Oberarmbruch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nach einem Sturz auf den Arm oder die Schulter sollte an einen Oberarmbruch gedacht werden, wenn neben starken Schmerzen eine zusätzliche Bewegungseinschränkung besteht. Vor allem ältere Menschen gehören zur Risikogruppe für diese Fraktur.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Oberarmbruch?

Eine Fraktur des Oberarms ist mit eindeutigen und typischen Symptomen verbunden, sodass eine Eigendiagnose oftmals sehr einfach ist. In den meisten Fällen kommt es im Zusammenhang mit einem Oberarmbruch zu einer starken Schwellung, die deutlich sichtbar wird.
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Ein Bruch genau unterhalb des Oberarmkopfes wird als subkapitale Humerus-Fraktur bezeichnet. Meist ist bei dieser Art des Oberarmbruches der Oberarmkopf ebenfalls betroffen. Diese Frakturen treten relativ häufig nach Unfällen oder Stürzen auf. Dabei fallen die Patienten auf die Schulter oder auf ihren ausgestreckten Arm.

Der Oberarmknochen ist an dieser Stelle schmal und auch weniger hart als an anderen Stellen und kann daher leichter brechen. Liegt zusätzlich zum Unfallgeschehen eine Osteoporose vor, besteht ein zunehmendes Risiko für diese Fraktur. Tritt ein Oberarmbruch ohne äußere Einwirkungen auf, kann eine Metastase oder ein Tumor ursächlich für die Verletzung sein.

Ursachen

Die Ursache für einen Oberarmbruch (subkapitale Humerus-Fraktur) ist die Krafteinwirkung auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm während eines Unfalles oder bei einem Sturz.

Sportler verletzen sich beim Fahrradfahren oder beim Motorradfahren aber auch ein Sturz beim Reiten oder beim Skifahren kann zu dieser Fraktur führen.

Ältere Menschen sind aufgrund ihrer zunehmenden Unsicherheit beim Gehen und der daraus resultierenden Stürze und einer eventuell zusätzlich vorliegenden Osteoporose ebenfalls oft von einem Bruch des Oberarmes betroffen.

Speziell die Gruppe der 60 bis 80-jährigen Frauen erleidet doppelt so häufig diese Fraktur wie gleichaltrige Männer.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Fraktur des Oberarms ist mit eindeutigen und typischen Symptomen verbunden, sodass eine Eigendiagnose oftmals sehr einfach ist. In den meisten Fällen kommt es im Zusammenhang mit einem Oberarmbruch zu einer starken Schwellung, die deutlich sichtbar wird. Natürlich ist das auch mit erheblichen Schmerzen verbunden, sodass der gesamte Bewegungsablauf sehr stark eingeschränkt wird.

Unter Umständen liegt sogar eine offene Fraktur vor. In einem solchen Fall kann der Bruch des Knochens mit bloßem Auge erkannt werden. Natürlich sollte ein offener Bruch ärztlich und medikamentös versorgt werden. In manchen Fällen ist sogar ein operativer Eingriff notwendig, um die Knochen zu richten und einen reibungslosen Heilungsverlauf zu ermöglichen. Man spricht jedoch auch von einem Oberarmbruch, wenn ein kleiner Haarriss vorliegt.

Ein Haarriss ist ein ganz kleiner Riss im Knochen, der jedoch deutlich weniger Schmerzen verursacht als eine Fraktur. Dennoch verursacht ein solch kleiner Riss im Oberarmknochen ebenfalls Schmerzen, die sich über eine sehr lange Zeit hinweg ziehen können. Betroffene Personen vermuten oftmals lediglich eine Verspannung oder Muskelzerrung.

