Podokoniose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Podokoniose ist eine nicht-filariöse, also nicht durch Befall mit Fadenwürmern verursachte Form der Elephantiasis, auch Elefantenfußkrankheit genannt. Es handelt sich um Lymphödeme, die durch das Eindringen von Aluminium-, Silikat-, Magnesium- und Eisenkolloiden roter Lateritböden in die Haut verursacht werden bei gleichzeitig vorhandener genetischer Disposition.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Podokoniose?

Eine beginnende Podokoniose erzeugt zunächst typische Symptome wie brennende Füße (beidseitig) und leichte Schwellungen der mittleren Zehen aufgrund des beginnenden Lymphstaus in den Füßen und Beinen.
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Die Podokoniose ist eine in vielen tropischen Ländern mit roten Lateritböden zum Teil endemisch verbreitete Krankheit, die durch Lymphstau an Füßen und Beinen entsteht. Die Podokoniose zeigt ähnliche Symptome wie die filariöse Elephantiasis, die durch eine Infektion mit Fadenwürmern (Filarien) verursacht wird. Die Hauptunterscheidung besteht darin, dass die Podokoniose meist beidseitig vorkommt und an den Füßen beginnt und bei Krankheitsfortschritt langsam höher bis zu den Knien steigt, aber selten darüber.

Die filariöse Elephantiasis hingegen ist meist einseitig und beginnt vorwiegend in der Leistenregion. Die Podokoniose tritt vorwiegend in Hochlagen von über 1.000 m NHN auf, während die von Mücken übertragene filariöse Elephantiasis meist in den Niederungen unterhalb 1.000 m NHN vorkommt. Die Podokoniose äußert sich durch massive Schwellungen an den Füßen und Beinen und beginnt meist schon im Kindesalter.

Ursachen

Die Hauptursachen für eine Erkrankung an Podokoniose ist jahrelanges barfuß Laufen auf rotem Lateritboden vulkanischen Ursprungs. Der rote Lateritboden ist in vielen tropischen Regionen vorherrschend. Der Staub enthält viele Silizium-, Aluminium-, Eisen- und Magnesiumkolloide, die über winzige Verletzungen in die Haut eindringen und selbst über die gesunde Haut resorbiert werden können.

Zusätzlich begünstigende Faktoren sind Höhenlagen von über 1.000 m NHN und ein jährlicher Niederschlag von über 1.000 mm. Die Höhenlagen und die Niederschlagsmengen führen zu starken Temperaturschwankungen und fördern das Auswaschen und den Zerfall der Kolloide. Die in die Haut eingedrungenen Partikel lösen die allmählich chronisch werdenden Entzündungen und Verstopfungen des Lymphsystems aus.

Zu den äußeren Faktoren kommt noch eine genetische Disposition als Vorbedingung hinzu, so dass nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung von der Podokoniose betroffen ist, auch wenn alle anderen äußeren Faktoren gegeben sind. Nach bisherigen Erkenntnissen wird die genetische Disposition autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass nur Personen, bei denen beide Allele eines bestimmten Gens den Defekt aufweisen (Homozygotie), auch tatsächlich an Podokoniose erkranken können, wenn auch alle sonstigen äußeren Bedingungen gegeben sind.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine beginnende Podokoniose erzeugt zunächst typische Symptome wie brennende Füße (beidseitig) und leichte Schwellungen der mittleren Zehen aufgrund des beginnenden Lymphstaus in den Füßen und Beinen. Im weiteren Verlauf der Krankheit pochen die großen Zehen, die Füße jucken permanent und es kommt zu Pilz- und Bakterieninfektionen an den betroffenen Hautpartien, die sich gräulich verfärben aufgrund einer Hyperkeratose.

Oft werden die Symptome von starker, unangenehmer Geruchsbildung begleitet. Unter den Fußsohlen zeigen sich Ödeme, die sich öffnen und Gewebsflüssigkeit abgeben. In späteren Stadien der Krankheit zeigen sich Lymphödeme, die zu starken Verdickungen der Lederhaut und der Oberhaut führen und sich entweder weich anfühlen oder die stark verhärtet sind und mit fibrösem Gewebe durchzogen sind. In diesem Stadium versteifen die Fuß und Zehengelenke weitestgehend und wachsen häufig zusammen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Podokoniose ist eine nicht infektiöse Krankheit, die bei Vorliegen einer Reihe von äußeren Bedingungen und gleichzeitiger genetischer Disposition auftritt. In den frühen bis fortgeschrittenen Stadien der Krankheit kann sie durch Vermeidung des intensiven Kontakts der Füße mit den auslösenden Partikeln im roten Staub tropischer Lateritböden gestoppt werden.

