Nierenerkrankung (Nephropathie) bei Bluthochdruck

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bluthochdruck tritt manchmal kurzzeitig auf. Sollten die Werte jedoch dauerhaft höher als normal sein, muss ein Arzt konsultiert werden. Eine Nierenerkrankung, wie die Nephropathie, kann die Folge von unbehandeltem Bluthochdruck sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenerkrankung (Nephropathie)?

Nierenerkrankungen (Nephropathie) bei Bluthochdruck verlaufen zu Beginn meist ohne Symptome. Lediglich der Bluthochdruck kann, wenn überhaupt, unspezifische Beschwerden hervorrufen.
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Eine Nierenerkrankung (Nephropathie) entsteht bei Patienten, die unter Bluthochdruck leiden und diesen nicht oder nur unzureichend behandeln lassen.

Da die Nierenfunktion und der Blutdruck in Wechselwirkung zueinander stehen, entsteht als Folgeerkrankung eine chronische Niereninsuffizienz. Der Blutdruck wird einerseits über die Hormonausschüttung der Niere geregelt. Zum anderen ist die Niere für den Flüssigkeitshaushalt im Körper verantwortlich. Das Zusammenspiel beider Faktoren bestimmt somit den Blutdruck.

Besteht ein dauerhafter Bluthochdruck, kann das Gefäßsystem innerhalb der Niere beschädigt werden. Aber auch eine Schädigung der Niere kann ursächlich für einen Bluthochdruck sein. Eine Nierenerkrankung verläuft zunächst unbemerkt. Je geringer die Nierenfunktion wird, desto mehr Beschwerden stellen sich sein.

Zunächst verspüren die Patienten Müdigkeit und haben weniger Appetit. Es kann zu Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen kommen. Hinzu kommt auch die Einlagerung von Gewebeflüssigkeit (Ödeme), verbunden mit einem Juckreiz der Haut. Diese kann bronzefarbig aussehen. In der Folge treten bei einer Nierenerkrankung Anämie (Blutarmut) sowie eine Herzschwäche auf.

Ursachen

Die Ursache für eine Nierenerkrankung ist die langsame Verkalkung der Nierengefäße. Tritt diese neben den kleinen Kapillaren auch in den großen Gefäßen auf, wird die Niere nicht mehr ausreichend durchblutet. Sie kompensiert diesen Zustand durch die Ausschüttung einer größeren Hormonmenge, die allerdings auch den Blutdruck weiter ansteigen lässt.

Die kleineren Nierengefäße verlieren zunehmend ihre Stabilität. Im Urin ist die Eiweißkonzentration erhöht, weil die so geschädigte Niere ihrer Funktion nicht mehr nachkommen und das Eiweiß entsprechend filtern kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Nierenerkrankungen (Nephropathie) bei Bluthochdruck verlaufen zu Beginn meist ohne Symptome. Lediglich der Bluthochdruck kann, wenn überhaupt, unspezifische Beschwerden hervorrufen. Der Patient leidet dann manchmal unter Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Sehstörungen oder einer Enge in der Brustgegend. Aber auch ein chronischer Bluthochdruck bleibt oft unbemerkt, weil er nicht immer zu Beschwerden führt.

Die Nierenschädigung wird in dieser Phase meist nur zufällig diagnostiziert. Im Rahmen von Laboruntersuchungen werden im Urin erhöhte Konzentrationen von Proteinen festgestellt. Der ständige Abbau von Nierengewebe kann jahrelang immer wieder durch dessen Neubildung kompensiert werden. Lediglich das Gewebe verhärtet sich, sodass sich eine Nephrosklerose entwickelt. Wenn der Bluthochdruck unbehandelt bleibt, schreitet die Nierenschädigung so weit fort, dass es schließlich zu Symptomen kommt.

Durch die eingeschränkte Nierenfunktion leiden die Betroffenen dann unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche, quälenden Juckreiz am gesamten Körper und Kopfschmerzen. Zusätzlich können Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit auftreten. Die Haut wird milchkaffeefarben oder bronzefarben. In der Lunge kann sich Wasser ansammeln. Dabei kommt es oft zu schwerer Atemnot.

