Nierensteine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Nierensteine (Nephrolithiasis) wird eine Harnwegs- bzw. Nierenerkranung bezeichnet, bei der es im Verlauf zur Bildung von kleinen bis größeren kristalinen Steinen kommt, die nur mit großen Schmerzen ausgeschieden werden können. Typische erste Anzeichen sind starke Schmerzen in der Leistengegend bzw. Unterbauch. Am Anfang einer Nierensteinerkrankung spüren die Betroffenen jedoch noch keine Beschwerden, da die Nierensteine meist noch klein sind.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nierensteine?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Niere bei Nierensteinen. Klicken, um zu vergrößern.

Nierensteine sind feste Gebilde, welche bei der Nierensteinkrankheit (Nephrolithiasis) in der Niere sowie in den ableitenden Harnwegen (Harnblase, Harnleiter) entstehen. Meistens bestehen Nierensteine aus Kalziumsalzen, können jedoch auch aus Harnsäure, Zystin oder Magnesium-Ammonium-Phosphat zusammengesetzt sein.

Der Häufigkeitsgipfel liegt bei Erwachsenen, die 30 bis 60 Jahre alt sind. Dabei betrifft es Männer ungefähr doppelt so oft wie Frauen. Die Größe der gebildeten Nierensteine kann sehr unterschiedlich sein. Sie reicht von einigen Millimetern (circa Reiskorngröße) bis zu vielen Zentimetern (sogenannte Nierenbeckenausgusssteine, welche das Nierenbecken völlig ausfüllen können). In etwa 80 der Fälle treten diese Ablagerungen einseitig auf.

Ursachen

Nierensteine bilden sich durch eine erhöhte Konzentration bestimmter Stoffe im Urin. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von Ernährungsfaktoren und von einer zu niedrigen Flüssigkeitszufuhr über mangelnde Bewegung bis hin zu gewissen Stoffwechselerkrankungen und genetischen Faktoren. Bei der Mehrheit von Nierensteinen Betroffenen bleiben die Ursachen ungeklärt.

Die Stoffe, die sich an der Entstehung von Nierensteinen beteiligen, sind Bestandteile des Harns, welche normalerweise gelöst über die Niere ausgeschieden werden. Zu diesen Stoffen gehören Kalzium, Phosphat, Harnsäure, Zystin und Oxalat. Wenn sie im Harn so reichlich vorhanden sind und sich nicht mehr lösen können, kristallisieren sie aus. Bei entsprechender Harnkonzentration lagern sich folglich immer neue Stoffschichten an die entstandenen Kristalle an, sodass sich ständig wachsende zwiebelschalenartige Nierensteine bilden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei Nierensteinen liegt eine Erkrankung der Nieren vor, die mit typischen und ziemlich eindeutigen Symptomen verbunden ist. Im Anfangsstadium sind keinerlei Schmerzen oder Anzeichen wahrzunehmen, da die Nierensteine einfach noch zu klein sind. Wenn diese jedoch an Größe und Gewicht zunehmen, dann ist mit ersten Schmerzen in der Leistengegend zu rechnen.

Vereinzelnd kommt es auch zu Krämpfen im Unterbauch. Als weiteres Symptom können Schmerzen und ein Brennen beim Wasserlassen auftreten. Bei Männern als auch bei Frauen tritt dieses Symptom auf. Ein weiteres und zugleich sehr typisches Symptom im Zusammenhang mit Nierensteinen ist eine starke Übelkeit. Die Übelkeit löst gleichzeitig ein allgemeines Unwohlsein und Appetitlosigkeit auf, sodass betroffene Personen im Alltag erheblich eingeschränkt sind.

Wer bestehende Nierensteine ohne jegliche Behandlung lässt, der muss mit einer deutlichen Verschlimmerung der auftretenden Symptome rechnen. Nur wenn betroffene Personen umgehend einen Arzt aufsuchen, dann kann eine schnelle Besserung und Heilung erzielt werden. Andernfalls werden sich besonders die Schmerzen beim Wasserlassen verstärken.

