Trinkschwäche

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Trinkschwäche tritt vor allem bei Frühchen auf und entspricht einer Verminderung des Saugreflexes. Ursächlich können Läsionen des zentralen Nervensystems, Infektionen oder Medikamenteneinnahmen der Mutter in der Stillzeit sein. Die Behandlung erfolgt wenn erforderlich über eine Magensonde.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Trinkschwäche?

Ein evolutionsbiologisch lebenswichtiger Reflex ist zum Beispiel der Saugreflex, der Säuglinge zum Saugen an der mütterlichen Brust bewegt.
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Säuglinge besitzen mehr Reflexe als erwachsene Menschen. Dieses Mehr an Reflexen hängt zum einen mit der noch unzureichenden Ausreifung der Motoneuronen zusammen und soll zum anderen das Überleben des Säuglings sicherstellen. Ein evolutionsbiologisch lebenswichtiger Reflex ist zum Beispiel der Saugreflex, der Säuglinge zum Saugen an der mütterlichen Brust bewegt.

Der Reflex wird durch einen Berührungsreiz auf den Lippen des Neugeborenen ausgelöst. Bei der sogenannten Trinkschwäche handelt es sich um Störungen dieser reflektorischen Saugbewegung. Die Trinkschwäche manifestiert sich im Neugeborenenalter und entspricht einem mitunter krankhaften Symptom, das sich in Form von einem verminderten Saugreflex äußert.

Die Trinkschwäche kann symptomatisch für eine übergeordnete Erkrankung stehen und so zum Beispiel auf ein Syndrom verweisen. Allerdings kann es sich bei der Verminderung des Saugreflexes auch um eine erworbene Erscheinung handeln. Ein dezent verminderter Saugreflex hat nicht zwingend pathologischen Wert. Besonders häufig werden Trinkschwächen an Frühchen beobachtet.

Ursachen

Jeder Reflex entspricht einem Reflexbogen. Am Anfang des Reflexbogens steht ein Reiz, der von den Sinneszellen aufgenommen wird und sie zur Bildung eines Aktionspotenzials veranlasst. Über sensibel afferente Nervenbahnen erreichen die Reizinformationen das zentrale Nervensystem, wo sie auf motorische Nervenbahnen verschalten werden und schließlich zu den beteiligten Muskeln wandern.

Auf diese Weise wird durch einen Reiz eine motorisch reflektorische Antwort im Sinne einer Bewegung oder eines Bewegungsablaufs ausgelöst. Ein Reflexbogen liegt auch dem Saugreflex des Säuglings zugrunde. Die Trinkschwäche entspricht einer Störung des Reflexbogens, die entweder angeboren oder erworben ist. Die Ursache ist die Schädigung des reflexbeteiligten Nervengewebes.

Diese Schädigung kann einer traumatischen, einer entzündlichen, einer toxischen oder einer genetisch bedingten Schädigung entsprechen. Genetisch bedingte Formen sind in der Regel Unterentwicklungen der beteiligten Nervenstrukturen. Abgesehen von diesen Ursachen kann eine Trinkschwäche auf Infektionen verweisen. Auch bei geschwächten Säuglingen kann sich der Trinkreflex vermindern. Darüber hinaus können Trinkschwächen mit Medikamenteneinnahmen der Mutter in der Stillzeit assoziiert sein.

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Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Wenn die mütterliche Brust den Mund von Säuglingen berührt oder ihr Mund sanft von einem Finger berührt wird, löst diese Berührung bei einem gesunden Säugling den Saugreflex aus. Ein Neugeborenes mit einer Trinkschwäche saugt trotz der Berührung nicht oder zumindest mit verminderter Kraft. Das wirft Ernährungsprobleme auf.

Aus diesem Grund ist das häufigste Begleitsymptom einer Trinkschwäche Mangelernährung, die die Konstitution des Säuglings weiter schwächen kann. Von einer pathologischen Trinkschwäche ist erst ab einem bestimmten Ausmaß die Rede. Wenn der Säugling trotz einer geringfügig verminderten Saugleistung asymptomatisch bleibt, hat die Trinkschwäche in der Regel keinen Krankheitswert.

Wenn Begleitsymptome oder eine ausgeprägte Schwäche vorliegen, liegt Krankheitswert vor. Neben der Schwäche durch Mangelernährung können sich weitere Symptome einstellen, die jeweils von der Ursache der Reflexverminderung abhängen.

