Nierenabszess

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Nierenabszess wird eine abgekapselte Eiteransammlung im Nierengewebe verstanden. Nierenabszesse können aus verschiedenen Gründen entstehen und machen in der Regel eine Krankenhausbehandlung notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Nierenabszess?

Ein Nierenabszess äußert sich in aller Regel durch eindeutige Symptome und Beschwerden. Zunächst ruft die Wucherung Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit hervor.
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Wenn sich Eiter im Nierengewebe ansammelt und einkapselt ist von einem Nierenabszess die Rede. Die Symptome einer solchen, bakteriellen Entzündung sind gravierend, die Patienten leiden unter starken Nierenschmerzen, Fieber und Ausscheidungsstörungen.

Die Hauptschmerzen entstehen in der Flanke, auf der Seite der betroffenen Niere. Die Nierenfunktion wird durch den Abszess nicht beeinträchtigt, dennoch ist eine sofortige Behandlung notwendig, da die Gefahr einer Blutvergiftung droht.

Nierenabszesse können einzeln oder in Gruppen auftreten. Schließen sich mehrere Abszesse zu einem großen Eiterherd zusammen, wird von einem Karbunkel gesprochen. Die Eiteransammlung kann sich in verschiedenen Gebieten der Niere ansiedeln, mitunter ist nur die Nierenrinde betroffen.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Entstehung eines Nierenabszesses führen können. Häufig entsteht die Eiteransammlung aufgrund einer vorangegangenen Harnwegsinfektion.

Die Bakterien steigen über die Harnwege bis zur Niere auf und sorgen dort für die Entstehung des Eiterherds. Auch Hauterkrankungen kommen als Auslöser für den Nierenabszess in Frage, die Bakterien werden über die Blutbahn bis zur Niere transportiert und kapseln sich dort ab.

Ein durch Hauterkrankungen ausgelöster Abszess befindet sich in der Regel nicht direkt in der Niere, sondern siedelt sich in der Nebenrinde an. Patienten, welche unter Nierensteinen leiden, haben grundsätzlich ein höheres Risiko einen Nierenabszess zu bekommen, daher sollte eine regelmäßige Überwachung bei bekannten Nierensteinen erfolgen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Nierenabszess äußert sich in aller Regel durch eindeutige Symptome und Beschwerden. Zunächst ruft die Wucherung Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit hervor. Begleitend dazu treten starke Kopfschmerzen auf, die von den Betroffenen meist als dumpf bis pochend beschrieben werden. Ein Nierenabszess kann außerdem Blasenbeschwerden verursachen.

Dann kommt es zu stechenden Schmerzen oder Blutablagerungen im Urin. Häufig ist der Urin auch milchig-weiß oder ungewöhnlich durchsichtig. Im weiteren Verlauf kommt es dann zu ernsten Beschwerden, zum Beispiel Schmerzen im Bereich der Nieren oder Harnverhalt. Das Fieber wird im Verlauf stärker und ist oft mit Schweißausbrüchen, Schlaflosigkeit und einer starken Erschöpfung verbunden.

Durch eine rasche Behandlung des Abszesses lassen sich die beschriebenen Symptome rasch lindern. Im Normalfall sind die Erkrankten bereits nach wenigen Tagen beschwerdefrei. Lediglich die Nierenschmerzen können je nach Ursache noch einige Wochen bis Monate bestehen bleiben. Bei größeren Abszessen können Nierenschäden zurückbleiben, welche die Betroffenen dauerhaft im Alltag einschränken. Wenn der Nierenabszess nicht rechtzeitig behandelt wird, können die Bakterien ins Blut gelangen und eine Sepsis hervorrufen. Dies kann im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufzusammenbruch und dadurch zum Tod des Erkrankten führen.

Diagnose & Verlauf

Der Erstkontakt zum Arzt erfolgt in der Regel aufgrund der heftigen Symptome. Charakteristisch für einen Nierenabszess sind starke Schmerzen in der betroffenen Flanke. Der Arzt verschafft sich zunächst durch ein Gespräch mit dem Patienten einen Überblick und wird dann als bildgebendes Verfahren eine Ultraschalluntersuchung vornehmen.

Parallel hierzu erfolgt eine Untersuchung von Blut und Urin, um die Entzündungswerte in Erfahrung zu bringen. Die Symptome treten in der Regel sehr akut auf und verschlimmern sich stetig. Fieber, Kopf- und Flankenschmerzen sowie Schüttelfrost sind klare Anzeichen für einen Nierenabszess und erfordern eine sofortige Behandlung.

Unbehandelt kann ein Nierenabszess im schlimmsten Fall zur Blutvergiftung führen und somit tödlich verlaufen. Bei rechtzeitiger Behandlung bessern sich die Symptome innerhalb weniger Tage.

