Pocken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Pocken bzw. Blattern sind eine extreme und hochansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch Viren verursacht und durch Tröpfcheninfektion bzw. Staub oder direkten Kontakt übertragen. Typische Anzeichen sind die infektiösen und ansteckenden Eiterblasen bzw. Pusteln. Nicht verwechselt werden sollten die oftmals tödlich verlaufenden Pocken mit den eher harmloseren Windpocken bei Kindern.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Pocken?

Die wohl typischsten und auffälligsten Symptome bei einer Pockenerkrankung sind die Papeln, die von Laien als Blasen oder Hautausschlag wahrgenommen werden.
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Pocken (Blattern, Variola) sind eine hochansteckende, akute, meldepflichtige Infektionskrankheit und sollten nicht mit der Kinderkrankheit der Windpocken verwechselt werden. Erreger ist das zur Familie Poxviridae gehörende Variolavirus. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen-, Schmier- und Staubinfektion. Die Inkubationszeit beträgt 7‒11 Tage. 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation diese Erkrankung nach einem weltweiten Impfprogramm als ausgerottet. Die allgemeine Impfpflicht wurde aufgehoben; internationale Impf- und Quarantänebestimmungen bleiben jedoch in Kraft.

Die echten Pocken (Variola major, Variola vera) werden durch Orthopoxvirus variola hervorgerufen. Die Pocken sind als endemische Krankheit schon seit etwa 1000 v. Chr. in China, Indien und Arabien bekannt. In Europa kam es im 6. Jahrhundert zur ersten sicher belegten Epidemie, ihr folgten weitere im 13. Jahrhundert in England und Ende des 15. Jahrhunderts in Deutschland. Noch im 19. Jahrhundert waren die Pocken in Europa endemisch verbreitet; 1871‒73 wurden in Deutschland 175 000 Fälle mit mehr als 100 000 Todesopfern registriert. Obwohl man heute von einer erfolgreichen Ausrottung der Pocken ausgeht, kann die Medizin niemals 100%tig sicher sein, ob die Krankheit nicht doch irgendwann oder irgendwo wieder ausbricht.

Ursachen

Die Pockenviren (Poxviridae) sind eine Familie sehr großer, komplex gebauter Viren mit ovaler oder quaderförmiger Form, die bei Wirbeltieren und Insekten als Krankheitserreger weit verbreitet sind. Mit Abmessungen von 300 × 200 × 150 nm sind Pockenviren schon lichtmikroskopisch erkennbar. Die Infektion manifestiert sich auf Haut und Schleimhaut. Zur Gattung der Orthopoxviren zählen acht unter sich verwandte Virusstämme, die zu Infektionen mit Hauterscheinungen führen und meist nur den jeweiligen Wirt und nahe verwandte Wirtspezies infizieren können.

Neben Kamel-, Kuh-, Mäuse- und Affenpockenvirus finden sich hier das Variola- und das Vacciniavirus. Das Variolavirus ist der Erreger der jahrhundertelang gefürchteten Pocken beim Menschen. Es wird neben den hämorrhagisches Fieber auslösenden Viren (Ebola- und Lassa-Virus), neben Milzbrand, Pest, Tularämie (Hasenpest) und dem Botulinumtoxin in die Kategorie A, die höchste Gefahrenklasse der Bioterror-Erreger, eingestuft.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die wohl typischsten und auffälligsten Symptome bei einer Pockenerkrankung sind die Papeln, die für ahnungslose Laien als Blasen oder Hautausschlag wahrgenommen werden. Diese besagten Papeln treten in unterschiedlichsten Formen und Größen auf. Doch bevor ein solcher Pockenausschlag sichtbar wird, kommt es zu anderen Symptomen und Anzeichen.

Dazu zählen zum Beispiel starke Rückenschmerzen, Fieber, Entzündungen der Atemwege, Gliederschmerzen oder auch langanhaltende Kopfschmerzen. Hinzu kommen kleine rote Bläschen auf der Zunge und im Rachen, die als Vorboten der besagten Pocken gelten. Die Pocken treten in den meisten Fällen direkt im Gesicht auf und sind mit einem starken Juckreiz verbunden.

Durch das ständige Kratzen im Gesicht können sogar offene Wunden entstehen, sodass Entzündungen samt einer Eiterbildung möglich sind. Nach einiger Zeit wandeln sich die Papeln in harte Krusten um, die danach von ganz alleine abfallen werden. Zurück bleiben unschöne Narben, die für einige Zeit bestehen bleiben. Pocken werden von ganz eindeutigen Symptomen begleitet, die im Normalfall mit einem starken Juckreiz verbunden sind. Nur mit den richtigen Medikamenten können die auftretenden Symptome gelindert werden. Andernfalls ist mit einer erheblichen Verschlimmerung zu rechnen.

