Odermennig

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Odermennig (Agrimonia eupatoria) ist ein Kraut, das auch heute noch als Heilpflanze bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt wird. Arzneilich verwendet wird in der Regel das getrocknete Kraut.

Vorkommen & Anbau des Odermennigs

Die adstringierende Wirkung des Odermennigs kann sich positiv auf die Wundheilung auswirken.
Klettenkraut, Leberklee, Lebenskraut, Königskraut, Fünffingerkraut, Schafklette, Magenkraut, Milzkraut, Ackermännchen, für den Odermennig gibt es viele Bezeichnungen. Der botanische Name Agrimonia eupatoria stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt Feldbewohner. Dies gibt einen Hinweis auf den bevorzugten Standort des Odermennigs.

Die Pflanze ist in Europa und im Norden Asiens heimisch. Odermennig wächst auf Magerwiesen und an Waldrändern bis in die mittleren Gebirgslagen. In Mitteleuropa ist der Odermennig winterhart, aber nur sommergrün. Er wächst als ausdauerndes Kraut und wird zwischen 15cm und 1,5m groß. Seine Wurzeln sind tief im Boden verankert. Aus ihnen entspringen behaarte Stängel. An diesen finden sich gefiederte Laubblätter. Diese sind 10 bis 25cm lang und auf der Unterseite oft von einem weißen Filz bedeckt.

Von Juni bis September blüht der Odermennig. Die gelben Blüten sind kurzgestielt und in langgestreckten Trauben angeordnet. Die Blüte besteht aus gelben Kronblättern, Staubblättern und Fruchtblättern. In der Mitte sitzt der Fruchtknoten. Zwischen August und September, zur Zeit der Fruchtreife, bildet der Odermennig kleine mit Haken besetzte Früchte aus. Diese Klettfrüchte dienen zur Verbreitung des Samens. Sie bleiben mit ihren kleinen Haken im Fell vorbeilaufender Tiere hängen und verteilen sich so in der Umgebung.

Der Odermennig gehört zur Familie der Rosengewächse und ist somit ein Verwandter des Mädesüß. Neben dem gemeinen Odermennig (Agrimonia eupatoria) gibt es noch 14 weitere Arten. In Deutschland findet sich auch der große Odermennig (Agrimonia procera). Dieser hat aber keine medizinische Relevanz.

Wirkung & Anwendung

Die Hauptwirkstoffe des Odermennigs sind ätherische Öle (Triterpene), Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Kieselsäure. Den ätherischen Ölen und den Gerbstoffen des Odermennigs wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Die ätherischen Öle wirken vorwiegend antiviral und antibakteriell. Die Gerbstoffe haben eine adstringierende, also zusammenziehende, Wirkung. Die adstringierende Wirkung des Odermennigs kann sich positiv auf die Wundheilung auswirken.

Adstringentien haben die Fähigkeit Eiweißstrukturen zu verändern beziehungsweise zu zerstören. Dies ist zum einen nützlich, da auch die Proteinstrukturen von Viren und Bakterien so verändert werden, dass diese zugrunde gehen. Zum anderen bildet sich durch die Umbauprozesse eine Art Schutzfilm, der sich über die beschädigte Haut legt. Odermennig ist zudem reich an Polyphenolen. Polyphenole gehören zu den Phytaminen. Phytamine sind Pflanzenstoffe, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Sie wirken antioxidativ und somit als Radikalfänger.

Angesichts dieses Wirkspektrums wird der Odermennig gerne bei Entzündungen eingesetzt. Zahnfleischentzündungen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie Nieren- und Blasenentzündungen sind Indikationen für eine Behandlung mit Odermennig. Grundlage bildet immer der Odermennigtee.

Dafür wird ein Teelöffel getrocknetes Odermennigkraut mit 250ml kochendem Wasser übergossen. Der Tee sollte zehn Minuten zugedeckt ziehen. Bei Beschwerden der inneren Organe wird der Tee getrunken. Entzündungen der Haut können mit Odermennigtee-Hautumschlägen behandelt werden. Auch bei Juckreiz können Hautumschläge mit Odermennigtee Linderung verschaffen. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum kann der Odermennigtee abgekühlt als Gurgellösung genutzt werden.

Odermennig wird auch bei leichtem Durchfall oder bei Appetitlosigkeit verabreicht. Doch Vorsicht, durch die Gerbstoffe kann der Tee auch die Magenschleimhäute reizen. Mehr als drei Tassen Tee sollten pro Tag nicht getrunken werden. Zudem ist darauf zu achten, dass Odermennigtee nicht unmittelbar vor oder nach einer Medikamenteneinnahme getrunken werden sollte. Das Kraut behindert die Aufnahme von Wirkstoffen. Zwischen der Medikamenteneinnahme und dem Tee sollten ungefähr zwei Stunden vergehen.

Das Odermennigkraut ist auch eine der 38 Blüten der Bachblütentherapie. Agrimony, so wird der Odermennig dort genannt, ist eine Bachblüte die vor allem in der Traumatherapie genutzt wird. Sie soll bei der Bewältigung von Ängsten und der Aufarbeitung von Verdrängtem helfen. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird der Odermennig vor allem für Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt, da er kräftigend auf das Magen-Qi wirkt.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Schon 100 Jahre vor Christus hatte der Odermennig einen begeisterten Anhänger. Der griechische Kriegsführer Mithridates nutzte das Kraut zur Behandlung der verschiedensten Erkrankungen. Mithridates trug den Beinamen Eupator, was dem Odermennig zu seinem botanischen Beinamen eupatoria verhalf. Auch der griechische Arzt Dioscurides beschrieb schon vor Jahrtausenden die Heilkraft des Odermenniga. Das Heilkraut war auch Teil der Heilkunde der heiligen Hildegard von Bingen.

Sie nutzte den Odermennig vor allem als Ausleitungsmittel, welches vor allem zähe Schleime zum Vorschein bringen sollte. Auch heute sind noch Kautabletten nach dem Rezept der Hildegard von Bingen erhältlich. Sie werden vor allem bei der Behandlung von chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen verwendet. Im Mittelalter trat dann die leberstärkende Wirkung der Pflanze in den Fokus. Im Kräuterbuch von Mathioli wurde zudem die Anwendung bei Husten, Fieber und äußeren Wunden empfohlen. In der Volks- und Erfahrungsheilkunde hat der Odermennig auch heute noch seinen festen Platz.

Die Kommission E, eine Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, bestehend aus verschiedenen Vertretern aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Toxikologie, bescheinigt dem Odermennig eine positive Wirkung bei leichten Durchfallerkrankungen, Entzündungen des Mund- und Rachenraums und bei Hautentzündungen. Trotz dieser positiven Pflanzenmonografie ist der Odermennig nur selten Bestandteil schulmedizinischer Medikationen.


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