Polychondritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Polychondritis handelt es sich um eine Erkrankung des Knorpels. Die Krankheit kommt nur mit einer sehr geringen Häufigkeit in der Bevölkerung vor. In manchen Fällen wird die Polychondritis auch als Panchondritis und Polychondritis atropicans bezeichnet. Die Krankheit steht in Zusammenhang mit rheumatischen Faktoren. Typisch für die Polychondritis sind Entzündungen des Knorpels, die immer wieder von neuem auftreten. Auf diese Weise reduziert sich die Stabilität der Knorpel nach und nach.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Polychondritis?

Bedingt durch die Entzündungsvorgänge im Inneren des Knorpels büßt dieser an Stabilität ein. Mit der Zeit ist der Knorpel immer weniger in der Lage, seinen üblichen Funktionen und Aufgaben nachzukommen.
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In der Folge der chronischen Entzündungszustände des Knorpels im Rahmen der Polychondritis weicht das Gewebe auf. Dadurch verformt sich der Knorpel möglichweise und ist nach einiger Zeit nicht mehr in der Lage, seine normalen Funktionen vollständig zu erfüllen. Die Erkrankung wurde im Jahr 1923 zum ersten Mal durch einen Spezialisten für innere Medizin, Doktor von Jaksch, beschrieben.

Ein Synonym für die Polychondritis lautet Meyenburg-Altherr-Uehlinger-Syndrom. Die Erkrankung erstreckt sich über einen langen Zeitraum und führt zu einer allmählichen Zerstörung des Knorpels. Bis zum heutigen Tag sind die Ursachen für die Entstehung der Krankheit noch nicht vollständig geklärt. Da von einer Beteiligung des Immunsystems ausgegangen wird, zählt die Polychondritis mittlerweise zu den Autoimmunerkrankungen.

Ursachen

Bisher liegen die Ursachen für die Entwicklung der Polychondritis noch im Unklaren. Lediglich einige Vermutungen bestehen bereits, die jedoch noch nicht abgesichert sind. Allerdings gehen zahlreiche Mediziner und Forscher davon aus, dass bestimmte Autoimmunprozesse an der Entstehung der Krankheit mitwirken. Aus diesem Grund wird die Polychondritis zur Kategorie der Autoimmunkrankheiten gerechnet.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisch für die Polychondritis sind eine Reihe von Symptomen, die sich in der Regel bei den betroffenen Patienten stark ähneln. So leiden die erkrankten Personen im Rahmen der Polychondritis an Entzündungen der Knorpel, die wiederkehrend auftreten. Dabei betragen die zeitlichen Etappen zwischen den Schüben mehreren Wochen bis einige Monate.

Bedingt durch die Entzündungsvorgänge im Inneren des Knorpels büßt dieser an Stabilität ein. Mit der Zeit ist der Knorpel immer weniger in der Lage, seinen üblichen Funktionen und Aufgaben nachzukommen. Grundsätzlich ist es möglich, dass die Polychondritis in sämtlichen Bereichen des menschlichen Organismus auftritt, die Knorpel beinhalten.

Jedoch zeigt sich, dass vor allem die Gelenke mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit von den entzündlichen Vorgängen betroffen sind. Die Entzündungen der Knorpel gehen in aller Regel mit Schmerzen in den erkrankten Bereichen einher. Die Schmerzzustände werden in den meisten Fällen als sehr intensiv von den betroffenen Patienten wahrgenommen. Auch im Bereich der Nase sowie der Ohren ist ein Auftreten der Polychondritis möglich.

Dies gilt zumindest für jene Bereiche, die Knorpel aufweisen. Durch einen Verlust an Festigkeit im Knorpel der Nase bewegt sich dieser nach unten. In der Folge zeigt sich eine mehr oder weniger sichtbare Veränderung der Form und des Erscheinungsbildes der Nase. Wenn die Polychondritis in der Gegend der Ohren und den dort lokalisierten Knorpeln auftritt, entwickelt sich in der Regel parallel eine sogenannte Perichondritis.

Darüber hinaus geht die Polychondritis unter Umständen mit einigen weiteren potenziellen Beschwerden einher. Dazu gehören zum Beispiel eine Augenentzündung, eine Verschlechterung des Hörvermögens bis hin zu Schwerhörigkeit sowie Krankheiten an den Klappen des Herzens. Mitunter entwickeln sich durch die Polychondritis Schwierigkeiten bei der Atmung, insbesondere wenn der Knorpel des Kehlkopfes von der Krankheit beeinträchtigt wird.

