Okulomotoriusparese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Okulomotoriusparese bezeichnet die Lähmung (Parese) des sogenannten Nervus oculomotorius (III. Hirnnerv). Die Okulomotoriusparese zählt zu den Hirnnervenstörungen und ist eine äußerst selten vorkommende Erkrankung. Sie tritt bei beiden Geschlechtern mit etwa gleicher Häufigkeit auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Okulomotoriusparese?

Zu den wichtigsten Symptomen einer Okulomotoriusparese zählt eine weite, lichtstarre Pupille beziehungsweise die sogenannte absolute Pupillenstarre. Auch die Fähigkeit zur optischen Naheinstellung (Akkomodation des Auges) ist nur eingeschränkt möglich.
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Der Nervus oculomotorius innerviert einen großen Anteil der äußeren Augenmuskeln über motorische Fasern und darüber hinaus zwei Drittel der inneren Augenmuskeln. Aus diesem Grund kann eine Störung des Nervus oculomotorius je nach Lokalisation und Ausmaß sehr komplexe Beeinträchtigungen bei der Augenbeweglichkeit sowie der Wahrnehmungsfähigkeit verursachen.

Abhängig davon, welche Muskeln die Parese betrifft, wird in eine innere und eine äußere Okulomotoriusparese unterschieden. Diese kann in Form einer einseitigen oder beidseitigen Lähmung in Erscheinung treten. Auch kann sie sich zentral im Kerngebiet befinden oder peripher angesiedelt sein. Zudem kann die Okulomotoriusparese nur teilweise oder komplett und in Kombination mit anderen Lähmungen der Augenmuskeln vorkommen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Schädigung des Nervus oculomotorius können sehr verschieden sein. Bei Beeinträchtigungen im Bereich des Kerngebietes (medizinisch Nucleus nervi oculomotorii) müssen in vielen Fällen supranukleäre Störungen in Betracht gezogen werden. Dazu zählen etwa Tumore im Hirnstamm, Durchblutungsstörungen oder auch Aneurysmen. Schädigungen, die sich im peripheren Verlauf befinden, können zudem durch Kompressionsmechanismen, raumfordernde Prozesse oder Traumen verursacht werden.

Dies kann etwa beim sogenannten Clivuskanten-Syndrom der Fall sein. Oftmals handelt es sich bei der Okulomotoriusparese auch um ein Begleitsymptom im Rahmen eines ausgeprägteren Krankheitskomplexes, wie etwa dem Nothnagel-Syndrom, Weber-Syndrom oder Benedikt-Syndrom. Zudem kommen in etlichen Fällen Kombinationsstörungen bei gleichzeitigem Befall weiterer Hirnnerven vor, die ebenso an der Innervation der äußeren Augenmuskeln mitwirken. Dies kann etwa beim sogenannten Sinus-cavernosus-Syndrom zutreffen.

Dabei können Kombinationslähmungen des Nervus oculomotorius sowie des Nervus abducens einigermaßen sicher diagnostiziert werden. Andererseits ist etwa eine gleichzeitige Störung am Nervus trochlearis weniger einfach festzustellen wird demzufolge leichter übersehen. Auch in Verbindung mit Diabetes mellitus tritt eine Okulomotoriusparese mit erhöhter Häufigkeit auf.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den wichtigsten Symptomen einer Okulomotoriusparese zählt eine weite, lichtstarre Pupille beziehungsweise die sogenannte absolute Pupillenstarre. Auch die Fähigkeit zur optischen Naheinstellung (Akkomodation des Auges) ist nur eingeschränkt möglich. Bei Vorliegen einer isolierten, inneren Okulomotoriuslähmung, bei der die äußeren Augenmuskeln nicht beteiligt sind, wird die Erkrankung als Ophthalmoplegia interna bezeichnet.

