Geist
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Geist ist die Summe aller internen Denk-, Wahrnehmungs- und Gefühlsverarbeitungen des Menschen. Er steht mit dem Begriff des Bewusstseins in Verbindung und ermöglicht kognitive Prozesse wie Denken, Planen, Problemlösen, Entscheiden, Auswählen oder Lernen und Erinnern. Störungen dieser geistigen Prozesse können körperliche und psychische Ursachen haben.
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Was ist der Geist?
Als Geist versteht die Allgemeinheit das denkende Bewusstsein des Menschen. Damit ist der Geist eng an die Wahrnehmungsfähigkeit gekoppelt. Vom Geist zu unterscheiden ist das Gehirn oder der Verstand. Das Gehirn spielt für Wahrnehmung und denkende Bewusstseinsprozesse zwar eine Rolle, als Synonyme sind die beiden Ausdrücke jedoch nicht zu verstehen.
Der Geist eines Menschen lässt sich anhand seiner kognitiven Fähigkeiten messen. Die Kognition und der Geist beziehen sich auf die Informationsverarbeitung im menschlichen System. Seine Kognition unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Zur menschlichen Kognition zählen neben dem Wahrnehmen, Problemlösen und Lernen auch das Erinnern, das Denken in all seinen Formen und das Phantasieren.
Kognitive Vorgänge sind außerdem die Prozesse der Auswahl, Planung, Beobachtung, Einschätzung und Entscheidung. Wachsamkeit, Achtsamkeit und Konzentration sind in diesem Zusammenhang wichtige Komponenten der kognitiven Fähigkeit und spielen daher auch für den menschlichen Geist eine Schlüsselrolle.
Kognition und Geist beteiligen sich neben gedanklichen Prozessen und Wahrnehmungsprozessen außerdem an Emotionen und Glaubensüberzeugungen. Diese Zusammenhänge erforschen neben der Psychologie mittlerweile auch die Neurowissenschaften.
Funktion & Aufgabe
Der Geist bestimmt damit also, was bewusst wahrgenommen wird. Davon abgesehen bestimmt er, wie das bewusst Wahrgenommene verarbeitet wird, wie sich etwas anfühlt oder wie man etwas erlebt. Damit steuert der Geist nicht zuletzt, worüber und wie ein Mensch nachzudenken und zu fühlen pflegt.
Alle Menschen sind mit denselben anatomischen Wahrnehmungsstrukturen ausgestattet. Die Informationsverarbeitungswege, die Bewusstseinsinhalte und die gedanklichen sowie emotionalen Prozesse zu einer Situation unterscheiden sich mit jeder Person aber grundlegend.
Das liegt daran, dass der Geist von verschiedenen Menschen niemals derselbe ist. Die Kognitionspsychologie und die Neurowissenschaften wissen heute, dass alle internen Prozesse eines Menschen teils kulturell, teils über individuelle Erfahrungen geprägt sind. Wie Menschen also wahrnehmen und über Wahrgenommenes reflektieren, lässt sich nicht verallgemeinern.
Um Prozesse wie das Denken, die Wahrnehmung und das Gedächtnis besser verstehen zu können, wendet die Kognitionspsychologie heute das sogenannte Priming an. Bei dieser Methode wird über die Darbietung eines bestimmten Reizes die Verarbeitungszeit eines Zielreizes beeinflusst. Auf Basis des Primings lässt sich mittlerweile erahnen, dass der menschliche Geist in einer netzwerkartigen Struktur aufgebaut ist.
Anders als die Psychologie setzen die Neurowissenschaften bei der Untersuchung des Geistes nicht direkt auf geistiger Ebene an. Sie arbeiten auf der Ebene von Gehirnaktivitäten, die mit den geistigen Aktivitäten vermutlich aber nicht gleichzusetzen sind. Trotzdem betont die Neurowissenschaft bis heute, dass sämtliche Geistesaktivitäten vom neuronalen Geschehen nicht unabhängig stattfinden.
Beispielhaft hierfür sind Läsionen im Gehirn, die kognitive Beeinträchtigungen auslösen können. Läsionen im Wernicke-Zentrum bringen so beispielsweise die Sprachverarbeitung durcheinander. Sogar emotionale Veränderungen und Wesensveränderungen können auf Gehirnläsionen zurückgehen. Abgesehen davon scheinen geistige Aktivitäten wie Wahrnehmung, Empfindung und Denken mit neuronalen Aktionen spezifischer Gehirnregionen in Zusammenhang zu stehen.
Die Erforschung dieser Zusammenhänge steht noch am Anfang. Bisher können Neurowissenschaftler die Frage nicht beantworten, warum mit einer bestimmten Gehirnaktivität ein jeweils eigenes Erlebnis verknüpft ist. Nichtsdestotrotz will die Gehirnforschung das geistige Bewusstsein zukünftig aber im Gehirn lokalisieren.
Krankheiten & Beschwerden
Aus diesem Grund können Läsionen im Gehirn die allgemeine Informationsverarbeitung, bestimmte Denkprozesse und sogar Gefühlslagen verändern. Im Extremfall lösen Läsionen im Gehirn kognitive Störungen und geistige Behinderungen aus.
Mit Krankheiten und Beschwerden des Geistes ohne neurologische Ursache beschäftigt sich wiederum die Psychologie. Bei Formen der "Geisteskrankheit" sind interne Prozesse und Bewusstseinsprozesse gestört. Ein Beispiel hierfür sind Halluzinationen der Sinnesmodalitäten, wie sie zum Beispiel im Zuge von schizophrenen Erkrankungen vorkommen können.
Einige Störungen der Psyche lösen Fehlwahrnehmungen jeder Sinnesmodalität aus. Andere beschränken sich auf eine Wahrnehmungsstruktur. So kommen bei einigen Patienten zum Beispiel Phantosmien vor. Sie riechen bestimmte Gerüche in Abwesenheit einer entsprechenden Reizquelle. Forschungen zufolge tritt dieses Phänomen meist infolge eines Traumas auf.
Auch bei Persönlichkeitsstörungen ist im weitesten Sinne die Wahrnehmung und mit ihr eine geistige Struktur gestört. Die Betroffenen nehmen sich selbst im Rahmen der Erkrankung nicht mehr zutreffend wahr.
Die Ursachen für Störungen des Geists und der Psyche können vielfältige sein. Neben Traumata, seelischen Schocks, Gemütsstörungen, unbefriedigten Trieben und erblichen Faktoren können also viele weitere Szenarien eine psychische Störung mit Beteiligung kognitiver Prozesse auslösen.
Quellen
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Upledger, J. E.: Die Entwicklung des menschlichen Gehirns und Zentralen Nervensystems: a brain is born. Haug, Stuttgart 2003
- Zimbardo, P., Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008