Heilerde
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Heilerde ist ein trockenes Pulver, das mit Wasser aufbereitet und zur Krankheitsbekämpfung eingesetzt wird. Alternativ ist Heilerde als Wickel und Maske erhältlich.
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Was ist Heilerde?
In der Menschheitsgeschichte ist Heilerde eine bekannte Behandlungsmethode. Experten zufolge wurde sie bereits 4500 v. Chr. aus Erdlöchern und Höhlen gewonnen. Einen Durchbruch erreichte das Mittel unter den Ägyptern und später auch unter den Römern.
Heute wird Heilerde weiterhin zur Medikation diverser Krankheiten eingesetzt. Das Pulver entsteht aus Lößablagerungen. Löß ist ein Sedimentgestein, das im Eiszeitalter selbst aus anderen Gesteinen entstanden ist. Zur Verarbeitung werden die Ablagerungen gemahlen und gesiebt. Anschließend liegt das fertige Pulver bestehend aus kleinen Teilchen vor.
Noch ist die Verarbeitung aber nicht vollendet. Zuvor wird die Heilerde bei Temperaturen von bis zu 130 Grad getrocknet. Damit wird gewährleistet, dass Keime restlos abgetötet sind. Ohne chemische Zusätze wird das Pulver nun verpackt und als fertiges Behandlungsmittel diverser Krankheiten vertrieben.
Geschichte & Entwicklung
Die Verwendung von Heilerde zur Heilung und Gesundheitsförderung hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits die alten Ägypter nutzten Erde und Ton für medizinische Zwecke, etwa zur Behandlung von Entzündungen und als Desinfektionsmittel bei Wunden. Auch Hippokrates, der als Vater der modernen Medizin gilt, erwähnte im 5. Jahrhundert v. Chr. die heilende Wirkung von Erde bei Verdauungsbeschwerden und Hautkrankheiten.
Im Mittelalter wurde Heilerde von arabischen und europäischen Ärzten weiter genutzt, insbesondere bei der Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. In dieser Zeit wurde auch die äußere Anwendung von Heilerde populär, um Wunden zu heilen und Hautausschläge zu lindern.
Die moderne Entwicklung der Heilerde begann im 19. Jahrhundert mit Sebastian Kneipp und Adolf Just. Kneipp, ein bekannter Naturheilkundler, setzte auf die Anwendung von Naturprodukten und integrierte Heilerde in seine ganzheitlichen Behandlungsansätze. Adolf Just gründete 1918 die "Heilerde-Gesellschaft Luvos", die Heilerde in verschiedenen Formen als Naturheilmittel vermarktete.
Seitdem wurde Heilerde in der Naturheilkunde immer populärer. Sie wird bis heute sowohl innerlich, etwa bei Verdauungsproblemen, als auch äußerlich, beispielsweise zur Behandlung von Hautunreinheiten, angewendet und gilt als schonendes, natürliches Heilmittel.
Medizinische Anwendung & Wirkung
Befürworter der Behandlungsmethode sehen die Wirksamkeit als das Resultat dreier Erfolgsfaktoren. Einerseits setzt sich Heilerde aus natürlichen Bestandteilen zusammen. Dabei spielen Mineralien und Spurenelemente eine wichtige Rolle. Dies wird durch eine überragende Säurebindung ergänzt.
Dank der naturnahen Zusammensetzung bindet das Pulver überschüssige Säuren aus der Nahrung innerhalb von kurzer Zeit. Im Gegensatz zu vergleichbaren Wirkstoffen geht dies mit keinen verheerenden Nebenwirkungen einher. Zuletzt weist Heilerde ein besonderes Bindungsvermögen auf. Dies lässt sich auf den hohen Feinheitsgrad des Pulvers zurückführen. Sie geht mit einer großen Oberfläche einher und hat die Eigenschaft, andere Stoffe zu binden. Wie ein Schwamm bindet die Heilerde Cholesterin, Fette und Schadstoffe aus der Nahrung. In der Form eines Pulvers kann das Mittel zur äußeren und inneren Behandlung eingesetzt werden.
Hinzu kommen Wickel und Auflagen zur äußeren Anwendung. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete ist die Linderung von Hautbeschwerden. In Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass Heilerde gegen Akne und Hautunreinheiten eine besondere Tiefenwirkung entfaltet. Anbei kann es als Mittel gegen Gelenkschmerzen eingesetzt werden. Hierbei empfiehlt sich die Nutzung von Wickeln und Auflagen, die von einer Massagebehandlung abgerundet werden.