Krankheitsverlauf

Nach einem Anfangsstadium von 2‒4 Tagen mit hohem Fieber, Kopf-, Kreuz- und Gliederschmerzen, Entzündung der oberen Luftwege und einem vorübergehenden Ausschlag kommt es unter kurzzeitigem Fieberabfall im anschließenden Eruptionsstadium zur charakteristischen Ausbildung von blassroten, juckenden Flecken, die sich zu Knötchen, Bläschen, Papeln und Pusteln entwickeln. Sie breiten sich in der Regel vom Kopf her über den ganzen Körper aus und trocknen unter Borken- und Schorfbildung nach einigen Wochen ein. Nach Abstoßung der (infektiösen) Krusten bleiben die typischen Pockennarben zurück.

Komplikationen

Pocken bringen mehrere Komplikationen mit sich, die abhängig von der Intensität der Erkrankung und einer eventuellen Behandlung der Symptome sind. Die Erkrankung an den echten Pocken führt in etwa 30 Prozent der Fälle zum Tod. Dazu kommt, dass die Krankheit bei Überlebenden Narben hinterlässt. Sind Augen, Innenohr, das Nervensystem oder andere wichtige sensorische Organe stark befallen gewesen, resultiert dies häufig in Blindheit, Taubheit, Lähmungen oder generellen Nerven- und Hirnschäden. Die Pocken hinterlassen bei allen Betroffenen Spätfolgen.

Eine besondere Komplikation stellt das Auftreten der hämorrhagischen Pocken (schwarzen Pocken) dar. Ihre Symptome sind gravierender als die der anderen Pockenerkrankungen. Sie bedeuten das Auftreten innerer Blutungen, massive Blutergüsse und damit eine Schädigung der lebenswichtigen Organe. Betroffene sterben zumeist binnen 48 Stunden, spätestens aber nach ein paar Tagen.

Sonderfälle stellen Affen- und Kuhpocken dar, von denen es in den letzten Jahren einige wenige Fälle gab. Diese milde Verlaufsform heilt zumeist von allein binnen einiger Wochen ab. Sie kann allerdings, da sie das Nervensystem angreift, auch zu den Komplikationen der echten Pocken führen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Pocken müssen immer durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Sollte es bei dieser Krankheit nicht zu einer Behandlung kommen, so kann der Betroffene im schlimmsten Fall durch die Pocken versterben. In den meisten Fällen verstärken sich die Beschwerden mit der Zeit und es kommt nicht zu einer Selbstheilung. Ein Arzt ist bei Pocken dann aufzusuchen, wenn es auf der Haut des Betroffenen zu einem starken Ausschlag und zur Ausbildung von Papeln kommt. Dabei kommt es häufig auch zu starken Rückenschmerzen, zu Fieber oder sogar zu Gliederschmerzen und Kopfschmerzen.

Sollten diese Beschwerden daher zusammen mit den Papeln auftreten, so ist sofort ein Arzt zu konsultieren. In einigen Fällen machen sich die Pocken auch durch Erkrankungen an den Atemwegen bemerkbar. Die Krankheit kann durch einen Allgemeinarzt oder auch in einem Krankenhaus diagnostiziert und behandelt werden. Mit Hilfe von Schutzimpfungen kann ein tödlicher Verlauf von Pocken vermieden werden. Auch eine frühzeitige Behandlung durch einen Arzt kann einen tödlichen Verlauf verhindern.

Behandlung & Therapie

Den eigentlichen Impfschutz gegen Pocken ermöglichte 1796 E. Jenner durch die Vakzination mit Rinderpockenlymphe. Er schuf damit die Grundlage für die in Verbindung mit den späteren Impfgesetzen erfolgreiche Bekämpfung. Sollten Pocken als biologische Waffen eingesetzt werden, so stellen sie eine ernste Bedrohung für die Zivilbevölkerung dar. Die Sterblichkeit liegt bei ungeimpften Personen bei 30% (oder mehr) und außerdem gibt es keine spezifische Behandlungsmöglichkeit.