In vielen Fällen wächst ein Haarriss im Oberarm sehr schnell wieder zusammen, sodass keine ärztliche Behandlung notwendig ist. Treten jedoch typische Symptome wie zum Beispiel Schwellungen und blaue Flecken auf, dann sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose & Verlauf

Ein Oberarmbruch macht sich meist durch eine Bewegungseinschränkung an der Schulter oder am Arm sowie starken Schmerzen bemerkbar. Das verletzte Gewebe schwillt merklich an und der Arm wird in einer Schonhaltung am Körper gehalten. D

urch den Sturz kann es außerdem zur Entwicklung eines größeren Blutergusses an der Schulter und/oder in der Achselhöhle sowie seitlich am Brustkorb des Patienten kommen. Er kann nach wenigen Stunden oder auch erst am nächsten Tag auftreten. Schon allein durch diese Beschwerden wird ein betroffener Patient den Arzt aufsuchen. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch kann dieser durch mehrere Röntgenaufnahmen eine gesicherte Diagnose stellen.

Wenn der Verdacht besteht, dass die Ursache für den Bruch in einem Tumor zu suchen ist, wird zusätzlich eine MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomographie) durchgeführt. Je nach dem vorliegenden Unfallgeschehen muss gegebenenfalls ausgeschlossen werden, dass Bänder in Mitleidenschaft gezogen wurden oder gar eine Ausrenkung der Schulter neben dem Oberarmbruch vorliegt. Dazu dient die Computertomographie (CT).

Komplikationen

Komplikationen aufgrund eines Oberarmbruchs sind nur selten zu befürchten. So gelten die Heilungschancen sowohl bei einer konservativen als auch bei einer chirurgischen Therapie als gut. Auch größere Bewegungseinschränkungen treten zumeist nur in Einzelfällen auf.

Zu den unmittelbaren Folgeerscheinungen einer Humerusfraktur zählt der hypovolämische Schock. Davon ist die Rede, wenn das zirkulierende Blut rasant zurückgeht. Dadurch droht wiederum eine Ohnmacht des Verletzten. Als weitere denkbare Komplikation gilt die Bildung einer Thrombophlebitis. Dabei bilden sich Blutgerinnsel, die die Arterien verschließen.

Die Thromben bergen außerdem die Gefahr einer Lungenembolie in sich. Lösen sich Teile des Thrombus, besteht das Risiko, dass diese in den Kreislauf vordringen und dort Arterien verschließen. Am höchsten ist die Gefahr von Folgeerscheinungen, wenn der Bruch des Oberarms im Bereich von Schulterblatt und Schlüsselbein stattfindet.

Tritt die Fraktur dagegen im Bereich des Ellenbogens auf, fällt die Komplikationsgefahr geringer aus. Durch eine Verletzung können außerdem Arterien, Muskeln und Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Spätfolge des Oberarmbruchs stellt die Pseudarthrose dar. Bei diesem Vorgang konsolidiert sich der Knochen nicht korrekt. Ferner kann sich ein fibröser Kallus ausbilden.

Findet eine operative Behandlung der Oberarmfraktur statt, bestehen ebenfalls Risiken. Dazu gehören Blutgerinnsel, Blutergüsse, Infektionen und Nachblutungen. Werden Nerven verletzt, hat dies mitunter Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen zur Folge. Des Weiteren können Allergien gegen Implantate auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene nach einem Sturz oder Unfall unter Schmerzen des Arms oder starken Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten, wird ein Arzt benötigt. Auf die eigenverantwortliche Einnahme eines Schmerzmedikaments ist bis zur Rücksprache mit einem Mediziner zu verzichten. Können die Schultern oder der Arm nicht mehr wie gewohnt bewegt werden, ist eine medizinische Versorgung vonnöten.

Schwellungen am Arm, Verfärbungen der Haut sowie Sensibilitätsstörungen müssen untersucht und behandelt werden. Blaue Flecken, Verspannungen oder Verformungen des Skelettsystems sind Anzeichen einer Unregelmäßigkeit, die mit einem Arzt besprochen werden muss. Sinkt die körperliche Belastungsfähigkeit, kann die Greiffunktion der Finger nicht mehr ausgeführt werden oder stellen sich Auffälligkeiten des Herzrhythmus ein, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Können alltägliche Handgriffe oder gewohnte sportliche Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden, besteht Handlungsbedarf. Eine Druckempfindlichkeit des Arms sowie der Schulter, Taubheitsgefühle oder eine Überempfindlichkeit gegenüber wahrgenommenen Reizen sind weitere Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung.