Komplikationen

Ein Abszess an den Nieren kann durchaus verschiedene Komplikationen hervorrufen, die in der Regel immer von einem entsprechenden Arzt behandelt werden sollte. Wer auf eine Behandlung verzichtet, setzt sich selbst einem großen Risiko aus. Bei einem Abszess handelt es sich um einen Hohlraum, der mit Eiterflüssigkeit gefüllt ist. Ein solcher Abszess entsteht in den meisten Fällen durch eine bestehende Entzündung, sodass die Bildung von Eiter im Nachhinein auch noch deutlich zunehmen kann.

Bleibt dieses Krankheitsbild ohne jegliche Behandlung, sind weitere Komplikationen vorprogrammiert. Häufig wird ein Abszess an den Nieren von starken und stechenden Kopfschmerzen begleitet. Auch eine erhöhte Temperatur und Übelkeit sind häufige Komplikationen, die im Zusammenhang mit einem Nierenabszess auftreten können. Wer sich an dieser Stelle für eine ärztliche Behandlung entscheidet, der trifft definitiv die richtige Entscheidung.

Ein Abszess an den Nieren muss definitiv ärztlich beziehungsweise medikamentös behandelt werden. Andernfalls kann es sogar zu einer gefährlichen Blutvergiftung kommen, die im schlimmsten Fall sogar bis zum Tod führen kann. Daher gilt: Bei einem Abszess an den Nieren ist der Gang zum Arzt unausweichlich. Nur mit einer entsprechenden Behandlung können Komplikationen und weitere Beschwerden vermieden werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sollten ärztlich abgeklärt werden. Wenn stechende Schmerzen im Bereich der Nieren sowie milchig-weißer Urin hinzukommen, deutet dies auf eine Erkrankung der Nieren hin. Ein Mediziner muss feststellen, ob es sich dabei um einen Nierenabszess oder um eine andere Erkrankung handelt und je nach Befund weitere Schritte einleiten. Ärztlicher Rat ist gefragt, wenn die beschriebenen Symptome länger als einige Tage bestehen bleiben oder rasch an Intensität zunehmen.

Ein Nierenabszess muss in jedem Fall behandelt werden, um Komplikationen wie Sepsis und Kreislaufschock zu vermeiden. Im schlimmsten Fall führt ein Nierenabszess zum Tod des Erkrankten. Personen, die an einer Harnwegsinfektion oder an Nierensteinen leiden, sind besonders gefährdet. Auch Menschen mit chronischen Hauterkrankungen gehören zu den Risikogruppen und sollten mit den genannten Beschwerden unbedingt zum Arzt gehen. Neben dem Hausarzt kann der Nephrologe oder ein anderer Internist konsultiert werden. In akuten Fällen ist ein sofortige Besuch im Krankenhaus angezeigt.

Behandlung & Therapie

Ein Nierenabszess wird zunächst mit Antibiotika behandelt, um den Entzündungsherd so schnell wie möglich einzudämmen. Die Patienten werden stationär ins Krankenhaus aufgenommen, um eine Verschlimmerung der Symptome rechtzeitig zu bemerken.

Es wird in der Regel ein Breitbandantibiotika verabreicht, welches innerhalb der ersten drei Tage bereits erste Wirkung zeigt. Eine eingeleitete Antibiotikatherapie muss über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen erfolgen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich aus einem Restbestand von Bakterien erneut ein Abszess bilden kann.

Je nach Ausmaß der Vereiterung muss die Ausleitung des Eiters im Rahmen einer Nephrostomie erfolgen. Hierbei wird unter lokaler Narkose ein Katheder durch die Haut ins Nierengewebe eingeführt und der Eiter abgelassen. Eine sofortige Besserung der Symptome und insbesondere der Schmerzen ist die Folge dieser Behandlung. Bei vielen Patienten bilden sich immer wieder neue Abszesse oder Karbunkel. In diesem Fall kann die Entfernung der betroffenen Niere sinnvoll sein, um den Körper vor weiteren Entzündungen zu schützen.

Die Entfernung einer Niere stellt für den Betroffenen keine Beeinträchtigung dar, sofern die andere Niere beschwerdefrei und voll funktionsfähig ist. Die andauernde Belastung des Körpers durch Nierenabszesse birgt für den Patienten deutlich mehr Gefahren, als das Leben mit nur einer Niere.


Aussicht & Prognose

Für eine gute Prognose ist bei einem Nierenabszess eine medizinische Versorgung notwendig. Im Normalfall wird ein Krankenhausaufenthalt notwendig, da unter ungünstigen Umständen eine Lebensgefährdung besteht. Ohne eine ärztliche Behandlung droht dem Betroffenen eine Blutvergiftung und damit das vorzeitige plötzliche Ableben.

Bereits bei den ersten Symptomen ist ein Arztbesuch anzuraten, damit schnellstmöglich eine Diagnosestellung stattfinden kann. Bei einem sehr frühen Krankheitsstadium genügt meist eine medikamentöse Behandlung. In dieser werden die Krankheitserreger an einer weiteren Ausbreitung gehindert und gleichzeitig abgetötet. Anschließend werden die abgestorbenen Keime durch den Organismus selbstständig abtransportiert und ausgeschieden. Innerhalb einiger Tage zeigt sich bereits eine deutliche Verbesserung der Gesundheit und nach wenigen Wochen ist eine Beschwerdefreiheit möglich.