Darüber hinaus kann Heilerde verdünnt mit Wasser getrunken werden. Zu den Anwendungsgebieten zählt die Behandlung verschiedener Verdauungsstörungen. Dies gilt vor allem für Sodbrennen, säurebedingte Magenbeschwerden und Durchfallerkrankungen. Zudem werden Stoffwechselbakterien und giftige Abbauprodukte im Magen gebunden. Ferner soll das allgemeine Wohlbefinden gesteigert werden. Zuletzt kommt Heilerde auch in der kosmetischen Haut- und Schönheitspflege zum Einsatz.
Formen, Typen & Bestandteile
Abhängig vom Abbaugebiet kann sich die Zusammensetzung der Heilerde unterscheiden. Grundsätzlich besteht das Pulver aus natürlichen Mineralien, Silikat und Kalkspat. Hinzu kommen Dreischichttonminerale, Feldspat und Dolomit.
Darüber hinaus enthält die Heilerde viele Bestandteile, die in der Erdkruste enthalten sind. Als Beispiele sollen Kalzium, Eisen und Kalium genannt werden. Ferner spielen Magnesium und Natrium eine ebenfalls wichtige Rolle. Abhängig vom Gehalt der Spurenelemente Kupfer, Mangan und Nickel kann sich die Farbe des Pulvers leicht unterscheiden. Bei der äußerlichen Anwendung werden die Bestandteile zu geringen Mengen von der Haut aufgenommen und verarbeitet.
Wird Heilerde getrunken, gelingt es dem Körper dagegen, größere Mengen aufzunehmen und mögliche Defizite auszugleichen. Dies konnte insbesondere bei Kalzium, Kalium und Magnesium beobachtet werden. Meist ist Heilerde als Pulver in der Apotheke oder der Drogerie erhältlich. Täglich werden zwei bis drei Esslöffel mit Wasser vermischt und als Brei getrunken.
Eine alternative Form bildet die Maske zur Behandlung von Hautkrankheiten. Innerhalb von 20 bis 30 Minuten trocknet die Maske vollständig aus. Wickel und Auflagen werden schließlich im Liegen aufgesetzt. Nach spätestens einer Stunde setzt die Wirkung ein und hält bis zu mehreren Tagen an.
Risiken & Nebenwirkungen
In der Wirkung wird Heilerde oft unterschätzt. Allerdings ist es aufgrund des Bindungsvermögens möglich, dass es zu einer Wechselwirkung mit den Wirkstoffen anderer Medikamente kommt. Daher darf Heilerde bei einer bestehenden Erkrankung nicht ohne die Erlaubnis eines Arztes eingenommen werden.
Unter Umständen ist es möglich, die Mittel mit einer Zeitversetzung anzuwenden. Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass der hohe Siliziumanteil zu einer verstärkten Harnsteinbildung führt. Daraus kann bei einer langfristigen Anwendung eine chronisch interstitielle Nephritis folgen. Zudem wird von Experten angeführt, dass enthaltene Aluminiumverbindungen einen negativen Einfluss auf die gesundheitliche Verfassung haben könnten.
Nebenwirkungen treten bei einer äußeren Anwendung dagegen nicht auf. Eine Ausnahme bildet die austrocknende Wirkung von Masken. Dieser Effekt ist bei Akne zwar erwünscht, kann bei anderen Hautkrankheiten aber zu Problemen führen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, einen Dermatologen zu konsultieren. Des Weiteren sollte eine Maske nicht öfters als drei Mal in der Woche aufgesetzt werden.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung von Heilerde erfolgt sowohl innerlich als auch äußerlich, je nach Beschwerdebild. Zur inneren Anwendung wird Heilerde meist als Pulver in Wasser aufgelöst und getrunken. Sie hilft bei Verdauungsproblemen, wie Sodbrennen oder Durchfall, indem sie überschüssige Magensäure bindet und Schadstoffe im Darm aufnimmt. Die empfohlene Dosis variiert, üblicherweise wird ein Teelöffel bis ein Esslöffel Heilerde in ein Glas Wasser eingerührt. Zur äußeren Anwendung wird Heilerde als Paste auf Hautbereiche aufgetragen, um Entzündungen, Akne oder Gelenkbeschwerden zu lindern. Dazu wird das Pulver mit Wasser gemischt und direkt auf die Haut aufgetragen.
