Hirntumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hirntumor

Gehirntumor oder Hirntumor ist eine Krebserkrankung im Gehirn. Dabei lassen sich gutartige und bösartige Tumorformen unterscheiden. Bei Gehirntumor sind vor allem die Nervenzellen und Gehirnhäute betroffen. Kinder sind von Hirntumoren häufiger betroffen als Erwachsene.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hirntumor?

Tumoren sind Gewebeveränderungen, die beim Menschen nicht ansteckend sind. Jedoch können sie erblich sein. Man unterscheidet gutartige und bösartige Tumoren. Klicken, um zu vergrößern.

Gehirntumore oder Hirntumore lassen sich in bösartige oder gutartige Geschwülste untergliedern. Dabei kommt es zur Bildung von Tumoren innherhalb des Gehirns (aus den Nervenzellen) oder an den Hirnhäuten. Weiterhin kann ein Gehirntumor Metastasen bilden, die sich dann als Tochtergeschwülste im Gehirn entwickeln oder über die Blutbahn in anderen Organen oder Köprerregion Geschwülste bilden.

Als gutartige Hirntumore gelten:

  • Meningeome
  • Neurinome
  • Kraniopharyngeome
  • Tumore der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenome)
  • Niedriggradige Astrozytome

Zu den bösartigen Hirntumoren gehören:

  • Lymphome
  • Melanome
  • Anaplastische Astrozytome
  • Medulloblastome
  • Oligodendrogliome
  • Ependymome

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von Gehirntumor bzw. Hirntumor sind bis heute noch nicht restlos erforscht. Wie bei anderen Krebserkrankungen auch, geht man jedoch von auslösenden krebserregenden Stoffen aus. Vor allem ein langjähriger Kontakt von chemischen Substanzen, wie Pflanzenschutzmitteln, gelten als Hauptverursacher. Weitere Ursachen, die bisher erforscht wurden, sind erbliche Vorbelastungen. So können beispielsweise genetische Defekte bei Morbus Recklinghausen zu Hinrtumoren führen.

Ursachen wie Stress, Handytelefonie, Hirnprellungen und andere Kopfverletzungen wurden bisher nicht für eine Entstehung von Gehirntumor belegt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Hirntumor äußert sich oft durch plötzlich auftretende Kopfschmerzen, die über Tage oder Wochen an Intensität zunehmen. Diese Hirntumor-Kopfschmerzen treten vorwiegend nachts und frühmorgens auf und bessern sich tagsüber. Normale Schmerzmittel lindern die Beschwerden nur marginal. Auch Übelkeit und Erbrechen gehören zu den typischen Symptomen eines Hirntumors.

Bedingt durch den Druckanstieg im Gehirn kommt es vor allem in den Morgenstunden zu Übelkeit, die erst im Lauf des Tages wieder abnimmt. Abhängig von seiner Lage im Gehirn kann ein Hirntumor eine Reihe weiterer Symptome hervorrufen. Treten vorwiegend in der linken Körperseite Beschwerden auf, sitzt der Tumor möglicherweise in der rechten Gehirnhälfte.

Hirntumor-Symptome auf der rechten Seite weisen auf einen Tumor in der linken Hirnhälfte hin. Auf der betroffenen Körperseite treten dann neurologische Ausfälle auf, zum Beispiel Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle und ein ungewöhnlicher Juckreiz auf der Haut. Auch Schluckstörungen, Sprachstörungen, Schwerhörigkeit und Schwindel gehören zu den möglichen Symptomen. Ein Hirntumor kann zudem Sehstörungen hervorrufen.

Meist fällt ein bestimmter Bereich im Gesichtsfeld aus – die Betroffenen sehen nur noch einen schwarzen Fleck. Diese Gesichtsfeldausfälle sind zum Beispiel mit Doppelsehen und Schleiersehen verbunden. Je nach Größe und Lage des Tumors kann es außerdem zu hormonellen Störungen, Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und Persönlichkeitsveränderungen kommen.

Krankheitsverlauf

Schematische Darstellung zur Lage eines Gehirntumores im Gehirn. Klicken, um zu vergrößern.

Der Verlauf eines Gehirntumors kann sich als kompliziert erweisen, denn selbst nach einer erfolgreichen Operation, kann die Erkrankung erneut auftreten. Somit kann ein Hirntumor rezidiv, d.h. wieder wiederkehrend, sein. Nachuntersuchungen, sowie ständige Untersuchungen sind deshalb unausweichlich. Wird ein bösartiger Gehirntumor nicht rechtzeitig entdeckt oder nicht behandelt so ist mit fast 100%tiger Wahrscheinlichkeit der Tod des Betroffenen die Folge.