Den ersten Verdacht auf eine Trinkschwäche entwickelt der Arzt bei der Anamnese. Auch die Blickdiagnose kann entscheidende Hinweise liefern, so zum Beispiel wenn eine Unterernährung, eine abnormale Schwäche oder die Symptome eines bestimmten Syndroms mit symptomatischer Trinkschwäche ersichtlich sind. Das Ausmaß einer Trinkschwäche lässt sich bestimmen, indem ein Provokationstest in Form einer Berührung des Mundes durchgeführt wird.

Um die Ursache einer Trinkschwäche zu bestimmen, finden weitgefächerte Untersuchungen statt. Eine Bildgebung des Gehirns und der Wirbelsäule deckt zum Beispiel Läsionen des zentralen Nervensystems auf. Auch das Vorliegen einer Infektion lässt sich mittels klinischer Untersuchung bestätigen oder ausschließen. Die Prognose für Säuglinge mit einer Trinkschwäche hängt vom Ausmaß der Reflexverminderung ab.

Komplikationen

Bei einer Trinkschwäche können viele verschiedene Komplikationen auftreten, die stark von der Ausprägung der Trinkschwäche abhängen. Eine Trinkschwäche stellt allerdings immer einen sehr ungesunden Zustand für den menschlichen Körper dar und muss daher immer behandelt werden. Ohne Behandlung kann die Trinkschwäche zu ernsthaften Folgeschäden führen, die nicht mehr reversibel behandelt werden.

In der Regel kommt es bei einer Trinkschwäche zu starken Kopfschmerzen und anderen Beschwerden. Der Patient fühlt sich oft müde und niedergeschlagen, ein allgemeines Krankheitsgefühl tritt ein. Vor allem bei Grippen und Erkältungen sollten Patienten die Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei einer Trinkschwäche kann nur unter starken Einschränkungen eine sportliche Aktivität betrieben werden, da der Patient nicht genügend Wasser hat, um zu schwitzen.

Hier kann es im schlimmsten Falle zu einem Kreislaufkollaps kommen, falls die Hitze nicht richtig abgeführt werden kann. Meistens wird eine Trinkschwäche bei psychologischen Gesprächen behandelt, da sie oft eine psychologische Ursache hat. In vielen Fällen helfen schon nur einige Gespräche, die Trinkschwäche zu beseitigen. Auch Eltern tragen einen wichtigen Teil dazu bei, um zu verhindern, dass eine Trinkschwäche beim Kind entsteht. Meistens verläuft die Krankheit allerdings positiv und führt nicht zu weiteren Komplikationen, falls sie rechtzeitig behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Trinkschwäche tritt in den meisten Fällen bei Säuglingen auf. Dabei ist der Schluckreflex überhaupt nicht oder nur teilweise ausgebildet. Aus diesem Grund kommt es zu Problemen und Komplikationen bei der Nahrungsaufnahme. Wenn betroffene Eltern dieses Krankheitsbild beim eigenen Kind feststellen, dann muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Nur durch eine entsprechende Behandlung kann Abhilfe geschaffen werden.

Wer an dieser Stelle auf eine Behandlung bzw. auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der geht ein gefährliches Risiko ein. Unter Umständen kann es zu einer Unterernährung kommen, was besonders in dieser frühen Entwicklungsstufe schwerwiegende Folgen haben kann. Nährstoffmangel kann zu dauerhaften Schäden führen, sodass ein Arztbesuch zwingend notwendig ist. Somit gilt: Die meisten Nährstoffe nehmen Säuglinge durch das Trinken auf. Aus diesem Grund ist es immens wichtig, dass Säuglinge ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Wird dieser Vorgang durch eine Trinkschwäche eingeschränkt, ist höchste Vorsicht geboten.

Ein Besuch beim Kinderarzt darf in so einem Fall nicht auf die lange Bank geschoben werden. Nur durch eine frühzeitige Behandlung, können dauerhafte Folgeschäden vermieden werden. Wer an dieser Stelle zu lange wartet, der muss für sein Kind mit dauerhaften Folgeschäden rechnen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Trinkschwäche hängt mitunter von den Ursachen und dem Ausmaß der Schwäche ab. Bei einer dezent ausgeprägten Trinkschwäche erhält der Säugling zunächst die Flasche mit der erforderlichen Menge an Milch. Die Auswahl des Saugers ist in diesem Fall entscheidend. Der Sauger wird in einer Ausführung gewählt, die dem Säugling das Saugen erleichtert.

Wenn diese Maßnahmen nicht zur Sicherung der Ernährung ausreichen, kann eine Magensonde zur Stabilisierung der Konstitution zum Einsatz kommen. Die Sonde wird in der Regel durch die Nase eingeführt und erreicht über die Nase den Verdauungstrakt. Über diese Sonde wird der Säugling so lange wie erforderlich ernährt. In den meisten Fällen werden ausgeprägte Trinkschwächen stationär in der Klinik behandelt.

