Point-of-Care-Testing
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Point-of-Care-Testing werden diagnostische Untersuchungen zusammengefasst, die außerhalb eines Labors stattfinden. Viele davon lassen sich vom Patienten oder von einem niedergelassenen Arzt durchführen. Die Spezifik und die Sensibilität von Point-of-Care-Testing ist verglichen mit Labordiagnostik aber unterdurchschnittlich.
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Was ist Point-of-Care-Testing?
Unter dem Begriff des Point-of-Care-Testing versteht die Medizin patientennahe Labordiagnostik. Dazu zählen alle diagnostischen Untersuchungen, die statt in einem Zentrallabor direkt im Krankenhaus, in der Apotheke oder in der Praxis eines niedergelassenen Arztes durchgeführt werden. In Notfällen kann Point-of-Care-Testing sogar in der Wohnung des Patienten stattfinden. Für manche diagnostischen Untersuchungen des Point-of-Care-Testing ist die Durchführung sogar durch den Patienten angedacht.
Ein Beispiel dafür ist der Schwangerschaftstest. Auch die Messung des Blutzuckers, wie Diabetiker sie regelmäßig vornehmen, wird vom Patienten eigenständig vorgenommen. Teilweise werden synonym zum Point-of-Care-Testing die Begriffe des Vor-Ort-Tests oder Schnelltests verwendet. Eine vollkommen einheitliche Definition der einzelnen Begriffe gibt es bislang nicht. Letztlich ist daher auch der Begriff des Point-of-Care-Testing bislang ein eher offener und schwammiger Begriff.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Reagenzien der Tests sind einsatzbereit und umfassen Messgeräte für den einmaligen Gebrauch. Um diese Tests durchzuführen, ist kein medizinisches Fachwissen notwendig. Das heißt, der Patient kann die Untersuchungen auch eigenständig erledigen und richtet sich dabei in der Regel nach der Packungsbeilage aus. Die Ergebnisse der Untersuchung sind rasch verfügbar. Aus den unmittelbar vorliegenden Ergebnissen lässt sich somit in kürzester Zeit eine diagnostische Konsequenz ziehen. Schwangerschaftstests sind die mit bekanntesten Beispiele für Point-of-Care-Testing. Die Testsubstanz ist bei diesem Diagnoseverfahren der Urin. In der Regel wird die Untersuchung des Morgenurins empfohlen.
Der Teststreifen des Schnelltests misst die Konzentration von hCG. Dabei handelt es sich um ein Schwangerschaftshormon. Wenn dieses Hormon in einer bestimmten Konzentration vorliegt, zeigt der Vor-Ort-Test ein positives Ergebnis an. Mittlerweile gibt es verschiedene Varianten des Schwangerschaftstests. Entweder verfärbt sich der Teststreifen ab einer bestimmten Konzentration des Schwangerschaftshormons in eine auf der Packungsbeilage angegebene Farbe und deutet so ein positives Ergebnis an oder ein Display an dem Messgerät setzt die Anwenderin über das Testergebnis in Kenntnis. Eventuell erscheinen auch bestimmte Symbole, um ein positives Ergebnis zu verdeutlichen. Anders als bei Schwangerschaftstests ist bei Blutzuckermessungen das Blut die untersuchungsrelevante Körperflüssigkeit.
Mit einer Stechhilfe sticht sich der Anwender in den Finger. In das Messgerät legt er einen Teststreifen ein, der das Blut aus der Stichwunde aufnimmt und daraus die Zuckerwerte ermittelt. Die Ergebnisse liegen beim Point-of-Care-Testing unmittelbar vor. Die meisten Tests dieses Bereichs liefern spätestens nach 15 Minuten ein Ergebnis, während im Labor eine halbe Ewigkeit verstreichen kann, bis dem Patienten Ergebnisse vorliegen. Die schnelle Verfügbarkeit ist so eine der größten Stärken des methodischen Diagnoseverfahrens. Gerade die Blutzuckermessung von Diabetikern darf zum Beispiel nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, um noch sinnvoll zu sein.
Auch auf Intensivstationen, bei der Anästhesie oder in der Dialyse ist der Zeitvorteil der Schnelltests wichtig, da hier schnelle Entscheidungen auf Basis von Untersuchungswerten getroffen werden müssen. Hier werden vor allem Schnelltests auf bestimmte Krankheitserreger oder Autoimmunerkrankungen angewandt, aber auch Gerinnungswerte oder Nierenfunktionswerte werden in den genannten Bereichen oft über Schnelltests ermittelt, die eine schnelle Reaktion auf etwaige Testergebnisse zulassen. Neben der Wartezeit entfällt beim Point-of-Care-Testing ebenso viel Aufwand, denn die Teststreifen und Testgeräte sind benutzerfreundlich und hoch automatisiert gestaltet.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Speziell Point-of-Care-Testing für die Anwendung zuhause bringt oft fehlerhafte Ergebnisse hervor, so zum Beispiel wenn der Anwender nicht nach Packungsbeilage vorgeht. Auch die Spezifität, also die Genauigkeit der Tests ist mit der Präzision anderer Methoden nicht zu vergleichen. Der Probendurchsatz von Point-of-Care-Testing ist daher weitaus geringer als der von Labormethoden. Aus diesen Gründen reicht ein Schwangerschaftstest zum Beispiel nicht zur zweifellosen Diagnose einer Schwangerschaft aus. Anwenderinnen wird in der Regel eine zusätzliche Abklärung in einer Arztpraxis angeraten.
Das Point-of-Care-Testing kann außerdem nicht jede Art von Wert ermitteln. Eine umfangreiche Diagnose ist über diese Methoden also überhaupt nicht möglich. Gäbe es nur Point-of-Care-Testing, dann wäre die Rate von Fehldiagnosen deutlich höher, als sie es gegenwärtig ist. Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte stimmen ihre Labordiagnostika und ihre Schnelltests heute aber so aufeinander ab, dass die Vorteile beider Methoden einander harmonisch ergänzen.
Quellen
- Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
- Luppa, P., Schlebusch, H.: POCT - Patientennahe Labordiagnostik. Springer, Berlin 2008
- Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014