Eine Abgrenzung zur filariösen Elephantiasis zeigt sich bereits darin, dass die Podokoniose meist an beiden Füßen gleichzeitig auftritt, während die filariöse Elephantiasis fast immer einseitig ist. Sicherheitshalber kann eine Laboruntersuchung weiteren Aufschluss geben. Die Podokoniose führt bei fortlaufendem und intensivem Kontakt der Füße mit den Lateritpartikeln zu unförmigen Schwellungen an Füßen und Unterschenkeln und zu einem Zusammenwachsen der Fuß- und Zehengelenke.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen aufgrund der Podokoniose an brennenden Füßen. Ebenso kommt es dabei zu Schwellungen an den Füßen, sodass auch Bewegungseinschränkungen auftreten. Die Betroffenen können sich nicht mehr ohne Weiteres und auch nicht mehr ohne Schmerzen fortbewegen, sodass es zu erheblichen Einschränkungen im Alltag des Patienten kommt. Mitunter jucken die Füße auch, sodass es zu einer deutlichen Verringerung der Lebensqualität des Patienten kommt.

Es treten auch Pilzerkrankungen an den Füßen auf, die zusätzlich belasten. Nicht selten schämen sich die Patienten für die Beschwerden und leiden an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem verringerten Selbstwertgefühl. Auch Depressionen und weitere psychische Verstimmungen können aufgrund der Krankheit auftreten. Weiterhin kommt es ohne Behandlung zu einer Versteifung der Gelenke und der Zehen.

Die Behandlung der Podokoniose erfolgt mit Hilfe von Medikamenten und verschiedenen Therapien. Dabei treten in der Regel keine besonderen Komplikationen auf. Eventuell sind operative Eingriffe notwendig, um die Podokoniose zu behandeln. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Podokoniose nicht negativ beeinflusst oder verringert. Weiterhin kommt es zu keinen weiteren Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Brennende Füße und Beine sowie Schwellungen, Juckreiz oder Blutungen an den Beinen deuten auf eine Podokoniose hin. Ein Arztbesuch ist nötig, wenn die Beschwerden innerhalb einer Woche nicht von selbst abklingen. Die Erkrankung kann sich außerdem durch steife Zehen, einen unangenehmen Geruch und Entzündungen äußern. Wenn diese Symptome auftreten, muss der Hausarzt oder ein Podologe die Erkrankung untersuchen. Menschen, die in ärmeren Regionen leben oder selten Schuhe tragen, sind besonders gefährdet.

Auch Urlauber, die in troptischen Regionen oder Hochlandregionen mit feuchter Erde und starkem Regenfall unterwegs sind, erkranken an Podokoniose und sollten nach der Rückkehr aus dem Reiseland den Hausarzt aufsuchen. Weitere Anlaufstellen sind der Dermatologe oder ein Orthopäde.

Wenn die Erkrankung bereits auf die Gefäße übergegangen ist, muss außerdem ein Facharzt für innere Medizin in die Behandlung der Podokoniose involviert werden. Die Therapie ist unkompliziert und muss bei schwach ausgeprägten Symptomen nicht streng ärztlich überwacht werden. Bei schweren Entzündungen und Hautverletzungen sind unter Umständen weitere chirurgische Eingriffe vonnöten, die einer guten Vor- und Nachsorge durch Arzt und Patient bedürfen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Podokoniose hängt vom Stadium der Erkrankung ab und besteht prinzipiell darin, die weitere Aufnahme der die Entzündungen auslösenden Reaktionen des Lymphsystems zu stoppen und zu versuchen, den Lymphstau zu beseitigen. Parallel dazu werden Sekundärinfektionen behandelt. Zielführend wirken deshalb konkrete Maßnahmen wie das Tragen von Socken und hohem und festem Schuhwerks sowie die Beachtung einer Grundhygiene, die in täglichem Füße waschen mit Seife besteht.