Ein Arztbesuch ist notwendig, da für einen optimalen Heilungsprozess bei einem Oberarmbruch möglichst schnell medizinische Hilfe eingeleitet werden sollte. Verhaltensänderungen, ein weinerliches Auftreten bei Kindern sowie ein Rückzug können weitere Hinweise einer Unregelmäßigkeit sein. Breiten sich Schmerzen weiter aus oder nimmt die Belastungsfähigkeit des Körpers weiter ab, benötigt der Betroffene eine umfangfreiche ärztliche Untersuchung.

Behandlung & Therapie

Bei etwa 80 Prozent der Patienten kann ein Oberarmbruch ohne eine Operation behandelt werden. Der Arm wird dazu mit einem speziellen Verband, dem sogenannten Gilchrist- oder Desault-Verband, oder einer Schiene versehen und dadurch etwa zwei Wochen ruhiggestellt.

Es ist wichtig, die Beweglichkeit frühzeitig durch physiotherapeutische Anwendungen wiederherzustellen. Ist der Knochen in mehrere Teile gebrochen, muss jedoch eine operative Versorgung erfolgen. Gleiches gilt auch, wenn Blutgefäße oder Nerven geschädigt wurden oder eine Schädigung in der Folge droht. Zu Beginn der Operation wird der Bruch zunächst unter Röntgenkontrolle gerichtet. Der Patient befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Narkose.

Anschließend wird der Knochen mit Schrauben, Drähten oder Platten stabilisiert. Welche Operationsmethode zum Einsatz kommt, wird dabei von der Schwere der Fraktur bestimmt. Sobald die Heilung fortgeschritten und die Schmerzen abgeklungen sind, muss auch hier die Beweglichkeit durch Physiotherapie wiederhergestellt werden. Die während der Operation eingebrachten Materialien müssen nach einiger Zeit wieder entfernt werden. Dies ist inzwischen häufig über kleinste Schnitte oder endoskopisch möglich.


Aussicht & Prognose

Eine allgemeingültige Aussage zur Prognose von Oberarmfrakturen ist schwierig und stark abhängig von Art und Lokalisation des Bruches, von Therapieverfahren und -beginn sowie von Alter und eventuellen Vorerkrankungen des Patienten. Vereinfacht gesagt haben einfache Frakturen bei richtiger und zeitgerechter Behandlung gute Chancen auf eine unkomplizierte Heilung mit vollständiger oder nahezu vollständiger Wiederherstellung der Funktion des betroffenen Armes.

Im Falle einer erfolgten operativen Versorgung kann eingebrachtes Fremdmaterial (Platten, Schrauben) nicht selten problemlos auch lebenslang im Körper verbleiben, sodass Folgeoperationen und Metallentfernungen oft unterbleiben können.

Erschweren jedoch eine komplizierte Bruchform, individuelle Vorerkrankungen (z.B. Osteoporose, Durchblutungsstörungen, Nikotinkonsum u.a.) oder auch eine falsche Nachbehandlung (z.B. zu früher oder falscher Belastungsaufbau) den Heilungsverlauf, sind gegebenenfalls auch bleibende Folgeschäden wie Schmerzen, Bewegungseinschränkung und/oder Fehlstellung durchaus möglich. Eine verlängerte Behandlungsdauer sowie eventuell weitere operative Maßnahmen könnten dann erforderlich werden.

Vollständige Beschwerdefreiheit kann in diesen Fällen jedoch auch nach Ausschöpfen konservativer und operativer Möglichkeiten nicht immer erreicht werden. Eine frühzeitige und fachgerechte Behandlung sowie eine adäquate, krankengymnastische Betreuung sind in jedem Fall entscheidende Voraussetzungen für einen möglichst komplikationslosen Verlauf.

