Sinus cavernosus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Sinus cavernosus wird ein erweiterter Venenraum innerhalb der harten Hirnhaut bezeichnet. Er zählt zu den Hirnblutleitern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Sinus cavernosus?

Der Sinus cavernosus erfüllt die Funktion, einigen wichtigen Hirnnerven sowie der Arteria carotis interna einen direkten Durchgang zu verschaffen, wodurch sie verschiedene Bereiche des Organismus innervieren können.
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Beim Sinus cavernosus handelt es sich um einen venösen Blutleiter des menschlichen Hirns. Die Bezeichnung Sinus cavernosus stammt aus dem Lateinischen.

So bedeutet Sinus deutsch übersetzt soviel wie „Innerstes“, „Tasche“ oder „Beutel“. Der Begriff cavernosus leitet sich vom dem lateinischen Wort Cavus (Hohlraum oder Höhle) ab.

Der Sinus cavernosus ist Bestandteil der Hirnblutleiter (Sinus durae matris). Diese sorgen für den Abfluss des Blutes aus der Gehirnregion. Im Bereich des Sinus cavernosus kann es zu verschiedenen Erkrankungen kommen.

Anatomie & Aufbau

Der Sinus cavernosus ist an beiden Seiten der Sella turcica (Türkensattel), die auf der Innenseite des Keilbeins (Os sphenoidale) liegt, zu finden. Durch diese Knochenstruktur wird die mittlere Schädelgrube im Bereich der Medianebene unterteilt.

Angesiedelt ist der Hirnblutleiter am vorderen Schädelbasisabschnitt, wo er einen Venenraum innerhalb der harten Hirnhaut (Dura mater) darstellt. Im Sinus cavernosus erfolgen Zuflüsse aus der unteren Augenhöhlenvene (Vena ophthalmica inferior), der oberen Augenhöhlenvene (Vena ophthalmica superior) sowie des Sinus sphenoparietalis. Mitunter wird auch die Sylvische Vene (Vena media superficialis cerebri) von dem Venenraum aufgenommen. Der Abfluss des Sinus cavernosus in den Bulbus superior venae jugularis findet durch den Sinus petrosus inferior statt.

In der lateralen Wand des erweiterten Venenraums befinden sich mehrere Hirnnerven. Dabei handelt es sich um den 3. Hirnnerv (Nervus oculomotoris), den 4. Hirnnerv (Nervus trochlearis), den Augapfelnerv (Nervus ophthalmicus), den Oberkiefernerv (Nervus maxillaris) sowie die Arteria carotis interna (ACI). Unmittelbar durch den Sinus cavernosus verläuft der 6. Hirnnerv, der auch als Nervus abducens bezeichnet wird.

Funktion & Aufgaben

Der Sinus cavernosus erfüllt die Funktion, einigen wichtigen Hirnnerven sowie der Arteria carotis interna einen direkten Durchgang zu verschaffen, wodurch sie verschiedene Bereiche des Organismus innervieren können. Weiterhin transportiert der Sinus cavernosus das Blut aus dem Gesichtsbereich wieder in Richtung Herz.

Darüber hinaus hat er Anteil daran, dass ausgeschüttete Hormone aus der Adenohypophyse den Venenraum durchqueren und auf diese Weise in den Kreislauf des menschlichen Körpers gelangen. Dadurch wird es ihnen ermöglicht, sich wirkungsvoll entfalten zu können. Zu den Hormonen der Adenohypophyse (Hypophysenvorderlappen) gehören glandotrope und nicht-glandotrope Hormone. Während sich die glandotropen Hormone stimulierend auf nachgelagerte endokrine Drüsen auswirken, üben die nicht-glandotropen Hormone einen unmittelbaren Effekt auf ihre Zielorgane aus. Zu den nicht-glandotropen Hormonen gehören Prolaktin und das Wachstumshormon Somatotropin (STH).

Um den Sinus cavernosus herum befinden sich die Hirnnerven, die die Bewegungen der menschlichen Augen kontrollieren. Außerdem werden durch sie Empfindungen aus Teilen der Gesichtsregion wahrgenommen.