Die Erkrankung kann bis zum völligen Nierenversagen führen. Der Patient benötigt entweder eine lebenslange Dialyse. In schweren Fällen wird auch eine Nierentransplantation notwendig. Bei starken Blutdruckschwankungen kann das Nierenversagen auch plötzlich eintreten mit Verwirrtheitszuständen, Übelkeit, Erbrechen, Koma oder sogar Krampfanfällen und Herzversagen. Dabei handelt es sich um eine sehr ernste Notfallsituation, die schnell zum Tode führen kann.

Diagnose & Verlauf

Eine Nierenerkrankung, wie Nephropathie, wird vom Arzt zunächst anhand einer Analyse des Urins festgestellt. Je mehr Eiweiß darin vorhanden ist, desto weiter ist die Schädigung der Niere bereits vorangeschritten. Über die Aufnahme der Anamnese erhält der Arzt vorher zusätzliche Informationen zu den weiteren Beschwerden des Patienten, die richtungsweisend für eine Nierenerkrankung sind und die sich über eine anschließende Laboruntersuchung bestätigen lassen.

Beim gesunden Menschen sollten weniger als 20ml/l Eiweiß im Urin vorhanden sein. Bei Werten zwischen 20 und 200 mg/l besteht eine Mikroalbuminurie und damit eine beginnende Nierenerkrankung. Darüber liegende Werte zeigen eine fortgeschrittene Nierenerkrankung an. Die Blutuntersuchung gibt weiteren Aufschluss über die Nierenfunktion. Zusätzliche Organschäden wie etwa von Augen und Herz müssen bei einer diagnostizierten Nierenerkrankung ausgeschlossen werden.

Komplikationen

Wenn eine Nierenerkrankung (Nephropathie) aufgrund von Bluthochdruck verursacht wird, kann sich ohne Behandlung ein Teufelskreis entwickeln, bei welchem sowohl die Nephropathie als auch der Bluthochdruck weiter steigt. Das führt in der Regel zu schwerwiegenden Komplikationen. Wie bereits erwähnt, ist Bluthochdruck eine Ursache der Nephropathie. Die Nierengefäße sind verkalkt und können nicht mehr ausreichend durchblutet werden.

Beim Versuch des Organismus, die Nieren besser zu durchbluten, wird der Blutdruck noch weiter erhöht. Der gestiegene Blutdruck verstärkt allerdings die bereits bestehende Nierenerkrankung und kann im Extremfall zu einem Nierenversagen mit anschließender Dialysepflicht führen. Wenn der hohe Blutdruck nicht behandelt wird, droht außerdem auch ein Totalausfall einer oder gar beider Nieren.

Allerdings sind nicht nur die Nieren betroffen. Der immer weiter steigende Blutdruck birgt außerdem die Gefahr der Entstehung von schwerwiegenden Herzkreislauferkrankungen. Dabei wächst das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Komplikationen bei einer Nierenerkrankung (Nephropathie) bei Bluthochdruck können jedoch durch frühzeitige Behandlung des Bluthochdrucks sehr gut vermieden werden.

Wenn bereits eine Nierenfunktionsstörung aufgrund von zu hohem Blutdruck vorliegt, sollte der Blutdruck auf einen Wert von 130/80 mmHg gesenkt werden, um ein Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verhindern. Wenn die Nieren schon stark geschädigt sind, ist auch dieser Blutdruckwert noch zu hoch. Um weitere Einschränkungen der Nierenfunktion zu vermeiden, muss der Blutdruckwert neben der Behandlung der Nephropathie dann idealerweise unter 125/75 mmHg gesenkt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Verdacht auf ein Nierenleiden muss immer unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Werden solche Störungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, besteht das Risiko für ein akutes Nierenversagen. Erfolgt die Behandlung zu spät, ist das Organ außerdem oftmals so stark geschädigt, dass der Patient auf eine Dialyse, also eine künstliche Blutwäsche, angewiesen ist. Nierenleiden sollten deshalb immer zeitnah einem Arzt vorgestellt werden.