Krankheitsverlauf

Werden Nierensteine heutzutage behandelt, so ist fast immer mit einem günstigen Verlauf zu rechnen. Je nach Therapieverfahren ist der Betroffene meist schon nach kurzer Zeit von den Beschwerden befreit. Dennoch kann es auch zu Komplikationen kommen, wenn beispielsweise die Nierensteine die Harnwege blockieren und der Urin bzw. Harn nicht ausgeschieden werden kann. In der Folge können so auch leichter Bakterien in das Nierenbecken eindringen und für Entzündungen sorgen.

Werden die Nierensteine gar nicht behandelt, werden die typischen Schmerzen beim Urinieren immer stärker. Außerdem kann es zu weiteren Symptomen, wie starken Rückenschmerzen, Fieber und Schüttelfrost kommen. In seltenen Fällen kann es gar zum kompletten Versagen der Nierentätigkeit kommen. Die daraus resultierende Blutvergiftung kann dann zu lebensbedrohlichen Erscheinungen führen.

Komplikationen

Aufgrund eines günstigen Verlaufs treten Komplikationen bei Nierensteinen nur selten auf. So werden mehr als 80 Prozent der Steine mit dem Urin wieder aus dem Körper ausgeschieden. Wie lange dieser Vorgang dauert, hängt von dem Umfang der Nierensteine ab. Dennoch sind Folgeerscheinungen möglich, wenn der Abfluss des Urins aufgrund der Steine behindert wird.

Zu den unangenehmsten Komplikationen der Nierensteine zählt die Nierenkolik. Sie macht sich durch plötzlich einsetzende starke Schmerzen bemerkbar, die sich anfalls- und krampfartig zeigen. Lokalisiert werden sie im Bereich der Nieren, sie können aber auch bis in die Leisten, den Oberschenkel oder die Genitalien ausstrahlen. Bei vielen Betroffenen kommt es außerdem zu Unruhe, Angst, Übelkeit und Erbrechen.

Die Dauer einer Nierenkolik reicht von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden. Damit keine dauerhaften Schäden an den Nieren und Harnwegen auftreten, muss eine ärztliche Therapie erfolgen. Werden die Harnwege durch die Nierensteine verschlossen, können Krankheitserreger wie Bakterien leichter in den Organismus vordringen und Harnwegsinfektionen wie eine Urozystitis hervorrufen.

Nicht selten werden auch die Nieren durch eine interstitielle Nephritis in Mitleidenschaft gezogen. Dabei leiden die betroffenen Personen unter Beschwerden beim Wasserlassen, Fieber, Schüttelfrost und starken Rückenschmerzen in der Nierenregion. Eine gefürchtete Komplikation der Nierensteine stellt die Urosepsis dar. Sie entsteht, wenn Bakterien in den Blutkreislauf eingeschwemmt werden. Sie kann mitunter lebensgefährliche Ausmaße annehmen.

Behandlung & Therapie

Gegen akute Nierenkoliken und Nierensteine helfen vor allem eine angemessene Schmerztherapie sowie die Beseitigung einer eventuellen Harnstauung. Meistens gehen Nierensteine von selbst mit dem Harn ab. Der Betroffene kann einen solchen Spontanabgang der Steine wahrscheinlich selber unterstützen, indem er viel Flüssigkeit zu sich nimmt, krampflösende Medikamente einnimmt und sich viel bewegt. Ist der Spontanabgang nicht der Fall, kann der Nierenstein auf unterschiedliche Weise beseitigt werden.

Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zertrümmert der Arzt die Nierensteine von außen durch die Stoßwellentherapie unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle. Die dabei entstehenden Steinbruchteile gehen dann normalerweise in den folgenden 3 Monaten von allein mit dem Urin ab.

Die perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) wird vor allem bei größeren Steinen eingesetzt. Dabei wird durch einen winzigen Hautschnitt ein Endoskop eingeführt, über welches der Stein anschließend zerkleinert und entfernt wird.

