Nierenbeckenkarzinom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Nierenbeckenkarzinom ist eine relativ selten auftretende Tumorerkrankung; gerade ein Prozent aller Tumore, die sich im Urogenitalbereich bilden, befallen das Nierenbecken. Die Prognose ist von der Entdeckung des Tumors abhängig; operative Methoden stellen die einzige Möglichkeit dar, den Tumor zu besiegen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Nierenbeckenkarzinom?

Auch wenn die Hämaturie (sichtbares Blut im Urin) relativ früh auftritt, kann das Nierenbeckenkarzinom lange Zeit unbemerkt bleiben.
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Unter dem Nierenbeckenkarzinom wird - wie im Namen bereits erwähnt - eine Tumorbildung direkt im Nierenbecken bezeichnet. Das Nierenbeckenkarzinom ist ein relativ selten auftretender Tumor; gerade ein Prozent aller Urogenitaltumore werden durch das Nierenbeckenkarzinom gebildet. Der Tumor bildet sich vorwiegend bei Personen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben.

Zu beachten ist, dass im Rahmen des Nierenbeckenkarzinoms mehrere Tumorarten möglich sind, welche auf Grund der Histologie unterschieden werden können. 90 Prozent sind sogenannte papilläre eoitheliale Tumore; 10 Prozent sind [[Spinaliom (Plattenepithelkarzinom)|Plattenepithelkarzinome.

Ursachen

Im Rahmen verschiedener Studien haben Ärzte festgestellt, dass das Nierenbeckenkarzinom mitunter berufsbedingt auftreten kann. Personen, welche vorwiegend im Bergbau oder in Chemiebetrieben tätig sind, sind häufiger betroffen als Personen, welche in jenen Branchen nicht beschäftigt sind. Aromatische Amine sowie Nitrosmine sollen die Tumorbildung begünstigen. Es gibt jedoch auch Tumorbildungen, welche auf Grund Mutationen im Apoptosegen entstehen. Auch chronische Harnwegsinfekte begünstigen eine Tumorbildung.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Auch wenn die Hämaturie (sichtbares Blut im Urin) relativ früh auftritt, kann das Nierenbeckenkarzinom lange Zeit unbemerkt bleiben. Die Patienten klagen auch immer wieder über Schmerzen, wobei hier Blutansammlungen - Koagel - den Grund darstellen, da die Harnwege des Patienten verstopft werden.

Die Schmerzen werden kolikartig beschrieben und strahlen mitunter auch in den Rücken aus. Aus diesem Grund gehen viele Mediziner - zu Beginn der Untersuchung - von einer Urolithiasis aus. Weitere Symptome, die jedoch erst mit dem späteren Krankheitsverlauf auftreten, sind Übelkeit, Gewichtsverlust, Fieber sowie Nachtschweiß oder Appetitlosigkeit.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Der Arzt hat schon auf Grund der Krankheitsgeschichte sowie der Beschwerden seines Patienten den Verdacht, dass mitunter eine Tumorerkrankung vorliegen kann. Zu Beginn liegt das Augenmerk auf der Tatsache, ob es sich um ein Nierenbeckenkarzinom oder einen Harnleiter- beziehungsweise Nierentumor handelt.

Mittel Ultraschalluntersuchung besteht die Möglichkeit, dass der Mediziner etwaige Veränderungen der Strukturen feststellen kann. Eine Röntgenaufnahme gibt ebenfalls einen Aufschluss, ob ein Tumor vorliegt. Mitunter können im Rahmen der Röntgenaufnahme auch Knochenmetastasen festgestellt werden. Wurde der Verdacht eines Nierenbeckenkarzinoms bestätigt, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Jene Untersuchungen dienen der Feststellung des Stadiums bzw. des Ausmaßes.

