Phlebotomus-Fieber
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wer Urlaub im Mittelmeerraum oder im Mittleren Osten macht und mit einer Grippe heimkehrt, könnte am Phlebotomus- oder Sandmücken-Fieber erkrankt sein. Mückenschutz ist in den Verbreitungsgebieten enorm wichtig.
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Was ist Phlebotomus-Fieber?
Das Phlebotomus-Fieber ist eine virale Infektionskrankheit, die im gesamten Miitelmeerraum, in Nordafrika, dem Mittleren Osten und den Golfstaaten vorkommt. Teilweise sind Ausbreitungen bis zum Himalaya hin bekannt.
Auch in den tropischen und subtropischen Gebieten Asiens und Amerikas ist die Krankheit zu finden. Die Erreger sind Phleboviren aus der Familie der Bunya-Viren und werden von Sandmücken übertragen, die auch Schmetterlingsmücken genannt werden und der Gattung Phlebotomus angehören. Daher leitet sich der Name Phlebotomus-Fieber ab. Synonyme Bezeichnungen sind Sandmückenfieber, Pappataci-, Dalmatien-, Toskana-, Pick-, Karimabad- und Chitral-Fieber.
Das Phlebovirus wird in vier verschiedene Untergattungen eingeteilt, das Toskana-, das Karimabad- und das Teheran-Virus sowie das Phlebotomus-Fiebervirus Sabin. Weltweit am häufigsten verbreitet ist das Toskana-Virus. Die anderen Untergattungen tauchen nur in bestimmten Regionen auf.
Ursachen
Sticht eine Sandmücke ein Tier, das den Virus in sich trägt, steckt sich die Mücke an. Auch Eier und Larven der Mücken können bereits mit dem Virus infiziert werden. Nach etwa sechs Tagen hat sich dieses soweit vermehrt, das es auch auf den Menschen übertragen werden kann. Dies geschieht durch die Blutmahlzeit einer infizierten Sandmücke an einem Menschen.
Im späten Frühjahr und im Sommer tritt das Phlebotomus-Fieber gehäuft auf, da sich zu dieser Zeit die Sandmücken verstärkt vermehren. Im Herbst und im Winter droht so gut wie keine Infektionsgefahr. Typisch für das Phlebotomus-Fieber ist ebenfalls, dass in einem Jahr besonders viele Infektionen auftreten, in den darauffolgenden Jahren die Erkrankungshäufigkeit wieder sinkt.
In den Gebieten, in denen das Virus vorkommt, sind die meisten erwachsenen Einwohner durch mehrmalige, symptomlose Infektionen dagegen immun geworden. Vor allem kleine Kinder und ausländische Touristen können am Phlebotomus-Fieber erkranken.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Phlebotomus-Fieber äußert sich durch Symptome wie Fieber und Schüttelfrost. Begleitend dazu kann es zu starken Kopfschmerzen und Augenschmerzen kommen, die in Phasen auftreten und mit dem Fortschreiten der Fiebererkrankung stärker werden. Besonders schmerzhaft sind die Augenschmerzen, die bei jeder Bewegung der Augen auftreten.
Sie können bis auf die Ohren und den Kiefer ausstrahlen, woraus weitere Symptome und Beschwerden resultieren können. Viele Patienten klagen außerdem über Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen. Die Schmerzen werden meist als brennend oder bohrend beschrieben. Das Phlebotomus-Fieber äußert sich außerdem durch Grippe-Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schweißausbrüche. Typischerweise treten die ersten Beschwerden drei bis sechs Tage nach der Infektion auf.
Nach drei bis vier Tagen klingen sie schließlich wieder ab, wobei es bis zur vollständigen Genesung mehrere Wochen dauern kann. Mögliche Folgesymptome sind ein erneuter Fieberanstieg, schmerzhafte Hautausschläge und Entzündungen am gesamten Körper. In schweren Fällen entwickelt sich erwähnte Bindehautentzündung. Das Toskana-Virus kann außerdem zu Lähmungen und Bewusstseinsstörungen führen. Diese klingen meist ebenfalls wieder ab, sobald das Fieber zurückgeht. Äußerlich ist die Erkrankung in erster Linie an dem kränklichen Aussehen und den typischen Hautrötungen zu erkennen.
Diagnose & Verlauf
Das Phlebotomus-Fieber wird durch einen Antikörper-Nachweis diagnostiziert. Das Immunsystem beginnt nämlich direkt nach der Infektion mit der Bildung von Antikörpern, die genau auf die angreifenden Viren abgestimmt sind. Auch über die Symptome, dem letzten Urlaubs- oder Geschäftsziel im Ausland und der Krankheitsvorgeschichte kann der Arzt die Krankheit erkennen.