Zudem wird in zwei Formen der Okulomotoriusparese differenziert, die sich jeweils hinsichtlich ihrer Symptome voneinander unterscheiden. Die Symptome bei Vorliegen einer kompletten Okulomotoriusparese werden durch den Totalausfall der entsprechenden Augenmuskeln geprägt. Sie äußern sich in einer Störung der Akkomodation sowie der Pupillenreaktion und einer Mydriasis (Weitstellung der Pupille) sowie einer Ptosis (Herabhängen des Augenlids). Zudem ist das betroffene Auge nach außen und nach unten gerichtet.

Die zweite Form der Okulomotoriusparese ist die partielle Parese des Nervus okulomotorius. Diese wird nochmals in eine innere sowie eine äußere Parese differenziert. Im Rahmen der äußeren Parese tritt eine Lähmung des Nervus oculomotorius auf, was eine Störung der Beweglichkeit bei den äußeren Augenmuskeln zur Folge hat. Auch hier ist das Auge nach unten sowie nach außen gerichtet. Die innere Parese des Nervus okulomotorius äußert sich in einer Störung der Akkomodation sowie dem Auftreten einer Mydriasis. Jedoch tritt in diesem Fall keine Augenfehlstellung in Erscheinung.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei der Diagnose von Lähmungen der Augenmuskeln können zahlreiche unterschiedliche diagnostische Mittel zum Einsatz kommen. Im Rahmen der Diagnostik einer Okulomotoriusparese kommt der Überprüfung der Blickrichtung eine große Bedeutung zu. Bei diesem Verfahren wird mit simplen Maßnahmen geprüft, inwieweit der Patient in der Lage ist, den acht Blickrichtungen folgen zu können.

Hierbei wird der Patient meist aufgefordert, dem sich bewegenden Finger des Arztes mit den Augen zu folgen und gleichzeitig den Kopf bewegungslos zu halten. Anstelle des Fingers kann der Test auch mittels Stift oder Stab durchgeführt werden. Wenn eine der Blickrichtungen nicht möglich ist, kann auf den betroffenen beeinträchtigten Augenmuskel und den jeweiligen gestörten Nerv geschlossen werden.

Komplikationen

Die Okulomotoriusparese betrifft den paarig angelegten Nervus oculomotorius, der auch als dritter Hirnnerv oder Augenbewegungsnerv bezeichnet wird. Weil der Nerv mehrere äußere und zwei innere Augenmuskeln sowie den Lidheber motorisch versorgt, kommt es bei einem Ausfall oder einem Teilausfall der motorischen Fasern zu komplexen Bewegungsausfällen der Augen und der Augenlider.

Zu erwartende Komplikationen mit oder ohne Behandlung hängen weitestgehend von den Ursachenfaktoren ab und davon, ob die Okulomotoriusparese isoliert oder zusammen mit anderen Erkrankungen auftritt. Meist tritt eine Okulomotoriusparese durch eine Kompression des Nervus oculomotorius auf. Derartige Kompressionen können durch raumfordernde Prozesse wie wachsende Tumore oder Aneurysmen verursacht werden, die auf den Nerv drücken.

Ein weiterer Verursachungsfaktor kann eine Mangelversorgung des Nervs sein, weil die versorgenden Gefäße arteriosklerotisch verengt sind oder aus anderen Gründen die Durchblutung gestört ist. Eine genaue Diagnose der Faktoren, die die Parese oder Teilparese des Nervs hervorgerufen haben, ist von elementarer Bedeutung, um sie möglichst frühzeitig einer zielführenden Behandlung zuzuführen.

Unbehandelt kann die Prognose im Falle eines malignen Tumors oder eines Aneurysmas in einem der versorgenden Gefäße zu unmittelbar lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Selbst nach einer Behandlung, die den Ursachenfaktor beheben konnte, ist eine Prognose über Heilungschancen oder über weiter auftretende Komplikationen kaum zu stellen. Inwieweit der Augenbewegungsnerv bereits irreversibel geschädigt wurde, lässt sich vorher nicht mit Sicherheit prognostizieren.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Auffälligkeiten des Auges sowie des Sehvermögens sind von einem Arzt untersuchen zu lassen. Kann der Betroffene Gegenstände oder Personen der näheren Umgebung nicht scharf erkennen, besteht Handlungsbedarf. Ein Arzt muss aufgesucht werden, damit durch verschiedene Tests eine Ursachenforschung eingeleitet werden kann. Eine Starre der Pupille ist charakteristisch für die Okulomotoriusparese und muss untersucht werden.