Die Schlingenextraktion erfolgt ausschließlich bei Nierensteinen, die im unteren Harnleiterdrittel liegen. Dabei führt der Arzt über eine Blasenspiegelung eine spezielle Schlinge in den Harnleiter ein, mit deren Hilfe der Nierenstein herausgezogen wird.

Operativ (durch eine Bauchspiegelung oder offene Operationen) werden Nierensteine heutzutage nur noch bei weniger als 5% der Betroffenen entfernt.

Einige Nierensteine (Harnsäure- und Zystinsteine) können unter Umständen durch medikamentöse Therapie aufgelöst werden (sogenannte Chemolitholyse). Außerdem kann der Harnsäurespiegel mithilfe des Medikamentes Allopurinol gesenkt werden.


Aussicht & Prognose

Nierensteine bieten eine variierende Prognose. Vier Fünftel aller Nierensteine gehen von selbst mit dem Harn ab, ohne dass weitere Maßnahmen zu ergreifen sind. Die Patienten sind nach dem Abgang der Nierensteine meist beschwerdefrei und benötigen auch keine weitere ärztliche Untersuchung oder Behandlung.

Nierensteine können allerdings auch ernste Komplikationen hervorrufen. Infolge von Nierensteinen können sich zum Beispiel Blutvergiftungen im Bereich der Harnwege, Einengungen in den Harnwegen oder schwere Entzündungen des Nierenbeckens entwickeln. Im schlimmsten Fall lösen die Nierensteine ein akutes Nierenversagen aus. In etwa 50 Prozent der Fälle treten nach einer erfolgreichen Behandlung erneut Nierensteine auf. Eine umfassende Vorsorge senkt die Rückfallquote und verbessert dadurch die Aussicht auf ein beschwerdefreies Leben. Die Prognose bei Nierensteinen stellt der Facharzt.

Es muss die Größe und Anzahl der Nierensteine berücksichtigt werden. Außerdem sind etwaige Begleiterkrankungen sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten Teil der Prognose. Der Mediziner bewertet den Krankheitsverlauf im Hinblick auf die Gesundheit der Nieren und die vorbeugenden Maßnahmen, die der Patient ergreift. In der Regel wird die Prognose im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, die nach einer Erkrankung mit Nierensteinen erfolgen muss, angepasst.

Vorbeugung

Zu den wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen gegen Nierensteine gehört in erster Linie der ausreichende Flüssigkeitszufuhr (etwa 3 Liter täglich). So wird der Urin verdünnt und seine Übersättigung mit steinbildenden Stoffen verhindert. Dabei sollte das Trinken über den ganzen Tag gleichmäßig verteilt werden, weil die Konzentration von steinbildenden Stoffen ebenso nachts erhöht sein kann.

Das Risiko für Nierensteine kann zudem durch regelmäßige Bewegung, Verhinderung des Übergewichts beziehungsweise durch den Abbau überschüssiger Pfunde gesenkt werden. Die positiven Effekte werden dank einer ausgewogenen und ballaststoffreichen Ernährung unterstützt.

Nachsorge

Da sich oftmals wieder neue Nierensteine bilden, gilt es diesen Kreislauf individuell zu analysieren und vor allem zu durchbrechen. Damit es nicht zur erneuten Steinbildung kommt, sollte das Risiko vor allem durch Trink- und Ernährungsumstellung deutlich gesenkt werden. Die Trinkmenge der Betroffenen sollte dabei dem Körper mindestens eine Urinproduktion von zwei Litern ermöglichen.

Außerdem wird eine ausgewogene Ernährung, die Reduzierung von Übergewicht, moderate körperliche Bewegung und vor allem ausreichendes und regelmäßiges Trinken empfohlen. Betroffene sollten in ihrer Ernährung Obst und Gemüse bevorzugen, insbesondere Zitrusfrüchte gelten als hilfreich. Patienten sollten zudem oxalatreiche Nahrungsmittel meiden, wie beispielsweise Spinat, Rhabarber, Kaffee, Schwarztee, Schokolade, Cola und Nüsse.