Krankheiten

Der Sinus cavernosus kann durch mehrere Erkrankungen und Beschwerden in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu zählen zum Beispiel Brüche des Schädels, die Bildung von Tumoren, das Tolosa-Hunt-Syndrom oder die basale Meningitis.

Zu den häufigsten Problemen des Venenraums gehört allerdings die Entstehung einer Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel. Dabei handelt es sich um eine abnorme Verbindung, die zwischen dem Sinus cavernosus sowie einer Halsarterie (Karotisarterie) erfolgt. Die inneren und äußeren Halsschlagadern sorgen für die Versorgung des Gehirns mit Blut. Bei manchen Menschen bildet sich an den Arterien jedoch mitunter ein Riss. Findet dieser Vorgang in der Nähe des Sinus cavernosus statt, besteht die Gefahr einer Kanalentstehung. Einen solchen unnatürlichen Kanal bezeichnen Mediziner als Fistel.

Durch diese Fistel wird das Blut, welches normalerweise durch die Arterie fließt, in die Vene umgeleitet. Nicht selten sorgt die Fistel für einen erhöhten Druck innerhalb des Sinus cavernosus. Infolgedessen werden die betroffenen Nerven komprimiert und erleiden Funktionseinbußen. Auch die vom Auge wegführenden Venen können durch die Druckerhöhung beeinträchtigt werden. Bemerkbar macht sich dies durch Sehstörungen und geschwollene Augen.

Ärzte unterscheiden zwischen einer direkten und einer indirekten Karotis-Sinus-cavernosis-Fistel. Bei einer direkten Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel kommt es zu einer Verbindung zwischen Teilen der inneren Halsschlagader sowie den Venen innerhalb des Sinus cavernosus. Diese Form tritt am häufigsten auf und ist durch eine erhöhte Blutflussgeschwindigkeit gekennzeichnet. Von einer indirekten Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel ist die Rede, wenn sich die unnatürliche Verbindung zwischen den Sinus-cavernosus-Venen sowie den Verzweigungen innerhalb der Halsschlagader in den gehirnumgebenen Membranen bildet. Dies macht sich durch eine niedrige Blutflussgeschwindigkeit in der Fistel bemerkbar.

Verantwortlich für die Entstehung einer direkten Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel sind Verletzungen durch Unfälle oder Schlägereien sowie Operationen. Dagegen ist die Ursache für eine indirekte Fistel bislang unbekannt. Eine weitere Erkrankung des Venengeflechts stellt das Sinus-cavernosus-Syndrom dar. Dabei leiden die Augen der betroffenen Personen unter multiplen Lähmungserscheinungen. Außerdem treten Sensibilitätsverluste der oberen Gesichtsabschnitte und der Hornhaut sowie erhebliche Kopfschmerzen auf.

Verantwortlich für das Sinus-cavernosus-Syndrom ist eine Druckschädigung im Sinus cavernosus, der einen partiellen oder kompletten Ausfall verschiedener Hirnnerven nach sich zieht. Als Ursachen kommen Thrombosen, Tumore, Blutungen, Traumata oder Aneurysmen an den Nervenbahnen infrage.

Zu den schwerwiegendsten Erkrankungen des Sinus cavernosus zählt die Sinus-cavernosus-Thrombose. So kann diese lebensgefährliche Folgen haben. Hervorgerufen wird die Thrombose durch das Ausbreiten einer bakteriellen Entzündung, die ihrerseits aus einer Stirnhöhlenentzündung hervorgeht. Ebenso besteht das Risiko, dass sich Weichteilentzündungen aus der oberen Gesichtsregion ausbreiten. Bemerkbar macht sich die Sinus-cavernosus-Thrombose durch Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Taubheitsgefühle im Gesicht, Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen, eine Augenmuskellähmung sowie das Sehen von Doppelbildern.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Weniger, W.: Gehirn und Nervensystem. Facultas, Wien 2019

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