Bei einem stationären Aufenthalt wird überprüft, in welchem Ausmaß sich Eiteransammlungen gebildet haben. Häufig handelt es sich bei dem Aufenthalt um eine Vorsorgemaßnahme, damit bei einer Verschlechterung der Gesundheit unverzüglich gehandelt werden kann. Bei einigen Patienten ist ein operativer Eingriff nötig, damit der Eiter vollständig aus dem Organismus entfernt wird. Auch bei dieser Vorgehensweise ist unter normalen Bedingungen eine Genesung innerhalb weniger Wochen möglich. Liegen bereits Nierenschädigungen vor, so verschlechtert sich die Prognose. Es kann zu Komplikationen der Nierentätigkeit kommen, die Auswirkungen auf den weiteren Verlauf und eine mögliche Genesung haben.

Vorbeugung

Um einem Nierenabszess vorzubeugen, sollten einige Verhaltensregeln grundsätzlich beachtet werden. Da ein häufiger Auslöser für einen Abszess eine Harnwegsinfektion ist, sollte diese nach Möglichkeit vermieden werden. Eine ausreichende, tägliche Trinkmenge kann die Entstehung einer Blasenentzündung verhindern. Auch der Verzicht auf Intimsprays oder stark parfümhaltige Seifen kann einer Bakterienbildung in den Harnwegen vorbeugen. Verkühlungen sind häufig der Auslöser für Erkrankungen im Bereich der Harnwege und der Nieren, daher sollten diese unbedingt vermieden werden.

Nachsorge

Die Nachsorge eines Nierenabszesses umfasst unter anderem regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Der Arzt nimmt Blut ab und untersucht die Niere mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall oder CT. Außerdem muss die medikamentöse Behandlung neu eingestellt beziehungsweise abgeschlossen werden. Die ärztlichen Kontrolluntersuchungen können nach und nach reduziert werden.

In welchem Abstand hängt von dem individuellen Verlauf der Erkrankung ab. Die Nachsorge wird von einem Internisten oder Nephrologen durchgeführt. Begleitend dazu ist eine ursächliche Behandlung vonnöten, welche im Rahmen der Nachsorge eingeleitet wird. Die Nachsorge eines Nierenabszesses umfasst zudem ein Patientengespräch.

Hierbei wird der Arzt etwaige Beschwerden wie Nierenschmerzen oder Druckgefühle erfragen und geeignete Gegenmaßnahmen vorschlagen. Nach einem operativen Eingriff muss die Operationswunde überprüft werden. Bei anhaltenden Beschwerden oder einem erneuten Abszess muss die Behandlung wieder aufgenommen werden.

Da es sich bei einem Nierenabszess um eine schmerzhafte Erkrankung handelt, muss die Schmerzbehandlung meist über die eigentliche Behandlung hinaus fortgesetzt werden. Welche Maßnahmen im Rahmen der Nachsorge im Detail vonnöten sind, muss mit dem zuständigen Allgemeinarzt oder Nephrologen abgesprochen werden. Der Patient sollte auf ungewöhnliche Symptome achten und den Arzt darüber informieren.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Nierenabszess hat der Patient wenig Möglichkeiten für eine Selbstbehandlung. Eine medizinische Versorgung ist notwendig, damit keine schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Situationen eintreten. Unterstützend zu einer ärztlichen Behandlung sollte dem Körper ausreichend Ruhe und Schonung zukommen. Sportliche Aktivitäten oder körperlich anstrengende Tätigkeiten sind vollständig zu vermeiden. Leichte ausgleichende Bewegungen zur Vorbeugung vor Muskelbeschwerden können ausgeführt werden, sind aber den Bedürfnissen des Organismus anzupassen.

Es ist anzuraten, täglich auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Die empfohlene Mindestmenge liegt bei 2 Litern pro Tag. Zudem hilft eine gesunde und ausgewogene Ernährung, um das Immunsystem zu unterstützen. Aufenthalte bei frischer Luft und mit genügend Sauerstoff stabilisieren ebenfalls das körpereigene Immunsystem. Der Konsum von Alkohol ist zu unterlassen. Ebenfalls sollten dem Körper keine Schadstoffe wie Nikotin oder Drogen zugeführt werden. Dies verschlechtert den allgemeinen Gesundheitszustand und löst Komplikationen aus.

Heilpflanzen oder der Genuss von Nierentees können in der Selbsthilfe verwendet werden. Pflegeprodukte, Waschmittel oder Seifen für die Nierengegend oder im Intimbereich sollten ph-neutral und parfümfrei sein. Der Patient sollte sich vor einer Kälteeinwirkung oder Zugluft ausreichend schützen. Sitzbäder und warme Kleidung helfen und fördern den Genesungsprozess. In der Nacht ist auf einen ausreichenden Schutz der Niere vor Kälte zu achten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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