Wenn statt einer Schädigung des Gehirns die Medikamenteneinnahme der Mutter die Trinkschwäche hervorruft, reicht die Flaschengabe von Fremdmilch in aller Regel zur Behandlung aus. Bei Infektionen entspricht die Behandlung in den meisten Fällen der Gabe von Antibiotika oder entzündungshemmenden Medikamenten, falls infektiöse Entzündungen vorliegen.

Eine ursächliche Behandlung der Trinkschwäche erfolgt damit nur bei Trinkschwächen durch mütterliche Medikamenteneinnahme oder allgemeine Schwäche und bei infektionsbedingter Reflexverminderungen. Im Rahmen von Läsionen des zentralen Nervensystems kann die Schwäche also ausschließlich symptomatisch behandelt werden.

Aussicht & Prognose

Eine Trinkschwäche kann zu verschiedenen Komplikationen und weiteren Beschwerden führen. In vielen Fällen bessert sich die Trinkschwäche von alleine und verschwindet wieder, sodass keine zusätzliche Behandlung notwendig ist. Falls die Trinkschwäche nicht behandelt wird, erhält der Körper dauerhaft zu wenig Flüssigkeit. Dies wirkt sich negativ auf die einzelnen Organe und die Lebensqualität aus.

In vielen Fällen führt die Trinkschwäche damit zu Kopfschmerzen und einem allgemeinen Gefühl der Schwäche. Bei einer sehr stark ausgeprägten Trinkschwäche können auch bestimmte Organe durch den Mangel an Flüssigkeit beschädigt werden. In einigen Fällen kommt es bei den Betroffenen auch zu Ohnmachtsanfällen.

Eine Behandlung führt in den meisten Fällen zu einem Erfolg und zieht keine weiteren Komplikationen nach sich. Allerdings muss sie in einigen Fällen auch psychologisch erfolgen, falls die Trinkschwäche aufgrund eines psychischen Problems entstanden ist. Eltern müssen ihren Kindern beibringen, dass eine Trinkschwäche gefährlich für den eigenen Körper sein kann. Damit tragen sie eine hohe Verantwortung, um dieses Symptom zu vermeiden.

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Vorbeugung

Einer Trinkschwäche lässt sich lediglich insoweit vorbeugen, wie Maßnahmen zur Verhinderung von Infektionen oder mütterlicher Medikamenteneinnahme in der Stillzeit zur Verfügung stehen. Genetisch bedingte Läsionen des zentralen Nervensystems sind nur schwer vollständig auszuschließen. Allerdings können unter anderem Abstinenz und ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft im weitesten Sinne als eine Vorbeugemaßnahme verstanden werden.

Das können Sie selbst tun

Besteht der Verdacht einer Trinkschwäche muss zeitnah ein Kinderarzt aufgesucht werden. Im Alltag ist es sinnvoll, das Gewicht des Kindes regelmäßig zu kontrollieren und das Verhalten zu beobachten. Nimmt das Kind zu, besteht kaum eine Gefahr. Ist das Kind sehr unruhig, ermattet schnell, schläft übermäßig viel, ist kaum erweckbar - dann ist es nötig, den Kinderarzt aufzusuchen. Gemeinsam kann entschieden werden, ob das Stillen ausreicht, oder zugefüttert werden muss. Sogar eine Magensonde ist vorübergehend eine Option.

Bei der Gabe von Milch aus einer Trinkflasche lässt sich die eingenommene Menge besser kontrollieren. Häufigere kleinere Mahlzeiten mit dünnflüssiger Milch sind für schwach trinkende Säuglinge gut geeignet. Auch die Größe und Art des Saugers kann sich positiv auf das Trinkverhalten auswirken.

Vor den Mahlzeiten sind Reize, die im Mundbereich gesetzt werden, hilfreich für die Entwicklung des Schluckreflexes. Ein leichter Fingerdruck an den Lippen, zarte Massagen am Mundboden oder kleine Geschmacksreize auf der Zungenspitze fördern die Wahrnehmung im Mund. Der kleine Finger streicht über das Zahnfleisch, kreist in den Wangen, übt einen leichten Druck auf Gaumen und Zunge aus. Oft beginnt das Kind dann am Finger zu saugen und ist dann aufmerksam genug für die Nahrungsaufnahme.

Quellen

  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Kurz, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Speer, C.P., Gahr, M. (Hrsg.): Pädiatrie. Springer, Berlin 2013

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