Wenngleich die Erkrankung an sämtlichen knorpelhaltigen Organen und Geweben des Organismus vorkommen kann, zeigt sich die Polychondritis in erster Linie an solchen Knorpeln, die oftmals auch von Arthritis betroffen sind. Zudem sind die Knorpel der Nase und Ohren häufig von den wiederkehrenden Entzündungen betroffen. Dabei entsteht bei zahlreichen Patienten eine sogenannte Sattelnase. Die typischen Verformungen des Ohres werden auch als Blumenkohlohr bezeichnet.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose der Polychondritis eignen sich verschiedene Verfahren der Untersuchungstechnik. Bei einem Verdacht auf die Krankheit sind die Beschwerden zeitnah von einem geeigneten Facharzt abklären zu lassen. An dieser Stelle erfolgt das Patientengespräch, das der Arzt mit der betroffenen Person führt. Dabei wird der Patient dazu angehalten, dem behandelnden Facharzt sämtliche Beschwerden so genau wie möglich zu beschreiben.

Auch im Hinblick auf die Lebensumstände und Konsumgewohnheiten der Person stellt der Arzt Fragen. Auf diese Weise ist ihm eine Verdachtsdiagnose der Krankheit möglich. Der Verdacht wird im zweiten Schritt der Diagnosestellung mittels diverser untersuchungstechnischer Verfahren überprüft und gestärkt.

Bei Laboruntersuchungen zeigen sich typische Kennwerte, etwa eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins, eine gesteigerte Konzentration von Antikörpern sowie diverse Rheumamarker. Darüber hinaus werden in der Regel EKG-Untersuchungen und Hörtests durchgeführt.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei der Polychondritis zu einer Entzündung am Knorpel. Diese Entzündung kann mit Schmerzen und anderen Beschwerden behaftet sein. In der Regel treten Komplikationen dann auf, wenn diese Entzündung nicht behandelt wird und sich dabei auch in andere Regionen des Körpers ausbreitet. Die Stabilität des Knorpels wird durch die Polychondritis deutlich verringert, sodass es zu Schwierigkeiten im Alltag des Patienten kommen kann.

Ebenso verringert sich im Allgemeinen die Belastbarkeit des Patienten und die meisten Betroffenen leiden an Gelenkverschleiß. Vor allem bei Belastungen treten starke Schmerzen auf, sodass sportliche Aktivitäten für den Betroffenen ebenfalls nicht mehr möglich sind. Bei Kindern kann durch die Polychondritis auch die Entwicklung verzögert werden.

In vielen Fällen breitet sich die Polychondritis auch auf die Augen aus, sodass es zu einer Augenentzündung kommen kann. Ebenso können sich Herzbeschwerden bemerkbar machen, wobei auch Beschwerden bei der Atmung auftreten können. Die Behandlung der Polychondritis erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. Dabei kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Ein gesunder Lebensstil wirkt sich zudem sehr positiv auf die Polychondritis aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine schleichende Abnahme der körperlichen Belastbarkeit ist Anzeichen einer gesundheitlichen Unregelmäßigkeit. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, sobald der Betroffene den Rückgang der körperlichen Kräfte bewusst wahrnimmt oder es zu Beeinträchtigungen im Alltag kommt. Ein Entzündungsgefühl im Organismus, Gereiztheit oder eine erhöhte Körpertemperatur sollten einem Arzt vorgestellt werden. Zeigen sich allgemeine Funktionsstörungen, ist dies ein alarmierendes Signal, welches abgeklärt werden sollte. Ein Verlust des Hörvermögens, gerötete Augen oder Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus sind untersuchen und behandeln zu lassen. Bei einem Krankheitsgefühl, einem allgemeinen Unwohlsein sowie Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit wird ein Arzt benötigt.

Verformungen im Gesicht sind als Warnsignal des Organismus zu deuten. Veränderungen der Nasenform oder der Ohren sind daher mit einem Arzt zu besprechen. Wird in den körperlichen Regionen, in denen Knorpel ertastet werden können, eine Instabilität wahrgenommen, sind die Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen. Insbesondere im Gesicht kann im Bereich der Nase bei der Polychondritis mit wenigen Handgriffen die Festigkeit des Knorpels kontrolliert und abgeglichen werden. Charakteristisch für die Erkrankung sind zudem Schmerzen, die vom Patienten als sehr intensiv beschrieben werden. Ein Arztbesuch ist erforderlich, damit es zur Gabe der richtigen Arzneien kommt.