Der Verlauf der Erkrankung ähnelt dem einer Grippe: Fieber, Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl folgen etwa drei bis sechs Tage nach der Infektion. Besonders typisch sind extrem heftige Schmerzen bei Bewegung der Augen. Meist verschwinden die Symptome nach drei bis vier Tagen wieder, es kann aber mehrere Wochen bis zur endgültigen Heilung dauern.
In schwereren Fällen kann es zu einem erneuten Fieberanstieg, einem Exanthem (Hautausschlag) oder einer Bindehautentzündung kommen. Das Toskana-Virus kann eine Hirnhautentzündung auslösen. Eventuell können Bewusstseinsstörungen und Lähmungserscheinungen auftreten, die in den meisten Fällen aber wieder vollständig zurückgehen.
Komplikationen
Die grippeähnlichen Beschwerden, die die Patienten entwickeln, können bei einem schweren Verlauf extrem belastend werden. So kann sich sehr hohes Fieber einstellen oder die Kopf- und Gliederschmerzen werden so stark, dass eine medikamentöse Behandlung erforderlich wird. Leidet ein Patient an schwerem Durchfall und Erbrechen, besteht die Gefahr, dass er dehydriert und einen Kreislaufzusammenbruch erleidet.
In seltenen Fällen kann es zu gefährlichen Folgeerkrankungen kommen. Bei einigen Patienten befallen die Krankheitserreger das Gehirn und führen zu einer schweren Enzephalitis (Hirnentzündung) oder einer Meningitis (Hirnhautentzündung). In diesen Fällen besteht das Risiko, dass der Patient Langzeitschäden aufgrund einer Beeinträchtigung des Gehirns davon trägt.
Akute Lähmungserscheinungen, die sich nicht oder nicht vollständig zurückbilden, werden vereinzelt an erkrankten Personen beobachtet. Darüber hinaus ist sowohl eine Enzephalitis als auch eine Meningitis potentiell lebensgefährlich. Gelegentlich befällt das Virus auch andere Organe wie die Bauchspeicheldrüse, das Herz oder die Augen. Diese schweren Komplikationen treffen aber nahezu ausschließlich Kinder und Senioren sowie Personen, die an einem geschwächten Immunsystem leiden. Ein besonderes hohes Risiko für schwere Folgeerkrankungen haben Personen, die an AIDS leiden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Fieber, starken Kopfschmerzen und einem zunehmenden Krankheitsgefühl sollte der Arzt konsultiert werden. Die Symptome deuten auf eine Infektionskrankheit hin, die medikamentös behandelt werden muss. Sollte tatsächlich das Phlebotomus-Fieber zugrunde liegen, ist eine rasche ärztliche Abklärung in jedem Fall notwendig. Der Erkrankte konsultiert am besten umgehend den Hausarzt und lässt die Beschwerden untersuchen. Besondere Gefahr besteht nach einem Zeckenbiss oder anderweitigem Kontakt mit möglicherweise infizierten Tieren. Wenn in diesem Zusammenhang genannte Beschwerden auftreten, wird am besten der ärztliche Notdienst kontaktiert.
Spätestens, wenn Nackensteifigkeit, Zitteranfälle oder Lähmungen zu den beschriebenen Symptomen hinzukommen, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Das Phlebotomus-Fieber kann gut behandelt werden, insofern es frühzeitig diagnostiziert wird. Die Diagnose und Behandlung erfolgt durch den Hausarzt oder einen Internisten. Kinder sollten dem Kinderarzt vorgestellt werden, wenn die beschriebenen Symptome auftreten. Während der Therapie sollte aufgrund der hohen Komplikationsgefahr enge Rücksprache mit dem zuständigen Arzt gehalten werden. Zudem sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen angezeigt, da noch lange Zeit nach der Genesung eine Meningitis auftreten kann.
Behandlung & Therapie
Da bisher keine Therapiemöglichkeit gegen das Virus selbst besteht, werden lediglich die Symptome des Phlebotomus-Fiebers behandelt. Beispielsweise werden fiebersenkende und schmerzstillende Mittel verabreicht. Meist reichen diese Therapiemethoden auch aus, die Prognosen einer vollständigen Heilung sind allgemein sehr gut, auch in den schwereren Fällen. Komplikationen sind insgesamt eher selten.
Aussicht & Prognose
Der weitere Verlauf des Phlebotomus-Fiebers ist in aller erster Linie sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig, sodass eine allgemeine Voraussage dabei nicht gemacht werden kann. Der Betroffene sollte daher schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen und dabei auch eine Behandlung einleiten lassen, um das Auftreten von weiteren Beschwerden oder Kompilationen zu verhindern. Es kann nicht zu einer selbstständigen Heilung beim Phlebotomus-Fieber kommen, sodass eine Behandlung durch einen Arzt immer notwendig ist. Die Symptome des Phlebotomus-Fiebers heilen meistens erst dann ab, wenn Medikamente eingenommen werden. Es kann dabei ohne Behandlung im schlimmsten Falle zum Tode des Betroffenen kommen.
