Humerus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Humerus ist der Oberarmknochen, einer der kräftigsten Knochen der oberen Extremitäten. Am Humerus verlaufen Nerven und Blutbahnen und zahlreiche Muskeln haben hier ihren sehnigen Ansatz. Trotz seiner enormen Stabilität sind Frakturen am Humerus nicht selten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Humerus?

Der Humerus verbindet die Schulter mit dem Unterarm.
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Humerus oder Os humeri (Knochen des Humerus) ist die lateinische Bezeichnung für den Oberarmknochen.

Er gehört zu den kräftigsten Röhrenknochen im menschlichen Körper und ist der längste Knochen im Arm.

Ein Röhrenknochen ist - wie der Name bereits sagt - wie eine Röhre aufgebaut. Er hat in seinem Inneren eine Art Kanal, in welcher sich Knochenmark befindet.

Außen ist er von Knochenhaut (Periost) eingehüllt.

Anatomie & Aufbau

Der Oberarmknochen gehört zu den Röhren- oder Langen Knochen (Ossa longa). Er besteht aus drei Teilen, dem oberen und unteren Ende (Epiphysen) und dem Schaft (Diaphyse).

Am oberen Ende befindet sich der Kopf des Knochens (Caput humeri). Er ist halbkugelförmig und liegt in der Gelenkpfanne des Schultergelenks. Neben dem Kopf liegen zwei Knochenvorsprünge, ein größerer (Tuberculum majus) und ein kleinerer (Tuberculum minus). An diesen beiden Knochenregionen setzen die großen Muskeln des Oberarms an. An den Kopf schließt sich, in Richtung Schaft, der Hals (Collum) des Humerus an. Hier werden zwei Regionen unterschieden. Der Collum anatomicum trennt den Kopf anatomisch vom Schaft und dient als Ansatzstelle für die Schultergelenkskapsel. Der Begriff Collum chirurgicum bezeichnet die Stelle, die besonders bruchgefährdet ist.

Der Schaft des Humerus hat drei Flächen: vorne seitlich, vorne in der Mitte und hinten. Dadurch entstehen auch drei Kanten. Sowohl die Flächen als auch die Kanten dienen als Ansatzpunkte für Muskeln. In Längsrichtung des Schaftes befindet sich eine Rinne, in welcher der Radialisnerv und eine Arterie des Armes verlaufen. Das untere Ende des Humerus hat an den Seiten zwei Knochenvorwölbungen, die Epicondylen, zwischen welchen sich die Knorpelrolle befindet.

Funktion & Aufgaben

Der Humerus verbindet die Schulter mit dem Unterarm. Der Kopf des Humerus (Caput humeri) bildet zusammen mit dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterblatt (Scapula) das Schultergelenk, eines der komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers. In caudaler Richtung, also nach unten, verbindet sich der Humerus mit Elle (Ulna) und Speiche (Radius) zum Ellbogengelenk.

Dieses besteht wiederum aus drei einzelnen Gelenken. Das Humeroulnargelenk wird mit der Oberarmrolle des Humerus (Trochlea humeri) und der Elle gebildet, das Humeroradialgelenk mit dem Köpfchen des Humerus (Capitulum humeri) und dem Kopf der Speiche (Caput radii).

Am dritten Teil des Ellbogengelenks ist der Oberarmknochen nicht beteiligt, hier treffen nur Elle und Speiche aufeinander. Am Humerus befinden sich zahlreiche Ansatzstellen für Muskeln. Die Schultermuskulatur verläuft vom Schulterblatt zum oberen Ende des Humerus. Ein Teil dieser Muskulatur ist die sogenannte Rotatorenmanschette.

Sie stabilisiert das Gelenk und hält den Kopf des Oberarmknochens in der Schultergelenkspfanne. Außerdem ermöglicht sie die Drehung des Arms, nach innen und nach außen, sowie seine Abspreizung. Weitere Muskelansatzflächen befinden sich auf dem Schaft des Oberarmknochens und am unteren Ende. Da der Humerus Schulter und Unterarm verbindet, ermöglicht er durch das Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln auch die Bewegungen des Unterarms.


Krankheiten & Beschwerden

Der Humerus ist zwar ein sehr stabiler Knochen und hält einiger Belastung stand. Bei größerer oder plötzlicher Krafteinwirkung kann er jedoch brechen. Eine häufig vorkommende Verletzung ist die proximale Humerusfraktur. Dies ist ein Bruch am oberen, körpernahen Bereich des Knochens.

Er betrifft meist ältere Personen, die an Osteoporose leiden, einer Krankheit, bei welcher die Knochensubstanz an Stabilität verliert. Diese Verletzung wird auch als Indikatorfraktur bezeichnet, das bedeutet, dass der Bruch ein Hinweis auf die Erkrankung Osteoporose ist.

Meist sind ältere Frauen von der proximalen Humerusfraktur betroffen. Während eines Sturzes wird instinktiv der Arm zum Abfangen des Falls ausgestreckt, wodurch die ganze Kraft des Gewichts auf den Oberarmknochen einwirkt. Nicht selten kommt es dabei zum Stauchungsbruch am Collum chirurgicum, aber auch direkt am Humeruskopf oder an den Knochenvorsprüngen sind Frakturen möglich.

Die distale Humerusfraktur dagegen findet am unteren Ende des Knochens statt. Dabei wird unterschieden, ob nur der Humerus oder auch Anteile des Ellbogengelenks gebrochen sind.

Ist der Schaft von einem Bruch betroffen, so nennt das der Mediziner Humerusschaftfraktur. Diese Brüche entstehen durch extreme Gewalteinwirkung von der Seite auf den Arm, entweder durch einen Schlag oder bei einem Verkehrsunfall durch einen seitlichen Aufprall. Oft sind bei dieser Art Verletzung auch Nerven, Gefäße, Muskeln oder Sehnen betroffen, die am Knochen ansetzen oder an ihm entlang verlaufen.

Bei komplexen Beschädigungen am Humerus und seinen umliegenden Strukturen ist eine zeitnahe Versorgung unbedingt nötig. Trümmer- oder Torsionsbrüche müssen chirurgisch behandelt werden, da sie eingerichtet und fixiert werden müssen.

Neben den Frakturen ist der Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis) eine der häufigsten Erkrankungen am Oberarmknochen. Hierbei entzündet sich der am Humerus gelegene Sehnenansatz der Streckmuskeln des Unterarmes.

Der dagegen wesentlich seltener vorkommende Golferellenbogen (Epicondylitis humeri ulnaris) entsteht, wenn sich die Sehnen der Beugemuskeln entzünden. Beide Erkrankungen äußern sich mit Schmerzen im Ellbogenbereich, die bis in den Ober- oder Unterarm ausstrahlen können.

Wenn das obere Ende des Oberarmknochens aus dem Schultergelenk rutscht, wird das als Auskugeln der Schulter bezeichnet (Schulterluxation). Dies geschieht häufig beim Sport oder bei Unfällen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 4 – Arm. Springer, Berlin 2004
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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