Mittels Computertomographie kann etwa festgestellt werden, ob bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorhanden sind. Damit eine gezielte Therapie gestartet werden kann, muss ein Tumorstaging durchgeführt werden. Dabei beurteilt der Mediziner den Tumor nach der TNM-Klassifikation, welche sich aus der Tumorgröße (T) dem Lymphknotenbefall (N) sowie den Metastasen (M) zusammensetzt:

  • T1 N0 M0 = Stadium I. Es liegen weder Metastasen noch ein Befall der Lymphknoten vor.
  • T2 N0 M0 = Stadium IIA. Der Tumor ist zwar in den umliegenden Gewebeschichten eingewachsen, jedoch bestehen keine Metastasen bzw. liegt kein Lymphknotenbefall vor.
  • T1-2 N1 M0 = Stadium IIB. Vergleichbar mit Stadium IIA; die Lymphknoten sind bereits befallen.
  • T3-4 N1 M0 = Stadium III. Der Tumor hat sich bereits in das Organgewebe eingewachsen; die Lymphknoten sind ebenfalls befallen, jedoch haben sich keine Metastasen gebildet.
  • T3-4 N1 M1 = Stadium IV. Wie Stadium III, jedoch haben sich Metastasen gebildet.

Die Prognose hängt vor allem davon ab, in welchem Stadium das Nierenbeckenkarzinom diagnostiziert wurde. Die Heilungschancen sind, sofern der Tumor in einem sehr frühen Stadium erkannt wurde, deutlich besser. Jedoch ist eine frühe Diagnose äußerst schwierig; vor allem deshalb, da zu Beginn der Krankheit keine Symptome auftreten, die darauf schließen lassen, dass sich ein Tumor gebildet hat.

Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Beschwerden auf, welche eindeutig darauf hinweisen, dass sich ein Karzinom gebildet hat. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass bereits erste Symptome, die auf einen Tumor hinweisen können, ein Mediziner aufgesucht wird.

Komplikationen

Bei einem Nierenbeckenkarzinom handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Erkrankung. Leider führt diese in den meisten Fällen zum Tod des Patienten oder zu erheblichen Einschränkungen. Der weitere Verlauf dieser Krankheit hängt allerdings sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und von der Ausbreitung des Tumors ab, sodass eine allgemeine Prognose nicht gegeben werden kann. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an blutigem Urin.

Blut im Urin kann mitunter zu einer Panikattacke führen. Auch starke Schmerzen an den Nieren oder an den Flanken können aufgrund des Nierenbeckenkarzinoms auftreten und sich auch bis in den Rücken ausbreiten. Weiterhin leiden die Betroffenen an Gewichtsverlust und an Fieber. Auch ein allgemeines Krankheitsgefühl tritt beim Nierenbeckenkarzinom auf und führt zu einer deutlich verringerten Lebensqualität des Betroffenen. Die Patienten wirken abgeschlagen und leiden dabei auch an Nachtschweiß.

In der Regel kann das Nierenbeckenkarzinom durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Die Betroffenen sind allerdings auch danach noch auf eine Chemotherapie oder auf eine Bestrahlung angewiesen. Dabei kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Nierenbeckenkarzinom erheblich verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Befindet sich Blut im Urin, welches bei geschlechtsreifen Frauen nicht aufgrund der Monatsblutung auftritt, besteht Anlass zur Besorgnis. Ein Arztbesuch sollte zur Abklärung der Ursache stattfinden. Bei einer Abnahme des Gewichts, einer Teilnahmslosigkeit oder einem Verlust der Belastungsfähigkeit, ist ein Arzt aufzusuchen. Kommt es zu Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder einer allgemeinen Schwäche, benötigt der Betroffene Hilfe. Schweißausbrüche oder nächtliches starkes Schwitzen sind Hinweise einer Erkrankung.

Ein Arztbesuch ist notwendig. Schmerzen, Unwohlsein oder ein Krankheitsgefühl sollten ärztlich abgeklärt werden. Da ein Nierenbeckenkarzinom unbehandelt einen tödlichen Verlauf nimmt, ist bereits bei den ersten Anzeichen einer Unregelmäßigkeit ein Arztbesuch dringend zu empfehlen. Die Prognose hängt von dem Zeitpunkt der eingeleiteten Behandlung ab. Daher ist grundsätzlich im Erwachsenenalter die Teilnahme an regelmäßigen Krebsvorsorgeuntersuchungen zu empfehlen. Auf diesem Weg ist bereits eine Früherkennung möglich, noch bevor sich Symptome manifestiert haben.

