Penisbruch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Penisbruch, also eine Ruptur des Schwellkörpers bzw. der umgebenden Gewebeschicht, ist eine seltene aber schwere Verletzung des männlichen Geschlechtsorgans. Eine Penisruptur erfordert immer ärztliche Hilfe, in den meisten Fällen ist eine Operation nicht zu umgehen, damit mögliche Langzeitfolgen wie erektile Dysfunktionen verhindert werden können.
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Was ist ein Penisbruch?
Der Begriff Penisbruch ist missverständlich, da es sich bei der so genannten Penisruptur um keinen Knochenbruch handelt. Der Penis enthält nämlich keinen Knochen.
Bei einer Penisruptur kommt es zu einem Einriss der Tunica albuginea, der Gewebeschicht, welche den Schwellkörper des Penis umgibt und welche hilft die Erektion aufrecht zu erhalten. Auch der Penisschwellkörper selbst kann überdehnt werden oder sogar einreißen.
Nur im erigierten Zustand kann es zu einer Penisruptur kommen, nämlich dann, wenn das erigierte Glied zu stark gebogen wird. Eine Penisruptur ist relativ selten, bedarf aber fast immer ärztlicher Hilfe.
Ursachen
Dies geschieht am häufigsten, wenn die Frau beim Geschlechtsverkehr oben, auf dem Mann sitzt ("reitet""), und den Penis verliert, sodass durch ihr Gewicht der Penis abgeknickt wird. Penisrupturen können auch zustande kommen, wenn versucht wird einen erigierten Penis zu verbergen und dieser zu stark hinabgedrückt wird.
Nur selten kann sich ein Mann eine Penisruptur im Schlaf zuziehen. Dies kann geschehen, wenn er mit seinem gesamten Gewicht auf dem erigiertem Glied liegt und dieses dadurch stark abgebogen wird. Kommt es zu Verletzungen des Penis im schlaffen Zustand, etwa durch Tritte oder Schläge, hat dies keine Penisruptur zur Folge. Zu dieser Verletzung kann es nur bei einer Erektion kommen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Penisbruch äußerst sich in den meisten Fällen sofort durch ein knackendes Geräusch im erigierten Glied. Es kommt schlagartig zu einem Verlust der Erektion (die eine Voraussetzung für die Schwellkörperruptur darstellt) und damit zu einem kurzen Erschlaffen des Gliedes. Es kommt sofort zu starken Schmerzen im eingerissenen Bereich des Schwellkörpers, die ausstrahlen können. Die Schmerzen können den Unterbauch, den Hoden und den Rücken erfassen.
Es kommt zu einer oder mehreren Schwellungen. Blaue und rote Hämatome treten sehr schnell auf und führen mitunter zu einer Verfärbung des gesamten Gliedes. Die Schwellungen können auch - in Abhängigkeit von der Stelle der Ruptur - das Schambein und die Hoden erfassen. Die Schwellung kann zu einer unnatürlichen Biegung des Gliedes führen, die um den intakten Schwellkörper verläuft. Entsprechend erfolgt die Biegung meist nach oben rechts beziehungsweise oben links hin.
Die Ruptur ist in manchen Fällen tastbar und lässt ein Eindrücken des Gliedes an der Stelle der stärksten Schwellung zu. In seltenen Fällen kommt es darüber hinaus zu einer Schwellkörperruptur, die Blut aus der Harnröhre austreten lässt. Dies ist allerdings ein seltenes Symptom des Penisbruches.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnosestellung erfolgt durch einen Blick- und Tastbefund des behandelnden Arztes. Aus der Anamneseerstellung ergibt sich häufig bereits die Verdachtsdiagnose. Typischerweise schildern Betroffene ein lautes Knackgeräusch.
Der Penis erschlafft sofort und der Mann spürt einen stechenden Schmerz in der Genitalgegend. Darüber hinaus ist ein großes, dunkles Hämatom am geschwollenen Penis zu sehen. Alleine dieser Bluterguss lässt meist eine einfache Blickdiagnose zu. Wurde die Harnröhre verletzt, kann sich Blut im Urin finden. Um eine Verletzung der Harnröhre zu diagnostizieren, wird eine Urethografie erstellt, also ein Röntgen der Harnröhre bei dem ein Kontrastmittel eingespritzt wird.
Der weitere Verlauf dieser Verletzung hängt von der Behandlung ab. Grundsätzlich ist die Prognose gut. Kommt es zu keiner Behandlung, kann dies zu einer Penisverkrümmung oder zu Erektionsschwierigkeiten führen.
Komplikationen
Ein Penisbruch kann zum Beispiel eine Penisverkrümmung (erworbene Penisverkrümmung) nach sich ziehen, da das Gewebe eventuell vernarbt oder in einer gestauchten Form verheilt. Eine solche Krümmung ist in erster Linie ein ästhetisches Problem, kann aber, abhängig von der Schwere, auch zu erheblichen Schwierigkeiten beim Geschlechtsakt führen.
