Oxyuriasis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Oxyuriasis wird ein Madenwurmbefall des Menschen bezeichnet. Die Madenwürmer schlüpfen und reifen im Darm. Die weiblichen Würmer erreichen etwa zwei Wochen nach Befruchtung ihre volle Ausreifung und legen mehrere Tausend Eier außerhalb des Afters bevor sie selbst zugrunde gehen. Der Madenwurm benötigt keinen Zwischenwirt und verursacht meist keine schwerwiegenden Symptome.
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Was ist Oxyuriasis?
Mit Oxyuriasis wird der Befall eines Menschen mit dem sogenannten Madenwurm bezeichnet, einem etwa acht bis dreizehn Millimeter langen weißen Fadenwurm (Weibchen), dessen Eier oral aufgenommen werden und den Befall bewirken. Der Madenwurm durchläuft etwa drei Madenstadien im Darm, benötigt aber keinen Zwischenwirt. Es handelt sich um einen ungewöhnlich einfachen Entwicklungs- und Infektionsweg.
Der Madenwurm durchläuft innerhalb von zwei bis drei Wochen im Darm zwei bis drei Larvenstadien und setzt sich nach Erreichen der Geschlechtsreife und Befruchtung für weitere zwei Wochen im Bereich des Blinddarms fest bis die Eier ihr Reifestadium erreichen. Danach wandert der weibliche Wurm in Richtung Anus und verlässt den After vorwiegend nachts, um seine 5.000 bis über 11.000 Eier abzulegen. Anschließend geht der weibliche Wurm zugrunde.
Der männliche Madenwurm stirbt bereits nach der Begattung ab und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Eier sind mit einem speziellen Protein umgeben, das einerseits die Eier an der Haut nahe des Afters festklebt und andererseits einen Juckreiz auslöst, der den Betroffenen – besonders während des Schlafs – dazu veranlasst, sich zu kratzen. Dadurch wird ein Teil der Eier mit den Fingern aufgenommen und kann so wieder Neuinfektionen oder Infektionen bei anderen Personen verursachen.
Ursachen
Da die Eiablage vorwiegend nachts erfolgt und mit dem heftigen Juckreiz am After verbunden ist, erfolgt das Kratzen häufig unbewusst im Schlaf, so dass die Finger und die Fingernägel mit den winzigen Wurmeiern kontaminiert werden. Ein weiterer Infektionsweg besteht in der Kontaminierung von Nahrungsmitteln mit Wurmeiern oder durch Versprühen kontaminierten Aerosols. Die Wurmeier bleiben unter günstigen Umweltbedingungen bis zu drei Wochen überlebensfähig und infektiös.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Oxyuriasis wird anfangs von nur wenigen Symptomen begleitet. Auffälligstes Symptom ist der nächtliche Juckreiz am After, der durch spezielle Proteine ausgelöst wird, in die die Wurmeier „verpackt“ sind und mit denen die Eier an der Haut praktisch anhaften. Bei einem länger anhaltenden Wurmbefall kann es zu Symptomen wie verminderter Appetit und Gesichtsblässe, Gewichtsabnahme, verminderte Leistungsfähigkeit und Bauchschmerzen, ähnlich denen einer Blinddarmentzündung, kommen.
In Extremfällen können sich chronischer Durchfall und rektale Blutungen einstellen. Der Madenwurm dringt zwar nicht in andere Gewebe ein und auch nicht in Blutgefäße, aber in sehr seltenen Fällen kann der Wurm den Genitaltrakt von Mädchen und Frauen befallen und eine Vulvovaginitis auslösen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Falls ein allnächtlich auftretender Juckreiz im Bereich des Afters einen Verdacht auf Oxyuriasis begründet, besteht eine gute Diagnosemöglichkeit darin, mit einem transparenten Klebestreifen, morgens mögliche Eier des Wurmes am After aufzunehmen und unter dem Lichtmikroskop zu untersuchen. Der Vorgang kann bei negativem Ausgang an mehreren Tagen wiederholt werden.
Ein weiteres Indiz können Würmer im Stuhl sein, die mit bloßem Auge erkennbar sind und eventuell vorhandene abgestorbene weibliche Würmer in der Bett- oder Nachtwäsche. Der Krankheitsverlauf ist meist unproblematisch und geht kaum über Appetitlosigkeit und schlimmstenfalls über Schmerzen, die an eine Blinddarmentzündung erinnern, hinaus.
