Periphere Arterielle Verschlusskrankheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im Rahmen der Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems treten ganz unterschiedliche Krankheitsbilder auf, welche nicht nur das Herz, sondern ebenfalls die Blut führenden Gefäße und die involvierten Organe betreffen. Dazu gehört auch die periphere Arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK.
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Was ist die periphere Arterielle Verschlusskrankheit?
Die periphere Arterielle Verschlusskrankheit wird in der Medizin auch als pAVK abgekürzt und basiert auf einer vorwiegend mechanischen Beeinträchtigung des ungehinderten Blutflusses durch die Arterien.
Die periphere Arterielle Verschlusskrankheit wird deshalb so genannt, weil sich im Laufe der Zeit die Arterien verschließen können, was eine Unterbrechung des Blutflusses darstellt. Die pAVK gehört daher zu den lebensbedrohlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die sich überwiegend auf die unteren Extremitäten beschränken.
Eher selten kommt es zu einer peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit in den Armen. Im umgangssprachlichen Gebrauch wird die periphere Arterielle Verschlusskrankheit häufig auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet, welche durch ganz typische Symptome erkennbar ist und die Lebensqualität der Betroffenen ganz enorm beschränken kann.
Ursachen
Zu den vorrangigen Ursachen und Risiken, welche eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit auslösen können, gehören dieselben Faktoren, die auch für eine Arteriosklerose relevant sind.
Dies sind neben dem Konsum von Nikotin und Alkohol ebenfalls diverse Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus sowie Übergewicht, welches mit einem zu hohen Cholesterin- und Fettgehalt im Blut verbunden ist. Mangelnde Bewegung sowie einzelne erbliche Faktoren spielen für die periphere Arterielle Verschlusskrankheit ebenfalls eine Rolle.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Erkrankung wird in vier Stadien eingeteilt. Bei Beginn, im Stadium I, bleiben die Symptome noch aus. Obwohl die Gefäße sich allmählich schon verengen, ist für den Betroffenen noch nichts zu spüren. Wegen des Ausbleibens von Beschwerden wird die Krankheit zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht entdeckt, auch wenn man sie bei einer entsprechenden Untersuchung bereits diagnostizieren könnte.
Im Stadium II lassen sich erste Schmerzen in den Beinen verspüren, und zwar immer dann, wenn der Patient eine Strecke von etwa 200 Meter gelaufen ist. Er muss wieder und wieder stehenbleiben und warten, denn im Stehen hören die Beine auf wehzutun. Man bezeichnet das als belastungsabhängige Schmerzen. Ist das Stadium III erreicht, kommt es auch in Ruhe zu schmerzenden Beinen.
Egal ob der Betroffene liegt oder sitzt, die Muskeln tun weh. Laufen ist fast gar nicht mehr oder nur unter Schmerzen möglich. Im Stadium IV beginnt die Haut sich zu verändern, weil dem Gewebe durch die verminderte Durchblutung nicht mehr genug Sauerstoff zugeführt wird. Es kommt an Fersen und Zehen zu Geschwüren und im weiteren Verlauf zum Absterben des Gewebes. Es färbt sich schwarz und fängt an zu faulen. Schreiten diese Nekrosen weiter fort, kann die Amputation des Beines erforderlich sein.
Diagnose & Verlauf
Die Beschwerden, welche durch periphere Arterielle Verschlusskrankheit für die Betroffenen selbst merklich ausgelöst werden, bestehen in Schmerzen, einer allgemeinen körperlichen Schwäche und Kraftlosigkeit.
Darüber hinaus weisen Menschen, welche eine pAVK erleiden, eine blasse Haut auf und leiden oftmals unter kalten Füßen. Schmerzen werden durch die periphere Arterielle Verschlusskrankheit meist in den Beinen empfunden und lokalisieren sich vorrangig auf die Wadenmuskulatur. Aus diesem Grund müssen die Patientinnen und Patienten mit einer pAVK beim Laufen ständig stehen bleiben und es scheint, als ob sie die Schaufenster anschauen.
Diese Auffälligkeit tritt durch eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit erst dann auf, wenn bereits das fortgeschrittene Stadium erreicht ist. Die pAVK kann mit einer Basis- und einer anschließenden Differentialdiagnostik genau erkannt werden.
Komplikationen
Lokal auftretende Komplikationen können offene, schlecht heilende Wunden sein, mit zum Teil nekrotisierendem Gewebe bei weiter fortschreitenden Stenosen in den entsprechenden Arterien. Unbehandelt kann die pAVK im weit fortgeschrittenen Stadium sogar als letztem Behandlungsschritt eine Amputation erforderlich machen. Die weiteren Komplikationen können auch unabhängig von lokalen Effekten der betroffenen Arterien der Extremitäten sein, weil sich die Grunderkrankung, die Arteriosklerose, auch auf übrige Arterien und auf die arteriellen Kranzgefäße erstrecken kann.
