Riechschleimhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Riechschleimhaut ist für den Geruchssinn verantwortlich. Sie befindet sich als Teil der Nasenschleimhaut im Bereich des Nasendachs. Erkrankungen der Riechschleimhaut können zu Riechstörungen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Riechschleimhaut?

Die Riechschleimhaut trägt mit dem Ausüben ihrer Funktion wesentlich zur Gesundheit des Körpers bei. Denn die Riechfunktion schützt den Organismus und speziell die Atmungsorgane vor schädlichen Einflüssen giftiger Stoffe.
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Die Riechschleimhaut enthält spezielle Sinneszellen, die Gerüche aufnehmen und die Informationen über elektrische Impulse an das Gehirn zur Aufarbeitung weiterleiten. Innerhalb der Riechzellen sorgen sogenannte Chemorezeptoren für die Aufnahme von Geruchsmolekülen.

Beim Menschen befinden sich die Riechzellen in der Regio olfactoria der Nasenschleimhaut. Die Regio olfactoria bezeichnet den Teil der Nasenschleimhaut, der für die Wahrnehmung von Gerüchen verantwortlich ist. Sie ist links und rechts im Dach der oberen Nasenhöhle lokalisiert. In diesem Bereich befinden sich neben den Riechzellen noch Stütz- und Basalzellen. Die Riechzellen sind sogenannte bipolare Neuronen mit Dendriten und Axonen als Nervenfortsätze.

Dendrite sorgen für den Eingang elektrischer Impulse, während die Axonen diese Impulse weiterleiten. Die Sinneszellen erneuern sich alle 60 Tage. Somit gehören die Riechzellen zu den wenigen Nervenzellen, die sich immer wieder erneuern. Sie entwickeln sich aus den Basalzellen, also aus den Stammzellen der Nasenschleimhaut. Die Stützzellen stabilisieren die Gewebestatik der Riechschleimhaut.

Anatomie & Aufbau

Die im Dach der oberen Nasenschleimhaut befindliche Riechschleimhaut ist braun gefärbt und besetzt eine ungefähre Fläche von 2 x 5 cm. Sie setzt sich aus Riechzellen, Stützzellen, Mikrovilli-Zellen und Basalzellen zusammen. Außerdem enthält sie noch seröse Drüsen.

Der Mensch besitzt ca. 10 - 30 Millionen Riechsinneszellen. Im Vergleich dazu liegt ihre Anzahl beim Hund bei rund 250 Millionen. Jede Riechzelle trägt noch 5 - 20 Härchen mit Geruchsrezeptoren. Diese Härchen ragen aus der Schleimhaut heraus und sind mit einer dünnen Schicht Schleim (Mucus) überzogen. Dort eintreffende Geruchsmoleküle docken an den Geruchsrezeptoren an und setzen sie in Erregung. Es gibt ca. 350 verschiedene Arten von Geruchsrezeptoren.

Jede Art spricht nur auf ein spezielles Molekül an. So können also 350 verschiedene Gerüche unterschieden werden. Aber die Aufarbeitung und Filterung dieser Eindrücke wird von den gebündelten ausgehenden Nervenfasern, den Axonen, bewerkstelligt. Diese Axonbündel sind mit einem vorgelagerten Hirnteil, dem Riechkolben verbunden. Dort findet die synaptische Verschaltung des Geruchsinns statt.

Von dort werden dann auch die Informationen an die entsprechenden Hirnzentren weitergeleitet. Am Riechkolben werden die Axonenstränge in zwei Teile aufgeteilt. Der mediale Strang erreicht das Tuberculum olfactorium. Dort werden die Informationen gespeichert, bleiben aber unbewusst. Der laterale Strang führt zur primären Riechrinde, wo die Informationen aus der Riechschleimhaut bewusst aufgearbeitet werden.

Funktion & Aufgaben

Die Riechschleimhaut trägt mit dem Ausüben ihrer Funktion wesentlich zur Gesundheit des Körpers bei. Denn die Riechfunktion schützt den Organismus und speziell die Atmungsorgane vor schädlichen Einflüssen giftiger Stoffe. Übel riechende Gase erzeugen ein Ekelgefühl, sodass sich der entsprechende Organismus schnellstmöglich aus der Gefahrenzone entfernt. Andererseits locken angenehme Gerüche an, weil damit meist positive Assoziationen verbunden sind, wie beispielsweise leckeres Essen.

Oft wird der Geruchssinn aber nicht so richtig ernst genommen. Personen, die jedoch keinen Geruchssinn mehr haben, können sich unbemerkt in gefährliche Situationen begeben. So ist es für diese Patienten nicht mehr möglich, verdorbene Speisen oder ausströmendes Gas allein durch den Geruch festzustellen.

Deshalb haben sich während der Evolution für lebenswichtige Gerüche auch die entsprechenden Geruchsrezeptoren herausgebildet. Geruchsrezeptoren sind bestimmte Proteine, die noch an ein G-Protein gekoppelt sind. Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip haben sie gegenüber bestimmten Geruchsmolekülen passgenaue Formen entwickelt. Das Signalmolekül wird über ein Härchen der Riechzelle zum Rezeptor geleitet und verbindet sich dort bei genauer Übereinstimmung mit diesem.

Die entstehende Erregung wird dann über die Axone weitergeleitet. Sogenannte Mitralzellen im Riechkolben sondieren und verstärken dann unter der Auswahl der 350 verschiedenen Rezeptoren gleiche Gerüche und leiten sie weiter an die entsprechenden Hirnzentren. Dort werden die Erregungen, die bestimmte Signalmoleküle in den Rezeptormolekülen der Riechzellen hervorgerufen haben, durch Geruchseindrücke bewusst gemacht.

Krankheiten

Erkrankungen der Nasenschleimhaut und speziell der Riechschleimhaut können zu Riechstörungen führen. Die Riechstörung ist der Sammelbegriff einer Vielzahl von abweichenden Geruchsempfindungen. Zunächst muss zwischen quantitativen und qualitativen Riechstörungen unterschieden werden.

Quantitative Riechstörungen zeigen einen teilweisen (Hyposmie) oder vollständigen Verlust (Anosmie) des Riechvermögens an. Auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Geruchsreizen (Hyperosmie) kommt vor. Ursachen von Anosmie oder Hyperosmie können Hirnerkrankungen, Virusinfektionen, chronische Entzündungen der Nasenschleimhaut, Allergien oder Nebenwirkungen von Medikamenten sein. Da der Geruchssinn eng mit dem Geschmackssinn verbunden ist, kann auch der Geschmack von Speisen nicht mehr richtig empfunden werden.

Oft kommt es dadurch zu Fehlernährung. Außerdem besteht besonders für ältere Menschen die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung durch verdorbene Speisen. Auch psychische Probleme, wie Depressionen, können aus dem Fehlen des Geruchssinns resultieren. Qualitative Riechstörungen äußern sich in abweichenden Geruchsempfindungen. So kommt es bei einer Parosmie zu einer veränderten Wahrnehmung von Gerüchen.

Eine Phantosmie lässt Gerüche wahrnehmen, die gar nicht existieren. Sie kann als Geruch betreffende Halluzination angesehen werden. Bei einer Kakosmie werden angenehme Gerüche als unangenehm empfunden, während bei einer Euosmie unangenehme Gerüche angenehm erscheinen. Qualitative Riechstörungen können neben vielen anderen Ursachen auch durch Schädigungen der Riechschleimhaut hervorgerufen werden.


Typische & häufige Nasenerkrankungen

Quellen

  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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