Wie nach einer behandelten Hirnoperation, so können vor allem ohne Therapie gravierende Komplikationen auftreten. Dazu zählen vor allem die typischen Symptome, wie verminderte geistige Leistungsfähigkeit, epileptische Anfälle und Sehstörungen. Die langfristige Prognose bei Gehirntumor fällt sehr unterschiedlich und vor allem individuell aus.

Gutartige Tumore, nicht langsam wachsen, lassen sich in der Regel leichter entfernen und treten nicht erneut auf. Hier ist dann von einer günstigen Prognose auszugehen. Bei bösartigen Tumoren, die evtl. auch schon Metastatsen gebildet haben, ist die Prognose eher schlecht. Oftmals kommt es zu weiteren Geschüren im Körper, die zumeist tödlich enden. Dennoch gibt es auch Fälle von Spontanheilung, die bisher wissenschaftlich nicht erklärbar sind.

Komplikationen

Durch einen Hirntumor kommt es zu relativ schwerwiegenden Beschwerden und Komplikationen, die den Alltag und die Lebensqualität des Patienten extrem einschränken und erschweren können. In den meisten Fällen kommt es dabei durch den erhöhten Gehirndruck zu starken Kopfschmerzen. Diese Kopfschmerzen sind mit einer Übelkeit und in den meisten Fällen auch mit Erbrechen verbunden. Der Betroffenen leidet auch an Sehstörungen und an Hörbeschwerden.

Auch das Denken und Handeln des Betroffenen wird durch den Hirntumor negativ beeinflusst, sodass es zu Sprachstörungen und zu Koordinationsstörungen kommt. Nicht selten treten auch psychologische Beschwerden und Persönlichkeitsstörungen auf. Diese wirken sich negativ auf das soziale Leben des Patienten aus. Weiterhin kommt es nicht selten zu Lähmungen und zu anderen Sensibilitätsstörungen. Dabei kann in der Regel nicht vorausgesagt werden, an welcher Körperregion diese Störungen auftreten werden.

Die Behandlung des Hirntumors findet entweder operativ oder mit Hilfe einer Bestrahlung statt. Der weitere Verlauf hängt allerdings davon ab, ob sich der Tumor schon in andere Bereiche ausgebreitet hat und wie viele Schäden durch den Tumor bereits entstanden sind. Eventuell kommt es durch den Hirntumor zu einer Verringerung der Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn seit längerem Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bestehen, die nicht von selbst zurückgehen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Ein Hirntumor äußert sich oftmals auch durch psychische Veränderungen, die auf keine bestimmte Ursache zurückzuführen sind. Personen, die bei sich oder anderen entsprechende Anzeichen bemerken, sollten einen Arzt hinzuziehen. Spätestens, wenn sich Gedächtnislücken, Sprach- oder Sehstörungen oder Lähmungen einstellen, ist medizinischer Rat gefragt.

Sollten wiederholt neurologische Ausfälle auftreten, muss der Notarzt gerufen werden. Selbiges gilt bei zerebralen Krampfanfällen und plötzlichen, stechenden Kopfschmerzen. Personen, die in der Vergangenheit an Krebs erkrankt sind, sollten bei genannten Symptomen sofort mit dem Hausarzt sprechen. Ebenso Menschen, die häufig Kontakt mit chemischen Substanzen haben oder erblich vorbelastet sind. Patienten mit Morbus Recklinghausen sind besonders anfällig für Hirntumoren und sollten ungewöhnliche Anzeichen rasch abklären lassen. Neben dem Allgemeinmediziner kann ein Neurologe oder ein Facharzt für Tumorerkrankungen hinzugezogen werden. Bei starken Beschwerden sollte umgehend das nächste Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Bei einem Verdacht auf Gehirntumor, sollt unbedingt und schnell ein Arzt zur weiteren Untersuchung aufgesucht werden. Je früher ein Tumor bzw. eine Krebserkrankung entdeckt und behandelt wird, desto günstiger sind die Heilungschancen.

Die Therapie von Hirntumoren verfolgt heutzutage zwei Grundrichtungen. Zum einen wird versucht durch operative Eingriffe den Hirntumor und seine Geschwülste zu entfernen. Dabei muss der behandelnde Arzt abwägen, ob dies technisch überhaupt möglich ist, da Operationen am Gehirn immer noch zu den kompliziertesten und risikovollsten chirurgischen Eingriffen gehört.

Zum anderen kann eine Strahlentherapie bzw. Chemotherapie angewendet werden, um Metastasen und Tumore zu verkleinern und abzutöten. Dabei können beide Verfahren auch in Kombination, also unterstützend, eingesetzt werden. Im Falle eines bösartigen Gehirntumors ist es nicht immer möglich alle Geschwüre restlos zu entfernen, da auch lebensnotwendige Areale mit betroffen sein können. So ist das Hauptziel hier eher die Verkleinerung der Tumormasse, um den Hirndruck zu verringern.