Nierenerkrankungen bei Bluthochdruck sind allerdings tückisch, da sich zu Beginn meist keine Symptome zeigen. Der Patient bemerkt allenfalls Hinweise auf den Bluthochdruck selbst. Anzeichen dafür können Schwindel, Sehstörungen oder unspezifische Kopfschmerzen sein. Bei manchen Patienten tritt auch eine Engegefühl in der Brust auf. Wer öfters solche Symptome an sich bemerkt, sollte vorsorgliche einen Arzt konsultieren.

Im fortgeschrittenen Stadium machen sich bei einer Nephropathie bei Bluthochdruck auch spezifischere Symptome bemerkbar. Typisch ist beispielsweise quälender Juckreiz am ganzen Körper. Oft treten noch Übelkeit, Erbrechen und eine Verfärbung der Haut hinzu. Spätestens dann muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Die Symptome sollten nicht mit freiverkäuflichen Medikamenten behandelt werden, da dies die Niere noch zusätzliche schädigen kann.

Behandlung & Therapie

Nierenerkrankungen durch Bluthochdruck erfordern die Einstellung des Blutdrucks auf optimale Werte. Ist die Nierenfunktion bereits eingeschränkt, sollten die Blutdruckwerte nicht höher als 130/80 mmHg erreichen, um einer weiteren Einschränkung der Nierenfunktion vorzubeugen.

Liegt bereits eine schwere Nierenerkrankung vor, muss der Blutdruck noch weiter gesenkt werden. Als ideal gelten hier Werte bis 125/75 mmHg und darunter. Bei den Medikamenten, die gewöhnlich zur Blutdrucksenkung verordnet werden, gibt es fünf verschiedene Wirkstoffgruppen. Wegen der Nierenschädigung der Patienten kommen jedoch nur Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer sowie AT1-Antagonisten für die Behandlung in Frage.

Regelmäßige Kontrollen von Blut- und Urinwerten sowie natürlich der Stabilität der Blutdruckwerte sind in der Folge notwendig. Verschlechtert sich der Zustand der Patienten durch das Fortschreiten der Nierenerkrankung und ist die Nierenfunktion in hohem Maße eingeschränkt, muss die Nierenfunktion durch eine dauerhafte Dialyse (Blutwäsche) ersetzt werden. In der Folge kann eine Nierentransplantation notwendig sein, da die Dialyse und ihre Nebenwirkungen für Patienten mit einer Nierenerkrankung eine große Belastung im täglichen Leben darstellen.


Aussicht & Prognose

Der weitere Krankheitsverlauf bei der vorliegenden Erkrankung richtet sich nach der Intensität und der Länge der vorhandenen Beschwerden durch den Blutdruck. Bei einem kurzfristigen und vorübergehenden Bluthochdruck wird häufig kein Arzt konsultiert. Vorhandene gesundheitliche Beeinträchtigungen werden daher nicht ausreichend diagnostiziert. Tritt über einen langen Zeitraum immer wieder ein Bluthochdruck auf, kann es zu langfristigen Folgen für den gesamten Organismus kommen.

Ohne eine medizinische Versorgung ist die weitere Aussicht bei diesen Betroffenen deutlich verschlechtert. Es kommt schleichend zu einer Abnahme der körperlichen und geistigen Kräfte. Neben möglichen Schäden des Gewebes können zusätzlich andere Symptomen auftreten, die eine negative Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden haben. Beeinträchtigungen des Sehvermögens oder Kopfschmerzen führen zu weiteren Komplikationen oder Unregelmäßigkeiten bei der Bewältigung des Alltags. Es können sich Zustände der Verwirrtheit oder komatöse Entwicklungen ergeben.

Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf droht dem Betroffenen in einem fortgeschrittenen Stadium das vorzeitige Ableben. Die Schädigungen der Niere können zu Funktionsstörungen des Organs führen. Findet keine Langzeittherapie, Dialyse oder Transplantation eines Spenderorgans statt, ist die Lebenserwartung erheblich verkürzt. Darüber hinaus kann der Betroffene an einem plötzlichen Herzversagen vorzeitig versterben. Die Belastungen durch den Bluthochdruck können zu Organschäden des Herzens führen und damit eine Notfallsituation auslösen.