Als Folge erhöht sich dadurch drastisch das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Um das Risiko eines Schlaganfalls eingrenzen zu können, empfiehlt sich daher eine Untersuchung der Halsschlagadern (Arteria carotis) auf arteriosklerotische Veränderungen, die aufgrund von Plaques entstehen. Falls die pAVK in frühem Stadium erkannt wird und die Ursachen der arteriosklerotischen Veränderungen erfolgreich beseitigt werden können, besteht die Chance, dass sich die Symptome zurückbilden und eine Rückkehr zu beschwerdefreiem Leben möglich ist.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bereits bei den ersten Anzeichen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sollte ein Arzt konsultiert werden. Wenn Durchblutungsstörungen, Schwindel und andere ungewöhnliche Symptome bemerkt werden, deutet dies auf ein Leiden hin, das abgeklärt werden muss. Ab dem 35. Lebensjahr sollten regelmäßig der Blutdruck und die Blutfettwerte gemessen werden. Gesetzlich und privat krankenversicherte Menschen können hierfür den sogenannten „Check-up 35“ in Anspruch nehmen. Anschließend sollte der Check-up alle zwei Jahre durchgeführt werden, denn auf diese Weise können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes frühzeitig erkannt werden.
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit betrifft vor allem Menschen, die einen ungesunden Lebensstil pflegen, alkoholkrank oder übergewichtig sind oder eine genetische Prädisposition haben. Auf wen diese Risikofaktoren zutreffen, der sollte zeitnah den Hausarzt aufsuchen. Optimalerweise werden die Auslöser behoben, bevor sich eine periphere arterielle Verschlusskrankheit entwickeln kann. Neben dem Hausarzt kann ein Internist oder ein Kardiologe konsultiert werden. In die Therapie sind je nach Ursache Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Alternativmediziner und therapeutische Fachkräfte involviert.
Behandlung & Therapie
Die Therapie, welche erfolgreich eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit heilen kann, ist überaus umfangreich, da sich die pAVK in mehrere Schweregrade unterteilen lässt. Darüber hinaus gehen mit jedem Schweregrad der peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit diverse Beschwerden und Risiken einher, auf deren Reduzierung es weitgehend ankommt.
Um die pAVK zielgerichtet behandeln zu können, sind mehrere Therapiemethoden in Kombination erforderlich. Diese beziehen sich auf das Aufhören des Nikotinkonsums und eine Verringerung des körperlichen Übergewichts sowie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise gepaart mit regelmäßiger Bewegung. Es gilt bei der peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit, Cholesterin und hohen Blutdruck zu senken und die Durchblutung der Arterien wieder zu verbessern.
Um einem Herzinfarkt oder Schlaganfall durch die pAVK vorzubeugen, werden medikamentöse Verfahren sowie sogenannte interventionelle und operative Techniken durchgeführt. Bei den interventionellen Eingriffen für die Therapie der arteriellen Verschlusskrankheit werden die betroffenen Abschnitte der Arterien mit einem chirurgischen Ballon geweitet oder es wird eine Unterbrechung der nervalen Reizleitung vorgenommen.
Aussicht & Prognose
Wie die Prognose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ausfällt, richtet sich nach einer erfolgreichen Therapie der auslösenden Ursachen. Bleibt eine Behandlung aus oder verläuft erfolglos, nimmt die schwere Erkrankung ungehindert ihren Lauf. Es ist aber durchaus möglich, die Prognose positiver zu gestalten, wenn der Patient eine gesündere Lebensweise anstrebt. Sie beinhaltet eine ausgewogene Ernährung, den Verzicht auf Tabakwaren, das Reduzieren von Übergewicht sowie regelmäßige Bewegung.
Positive Auswirkungen auf den Verlauf der pAVK hat zudem das Erreichen von normalen Werten beim Blutdruck, den Blutfettwerten sowie dem Blutzucker. Leidet der Patient zusätzlich unter Krankheiten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder zu hohem Blutdruck, ist es wichtig, diese gezielt und konsequent zu behandeln.
Grundsätzlich wird die Lebenserwartung von Menschen, die unter der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit leiden, als geringer eingestuft. Grund dafür sind die Gefäßerkrankungen, die zusätzlich auftreten.
In der Regel hängen die Aussichten der Erkrankung auch von dem Zeitpunkt zwischen dem ersten Auftreten von Beschwerden sowie einer gelungenen Gefäßwiedereröffnung ab. Beträgt der Zeitraum im Falle eines Arterienverschlusses im Bein weniger als sechs Stunden, lässt sich das Bein bei 96 Prozent aller Patienten erhalten. Vergehen jedoch mehr als 12 Stunden, muss bei rund 40 Prozent aller Betroffenen eine Amputation durchgeführt werden. Bei einem akuten Arterienverschluss liegt die Überlebensrate der Erkrankten nach einem operativen Eingriff bei etwa 80 Prozent.