Bei Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Rückenschmerzen oder Koliken sind diese einem Arzt vorzustellen. Leidet der Betroffene unter Auffälligkeiten beim Wasserlassen, einer Veränderung des Urins oder des Geruchs, sind die Beobachtungen von einem Arzt weiter untersuchen zu lassen. Sinkt die Teilnahme an Freizeitaktivitäten, stellen sich Verhaltensänderungen ein oder kommt es zu Stimmungsschwankungen, sollte eine erhöhte Wachsamkeit herrschen. Häufig sind dies erste Anzeichen einer Erkrankung.

Behandlung & Therapie

Die Therapie konzentriert sich vorwiegend auf die operative Entfernung des Nierenbeckenkarzinoms, wobei - da im Regelfall die gesamte Niere betroffen ist - jene zur Gänze entfernt werden muss. Jedoch werden nicht nur die Niere, sondern auch die Blase sowie der Harnleiter operativ entfernt. In Einzelfällen, das bedeutet, dass nur ein äußerst kleiner Tumor vorliegt, genügt auch eine Teilresektion beziehungsweise Teilentfernung des Nierenbeckens.

In weiterer Folge wird eine Chemotherapie verordnet. Das Ziel der Chemotherapie liegt darin, dass der Patient ein Medikament erhält, welches das Zellwachstum hemmen soll. Dabei wird ein recht dünner Katheter direkt in die Tumornähe eingebracht. Eine Strahlentherapie wird - jedoch nach der operativen Entfernung des Nierenbeckenkarzinoms - ebenfalls empfohlen.

Wichtig ist, dass die Strahlentherapie nur das betroffene Gebiet „bestrahlt“; so können etwaige Schäden der umliegenden Organe verhindert werden. Wurden Metastasen festgestellt, muss der gesamte Körper des Patienten mittels systemischer Chemotherapie behandelt werden. Dabei wird das Medikament direkt über die Blutbahn geleitet. Das Ziel soll dabei sein, die befallenen Regionen von den Tochtergeschwülsten zu befreien.


Aussicht & Prognose

Die weitere Aussicht richtet sich bei Patienten mit einem Nierenbeckenkarzinom nach dem Krankheitsstadium bei Entdeckung und Behandlung der Tumorerkrankung. Darüber hinaus muss geklärt werden, ob es sich um einen bösartigen oder gutartigen Tumor handelt. Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung hat der Patient eine gute Aussicht auf eine Genesung. Je später die unerwünschten Gewebeveränderungen bemerkt werden und je intensiver das Wachstum des Tumors ist, desto ungünstiger gestaltet sich der weitere Krankheitsverlauf.

Zu berücksichtigen ist bei der Prognosestellung, dass ein Nierenbeckenkarzinom zumeist bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres auftritt. Bei vielen Betroffenen ist der Organismus in einem fortgeschrittenen Lebensalter geschwächt. Überdies liegen häufig weitere Erkrankungen vor, die eine Auswirkung auf die weitere Entwicklung haben können. Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten ist daher maßgeblich mitentscheidend für den weiteren Verlauf.

Zur Linderung der Beschwerden sind ein operativer Eingriff sowie eine Tumorbehandlung notwendig. Das Karzinom muss vollständig entfernt werden, damit eine Aussicht auf Linderung vorhanden ist. Die Operation sowie anschließender Therapie sind mit zahlreichen Nebenwirkungen und körperlichen wie auch emotionalen Belastungen verbunden. Es besteht die Möglichkeit von Folgeerkrankungen.

Bei einem grundsätzlich gesunden Immunsystem und einer guten gesundheitlichen Verfassung, sind die Aussichten deutlich verbessert. Treten bei dem operativen Eingriff keine weiteren Komplikationen auf, ist eine Beschwerdefreiheit möglich.