Können die Augenmuskeln nicht ausreichend und dem eigenen Willen entsprechend bewegt sowie koordiniert werden, ist ein Arztbesuch vonnöten. Bei einer optischen Veränderungen des Auges, einem herabhängenden Augenlid oder einer Augenfehlstellung muss ein Arzt konsultiert werden.

Kommt es aufgrund der Beschwerden zu einer erhöhten Unfallgefahr oder zu Stürzen, muss eine Umstrukturierung des Alltags erfolgen. Es drohen Komplikationen, die durch eine erhöhte Sicherheit vermieden werden sollten. Damit der Betroffene über seinen Gesundheitszustand und die entsprechenden Folgen ausreichend informiert ist, sollte ein Mediziner konsultiert werden.

Stellen sich neben den körperlichen Einschränkungen psychische Probleme ein, wird ebenfalls ein Arzt benötigt. Bei anhaltendem Stress, Angstgefühlen, einer inneren Unruhe oder Unsicherheiten sollte ein Arztbesuch erfolgen. Kommt es zu Verhaltensveränderungen oder einer depressiven Verstimmung benötigt der Betroffene Hilfe. Nehmen vorhandene Beschwerden an Intensität zu oder stellen sich weitere Unregelmäßigkeiten ein, ist für eine Verbesserung der Lebensqualität eine ärztliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Behandlung & Therapie

Da es sich um eine neurologische Störung handelt, muss die Therapie nach geklärter Ursache durch einen Neurologen erfolgen. Bei Okulomotoriusparesen, bei denen der Auslöser Tumore, Traumen oder Aneurysmen sind, sind die Prognosen in vielen Fällen ungünstig. Während des Regenerierungsprozesses treten oftmals Fehlinnervationen auf. Andererseits sind die Heilungschancen bei Durchblutungsstörungen als Ursache positiver.

Wenn sich die Situation nach circa einem Jahr nicht merklich verbessert hat, wird eventuell eine Schieloperation erforderlich. Dieser operative Eingriff hat das Ziel, das Feld des Einfachsehens in die ursprüngliche Position ohne Einnahme von Kopfzwangshaltungen zu verlagern und eventuell zu vergrößern. Je nach Vorliegen der Befunde werden vorrangig die betroffenen Muskeln operiert. Für den Fall, dass es sich lediglich um gering ausgeprägte Paresen handelt, können die Anpassung von Prismengläsern die Situation des betroffenen Patienten verbessern.


Aussicht & Prognose

Bei der inneren oder äußeren Okulomotoriusparese hängt die Prognose in hohem Maße davon ab, was die zugrunde liegende Erkrankung ist. Die Okulomotoriusparese kann zu komplexen Störungen bei der Sehfähigkeit führen. Der Schaden liegt dabei einseitig oder beidseitig an der Augenmuskulatur vor. Ausgelöst werden solche Schädigungen durch Kompressionsdruck von raumgreifenden Hirntumoren. Außerdem können Diabetes mellitus, Traumata, Aneurysmen oder andere Erkrankungen, die das Gehirn und die Augenmuskulatur betreffen, Auslöser sein.

Für die Prognose ist entscheiden, in welchem Ausmaß und welchem Umfang die Okulomotoriusparese vorliegt. Bei einseitiger Auswirkung sind die Aussichten besser, als bei beidseitiger Ausprägung. Entscheidend ist jedoch, ob und wie erfolgreich die auslösende Erkrankung behandelt werden kann. Schlecht ist die Prognose, wenn der Auslöser in einem Trauma, einem Tumor oder einem Aneurysma zu suchen ist. Es kann dadurch zu Nervenschäden mit weitreichenden Folgen für die Sehfähigkeit kommen.