Eine Harnröhrenverengung kann ebenfalls auftreten. Sie kann durch ein verengtes Verwachsen des defekten Gewebes zustande kommen oder auch im Rahmen einer ärztlichen Versorgung durch die Verletzung der Harnröhre entstehen. Dadurch kann sie vernarben. Dies führt zu Problemen beim Wasserlassen, einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann zu Schmerzen führen. Eine Harnröhrenverengung ist behandelbar.
Sind die Schwellkörper irreparabel geschädigt, oder liegen Nervenschäden vor, kann eine erektile Dysfunktion eintreten. Der teilweise bestehende oder vollständige Verlust der Erektionsfähigkeit bedeutet für die Betroffenen oftmals auch eine starke psychische Belastung. Es kann auch zu Schmerzen bei auftretenden Erektionen nach einer Operation kommen. Es ist möglich, dass diese langanhaltend bestehen bleiben.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ist während des sexuellen Aktes im Intimbereich des Mannes ein Geräusch ähnlich dem eines Knackens zu hören, liegt häufig ein Penisbruch vor. Ein Arztbesuch sollte unverzüglich erfolgen, da unmittelbar im gleichen Moment starke Schmerzen im Glied einsetzen. Stellen sich Schwellungen am Penis ein und erfolgt eine sofortige Rückbildung der Erektion, ist die Konsultation eines Arztes anzuraten. Verfärbungen, Blutergüsse sowie eine Ausbreitung der Schmerzen sollten schnellstmöglich einem Arzt vorgestellt werden.
Aufgrund der zahlreichen Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen ist auf die eigenverantwortliche Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments zu verzichten. Die Arzneien sind erst nach der Rücksprache mit einem Mediziner einzunehmen, um ein möglichst optimales Behandlungsergebnis zu erzielen. Kann die Bruchstelle am männlichen Glied getastet werden, besteht Handlungsbedarf. Bei Blutungen aus dem Penis haben sich Folgeerscheinungen durch den Penisbruch entwickelt. Damit es zu keiner Zunahme weiterer Beschwerden kommt, ist ein Arztbesuch notwendig.
Verhaltensauffälligkeiten, aggressive Tendenzen oder Weinerlichkeit sind zusätzliche Anzeichen einer gesundheitlichen Unregelmäßigkeit. Kommt es zu Herzrasen, Störungen des Herzrhythmus sowie Trübungen des Bewusstseins, benötigt der Betroffene Hilfe. Bei einem Verlust des Bewusstseins muss der Notarzt alarmiert werden. Anwesende haben in diesen Fällen die Pflicht, Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten, damit es zu keinen weiterführenden Beeinträchtigungen oder lebensbedrohlichen Zuständen kommt.
Behandlung & Therapie
Um etwaige Komplikationen zu verhindern, ist es ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn der Verdacht auf eine Penisverletzung besteht. In sehr vielen Fällen ist eine Operation unumgänglich. Diese ist umso erfolgversprechender je schneller sie durchgeführt werden kann.
Eine Operation soll verhindern, dass es aufgrund der Penisruptur zu Funktionsstörungen im weiteren Verlauf kommt. Als erste Maßnahme nach einer Penisruptur ist die Kühlung der betroffenen Stelle durch das Auflegen von Eis empfehlenswert, da dies das Ausmaß der Schwellung reduziert. Liegt keine schwere Ruptur vor, kann konservativ behandelt werden. Dabei wird ein Druckverband gelegt und der Penis gekühlt.
Da eine Penisruptur sehr schmerzhaft ist, werden auch Schmerzmittel gegeben. Weiters erfolgt eine Behandlung mit Medikamenten zur Reduktion einer schmerzhaften Erektionen. Nach einer Operation des Penis ist es nötig mindestens vier Wochen lang keinen Geschlechtsverkehr zu haben, damit die Naht gut verheilen kann und keinen starken Belastungen ausgesetzt ist.
Aussicht & Prognose
Ein unbehandelter oder nur konservativ therapierter Penisbruch kann abhängig von seinem Schweregrad erhebliche Folgen haben. Im Bereich der Ruptur besteht zunächst ein bakterielles Infektionsrisiko. Durch Antibiotikagabe lässt sich dieses minimieren. Neben anhaltenden Schmerzen und Schwellungen können sich im Einzelfall expandierende Blutergüsse entwickeln. Auch kann die Harnröhre mitbetroffen sein und verengen. Blut im Urin ist hierfür ein Indikator. Sofern sich eine solche Harnröhrenverengung ausbildet, können in der Folge Blasen- und Nierenprobleme auftreten.
