Nervenzelle

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nervenzelle wird in der Wissenschaft als Neuron bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Zelle, die Erregungen innerhalb des Körpers übertragen soll. Sie ist für den Austausch von Informationen unerlässlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nervenzelle?

Die Weiterleitung von Impulsen ist die wichtigste Aufgabe der Nervenzelle . Konkret soll es einem Organismus gelingen, Signale zwischen dem Gehirn und den Körperorganen zu übertragen. Hierfür sind im menschlichen Körper Milliarden von Neuronen zuständig. Der Zusammenschluss der Nervenzellen bildet das Nervensystem.

Abhängig vom Aufbau und von den Eigenschaften kann die Gesamtheit der Neuronen in Zellverbände eingeteilt werden. Insbesondere wird unter motorischen und sensorischen Nervenzellen unterschieden.

  • Motorische Neuronen sind für die Kommunikation von Gehirn und Körpermuskulatur verantwortlich. Im Einzelnen soll es dem Körper gelingen, Umweltreize fehlerfrei zu verarbeiten und mit Impulsen rechtzeitig zu reagieren.
  • Sensorische Neuronen verbinden das Gehirn mit den Sinnesorganen. In der Kombination wird eine lückenfreie Kommunikation innerhalb des gesamten Körpers erreicht. Eine Sonderform bilden Interneurone. Dies sind Nervenzellen, die Informationen über weite Entfernungen transportieren. Lokale Signale können so zu verschiedenen Körperabschnitten geleitet werden.

Anatomie & Aufbau

Im Aufbau kann eine Nervenzelle in verschiedene Bestandteile mit jeweils eigenem Aufgabenbereich unterteilt werden. Zu Beginn steht die Aufnahme eines Reizes im Vordergrund. Hierbei spielen die Dendriten eine wichtige Rolle. Sie empfangen Körperreize mit einem stark verzweigten Astsystem.

Anschließend wird die gewonnene Information zum Zellkörper, dem sogenannten Soma, weitergeleitet. Auf dem Soma befindet sich der Axonhügel, der die empfangenen Reize sammelt. Eine Weiterleitung findet erst dann statt, wenn eine ausreichende Intensität erreicht wurde. In der Form eines elektrischen Potenzials gelangt das Signal zu den präsynaptischen Endknöpfen. Als Verbindung fungiert das Axon. Es ist von lipidreichen Zellen umgeben und wird so elektrisch isoliert.

Die präsynaptischen Endknöpfe wandeln das elektrische Signal in einen chemischen Impuls um. Das chemische Signal ist für die Ausschüttung von Neurotransmittern verantwortlich. Sie ermöglichen eine weitere Informationsübertragung in dem sogenannten synaptischen Spalt (Synapse). Dies ist eine Hürde zur nächsten Nervenzelle. Der Vorgang wiederholt sich von Neuron zu Neuron. Abhängig von der Art der Nervenzelle kann sich die Anatomie in der Ausprägung unterscheiden.

Funktion & Aufgaben

Für die Erhaltung von Körperfunktionen ist das System der Nervenzellen unerlässlich. Der ständige Kommunikationsaustausch zwischen Gehirn, Sinnesorganen und Muskeln ermöglicht das rechtzeitige Reagieren auf die Umwelt. Dies beginnt mit der Steuerung der Atmung, der Körpertemperatur und des Blutkreislaufes.

Hinzu kommen der Stoffwechsel, die Energieversorgung und die Sensorik. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört auch der Reflex. Bei einem Reflex besteht die Besonderheit darin, dass eine Körperreaktion eigenständig ohne die Beteiligung des Gehirns ausgeführt wird. Für die Informationsverarbeitung ist stattdessen das Rückenmark verantwortlich.

Um eine schnelle Reaktion zu ermöglichen, wird ein Impuls direkt im Rückenmark ausgesendet und von der betroffenen Körpermuskulatur ausgeführt. Im Rückblick erscheint es dem Menschen dennoch so, als ob er eine bewusste Bewegung ausgeübt hätte. Dies liegt daran, dass das Gehirn kurze Zeit später die Kontrolle über die jeweilige Muskelregion übernimmt.

Den Nervenzellen wird aber auch beim Lernen ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Konkret spielen die Synapsen eine wichtige Rolle. Lernvorgänge finden in einer bestimmten Hirnregion, dem Hippocampus, statt. Bei den sich dort befindenden Synapsen kommt es während eines Lernerfolges zu einer funktionellen Veränderung. Die Veränderungen haben zur Folge, dass die Intensität von Impulsen in der Empfängerzelle zunimmt.

Wiederholtes Lernen hat damit den Zweck, dass abgespeicherte Informationen zugänglicher werden. Dies wird durch den Nebeneffekt begleitet, dass neue Synapsen gebildet werden. Vergleichbar ist dies mit einem Trampelpfad. Je häufiger er verwendet wird, desto zugänglicher wird er auch. Wird er nicht mehr gebraucht, wuchert er schließlich zu. Ähnlich geschieht dies auch im Gehirn. Werden Informationen nicht angefragt, werden Synapsen abgebaut, während die Intensität der Impulsübertragung abnimmt. Konkret handelt es sich um das Vergessen.


Krankheiten & Beschwerden

Krankheiten und Beschwerden des Nervensystems werden als neurodegenerative Erkrankungen bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen, die sporadisch auftreten und langsam fortschreiten. Meist können sie auf erbliche Ursachen zurückgeführt werden.

Bei neurodegenerativen Erkrankungen kommt es zu einer Schädigung von Nervenzellen, wodurch die Funktionalität des Nervensystems beeinträchtigt wird. Demenz und Bewegungsstörungen sind schließlich die Folge. Zu den bekanntesten Krankheiten des Nervensystems gehört Alzheimer].

Meist tritt Alzheimer über dem 65. Lebensjahr auf und ist für mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankungen verantwortlich. Bei der Demenz handelt es sich wiederum um eine Erkrankung des Gehirns, bei der kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten nachlassen. Dies kann auf eine Degeneration der sich dort befindenden Nervenzellen zurückgeführt werden. Defizite ergeben sich vor allem in der Funktionalität des Kurzzeitgedächtnisses.

Eine schwere Form der neurodegenerativen Erkrankung bildet ferner die [progressive supranukleäre Blickparese]] (PSP). Schädigungen bereits bestehender Nervenzellen finden hier in den Basalganglien statt. Bei den Basalganglien handelt es sich um Gehirnareale, die für die Steuerung automatischer Bewegungen zuständig sind.

In der Folge sind Erkrankte nicht mehr in der Lage, das Gleichgewicht zu halten, ihre Augen zu steuern und das Schlucken zu koordinieren. Hinzu kommen Beeinträchtigungen in der Sprechsteuerung. Nach drei bis zehn Jahren führt PSP schließlich zum Tod. Mit Medikamenten gelingt es, den Verlauf der Erkrankung zu verzögern und Symptome zu mildern.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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