Behandlung & Therapie

Wenn eine akute Entzündung im Rahmen der Polychondritis auftritt, kommt oftmals Kortison zum Einsatz. Ansonsten orientieren sich die therapeutischen Maßnahmen vor allem daran, wo die Beschwerden lokalisiert sind. Begleitsymptome der Polychondritis sind beispielsweise Erkrankungen der Blutgefäße, eine Konjunktivitis sowie eine Innenohrschwerhörigkeit. In Verbindung mit der Polychondritis sind auch ein Verlust an Körpergewicht, Müdigkeit sowie nächtlicher Schweiß eventuell zu therapierende Beschwerden.


Vorbeugung

Da die Ursachen der Polychondritis nicht genügend erforscht sind, existieren keine gesicherten Aussagen bezüglich der Prävention der Erkrankung.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen Betroffenen bei einer Polychondritis keine besonderen und direkten Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit sollte idealerweise schon früh ein Arzt kontaktiert werden, damit eine weitere Verschlechterung der Beschwerden oder weitere Komplikationen verhindert werden können. Eine Selbstheilung der Polychondritis kann nicht eintreten, sodass eine Behandlung durch einen Arzt immer erfolgen muss.

Die Behandlung der Polychondritis erfolgt dabei in der Regel durch die Benutzung von verschiedenen Cremes oder Salben, die Kortison enthalten und die Beschwerden dabei dauerhaft lindern können. Hierbei sollten Betroffene auf jeden Fall auf eine richtige Benutzung und Dosierung der Cremes achten, damit die Beschwerden dauerhaft und richtig gelindert werden können.

Da die Polychondritis auch zu starken anderen Nebenwirkungen und Beschwerden führen kann, sollten auch diese richtig behandelt werden. Dabei ist vor allem der Verlust an Körpergewicht zu behandeln, damit es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. In der Regel ist weiterhin keine besondere Nachsorge notwendig. Sollte die Polychondritis erst spät erkannt werden, kann dies eventuell zu einem Hörschaden führen, sodass Betroffene dabei auf das Tragen eines Hörgerätes angewiesen sind.

Das können Sie selbst tun

Da noch nicht genau bekannt ist, wie eine Polychondritis entsteht, können auch nur ihre Symptome therapiert werden. So wird ein Hörverlust beispielsweise mit einem Hörgerät ausgeglichen und eine Augenentzündung mit Tropfen behandelt.

Eine Polychondritis gilt als Autoimmunerkrankung, daher können alternative Therapien die Krankheit eindämmen und die entzündlichen Schübe reduzieren. Alternative Therapien beinhalten beispielsweise eine Ausleitung oder Entgiftung. Mittlerweile gibt es viele Substanzen, von denen bekannt ist, das sie entgiften, wie beispielsweise Heilerde, verschiedene Homöopathika, Phytopharmaka oder orthomolekularen Substanzen. Die Patienten sollten sich hier von entsprechend ausgebildeten Ärzten oder Heilpraktikern beraten lassen.

Ein besonderes Augenmerk bei Autoimmunerkrankungen gilt der Darmkultur. Sie sollte mit frischer, ballaststoffreicher Nahrung, wenig Alkohol, Zucker und Fett gepflegt werden. Gleichzeitig sollten die Patienten darauf achten, trotz möglicher Schmerzen ausreichend zu essen, um einen unnötigen Gewichtsverlust zu vermeiden.

Auch wenn den meisten Polychondritis-Patienten Sport nicht mehr möglich ist, sollten sie sich so viel wie möglich bewegen. Ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft unterstützen das Immunsystem im Kampf gegen die Entzündungsstoffe im Körper. Auch festgelegte Ruhezeiten und ausreichender Schlaf unterstützen die Heilung. Patienten mit einer Polychondritis sollten zudem auf Nikotin verzichten. Selbsthilfegruppen sind eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Patienten auszutauschen. Entsprechende Adresse hält die Deutsche Rheuma-Liga vor (www.rheuma-liga.de).

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wessinghage, D., Leeb, I.: Ärztlicher Ratgeber: Arthrose. Wort & Bild, Baierbrunn 2004

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