Vorbeugung

Einer Nierenerkrankung kann durch eine regelmäßige Kontrolle des Blutdruckes vorgebeugt werden. Bei dauerhaft zu hohen Blutdruckwerten, muss schnellstmöglich eine Behandlung erfolgen. Auch bei einer bereits bestehenden Nierenerkrankung ist die regelmäßige Überwachung durch den Arzt wichtig, da das Risiko an anderen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu erkranken bei dieser Patientengruppe entsprechend erhöht ist. Im täglichen Leben sollte auf salzarme Kost geachtet werden.

Nachsorge

Je nachdem, wie sich die Nephropathie auf die Nieren ausgewirkt hat, sind verschiedene Formen der Nachsorge notwendig. Wenn die Erkrankung relativ früh erkannt und behandelt wurde, reicht für die Patienten normalerweise die regelmäßige Einnahme von Blutdrucksenkenden Mitteln. Sofern keine ernsthaften Nebenwirkungen auftreten, sind keine regelmäßigen Kontrolluntersuchungen notwendig.

Wurde in Folge der Nephropathie die Nierenfunktion bereits eingeschränkt oder war es sogar erforderlich, eine Niere zu entfernen, ist eine intensive Nachuntersuchung notwendig. Dabei steht die Anpassung der Patienten an die verminderte Nierenleistung im Vordergrund. Bei den Nachuntersuchungen wird überprüft, ob die verbleibende Nierenleistung ausreicht, um das Blut ausreichend zu filtern.

Dazu entnimmt ein Arzt eine Blutprobe und ermittelt die Werte von Nährstoffen wie Kalzium und von Abfallprodukten. Wenn die festgestellten Werte zu hoch sind, müssen die Patienten ihre Lebensumstände anpassen. Eine Gewichtsabnahme, die Umstellung der Ernährung und leichte sportliche Betätigung sind dabei oft die erste Maßnahme. Aber auch Gewohnheiten wie das Rauchen, der übermäßige Konsum von Alkohol oder Süßigkeiten müssen eventuell aufgegeben werden.

Tritt trotz einer entsprechenden medikamentösen Behandlung und der Anpassung der Lebensweise keine Besserung ein, ist eventuell eine Nierentransplantation notwendig. Nach so einem operativen Eingriff erhalten die Patienten eine auf sie zugeschnittene Therapie, um die neue Niere möglichst nicht über zu beanspruchen.

Das können Sie selbst tun

Bei einer durch Bluthochdruck bedingten Nephropathie kann der Patient selbst sehr viel zur Besserung seines Zustandes beitragen.

Wurden dem Betroffenen blutdrucksenkende Mittel verordnet, dann ist es von größter Wichtigkeit, dass diese auch regelmäßig und genau so wie verordnet eingenommen werden. Darüber hinaus ist es in aller Regel erforderlich, dass die Patienten ihren Lebensstil anpassen, um das Risiko für hohen Blutdruck zu senken. Betroffene mit einem BMI von 25 oder höhen müssen dringend ihr Gewicht reduzieren. Wenn dies nicht alleine gelingt, sollte eine Ökotrophologin oder ein Ernährungsberater zugezogen werden. Manche Betroffene profiteren auch von Selbsthilfegruppen, die es in allen größeren Städten gibt. Darüber hinaus existieren mittlerweile auch zahlreiche Hilfsangebote für Übergewichtige im Internet.

Von zentraler Bedeutung ist außerdem regelmäßige körperliche Bewegung. Sport unterstützt die Patienten zum einen dabei, Gewicht zu verlieren und nicht wieder zuzunehmen. Darüber hinaus wirken sich insbesondere Ausdauersportarten aber auch unmittelbar günstig auf den Blutdruck aus. Zu empfehlen sind vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche mit einer Dauer von wenigstens 30 Minuten. Besonders gut eignen sich neben den Sportarten Radfahren und Schwimmen auch flotte Spaziergänge und das regelmäßige Steigen von Treppen. Im Fitnessstudio sollte auf Kraftübungen verzichtet und statt dessen die Ausdauer trainiert werden. Alkohol und Zigaretten sind kontraproduktiv.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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