Nervus oculomotorius

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Nervus oculomotorius wird der III. Hirnnerv bezeichnet. Er steuert zahlreiche Augenbewegungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus oculomotorius?

Zu den Aufgaben des Nervus oculomotorius gehört das Versorgen der Augenmuskeln, die wichtig für die Beweglichkeit des Augapfels sind. So lässt sich der Augapfel durch sie in unterschiedliche Richtungen drehen.
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Der Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv) zählt zu den zwölf paarigen Hirnnerven. Er bildet den III. Hirnnerv und ist für die Innervation von vier der sechs äußeren Augenmuskeln verantwortlich. Darüber hinaus bewegt er zwei innere Augenmuskeln sowie den Lidheber.

Seine Arbeit findet in erster Linie motorisch statt. Allerdings sind auch einige parasympathische Anteile in ihm vorhanden. Diese machen sich bei der Akkommodation bemerkbar. Bei diesem Vorgang erfolgt die Steuerung des Ziliarmuskels. Zusammen mit dem Nervus abducens und dem Nervus trochlearis bewegt der Nervus oculomotorius außerdem den Augapfel.

Anatomie & Aufbau

Seinen Ursprung hat der Nervus oculomotorius im Vorderabschnitt des Mittelhirns. Diese Körperregion wird von ihm durch die Fossa interpeduncularis verlassen. Dabei durchquert er die Dura mater (harte Hirnhaut) an der Sella turcica, auch Türkensattel genannt, und verläuft in die ventrale Richtung an der Seitenwand des Sinus cavernosus.

Durch die obere Augenhöhlenspalte (Fissura orbitalis superior) gelangt der Nervus oculomotorius hinein in die Augenhöhle (Orbita). Nach dem Durchqueren des Zinnrings (Anulus tendineus communis), der den Ursprung der Augenmuskeln markiert, kommt es zu einer Abzweigung des Hirnnervs in drei Äste. Dabei handelt es sich um den Ramus inferior, den somatomotorischen Ramus superior und den Ganglion ciliare, der einen allgemein-viszeromotorischen Ast bildet. Vom Ramus inferior werden der Musculus rectus inferior (gerader unterer Augenmuskel), der Musculus rectus medialis (gerader innerer Augenmuskel) und der Musculus obliquus inferior (schräger unterer Augenmuskel) versorgt.

Der Innervationsbereich des Ramus superior wird durch den Musculus rectus superior (gerader oberer Augenmuskel) sowie den Musculus levator palpebrae gebildet. Beim Ast im Ganglion ciliare findet eine Verschaltung auf das postganglionäre Neuron statt. Er kümmert sich um die Versorgung des Musculus sphincter pupillae und des Musculus ciliaris (Ziliarmuskel).

Der Nervus oculomotorius ist mit Hirnnervenkernen ausgestattet, die die Bezeichnung Nucleus nervi oculomotorii und Nucleus accessorius nervi oculomotorii bzw. Nucleus Edinger-Westphal tragen. Der Nucleus nervi oculomotorii bildet den Kern der somatomotorischen Fasern, während dies beim Nucleus Edinger-Westphal für die allgemein-viszeromotorischen Fasern der Fall ist. Der somatomotorische Faserkern ist im Tegmentum des Mittelhirns (Mesencephalon) auf Colliculi-superiores-Höhe zu finden.

Jeder Muskel, der vom Nervus oculomotorius versorgt wird, ist mit einem eigenen Subnucleus ausgestattet. Der Subnucleus des Musculus levator palpebrae ist allerdings unpaarig. Aus diesem Grund gilt es als schwierig, beim Verschluss eines Auges das andere offen zu halten. Auf der Hinterseite des Nucleus nervi oculomotorii ist der Nucleus acessorius nervi oculomotorii angesiedelt.

Funktion & Aufgaben

Zu den Aufgaben des Nervus oculomotorius gehört das Versorgen der Augenmuskeln, die wichtig für die Beweglichkeit des Augapfels sind. So lässt sich der Augapfel durch sie in unterschiedliche Richtungen drehen. Die Muskelarbeit erfolgt dabei derart präzise, dass das Bild des linken und des rechten Auges genau übereinanderliegen.

Egal aus welchem Blickwinkel das Sehen erfolgt, es wird stets dasselbe Bild fixiert, was wiederum das räumliche Sehen gewährleistet. Von Bedeutung sind die Augenmuskeln und damit der Nervus oculomotorius außerdem für die Akkommodation, also dem Wechsel von Nahsicht und Fernsicht. Im Rahmen der Akkommodation wird der parasympathische Anteil des Augenbewegungsnervs aktiv, der das Steuern des Ziliarmuskels übernimmt. Ferner verengt er durch den Schließmuskel die Iris der Pupille. Dieser Vorgang trägt die Bezeichnung Miosis.

Für die spezielle Innervation des Musculus ciliaris ist der unpaarige Nucleus perlia nervus ocolumotorii zuständig, was wiederum die Akkommodation des Auges ermöglicht.


Krankheiten

Der Nervus oculomotorius kann mitunter durch Schädigungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu den häufigsten Beschwerden gehört die Okulomotoriusparese, bei der es sich um eine Lähmung des Augenbewegungsnervs handelt. Gemeint ist damit eine Hirnnervenstörung, von denen Männer und Frauen in gleichem Umfang betroffen sind.

Mediziner unterscheiden zwischen einer äußeren und einer inneren Okulomotoriusparese. Dabei ist sowohl eine einseitige als auch eine beidseitige Lähmung möglich. Ebenso können gleichzeitig andere Augenlähmungen an den Augenmuskeln einsetzen. Verursacht wird die Lähmung des Nervus oculomotorius durch verschiedene Ursachen. Meist handelt es sich dabei um Durchblutungsstörungen, Aneurysmen oder Tumore innerhalb des Hirnstamms. In manchen Fällen stellt die Okulomotoriusparese auch eine Begleiterscheinung von anderen Erkrankungen dar. Dazu gehören in erster Linie das Benedikt-Syndrom, das Weber-Syndrom oder das Nothnagel-Syndrom.

Des Weiteren sind Kombinationslähmungen mit dem Nervus abducens oder Nervus trochlearis möglich. Nicht selten leiden Diabetiker unter einer Lähmung des Nervus oculomotorius. Ein bedeutendes Symptom der Okulomotoriusparese ist die absolute Pupillenstarre. Außerdem schielen die Patienten häufig und leiden unter Bewegungseinschränkungen der Augen oder nehmen Doppelbilder wahr. Des Weiteren wird die Akkommodation des Auges eingeschränkt. Kommt es zu einer inneren isolierten Okulomotoriuslähmung ohne Beteiligung der äußeren Augenmuskeln, sprechen Ärzte von einer Ophthalmoplegia interna.

Als weiteres typisches Anzeichen der Okulomotoriusparese gilt der Tiefstand des Auges, auf dem die Lähmung auftritt. Dabei findet eine leichte Augenauswärtsdrehung statt. Manche Patienten nehmen zudem eine Kopfzwangshaltung ein, um auf diese Weise das binokulare Einfachsehen aufrechtzuerhalten.

Die Behandlung einer Schädigung des Nervus oculomotorius erfolgt durch einen Neurologen. Die Heilungschancen richten sich nach der Ursache der Erkrankung. So gilt die Prognose als günstiger, wenn der Patient unter Durchblutungsstörungen leidet. Bei Aneurysmen oder Tumoren ist dagegen mit einem ungünstigen Verlauf zu rechnen. In manchen Fällen wird eine Schieloperation durchgeführt.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

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