalitis führen oftmals zu Behinderung oder sogar zum Tode von betroffenen Kindern. Daher hat vor allem eine rechtzeitige Diagnose und die wirksame Behandlung eine sehr wichtige Bedeutung. Folgen und Komplikationen treten auf, wenn die Bakterien auf die Nabelschnur, die ein direkter Zugang zum Blutfluss ist, übersiedeln. So entwickeln sich Komplikationen die das Sterberisiko erheblich erhöhen.
Vorbeugung
Maßnahmen zur Nabelhygiene können vorbeugend gegen eine Nabelinfektion wirksam sein. Allerdings wird heute in der Regel mit dem Nabel viel entspannter umgegangen als in früheren Generationen. Es wird zum Beispiel generell nicht mehr empfohlen, den Nabel abzudecken oder zu verbinden, auch vom Baden wird nicht mehr abgeraten.
Silberpuder oder Desinfektionsmittel gehören heute nicht mehr zur normalen Nabelpflege. Wichtig ist, den Nabel trocken, luftig, sauber und frei von Urin und Stuhlgang zu halten. Der Nabelstumpf sollte nur mit gewaschenen Händen berührt werden. Ist es nötig, den Nabel direkt zu reinigen, empfehlen sich mit Wasser oder Alkohol angefeuchtete sterile Kompressen.
Nachsorge
Solange die Nabelinfektion noch nicht komplett verheilt ist, sollte bei Säuglingen die Windel etwas unterhalb des Nabels geschlossen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich der Bauchnabel durch Ausscheidungen nochmals infiziert. Ebenso sollten auch erwachsene Betroffene die Kleidung möglichst locker tragen.
Denn ein Abdecken würde das Austrocknen und Abheilen des Nabels deutlich verzögern. Nässt der Bauchnabel, sollten Betroffene etwas Nabelpuder anwenden und den entzündeten Nabel auf diese Weise möglichst trocken halten. Auch kann ein spezielles antibiotisches Nabelpuder verwendet werden. Es sind zudem luftdurchlässige Nabelkompressen erhältlich, die den Nabel trocken halten.
Das Wichtigste bei der Nachsorge ist, dass der Bauchnabel trocken bleibt und vor allem vor Wundscheuern geschützt wird. Zur nachsorgenden Nabelpflege sollten keinesfalls Cremes oder parfümierte Öle verwendet werden, weil sie die empfindliche Haut nur reizen und aufweichen würden. Verwenden Betroffene zur schnelleren Austrocknung ein spezielles Puder, sollten einmal pro Tag alle Puderreste vorsichtig von dem entzündeten Nabel entfernt werden.
Dies gelingt am besten mit Hilfe einer sterilen Kompresse, die zuvor in verdünnter Calendula-Essenz getränkt wurde. Eventuelle Krusten sollten nicht entfernt werden, da sonst die Möglichkeit besteht, den empfindlichen Nabel zu verletzten. Zeigen sich nach trotz sorgfältiger Nachsorge noch länger Rötungen, Nässe oder sogar Vereiterungen, wird geraten einen Arzt aufzusuchen.
Das können Sie selbst tun
Wenn eine Nabelinfektion festgestellt wurde, sollten die Eltern zunächst auf eine strikte Körperhygiene beim Kind achten, um eine weitere Ausbreitung der Entzündung zu verhindern. Der Arzt kann geeignete Salbe verordnen, welche die Eltern auf die betroffenen Stellen auftragen können.
Begleitend dazu ist eine enge ärztliche Überwachung wichtig. Die Eltern sollten enge Rücksprache mit dem Arzt halten und diesen über etwaige Komplikationen informieren. Sollte die Entzündung stärker werden oder weitere Symptome hinzukommen, zum Beispiel Fieber oder ein zunehmendes Unwohlsein, wird am besten umgehend die Arztpraxis aufgesucht. Die weiteren Selbsthilfe-Maßnahmen konzentrieren sich darauf, die antibiotischen und antiseptischen Salben nach den Vorgaben des Arztes anzuwenden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass das Kind ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Wird dies berücksichtigt, ist eine rasche Genesung zu erwarten.
Dennoch können sich in Einzelfällen ernste Komplikationen wie eine Nekrose entwickeln. Dann muss das Kind operativ behandelt werden. Nach einem solchen Eingriff sind Schonung und Bettwärme wichtig. Zudem sollte das Kind auf Allergien untersucht werden, damit es bei der Anwendung von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern nicht zu unvorhergesehenen Komplikationen kommt.
Quellen
- Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Hellstern, G., et al: Kurzlehrbuch Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009