Besser sind die Aussichten, wenn es sich beim Auslöser um eine behandelbare Durchblutungsstörung handelt. Wenn sich das mit der Okulomotoriusparese verbundene Schielen nach einem Jahr nicht genügend gebessert hat, kann es operativ behoben werden. Dabei wird das Einfachsehen verbessert, damit keine Kopfzwangshaltung entsteht. Das Sichtfeld soll wieder erweitert werden. Im Fall von leichter ausgeprägten Paresen kann die Prognose durch Anpassung einer Prismenbrille verbessert werden.

Vorbeugung

Direkte Maßnahmen zur Vorbeugung einer Okulomotoriusparese gibt es nicht. Von umso größerer Bedeutung ist es, bei auftretenden Symptomen und Störungen des Sehapparates umgehend einen Arzt zu konsultieren. Dies ist insbesondere deshalb essentiell, weil die Okulomotoriusparese auch auf ernsthafte Erkrankungen wie etwa Hirntumore hinweisen kann.

Nachsorge

Bei der Okulomotoriusparese stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur wenige und eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte der Betroffene in erster Linie frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt, die die Lebensqualität des Patienten verringern könnten.

Daher ist schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung ein Arzt zu kontaktieren, um das Auftreten von weiteren Beschwerden zu verhindern. Die meisten Betroffenen sind dabei auf einen operativen Eingriff angewiesen, durch welchen die Beschwerden dauerhaft gelindert werden können. Nach einem solchen Eingriff ist von Anstrengungen und von stressigen oder körperlichen Tätigkeiten abzusehen.

In vielen Fällen ist die Unterstützung und die Hilfe der eigenen Familie notwendig, um die Entstehung von Depressionen oder psychischen Verstimmungen zu verhindern. Der weitere Verlauf der Okulomotoriusparese ist stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig, sodass ein allgemeiner Verlauf dabei in der Regel nicht gegeben werden kann. Unter Umständen ist durch diese Krankheit auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.

Das können Sie selbst tun

Die Okulomotoriusparese kann das Reaktionsvermögen in bestimmten Alltagssituationen beeinträchtigen, darum sollten die Patienten rechtzeitig zum Arzt gehen. Wenn das Auge nicht mehr in alle Blickrichtungen sehen kann, liegt das eventuell an einer Mangelversorgung des betreffenden Nervs.

Gegen eine arteriosklerotische Verengung oder andere Durchblutungsstörungen hilft eine gesunde Lebensweise. Allerdings dauert es eine Weile, bis eine Besserung zu erkennen ist. Wenn die Betroffenen Probleme haben, die nähere Umgebung richtig zu erkennen, erhöht sich die Unfallgefahr deutlich. Die Patienten sollten deshalb lernen, ihre Sehleistung selbst richtig einzuschätzen und lieber etwas vorsichtig zu sein. Durch bestimmte Anpassungen im alltäglichen Leben lassen sich Stürze und andere Unfälle vermeiden. Zudem hilft der Arzt bei der Klärung von sinnvollen Sicherheitsmaßnahmen. Auf diese Weise führen die körperlichen Beeinträchtigungen nicht automatisch zu seelischen Problemen.

Wenn sich der Stress durch die Okulomotoriusparese erhöht, entstehen daraus womöglich depressive Stimmungen oder eine innere Unruhe. Wenn Durchblutungsstörungen die Ursache der Erkrankung sind, sieht es mit den Heilungschancen recht gut aus. Schwieriger wird es, wenn die Okulomotoriusparese durch einen Tumor, ein Aneurysma oder ein Trauma entstanden ist. Umso wichtiger ist es, dass die Patienten alle Empfehlungen der Mediziner befolgen.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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