Vorbeugung
Für die Vorbeugung gegen eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit ist die Ausschaltung aller Risikofaktoren vorteilhaft, welche einen zu hohen Blutdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus begünstigen. Liegen diese Erkrankungen bereits vor, sollte eine optimale Behandlung erfolgen.
Regelmäßige Kontrollen und Einstellungen des Blutzuckerspiegels sind ebenso wichtig. Nikotinkonsum und zu wenig körperliche Bewegung sowie ein permanentes Übermaß an Stress sind möglichst auszuschalten, wenn es darum geht, präventiv gegen die pAVK vorzugehen. Nur so kann eine lange Lebenserwartung bei bester Leistungsfähigkeit erreicht werden.
Nachsorge
Die Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist überaus wichtig. Sie verfolgt das Ziel, die Arterien offen zu halten. Erneute Verengungen oder die Bildung von Blutgerinnseln sollten unbedingt vermieden werden. Ein weiteres Nachbehandlungsziel ist das Verbessern oder Erhalten der Lebensqualität. Dabei gilt es, die Gefahren für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu reduzieren.
Zu den sinnvollsten Maßnahmen der PAVK-Nachsorge zählt das regelmäßige Wahrnehmen von Kontrolluntersuchungen. Dies gilt unabhängig von einer Behandlung per Katheter, operativen Eingriff oder Medikamenten. Die Nachuntersuchungen finden beim Hausarzt sowie einem Gefäßmediziner statt. Zusammen mit dem Hausarzt wird an einer gesünderen Lebensweise gearbeitet, zu der in erster Linie ausreichend Bewegung, eine gesunde Ernährungsweise sowie Verzicht auf Nikotin gehören.
Der Arzt überprüft zudem in regelmäßigen Abständen Blutdruck, Gewicht und Cholesterinwert. Im Idealfall dauert das gefäßmedizinische Überwachungsprogramm wenigstens zwei Jahre. Grundsätzlich muss bei sämtlichen PAVK-Patienten für den Rest ihres Lebens eine medizinische Kontrolle erfolgen. Um die Nachbehandlung zu unterstützen, empfiehlt sich das Absolvieren eines Gehtrainings. Es ist ratsam, es in einer Gefäßsportgruppe vorzunehmen.
Vom Gefäßmediziner wird der ABI-Wert sowohl nach Belastungen als auch im Ruhezustand überprüft. Mithilfe einer Duplex-Sonographie kontrolliert der Mediziner außerdem den Gefäßzustand. Medikamente, die während der PAVK-Nachbehandlung verabreicht werden, sind Thrombozytenfunktionshemmer wie Clopidogrel oder Acetylsalicylsäure. Sie kommen zumeist schon während der Hauptbehandlung zum Einsatz.
Das können Sie selbst tun
Die Bewältigung des Alltags und die Selbsthilfemöglichkeiten sind abhängig vom Schweregrad der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). In den Stadien I und II, bei denen nur eine geringfügige Beeinträchtigung besteht bzw. Gehstrecken bis 200 m relativ gut bewerkstelligt werden können, zielen Selbsthilfemaßnahmen hauptsächlich auf die Ursachenbekämpfung der pAVK ab.
Beispielsweise können bei Rauchern eine Aufgabe des Rauchens, bei bestehendem Diabetes eine gute Einstellung der Zuckerwerte und bei Hypertonikern eine gute Einstellung des Blutdrucks zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führen. Auch deutliches Übergewicht zählt zu den Risikofaktoren, die eine pAVK begünstigen. Darüber hinaus wirkt sich eine regelmäßige sportliche Betätigung im Rahmen des Möglichen positiv auf die pAVK aus. Positiv wirkt sich eine regelmäßige Extraportion an Omega-3-Fettsäuren aus. Beispielsweise kann ein einziger Esslöffel kaltgepresstes Leinöl täglich zu einer Reduzierung der arteriellen Entzündungsprozesse, die letztlich die Verursacher der arteriellen Verengungen an den Extremitäten sind, beitragen. Wichtig ist ein niedriges Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren von etwa 2:1 bis maximal 5:1, um arterielle Entzündungsprozesse mit natürlichen Mitteln zu bekämpfen.
Inwieweit erhöhte Cholesterinwerte, vor allem erhöhte LDL-Konzentrationen bei gleichzeitig abgesenkter HDL-Fraktion eine wesentliche Rolle als Ursachenfaktoren für eine pAVK spielen, wird kontrovers diskutiert. Ein Quotient LDL zu HDL von unter 3,5 gilt als förderlich für die Gesundheit mit entzündungshemmender Wirkung auf die Arterien.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016