Mit einer Behandlung kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Dabei können auch relativ schwere Infektionen gut mit Hilfe von Arzneimitteln bekämpft werden. Nach der Behandlung kann sich der Betroffene allerdings auch erneut an dieser Krankheit infizieren und sollte sich in den betroffenen Regionen daher besonders gut gegen Mücken schützen. Es besteht keine Immunität nach einer Erkrankung. Auch eine Nachsorge ist dabei nur selten notwendig, sodass die Krankheit idealerweise schon nach einigen Tagen wieder geheilt werden kann. Nur selten verringert dieses Fieber die Lebenserwartung des Betroffenen.
Vorbeugung
Bisher gibt es keine Impfung gegen das Phlebotomus-Fieber. In den Verbreitungsgebieten werden die infizierten Mückenpopulationen bekämpft, um der Krankheit vorzubeugen. Moskitonetze und Anti-Mückensprays sind ebenfalls gute Vorsichtsmaßnahmen.
Die Maschengröße des Netzes sollte dabei kleiner als zwei Millimeter sein, da die Sandmücken sehr klein sind. Vor allem nachts sollte man sich ausreichend vor Mückenstichen schützen, da die Insekten dann besonders aktiv sind. Auch lange Hosen und Ärmel schützen den Körper vor Mückenstichen. Körperöle aus Eukalyptus, Zedernholz oder Zitrusfrüchten können die lästigen Blutsauger ebenfalls abschrecken, allerdings muss jeder Mensch individuell ausprobieren, welches Körperöl bei ihm am besten wirkt.
Nachsorge
Das Phlebotomus-Fieber wird symptomatisch behandelt, indem der Arzt dem Patienten geeigneten Arzneimittel gegen die einzelnen Beschwerden verordnet. Neben der Behandlung mittels Antibiotika muss sich der Patient in erster Linie schonen. Stress und anstrengende körperliche Bewegung gilt es zu vermeiden.
Außerdem sollte der Kontakt mit anderen Menschen eingeschränkt oder ganz vermieden werden. Andernfalls kann es zu einer Übertragung der Krankheitserreger kommen. Die Diät sollte auf Schonkost umgestellt werden. Zudem muss ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, da der Körper durch Symptome wie Durchfall und Erbrechen eine große Menge Wasser verliert.
Die Beschwerden des Phlebotomus-Fieber sollten nach einigen Tagen von selbst wieder abklingen. Bleiben sie länger bestehen oder werden sie sogar stärker, muss ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner hilft bei der Behandlung der Beschwerden, indem er ein stärkeres Antibiotikum verordnet oder alternative Mediziner hinzuzieht.
In schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung in der Klinik notwendig. Die Erkrankten benötigen nach dem Krankenhausaufenthalt wiederum Bettruhe, damit sie vollständig genesen können. Sollten die Beschwerden im Urlaub in einem der Risikogebiete auftreten, emphielt es sich, die Reise abzubrechen und sich nach Möglichkeit vom Hausarzt zu behandeln.
Das können Sie selbst tun
Personen, die nach einer Reise in den Mittelmeerraum oder den Mittleren Osten am Phlebotomus-Fieber erkrankt sind, sollten täglich mit dem Hausarzt oder der Sprechstundenhilfe sprechen. Nach der Gabe von fiebersenkenden Medikamenten klingt die Erkrankung meist innerhalb von drei bis vier Tagen wieder ab. Der Patient muss sich in diesem Zeitraum schonen und die einzelnen Symptome mit Hilfe von Hausmitteln lindern.
Bei Kopf- und Augenschmerzen hilft es, das Schlafzimmer abzudunkeln und einige Zeit im Bett zu verbringen. Etwaige Ohren- und Kieferschmerzen werden durch Kühlung behandelt. Cool-Packs aus der Apotheke helfen ebenso wie kühlende Auflagen oder Mullbinden mit lindernden Salben. Mögliche Hautausschläge dürfen nicht aufgekratzt werden. Die Hautveränderungen sollten mit dem Rückgang des Fiebers verschwinden und hinterlassen in der Regel auch keine Narben oder Pigmentveränderungen.
Wenn die Maßnahmen nicht helfen und das Fieber stattdessen stärker wird, muss der Hausarzt darüber informiert werden. Dann ist womöglich eine stationäre Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Personen, die am Phlebotomus-Fieber leiden, sollten von einem Familienmitglied oder Freund überwacht werden, damit bei Komplikationen rasch die notwendigen Schritte eingeleitet werden können.
Quellen
- Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Kretschmer, H., Kusch, G., Scherbaum, H. (Hrsg.): Reisemedizin. Beratung in der ärztlichen Praxis. Urban & Fischer, München 2005
- Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009