Obwohl die Pocken über einen langen Zeitraum die gefürchtetste Infektionskrankheit waren, ist ihr Gefährdungspotenzial heute größer als in früheren Jahrhunderten. Die obligaten Schutzimpfungen wurden in vielen Ländern vor etwa 25 Jahren eingestellt. Eine Impfung, die innerhalb von vier Tagen nach einer Exposition durchgeführt wird, scheint einen gewissen Schutz gegen eine Pockeninfektion zu geben und einen deutlichen Schutz gegen einen tödlichen Verlauf.

Als Gegenmaßnahme für den Eventualfall steht heute weltweit Pockenimpfstoff bereit. Vaccinia- u. a. Pockenviren werden in den Biowissenschaften als Vektoren zur Expression fremder Proteine, daneben auch für die Entwicklung neuartiger Impfstoffe genutzt. Das Überstehen der Krankheit verleiht lebenslange Immunität. Bei unvollständiger Immunität kommt es zu einem in der 2. Phase stark abgemilderten Verlauf (Variolois). Eine leichtere Krankheitsform stellen die weißen Pocken oder Milchpocken (Variola minor oder Alastrim) dar, die durch Orthopoxvirus alastrim verursacht werden; sie hinterlassen keine Immunität gegenüber den echten Pocken.

Nachsorge

Pocken gelten weitestgehend als ausgerottet. Patienten, die an den Blattern erkrankt sind und das Leiden überwunden haben, müssen sich weiterhin ärztlich betreuen lassen. Nach Therapie-Abschluss überprüfen die Mediziner in regelmäßigen Abständen den Gesundheitszustand des Patienten. Auf diese Weise können Begleitsymptome frühzeitig festgestellt werden.

Trotz einer umfassenden Behandlung können die Viren im Körper überlebt haben und erneut zu einer Pockenerkrankung führen. Da die Beschwerden zumeist in den ersten Wochen bis Monaten zurückkehren, findet die Nachsorge zu Anfang deutlich öfter statt. Die Termine können nach und nach reduziert werden. Begleitend dazu gelten Schonung und Bettruhe, weil das Leiden sich stark auf das Immunsystem auswirkt.

Als Vorsichtsmaßnahmen sollte die Haut weiterhin geschont und etwaige Verletzungen oder Vernarbungen nach den Vorgaben des Arztes behandelt werden. Die Nachsorge wird von einem niedergelassenen Dermatologen durchgeführt, der Kontakt mit dem zuständigen Hausarzt sowie den beteiligten Internisten aufnimmt.

Hierfür benötigt der Arzt alle wichtigen Unterlagen und Krankenakten. Im Rahmen der Nachsorge werden gegebenenfalls weitere Screenings durchgeführt, um bleibende Schäden an der Haut sowie Folgeerkrankungen auszuschließen bzw. Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen. Die weiteren Nachsorge-Maßnahmen hängen stets vom Krankheitsverlauf ab.


Das können Sie selbst tun

Da Pocken zu den Erkrankungen gehören, die stark ansteckend sind und zudem bei einem ungünstigen Verlauf tödlich enden, sollten Betroffene bei den ersten Anzeichen einen Arzt konsultieren und unbedingt den Anweisungen des Mediziners folgen. Die Krankheit gilt in unserer Region als ausgerottet. Daher gibt es auch kaum Hinweise für eine Selbsthilfe.

Treten dennoch Unregelmäßigkeiten auf, besteht eine besondere Handlungspflicht. Die Pocken sind aufgrund der Brisanz meldepflichtig und unterliegen internationalen Quarantänebestimmungen. Eine eigenverantwortliche gesundheitliche Versorgung ist weder anzuraten noch gestattet. Als Schutz vor der Erkrankung ist ein rechtzeitiger Impfschutz zu empfehlen. Dieser sollte eigenverantwortlich vorgenommen werden, damit eine Immunität gegenüber den Krankheitserregern eintritt. Wird ein Krankheitsfall im näheren Umfeld bekannt, ist ebenfalls schnellstmöglich die Rücksprache mit einem Arzt zu suchen,

Die Krankheit ist mit Beschwerden wie hohem Fieber verbunden. Obgleich eine Appetit- und Kraftlosigkeit eintritt, muss darauf geachtet werden, dass dem Organismus ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Die Flüssigkeitsmenge ist den Bedürfnissen des Körpers anzupassen und muss im Vergleich zu normalen Umständen erhöht werden. Die Veränderungen des Hautbildes lösen einen intensiven Juckreiz aus. Trotz der Unannehmlichkeiten ist darauf zu achten, dass dem juckenden Gefühl nach Möglichkeit nicht nachgegeben wird. Die Gefahr einer Sepsis steigt dadurch an und der sollte vorgebeugt werden.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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