Aussicht & Prognose

Ein Hirntumor ist eine ernst zunehmende Erkrankung, die dringend eine entsprechende Behandlung erfordert. Die Aussicht und Prognose auf eine vollständige Genesung ist stark davon abhängig, wann die Diagnose erfolgt. Umso früher der Hirntumor festgestellt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine schnelle und vollständige Genesung. Begibt sich die betroffene Person frühzeitig in ärztliche Behandlung, dann kann der Tumor im Idealfall problemlos entfernt werden.

Erfolgt ein operativer Eingriff zu spät, dann ist das reibungslose Entfernen eines solchen Tumors nicht mehr möglich. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Streuung von Metastasen, sodass eine akute Lebensgefahr besteht. Der Verzicht auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung führt zu einem deutlich erschwerten Krankheitsverlauf. Eine selbstständige Genesung ohne Behandlung ist nicht möglich, sodass ein Hirntumor tödlich enden wird.

Eine frühe Diagnose ist bei einem Hirntumor sehr wichtig und bedeutsam, da so die Aussicht auf eine vollständige Genesung positiv beeinflusst werden kann. Eine direkt anschließende und dauerhafte Behandlung ist ebenso wichtig, sodass die Chancen auf eine vollständige Genesung steigen. Ohne jegliche Behandlung stehen die Chancen auf eine Genesung sehr schlecht.

Nachsorge

Wie bei allen tumorösen Erkrankungen steht nach erfolgter Behandlung eine zunächst engmaschige Nachsorge an. Diese hat das Ziel, eventuell neu auftretende Tumore oder Metastasen sehr frühzeitig zu erkennen. Bei einem Hirntumor finden deswegen in der Nachsorge Kontrollen mehrmals im Jahr im Abstand von einigen Monaten statt.

Werden hierbei keine Auffälligkeiten gefunden, vergrößern sich die Abstände zur nächsten Kontrolle. Ob es eventuelle neue Wucherungen gibt, wird meistens via MRT oder CT überprüft. Gerade weil bösartige Hirntumoren oft trotz zunächst erfolgreicher Behandlung ein hohes Risiko eines Rezidivs aufweisen, ist es wichtig, dass Betroffene ihre Termine zur Nachsorge regelmäßig wahrnehmen.

Die Prognose bei neuen Tumoren ist umso günstiger, je früher diese entdeckt werden. Nicht immer führen neue Hirntumore sofort zu Symptomen, die den Patienten warnen sollten. Oftmals werden behandlungsbedürftige Befunde eher zufällig bei der Nachsorge entdeckt.

Fallen außerhalb der Kontrollen zur Nachsorge aber ungewöhnliche Schmerzen auf, ist dies immer ein Grund, sich zeitnah beim behandelnden Arzt vorzustellen. Dieser kann entscheiden, ob der nächste Termin zur Nachsorge vorgezogen werden sollte, um zeitnah ausschließen zu können, dass sich neue Tumore gebildet haben.

Das können Sie selbst tun

Nach Diagnosestellung ist zunächst eine vertiefte Information über die Erkrankung, über Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten wichtig. Der Hirntumor-Informationsdienst gibt Informationen zu Fachkliniken und Experten für interdisziplinäre Behandlungen und Zweitmeinungen heraus. Patienten sollten ihre Bezugspersonen um Hilfe fragen. Die Vorbereitung von Arztgesprächen und das Notieren von Fragen helfen Patienten im Klinikalltag.

Vorsorgevollmachten und eine rechtliche Betreuung sind Sicherheit bietende Maßnahmen bei fortgeschrittener Erkrankung. Menschen mit Hirntumor sollten die Zeit mit wenig Beschwerden nutzen, um für sich zu klären, was sie noch erleben wollen. Auch für die Klärung zwischenmenschlicher Beziehungen und Regelungen für den Todesfall ist jetzt Zeit. Hilfreich kann eine psychotherapeutische oder psychosoziale Betreuung sein. Selbsthilfegruppen vor Ort und im Internet bieten Austausch, z.B.: selbsthilfegruppe-gehirntumor.de, der Krebsinformationsdienst und die Deutsche Hirntumorhilfe.

Zu den Selbsthilfemöglichkeiten gehören ferner Bewegung und Sport, Yoga und Meditation. Eine gute Maxime für einen an einem Hirntumor erkrankten Menschen kann die Abwägung zwischen Lebensquantität und –Qualität sein.

Manche Menschen erreichen eine Fokussierung auf ihre Stärken und ihre Ganzheitlichkeit, auf positive Ausblicke und Ziele in ihrem verbleibenden Leben. Das Leben, auch mit schwerer Erkrankung, enthält nicht nur tiefe Verzweiflung, sondern auch Hochs nach Therapieerfolgen. Vor allem aber enthält es viele Zwischenstufen, die gelebt werden dürfen.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

Das könnte Sie auch interessieren