In Bezug auf die Sicherheit gilt Heilerde allgemein als sehr gut verträglich, sowohl innerlich als auch äußerlich. Bei empfindlichen Personen kann jedoch eine zu häufige Anwendung der Heilerde innerlich zu Verstopfung führen. Äußerlich sollte sie nicht auf offene Wunden oder stark geschädigte Haut aufgetragen werden, da sie die Haut austrocknen kann. Menschen mit Nierenproblemen sollten vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt halten, da Heilerde auch Mineralien bindet.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Heilerde ist streng geregelt. Die Erde wird schonend abgebaut, gereinigt und fein gemahlen. Es werden Tests auf Reinheit und Schadstofffreiheit durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Verunreinigungen enthalten sind. Nur bestimmte Erden, die strengen Reinheits- und Wirksamkeitskriterien entsprechen, werden als Heilerde für therapeutische Zwecke zugelassen.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Medikamente und Therapieformen, die anstelle von Heilerde verwendet werden können, insbesondere bei Verdauungsbeschwerden oder Hautproblemen. Eine häufige Alternative zur inneren Anwendung von Heilerde, etwa bei Sodbrennen, sind Antazida. Diese Medikamente neutralisieren überschüssige Magensäure und bieten schnellere Linderung als Heilerde. Sie enthalten oft Aluminium- oder Magnesiumverbindungen und wirken gezielter auf die Magensäure, während Heilerde zusätzlich Schadstoffe bindet und breiter einsetzbar ist.
Bei Durchfall oder anderen Verdauungsproblemen wird oft auf probiotische Präparate oder Loperamid zurückgegriffen. Probiotika unterstützen die Darmflora und sind auf langfristige Darmgesundheit ausgelegt, während Loperamid speziell gegen akuten Durchfall wirkt. Im Gegensatz zur Heilerde, die Schadstoffe im Darm bindet, greifen diese Alternativen gezielter in den Verdauungsprozess ein.
Zur äußeren Anwendung bei Hautunreinheiten kann Heilerde mit Zinksalben oder antibakteriellen Cremes verglichen werden. Zinksalben haben eine gezielte entzündungshemmende und trocknende Wirkung, ähnlich wie Heilerde, wirken aber oft schneller. Antibakterielle Cremes wie jene mit Benzoylperoxid greifen aktiv in die Bakterienbesiedlung der Haut ein, während Heilerde eher überschüssiges Fett absorbiert und die Haut beruhigt.
Insgesamt wirken diese Alternativen oft schneller und gezielter, während Heilerde ein natürliches, breit wirksames Mittel darstellt.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung zur Heilerde konzentrieren sich auf die Erweiterung ihrer Anwendungsgebiete und die genauere Erforschung ihrer Wirkmechanismen. Insbesondere im Bereich der Mikrobiom-Forschung wird untersucht, wie Heilerde die Darmflora beeinflusst. Erste Studien deuten darauf hin, dass Heilerde durch ihre Fähigkeit, Giftstoffe und schädliche Bakterien zu binden, positive Effekte auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms haben könnte. Dies könnte langfristig bei der Behandlung von chronischen Verdauungsstörungen wie Reizdarmsyndrom von Interesse sein.
Ein weiterer Forschungsbereich ist die Wundheilung. Hier werden neue Ansätze untersucht, bei denen Heilerde mit anderen natürlichen Substanzen kombiniert wird, um die entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften zu verstärken. Heilerde wird zunehmend als kostengünstige und natürliche Ergänzung in der modernen Wundversorgung getestet, insbesondere bei der Behandlung chronischer Wunden oder Verbrennungen.
Zudem werden kosmetische Anwendungen der Heilerde weiter erforscht. Hier liegt der Fokus auf der Nutzung von Heilerde in Kombination mit pflanzlichen Extrakten oder anderen mineralischen Stoffen zur Verbesserung von Hautproblemen wie Akne, Ekzemen oder Psoriasis.
Ein weiterer Trend ist die Erforschung von Heilerde in der Umweltmedizin, wo sie zur Entgiftung des Körpers von Schwermetallen oder Umweltgiften eingesetzt werden könnte. Hier wird geprüft, ob Heilerde als natürliche Chelattherapie für die Bindung und Ausscheidung von Schwermetallen genutzt werden kann.
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