Geachtet werden sollte auch auf eine ausreichende Kalziumzufuhr. Wohingegen die Salzmenge in der Nahrung deutlich reduziert werden sollte. Auch der Konsum der tierischen Eiweiße sollte reduziert werden. Als diagnostische Maßnahme nach der Entfernung der Nierensteine empfiehlt sich eine qualitative Harnsteinanalyse.

Patienten wird empfohlen eine gesteigerte Trinkmenge von vier bis sechs Liter pro Tag und Nacht einzuhalten. Das Ziel dabei ist eine helle Urinfarbe. Zusätzlich ist meist eine ergänzende Arzneimitteleinnahme notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Nierenschmerzen, rötlicher Urin oder ein verminderter Harnabfluss bemerkt werden, liegen womöglich Nierensteine zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder mit ernsten Beschwerden verbunden sind. So muss mit Blut im Urin oder Harnverhalt ärztlicher Rat eingeholt werden. Auch starke Schmerzen, die das Wohlbefinden beeinträchtigen, bedürfen der Abklärung durch einen Arzt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann es zu ernsten Komplikationen kommen, zum Beispiel Harnröhrenverletzungen oder Infektionen. Deshalb sollte spätestens dann ein Termin beim Hausarzt vereinbart werden, wenn stechende Schmerzen auftreten. Personen, die bereits an einer chronischen Erkrankung der Nieren leiden, sprechen am besten mit dem verantwortlichen Internisten.

Risikopatienten wie Menschen, die einen ungesunden Lebensstil pflegen und sich besonders fettreich ernähren, sollten begleitend zur symptomatischen Behandlung mit einem Ernährungsmediziner sprechen. Sollten sich die Beschwerden trotz der Einnahme von Medikamenten und anderen Mitteln nicht bessern, wird am besten der Urologe aufgesucht. Dann kann ein spezielles Kolik-Medikament verordnet werden, welches die Nierensteine auflöst. Neben dem Urologen kann ein Nephrologe oder ein Gastroenterologe konsultiert werden. Frauen suchen beim Verdacht auf Nierensteine den Gynäkologen auf. Mit Kindern sollte bei genannten Beschwerden zunächst zum Kinderarzt gegangen werden, der die Symptome abklären und eine Behandlung einleiten kann.

Das können Sie selbst tun

Lautet die Diagnose „Nierensteine“, kommt es in Bezug auf Heilung auf Größe und Lage der Steine an. Handelt es sich um kleine Steine oder den Nierengrieß, können pflanzliche Präparate hilfreich sein. Sehr viel Wasser, Blasen- und Nierentees oder auch Tees von pflanzlichen Präparaten wie zum Beispiel Löwenzahn oder Hauhechelwurzel mit harntreibender Wirkung in Verbindung mit viel Bewegung können schon den Abgang der Steine bzw. des Nierengrießes bewirken. Im Ruhezustand ist Wärme hilfreich. Medikamente wird bei Bedarf der Arzt verschreiben.

Um den Erfolg zu kontrollieren, ist das Urinieren durch ein feines Sieb zu empfehlen. Das Ergebnis kann dem behandelnden Arzt beim nächsten Besuch vorgezeigt werden. Löst sich ein Nierenstein nicht, die Harnwege sind blockiert und es entsteht ein Infekt, wird der Arzt entscheiden, auf welche Weise der Nierenstein entfernt wird. In 90 Prozent der Fälle werden Nierensteine zertrümmert und gelangen mit dem Urin aus den Harnwegen. Bei hartnäckigen Fällen wird der Stein durch einen kleinen Eingriff entfernt.

Um einer Neubildung von Nierensteinen entgegen zu wirken, gilt weiterhin viel zu trinken, also mindestens 2,5 bis 3 Liter pro Tag. Viel Bewegung und gesunde Ernährung sind auf jeden Fall hilfreich. Der Arzt oder ein Ernährungsberater wissen, welche Lebensmittel gemieden werden sollten, um eine erneute Erkrankung zu vermeiden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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