Vorbeugung

Einem Oberarmbruch kann kaum durch aktive Maßnahmen vorgebeugt werden, da das Risiko generell mit zunehmendem Lebensalter ansteigt. Es ist jedoch wichtig, dem frühzeitigen Auftreten von Osteoporose entgegen zu wirken, da diese Erkrankung derartige Brüche noch begünstigt. Dazu zählt ausreichende Bewegung sowie eine kalziumreiche Ernährung. Es ist zudem erwiesen, das die Erhaltung der allgemeinen Beweglichkeit vor allem im Alter das Sturzrisiko und damit die Wahrscheinlichkeit einen Oberarmbruch zu erleiden, erheblich mindert.

Nachsorge

Eine Nachsorge setzt voraus, dass Beschwerden tatsächlich gelindert werden müssen. So kennt man es beispielsweise von Krebserkrankungen. Das medizinische Fachpersonal forscht mit der Hilfe bildgebender Verfahren nach Neutumoren. Ein Oberarmbruch bringt demgegenüber nicht die Notwenigkeit für eine solche Nachsorge mit sich.

In der Regel bestehen nach einer Therapie keine Funktionseinschränkungen für den Oberarm. Auf Grund der Beschwerdefreiheit gibt es keine Rechtfertigung für regelmäßige Röntgenaufnahmen. Liegt hingegen ein komplizierter Bruch vor und kommen andere Begleitumstände wie ein hohes Alter oder ein geschwächtes Immunsystem hinzu, verlängert sich der Heilungszeitraum. Dadurch wird eine Nachsorge über Monate hinweg notwendig.

Arzt und Patient vereinbaren eine regelmäßige Vorstellung. Bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder Ultraschalluntersuchungen verschaffen Klarheit über den Heilungsfortschritt. Gegebenenfalls wird ein Physiotherapeut hinzugezogen. Die Nachsorge zielt auch darauf, das Wiederauftreten der Beschwerden zu verhindern.

Das heißt für den Oberarmbruch, eine entsprechende Fraktur nicht aufkommen zu lassen. Dieses kann aber nicht im Verantwortungsbereich eines Arztes liegen, weil die Gewalteinwirkungen im Kontext von nicht vorhersehbaren Unfällen auftreten. Ein Arzt rät einem Erkrankten deshalb zur Meidung bestimmter Risikoaktivitäten. Die Verantwortung dafür liegt aber im alleinigen Verantwortungsbereich des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Oberarmbruch sollte sich der Betroffene ausreichend schonen. Das Tragen von schweren Gegenständen, die Ausführung sportlicher Aktivitäten oder Kraftanstrengungen sind zu unterlassen. Bewegungen sind insbesondere zu Beginn des Heilungsprozesses langsam und geruhsam auszuführen, damit es zu keinen Komplikationen kommt. Bei einem Oberarmbruch wird der Arm oft fixiert und stillgelegt. Daher ist eine Umstrukturierung des Alltags notwendig.

Tägliche Arbeiten und Vorgänge sind mit dem gesunden Arm auszuführen oder sollten von Menschen des nahen Umfeldes ausgeführt werden. In besonderen Fällen kann der Patient einen Pflegedienst beauftragen, um eine ausreichende Unterstützung zu erhalten. Stress und Hektik sollten bei der Verrichtung von alltäglichen Dingen unterlassen werden.

Zusätzlich hilft sich der Patient selbst, wenn er keinen mentalen Stress aufkommen lässt oder aber diesen durch die Nutzung von mentalen Entspannungstechniken abbaut. Zur Vorbeugung von Verspannungen sollten mehrmals täglich leichte ausgleichende Bewegungen ausgeführt werden. Zudem ist der Organismus mit ausreichend Wärme zu versorgen, damit mögliche Muskelverhärtungen abgebaut werden können.

Während des Heilungsprozesses benötigt der Körper ausreichende Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann der Patient sein Immunsystem stärken und damit die Genesung fördern. Gegen Ende der Behandlung unter Vorgabe der körperlichen Möglichkeiten mit dem Muskelaufbau und der Zunahme der Bewegungsmöglichkeiten begonnen werden.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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