Olfaktometrie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Olfaktometrie ist ein Diagnoseverfahren zur Prüfung des Geruchssinnes. Für diesen Riechtest wird ein Olfaktometer eingesetzt. Anhand unterschiedlicher Duftstoffe kann der Umfang der Geruchseinschränkung oder des Geruchsverlustes genau ermittelt werden.
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Was ist die Olfaktometrie?
Die Moleküle von Geruchsstoffen setzen sich beim Einatmen auf die Rezeptoren in der Riechschleimhaut der Nase fest. Dadurch wird der Riechnerv erregt, der diese Reize ans Gehirn weiterleitet. Für die Geruchswahrnehmung ist nicht allein das Riechsystem verantwortlich. Es besteht aus einem Zusammenspiel von Geruchssinn, Geschmackssinn und Sinneswahrnehmung, die über den Trigeminus-Nerv der Nase erfolgt.
Funktionseinschränkungen des Riechorgans werden in mehrere Kategorien unterteilt: die Hyposmie, die eine verminderte Geruchswahrnehmung darstellt. Unter der Anosmie ist eine sehr stark reduzierte Geruchswahrnehmung oder ein völliger Geruchsverlust zu verstehen. Die übermäßige Wahrnehmung von Gerüchen wird als Hyperosmie bezeichnet. Geruchsstörungen mit neurologischem Krankheitswert sind Kakosmie und Parosmie, bei denen Düfte irrtümlich als gut oder schlecht empfunden werden. Im psychiatrischen Bereich gibt es die Phantosmie, bei der es sich um eine Geruchs-Halluzination handelt.
Dabei werden Düfte wahrgenommen, die nicht existieren. Die Ursachen für eine Geruchsreduzierung, Verlust oder eine falsche Riechwahrnehmung sind vielfältig und reichen von einem angeborenen, sogenannten Olfaktorgenitalen Syndrom, über ein Schädel-Hirn-Trauma, Virusinfekten, Alzheimer, Tumoren, Diabetes, bis hin zu Medikamenten wie Interferon und bestimmten Antibiotika, die Geruchseinschränkungen verursachen können.
Ein Geruchsverlust ist zudem ein erstes Symptom für eine beginnende Parkinson-Erkrankung. Als Grundlage für die Olfaktometrie dient das sogenannte Weber-Fechner-Gesetz: Geruchsintensität, Konzentration des Geruchsreizes und die Konzentration des Bezugsreizes werden in einen Zusammenhang gestellt und nach einer mathematischen Formel berechnet.
Funktion, Wirkung & Ziele
Sobald diese Erkrankungen abgeklungen sind, setzt auch die Riechfähigkeit wieder ein. Daher bedarf es keiner näheren Untersuchung. Ist jedoch der Geruchssinn aufgrund einer gestörten Informationsweiterleitung von den Riechzellen ins Gehirn beeinträchtigt oder die Verarbeitung der geruchlichen Information im Gehirn selbst gestört, sind eingehende Untersuchungen notwendig. Dafür sieht die Olfaktometrie mehrere Verfahren vor. Hierzu gehören die subjektive und objektive Olfaktometrie. Bei der subjektiven Untersuchungsmethode werden dem Patienten mehrere Geruchsstoffe vorgestellt. Der Arzt prüft die Fähigkeit des Patienten, verschiedene Düfte zu identifizieren, und sie voneinander zu unterscheiden.
In einem anderen Test wird die Riechschwelle bestimmt: Ab welcher Konzentration eines Geruchsstoffes nimmt der Patient den Duft wahr? Der Arzt notiert die Empfindungen, die beim Patienten dadurch ausgelöst werden. Als Geruchsträger fungieren Papierstreifen mit mikroverkapselten Duftstoffen. Besonders erfolgreich verlaufen Tests mit sogenannten Sniffin-Sticks, an denen der Patient drei Sekunden riecht. Danach muss er aus vier Antwortmöglichkeiten die richtige wählen. Manchmal werden auch Duftstoffe eingesetzt, die dem Patienten in den Mund gesprüht werden. Neben dieser subjektiven Verfahrensweise gibt es die objektive Olfaktometrie, bei der ein Elektroolfaktogramm, kurz EOG, eingesetzt wird.
Es wird eine Art Geruchs-EEG erstellt durch die Aufzeichnung olfaktorisch abgeleiteter Potentiale. Der Geruchsstoff wird über einen dünnen Schlauch in ein Nasenloch geleitet. Die elektrische Erregung, die durch den Duftreiz entsteht, wird über die Erregungskurven des EEG dargestellt und analysiert. Dieses Verfahren der Olfaktometrie ist allerdings sehr aufwendig und wird in der Regel noch nicht als systematisches Messverfahren bei Patienten eingesetzt, sondern nur für medizinische Gutachten. Daneben gibt es die Reflexolfaktometrie, bei der Zuneigungsreaktionen oder Abneigungsmechanismen ermittelt werden. Hierbei werden Bewegungen und die mimische Muskulatur beim Kontakt mit dem Duftstoff beobachtet.
Bei Kleinkindern sind Zu- oder Abneigung der Gerüche durch Kopfdrehung ersichtlich. Als weiterführende Untersuchungen dienen außerdem bestimmte Schmecktests und Nasendurchflussprüfungen. Auch eine Magnetresonanztomographie ist manchmal nötig, was oft eine Zusammenarbeit mit Neurologen notwendig macht. Um eine Therapie in die Wege zu leiten, muss die Grunderkrankung, die zur Geruchsstörung geführt hat, ermittelt werden. So gibt es für angeborenen und altersbedingten Geruchsverlust keine Therapie. Bei Nasennebenhöhlenoperationen ist das erste Ziel, die Atmung zu verbessern. Im Zuge dessen kehrt oft auch das Geruchsvermögen zurück. Wurde die Geruchsstörung medikamentös verursacht, bildet sie sich nach Absetzen der Substanzen wieder zurück.
Ähnliches ist beim Hirn-Schädel-Trauma und bei Viruserkrankungen zu beobachten, wo nach Abklingen der Krankheitssymptome die Geruchsfähigkeit zurückkehrt. Wobei jüngere Menschen gegenüber älteren im Vorteil sind. Je länger zudem eine Geruchsstörung andauert, desto unwahrscheinlicher wird die Heilung, da zu viele Riechzellen bereits zerstört sind. Ein gezieltes Riechtraining kann helfen, den Geruchssinn zu verbessern. Über sechs Monate hinweg muss der Patienten morgens und abends an vier verschiedenen Sniffin-sticks riechen. Studien haben gezeigt, dass sich bei einigen Patienten der Geruchssinn komplett wieder herstellen lässt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Quellen
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Berlin 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2015
- Wallesch, C.W., Förstl, H.: Demenzen. Thieme, Stuttgart 2012