Als Langzeitfolge der Schwellkörperruptur ist eine Peniskrümmung („Penisdeviation“) möglich. Diese entwickelt sich, wenn das Gewebe gestaucht verheilt oder vernarbt. Einige Männer erfahren im Zusammenhang mit einer erworbenen Peniskrümmung Erektionsstörungen bis hin zur Impotenz. Auch kann es durch eine Penisdeviation zu Schmerzen bei späterem Geschlechtsverkehr kommen.
Wird der Bruch zeitnah operiert, stehen die Chancen auf komplikationslose Heilung hingegen statistisch sehr gut. Auch spätere Operationen, insbesondere nach überbrückender konservativer Behandlung, führen regelmäßig noch zu gutem Ergebnis.
Manche Männer berichten trotz erfolgreicher Operation von sexuellen Funktionsstörungen. Diese können eine vorübergehende seelische Folgeerscheinung davon sein, dass der Penisbruch als traumatisch erlebt wurde. Eine psychotherapeutische Behandlung kann hier den Weg zur ganzheitlichen Genesung unterstützen.
Vorbeugung
Grundsätzlich sind Penisrupturen seltene Verletzungen, welche hauptsächlich durch sehr heftige sexuelle Betätigung zustande kommen. Das Bewusstsein darüber, dass so etwas wie eine Penisruptur existiert und wie diese entstehen kann, ist ein wichtiger Schritt, um Verletzungen vorzubeugen. Darüber hinaus sollte beim Geschlechtsverkehr und auch bei der Masturbation auf einen sorgsamen Umgang mit dem Penis geachtet werden.
Nachsorge
In der Regel wird nach einem Penisbruch keine ärztliche Nachsorge notwendig. Die Erkrankung heilt bei entsprechender Schonung gut aus. Komplikationen und Folgen bilden die Ausnahme. Ein Penisbruch kann jederzeit wieder auftreten. Dabei befindet sich das männliche Glied stets im erregten Zustand. Patienten sollten daher im Rahmen der Nachsorge von übermäßigen Bewegungen beim Lustspiel Abstand nehmen. Dadurch wird ein erneuter Bruch verhindert.
Der behandelnde Arzt informiert über einen ungeeigneten Gebrauch. Die Umsetzung der Empfehlungen obliegt dem Betroffenen selbst. Trotz der wissenschaftlichen Möglichkeiten bleiben manchmal Folgen aus einem Penisbruch zurück. Diese bestehen in einer Harnröhrenverengung oder Impotenz.
Diese Erkrankungen bringen die Notwendigkeit für weitere Therapien mit sich. Organische Fehlfunktionen lassen sich am besten operativ behandeln. Bildgebende Verfahren wie ein MRT oder CT geben Rückschluss über das Ausmaß der Erkrankung. Erektionsstörungen sind hingegen meist mit psychischen Ursachen verbunden. Ein Arzt kann gegebenenfalls eine Gesprächstherapie verschreiben oder Medikamente zur Luststeigerung verordnen.
Anders als bei einer Krebserkrankung bringt ein Penisbruch keine engmaschigen Nachsorgeuntersuchungen mit sich. Folgen sind nach einer vollständigen Abheilung eher selten zu erwarten. Treten sie doch auf, müssen die Erkrankungen im Rahmen einer weiteren Behandlung behoben werden.
Das können Sie selbst tun
Bei einem Penisbruch muss ein Notarzt gerufen werden oder ein schneller Transport in die Notaufnahme erfolgen. Eine Selbstbehandlung oder Versuche der Eigentherapie sind nicht zu empfehlen. Unterstützend zur medizinischen Versorgung hilft das Tragen von lockeren Kleidungsstücken. Eng anliegende Unterhosen oder Hosen intensivieren vorhandene Schmerzen und sollten daher nicht getragen werden. Der Gesäßbereich sollte vor einer Fremdeinwirkung von Gegenständen geschützt werden. Daher sind die Taschen der Kleidungsstücke zu leeren, damit weder Schlüssel noch ein Handy durch Bewegungen in den Kontakt mit dem Intimbereich kommen können.
Während des Heilungsprozesses sollte auf sexuelle Aktivitäten aller Art verzichtet werden. Dazu zählen auch kognitive Prozesse und sexuelle Phantasien. Die Schwellkörper sind zu entlasten und würden bei einer sexuellen Stimulation sofort schmerzen. Zur Vermeidung von späteren Erektionsstörungen ist der mentale Stress zu reduzieren. Eine innere Gelassenheit im Umgang mit dem Geschehenen und den möglichen Folgen helfen bei einer schnellen Genesung.
Zur Vorbeugung vor künftigen sexuellen Funktionsstörungen sind mögliche Ängste abzubauen. Die sexuellen Praktiken sollten überdacht und verändert werden. Dabei helfen Stellungswechsel, die Nutzung anderer sexueller Utensilien sowie bessere Absprachen während des Aktes mit dem Sexualpartner. Damit sich Infektionen oder weitere Erkrankungen entwickeln, sollte auf eine ausreichende und vor allem sterile Wundversorgung geachtet werden.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
- Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004