Komplikationen
Auch eine Blässe im Gesicht und eine deutlich verringerte Belastbarkeit des Patienten gehen mit dieser Krankheit einher. Die Oxyuriasis wirkt sich damit sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und verringert diese enorm. Weiterhin leiden die Patienten an heftigen Bauchschmerzen, die nicht selten auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Beschwerden führen können.
Auch innere Blutungen treten dabei nicht selten auf und können in einigen Fällen zu einer Anämie führen. Weiterhin kann es im schlimmsten Falle auch zu einer Blinddarmentzündung kommen. Dieser muss dann operativ entfernt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht ein. Mit einer Behandlung können die Beschwerden auch vollständig eingeschränkt werden. Die Lebenserwartung des Patienten wird davon nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Juckreiz im Intimbereich kann auf einen Infektion mit Madenwürmern hindeuten. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Beschwerden nicht zurückgehen oder rasch stärker werden. Die Symptome treten üblicherweise während der Nacht auf und können anhand dessen eindeutig der Oxyuariasis zugeordnet werden.
Sollten in der Unterwäsche oder im Stuhl kleine Würmer bemerkt werden, muss ein Arzt aufgesucht werden. Eltern, die bei ihrem Kind Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen bemerken, sollten den Kinderarzt einschalten. Auch Schlafstörungen oder Hautveränderungen im Intimbereich deuten auf eine Infektion hin, die ärztlich abgeklärt und behandelt werden muss. Betroffene Personen sollten frühzeitig den Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen.
Andernfalls kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Personen, die mit möglicherweise infizierten Menschen in Kontakt gekommen sind, gehören zu den Risikogruppen. Auch Kinder, die einen verunreinigten Schnuller oder Finger in den Mund genommen haben, sind gefährdet und sollten einem Arzt vorgestellt werden, wenn die genannten Symptome auftreten. Mit den Beschwerden kann der Hausarzt, der Kinderarzt oder ein Facharzt für innere Erkrankungen aufgesucht werden. Weitere Ansprechpartner sind der Frauenarzt oder der Urologe. Während der Behandlung muss der Patient eng von einem Arzt überwacht werden, damit bei etwaigen Komplikationen direkt die notwendigen Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.
Behandlung & Therapie
Die Oxyuriasis spricht gut auf eine einmalige Gabe von Antihelminthika an, allerdings werden die Eier durch die Medikamente nicht abgetötet. Aufgrund der Gefahr einer Autoinfektion durch vorhandene Eier und aufgrund des Entwicklungszyklus des Madenwurmes empfiehlt es sich, eine Behandlung jeweils 14 und 28 Tage nach der Erstbehandlung zu wiederholen. Innerhalb einer Familie sollten die Familienmitglieder prophylaktisch ebenfalls behandelt werden, um eine mögliche Anfangsinfektion bei Familienmitgliedern gleich zu Beginn zu bekämpfen.
Anfangsinfektionen sind in den ersten 4 bis 6 Wochen meist völlig symptomlos bevor die ersten weiblichen Würmer mit der Eiablage beginnen. Antihelminthika enthalten Wirkstoffe, die speziell auf den Stoffwechsel von Nematoden und Plattwürmern wie Band- und Saugwürmer toxisch wirken, für den menschlichen Stoffwechsel aber in der vorgeschriebenen Menge unbedenklich sind.
Vor einer Behandlung mit einem Antihelminthikum sollte bekannt sein, welche Art von Würmern die Krankheit ausgelöst hat, um gezielt vorgehen zu können. Einige Mittel sind nur gegen Nematoden und andere nur gegen Plattwürmer wirksam.
Aussicht & Prognose
Bei einem Befall mit Madenwürmern fällt die Prognose in der Regel günstig aus. So nimmt die Oxyuriasis in den meisten Fällen einen positiven Verlauf und ruft nur überaus selten Komplikationen hervor. Allerdings besteht besonders bei Kindern eine hohe Rückfallquote. Nicht selten infizieren sie sich schon nach kurzer Zeit erneut. Bei Kleinkindern können die Madeneier durch das Lutschen am Daumen oder an den Fingern direkt vom Anus in den Mundraum vordringen.