Große Erfolge wurden erzielt, wenn Betroffene, die meist in der Landwirtschaft arbeiten zu anderen Handwerksberufen umgeschult werden konnten, um weiteren intensiven Kontakt der Füße und Beine mit dem Lateritstaub zu vermeiden. Weitere Behandlungsmaßnahmen bestehen in der regelmäßigen Anwendung von Hautcremes, die das Eindringen der schädlichen Partikel in die Haut verhindern.

Auch die Hochlagerung der Beine sowie eine regelmäßige Anwendung von Kompressionstechniken und die Anwendung von Lymphdrainage kann ebenfalls zu deutlichen Verbesserungen der Symptome führen. In ausgewählten Fällen können operative Eingriffe notwendig sein, um Knoten und Hyperplasien zu entfernen.


Vorbeugung

Die wirksamste vorbeugende Maßnahme zur Vermeidung der Podokoniose besteht darin, die Füße und Beine vor einem fortlaufenden intensiven Kontakt mit dem roten Lateritstaub zu schützen. Die gefährdeten Personen sollten Socken und festes Schuhwerk tragen sowie die Füße täglich mit Wasser und Seife waschen und regelmäßig Hautcremes auftragen. Eine noch bessere Vorbeugung besteht darin, einen Beruf zu wählen, der Füße und Beine nicht in intensiven Kontakt mit dem Lateritstaub bringt.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Podokoniose in den meisten Fällen nur sehr wenige oder eingeschränkte Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit sollte in erster Linie schnell und vor allem sehr frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.

Es kommt dabei im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen, wenn die Krankheit nicht richtig behandelt wird. Da die Podokoniose auch aufgrund von genetischen Ursachen auftreten kann, sollte der Betroffene im Fall eines Kinderwunsches eine genetische Untersuchung und Beratung durchführen. Die Betroffenen sollten ein leichtes und offenes Schuhwerk tragen, um die Beschwerden zu lindern.

Dabei wirkt sich auch das Tragen von Socken positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. In einigen Fällen ist jedoch sogar ein operativer Eingriff notwendig, um die Beschwerden der Podokoniose dauerhaft zu lindern. Der Betroffene sollte sich nach einem solchen Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Hierbei ist von stressigen oder körperlichen Tätigkeiten abzusehen. Wird die Podokoniose richtig und rechtzeitig behandelt, so kommt es in der Regel nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Eine Podokoniose kann mit einfachen Selbsthilfemaßnahmen vermieden werden. Wer in einem der Risikogebiete lebt, sollte geschlossene Schuhe tragen und den Kontakt mit erkrankten Personen vermeiden. Außerdem sollten die Füße mehrmals täglich gewaschen werden, damit keine Erreger auf der Haut verbleiben.

Sollte sich bereits eine Elephantiasis gebildet haben, muss der Erkrankte einen Arzt konsultieren. Begleitend zur medikamtösen Behandlung können verschiedene Salben und Lotionen aus der Naturheilkunde angewendet werden. Bewährt haben sich Präparate mit Aloe Vera oder Teufelskralle, aber auch klassische Aufgüsse aus Kamillentee oder Schwarztee. Daneben müssen die Füße sorgfältig gereinigt werden. Vor allem die betroffenen Stellen an den Fersen und Zehen müssen morgens und abends gewaschen und mit den vom Arzt vorgeschlagenen Pflegeprodukten behandelt werden. Es gilt, möglicherweise belastete Untergründe zu vermeiden und festes Schuhwerk zu tragen.

Bei schweren Erkrankungen müssen spezielle Schuhe getragen werden, da der angeschwollene Fuß nicht in klassische Turnschuhe oder Sandalen passt. Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollten Partner zunächst in getrennten Betten schlafen. Sollte es trotz dieser Maßnahmen zu einer Verstärkung der Symptome kommen, wird am besten der Arzt informiert.

Quellen

  • Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Kretschmer, H., Kusch, G., Scherbaum, H. (Hrsg.): Reisemedizin. Beratung in der ärztlichen Praxis. Urban & Fischer, München 2005

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