Hirnnerven

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hirnnerven entspringen direkt aus dem Gehirn. Davon befinden sich die meisten im Hirnstamm. Aufgabe der Hirnnerven ist es, das Zentrum des Nervensystems im Kopf-, Hals- und Rumpfbereich zu bilden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Hirnnerven?

Erkrankungen der Hirnnerven können auf verschiedene Ausfallerscheinungen und Beeinträchtigungen des Nervensystems zurückgeführt werden. Abhängig vom betroffenen Hirnnerv sind verschiedene Beschwerden denkbar.
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Durch beide Körperhälften verlaufen zwölf Hirnnerven , die eine spezifische Funktion übernehmen. Jedem Nerv wird eine Nummer nach dem römischen Zahlensystem vergeben. Elf der zwölf Nerven teilen die Gemeinsamkeit, dass sie aus dem Gehirn entspringen oder dieses gar nicht erst verlassen. Als Ausnahme gilt der Nervus accessorius (XI). Er entspringt aus dem Rückenmark, wird aber dennoch als Hirnnerv klassifiziert. In der Ausprägung sind Hirnnerven mit peripheren Nerven vergleichbar. Periphere Nerven sind für die Versorgung des Körpers verantwortlich. Abweichungen ergeben sich bei den ersten beiden Hirnnerven, beim Nervus olfactorius (I) und beim Nervus opticus (II). Bei ihnen handelt es sich um unmittelbare Ausstülpungen des Großhirns.

Hirnnerven haben ferner die Eigenschaft, dass sie paarig anliegen. Sie können somatomotorische und vegetative Fasern beinhalten und damit einen unterschiedlichen Aufgabenbereich abdecken. Somatomotorische Fasern ermöglichen eine bewusste willkürliche Bewegung. Im Gegensatz dazu werden vegetative Fasern für unbewusste automatische Reaktionen benötigt.

Anatomie & Aufbau

Im anatomischen Aufbau besteht ein Hirnnerv aus einem Bündel an Nervenfasern. Dieses wird durch Bindegewebe umhüllt und vor den Kräften der Umgebung geschützt. Ziel der Nerven ist es, Impulse über längere Streckenabschnitte zu übertragen. Entlang einer Nervenfaser werden Informationen von Nervenzelle zur Nervenzelle übermittelt.

Eine Nervenzelle besteht wiederum aus einem Dendriten, der Reize aus der Umwelt über ein Astsystem aufnehmen soll. Die aufgenommenen Signale werden an den Zellkörper und den darauf liegenden Axonhügel weitergeleitet. Wird eine ausreichende Intensität erreicht, kann die Informationsübermittlung fortgesetzt werden.

Dazu werden die Signale als elektrische Impulse entlang des Axons transportiert. Zuletzt erreicht das Signal eine Synapse. Hier findet die Informationsweiterleitung zur nächsten Nervenzelle statt. Dieser Prozess wiederholt sich, bis das Ende der Nervenfaser erreicht ist. Dann sind die Hirnnerven an ihrem Ziel angekommen oder sie zweigen in periphere Nerven ab. In ihrer Gesamtheit bilden die Hirnnerven einen wichtigen Teil des zentralen Nervensystems.

Funktion & Aufgaben

Jeder Hirnnerv übernimmt eine eigene Aufgabe.

Der Erste, bezeichnet als Nervus olfactorius (I), hat beispielsweise die Funktion, mögliche Geruchsempfindungen über die Nase zu vermitteln. Entsprechend wird er auch als Riechnerv bezeichnet. Dank des Nervus opticus (II) ist das Sehen mit den Augen möglich. Der Sehnerv leitet die aufgenommenen Bilder an das Gehirn weiter. In seiner Funktion wird der Sehnerv durch den Nervus oculomotorius (III), den Nervus trochlearis (IV) und den Nervus abducens (VI) ergänzt. Die drei Nerven sind für die Durchführung von Augenbewegungen und die Steuerung von Augenmuskeln zuständig. Eine wichtige Rolle spielt auch der Nervus trigeminus (V). Seine Hauptaufgabe besteht darin, Reize aus dem Kopfbereich an das Gehirn weiterzuleiten. Darüber hinaus ist er für die Steuerung der Kaumuskulatur verantwortlich. Er besteht aus drei kräftigen Nervenästen und wird daher als Drillingsnerv bezeichnet. Die Koordination der Mimik übernimmt der Nervus facialis (VII). Darüber hinaus ermöglicht er das Wahrnehmen von Geschmacksrichtungen. Den Hör- und Gleichgewichtssinn verdanken wir dem Nervus vestibulocochlearis (VIII). Er verläuft zwischen dem Innenohr und dem Gehirn. Muskeln des Rachens werden über den Nervus glossopharyngeus (IX) gesteuert. Des Weiteren ist er für den Schluckreflex zuständig. Der Nervus vagus (X) regelt die Herzfrequenz und versorgt den Kehlkopf. Zudem unterstützt er die Sekretion der Magensäure. Die Hals- und Nackenmuskulatur wird über den Nervus accessorius (XI) gesteuert. Zuletzt wird über den Nervus hypoglossus (XII) auf einen Großteil der Zungenmuskulatur zugegriffen. Unter anderem gehören das Herausstrecken der Zunge und das Schlucken zu den wichtigsten Aufgaben.


Erkrankungen

Erkrankungen der Hirnnerven können auf verschiedene Ausfallerscheinungen und Beeinträchtigungen des Nervensystems zurückgeführt werden. Abhängig vom betroffenen Hirnnerv sind verschiedene Beschwerden denkbar. Ein Ausfall des Nervus olfactorius (I) geht beispielsweise mit einer Abschwächung der Geruchsempfindung einher. Diese wird als Anosmie bezeichnet. Eine Anosmie kann bei einem Schädelbasisbruch auftreten.

Eine Störung des Nervus opticus (II) führt zu einem Ausfall des Gesichtsfeldes. Dies kann durch einen hohen Druck im Schädelinneren verursacht werden. Die Gesichtsfeldeinschränkung wird in der Fachsprache als Quadrantenanopsie bezeichnet.

Eine Einschränkung der Augenbewegungen tritt auf, wenn der Nervus oculomotorius (III) behindert wird. Dann stellt sich eine Weitung der Pupillen und eine Lähmung der Augen ein. Bei einem Ausfall des Nervus trochlearis (IV) oder des Nervus abducens (VI) klagen Patienten ferner über eine Abnahme der Sehschärfe und das Wahrnehmen von Doppelbildern. Sensibilitätsstörungen am Kopf sind vor allem dann ein Problem, wenn der Nervus trigeminus (V) geschädigt wird.

Dies wird von Hörschwierigkeiten, dem sogenannten Hypakusis, begleitet. Lähmungen des Gesichtes treten auch bei einer Störung des Nervus facialis (VII) auf. Hinzu kommt eine Abschwächung der Geschmacksempfindung. Ausfälle beim Nervus vestibulocochlearis (VIII) führen zur Schwerhörigkeit, beim Nervus glossopharyngeus (IX) führen sie zu Schluckstörungen und beim Nervus vagus (X) ist Heiserkeit die Folge einer Störung.

Nach HNO-Eingriffen kann es zur Schädigung des Nervus accessorius (XI) kommen. Eine Schiefhaltung des Kopfes ist dann die Konsequenz. Sprechstörungen und Schluckbeschwerden treten auf, wenn die Funktionalität des Nervus hypoglossus (XII) eingeschränkt ist. Oft ist das Herausstrecken der Zunge dann nicht mehr möglich.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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