Nebenwirkungen durch die Behandlung sind selten zu befürchten. Auch Komplikationen wie ein Befall der weiblichen Scheide mit Wurmeiern, die sich dort weiterentwickeln, trüben nur selten die günstige Prognose. Kommt es jedoch zu Folgeerscheinungen, machen sich diese durch Entzündungen, Schmerzen oder Ausfluss bemerkbar. In schweren Fällen besteht die Gefahr von Einschränkungen der Darmfunktionen. Lebensbedrohliche Darmperforationen zeigen sich aber nur sehr selten. Dabei leiden die betroffenen Personen auch unter Bauchschmerzen und Stuhlverhalt. Normalerweise stellt die Oxyuriasis jedoch kein größeres Risiko für die Gesundheit des Patienten dar.
Hoch ist allerdings die Gefahr einer weiteren Ansteckung. Selbst bei einer wirksamen Behandlung kehrt die Oxyuriasis oft zurück, weil auch häufig weitere Mitglieder der Familie mit den Madenwürmern infiziert sind.
Mit einer längeren Heilungsdauer der Oxyuriasis muss gerechnet werden, wenn die Madenwurminfektion erst spät entdeckt wurde. So ist in solchen Fällen eine Sanierung der betroffenen Organe notwendig.
Vorbeugung
Als vorbeugende Maßnahme ist in erster Linie eine strenge Hygiene zu nennen. Das gilt besonders für Menschen innerhalb einer Familie, wenn ein Familienmitglied betroffen ist. Die Hygienemaßnahmen bestehen darin, täglich Unter- und möglichst auch Bettwäsche zu wechseln und diese in einem Kochwaschgang zu waschen, um eventuell vorhandene Wurmeier und Maden zuverlässig abzutöten. Besondere Sorgfalt gilt der Hygiene der Hände, die nach jedem möglichen Kontakt mit Seife gewaschen und die Fingernägel mit einer Nagelbürste penibel bearbeitet werden müssen.
Nachsorge
Bei der Oxyuriasis stehen Betroffenen meist nur wenige Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist in aller erster Linie eine sehr frühe und vor allem schnelle Diagnose notwendig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Daher sollte der Betroffen idealerweise schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen einen Arzt aufsuchen.
Die meisten Patienten sind auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen, um diese Beschwerden zu lindern. Dabei sollten immer die genauen Anweisungen des Arztes beachtet werden, um eventuelle Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Weiterhin sind auch nach der erfolgreichen Behandlung regelmäßige Kontrollen sehr wichtig, um eine erneute Infektion der Oxyuriasis zu verhindern.
Die meisten Betroffenen sollten auf eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung achten, um den Beschwerden entgegenzuwirken. Dabei sollte der Betroffene viel trinken, um den Körper zu unterstützen. In der Regel kann die Oxyuriasis relativ gut von einem Arzt behandelt werden, sodass weiterhin keine Maßnahmen einer Nachsorge mehr notwendig sind. Es sollte im Allgemeinen ein hoher Standard der Hygiene eingehalten werden.
Das können Sie selbst tun
Glücklicherweise kann die Oxyuriasis leicht behandelt werden, sobald die Madenwürmer als Auslöser für den nächtlichen Juckreiz diagnostiziert wurden. Während der Behandlung sollten die Betroffenen darauf achten, sich nicht am Anus zu kratzen, auch nicht nachts im Schlaf. Damit auch Kinder sich daran halten können, sind Schlafanzüge hilfreich, wie sie für Kinder mit Neurodermitis angeboten werden. Sie haben an den Ärmelenden Fäustlinge, aus denen das Kind nicht selbst herausschlüpfen kann. So können Kinder nachts höchstens mit Stoff auf Stoff kratzen und dabei keine Wurmeier von den Händen an den Mund bringen.
Weil die Wurmeier gut drei Wochen lang auch außerhalb des Darms überlebensfähig sind, ist eine Strenge Hygiene innerhalb der Familie angeraten. Unterwäsche, Handtücher und Bettwäsche sollten unbedingt täglich gewechselt und mit einem Kochwaschgang gewaschen werden. Nur so ist sichergestellt, dass die Madeneier nicht auch über Stoffe übertragen werden.
Wichtig ist auch die Körperhygiene insbesondere im Analbereich. PH-neutrale Wasch- und Pflegeprodukte sind hier empfehlenswert. Ist der Anus bereits aufgekratzt, helfen pflegende Cremes, mit denen die Region ein- bis zweimal täglich eingecremt werden kann. Hier sind Babycremes oder Wund- und Heilsalben Produkte der ersten Wahl. Gele, die helles sulfoniertes Schieferöl enthalten, sind ebenfalls empfehlenswert, weil sie antimikrobiell und wundheilungsfördernd wirken.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003