Vorbeugung

Wichtig ist, dass dem Nierenbeckenkarzinom in der Art und Weise vorgebeugt wird, sodass der Patient etwaige Harnsteine und Harnwegsinfekte schnell behandeln lässt. Werden jene Krankheiten nicht behandelt, entsteht eine chronische Reizung, welche ebenfalls eine Tumorbildung begünstigen kann.

Nachsorge

Konnte das Nierenbeckenkarzinom erfolgreich behandelt werden, findet im Anschluss daran die Nachsorge statt. Als hilfreich gilt eine Nachbehandlung in einer Reha- oder Kurklinik. Dort erhält der Patient auch psychologische Unterstützung sowie wertvolle Erkenntnisse über eine bewusste und gesunde Lebensweise.

Zu den wichtigsten Punkten der Nachsorge zählt das Verhindern eines erneuten Auftretens des Nierenbeckenkarzinoms. Zu diesem Zweck wird in den ersten zwei Jahren nach der Therapie im Abstand von drei Monaten eine Kontrolluntersuchung durchgeführt. Dabei erkundigt sich der Arzt nach dem Befinden seines Patienten und führt eine körperliche Untersuchung durch.

Die Kontrollen umfassen Untersuchungen von Harn und Blut. Ebenso findet eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) statt. Eine Kontrolle der Bauchregion lässt sich mithilfe einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) vornehmen. Um mögliche Metastasen in anderen Körperregionen wie der Lunge auszuschließen, werden Röntgenaufnahmen des Brustkorbs angefertigt.

Ab dem 3. Jahr nach Ende der Nierenbeckenkarzinombehandlung finden die Kontrolluntersuchungen alle sechs Monate statt. Ab dem 5. Jahr ist nur noch eine Untersuchung pro Jahr notwendig. Durchgeführt werden die Untersuchungen beim Hausarzt, einem Urologen oder in der Klinik, in der die Therapie erfolgte. Allerdings hängt die Anzahl der Untersuchungen auch vom Verlauf der Erkrankung sowie dem individuellen Gesundheitszustand ab. Zeigen sich Krebsrezidive, Folgeerscheinungen oder begleitende Erkrankungen, werden diese umgehend behandelt.

Das können Sie selbst tun

Nach der Diagnose Nierenbeckenkarzinom benötigen die Betroffenen die Unterstützung von Freunden und Familie. Auch Ärzte, Psychologen und Beratungsstellen stehen mit Tipps für eine leichtere Alltagsbewältigung zur Seite. Wichtig ist vor allem die Rückkehr in den Beruf. Die berufliche Rehabilitation gelingt mit Hilfe verschiedener Beratungsleistungen, über die der Hausarzt informieren kann.

Da ein Nierenbeckenkarzinom meist mittels Chemo- oder Strahlentherapie behandelt wird, leiden die Erkrankten an Nebenwirkungen, die sowohl die inneren Organe als auch das Aussehen betreffen. Probleme wie Haarverlust oder Narben können sowohl mit ärztlichen Präparaten als auch mit natürlichen Mitteln behandelt werden. Auch im Bereich der Sexualität können sich die Erkrankten an einen Facharzt wenden, um typische Probleme wie Erektionsstörungen effektiv zu behandeln. Nicht zuletzt ist auch der Umgang mit der Diagnose Krebs wichtig. Gerade in der ersten Zeit haben die Betroffenen viele Fragen und Ängste. Diese können im Rahmen einer Selbsthilfegruppe oder im Gespräch mit einem Psychologen aufgearbeitet werden.

Durch all diese Maßnahmen kann die Lebensqualität nach und nach wieder verbessert werden. In Verbindung mit einer umfassenden ärztlichen Therapie bieten die genannten Selbsthilfemaßnahmen eine Perspektive für die Patienten, trotz der schweren Diagnose einen höheren Lebensstandard zu bewahren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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