Prophylaktische Mastektomie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine prophylaktische Mastektomie ist das vorbeugende Entfernen des Brustdrüsengewebes. Dieser Eingriff wird vornehmlich bei Frauen vorgenommen, die ein erhöhtes genetisches Brustkrebsrisiko aufweisen. Anschließend können die Brüste mithilfe von Implantaten wiederhergestellt werden, sodass optisch keine Veränderung sichtbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die prophylaktische Mastektomie?

Eine prophylaktische Mastektomie ist das vorbeugende Entfernen des Brustdrüsengewebes. Dieser Eingriff wird vornehmlich bei Frauen vorgenommen, die ein erhöhtes genetisches Brustkrebsrisiko aufweisen.

Unter einer prophylaktischen Mastektomie verstehen Experten einen chirurgischen Eingriff, bei dem das Brustdrüsengewebe ohne das Vorliegen eines konkreten medizinischen Grundes vollständig entfernt wird. Es handelt sich demnach um eine vorbeugende (prophylaktische) Operation. Meist sind die Patienten weiblich; es kann sich aber in Einzelfällen auch um Männer handeln, die sich einem solchen Eingriff unterziehen. Mithilfe von Tests kann festgestellt werden, ob eine Person ein genetisch erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweist.

Wird ein Risikogen festgestellt und/oder sind in der Familie bereits Fälle von Brustkrebs aufgetreten, besteht die Möglichkeit, das Drüsengewebe vorbeugend zu entfernen, um die Entstehung einer Krebserkrankung zu vermeiden. Parallel ist bei Frauen auch ein Entfernen der Eierstöcke aus demselben Grund möglich. Es gibt unterschiedliche Arten der prophylaktischen Mastektomie, die entweder ein vollständiges oder nur partielles Entfernen des Brustgewebes beinhaltet. Welche Variante angewendet wird, richtet sich vornehmlich nach dem Wunsch der Patientin. Ohne eine umfassende Beratung und einen bereits erwähnten positiven Gennachweis sollte von der prophylaktischen Mastektomie abgesehen werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine prophylaktische Mastektomie wird dann durchgeführt, wenn bei einer Patientin (oder einem Patienten; bis zu 1 % aller Brustkrebsfälle treten bei Männern auf) ein erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht. Sind in der Familie der Betroffenen bereits mehrere Fälle von Brustkrebs bekannt, gibt es die Möglichkeit, sich in einem auf Brust- und Eierstockkrebs spezialisierten Zentrum genetisch testen zu lassen.

Das Ergebnis dieses Tests zeigt, ob die Patienten eines der veränderten Risikogene in sich trägt und somit ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko besteht, in der Zukunft an Brustkrebs zu erkranken. Wird dieses erkannt, findet ein ausführliches Gespräch mit den Experten statt. Anschließend hat die Patienten die Möglichkeit, sich für oder gegen eine prophylaktische Mastektomie zu entscheiden. Bei diesem Eingriff wird das Brustdrüsengewebe entfernt, sodass sich darin keine Krebszellen bilden können. Der Eingriff zählt in den Bereich der Onkologie (Krebsheilkunde).

Die Patientin kann dabei zwischen unterschiedlichen Operations- und Wiederherstellungsvarianten wählen. Zum einen kann die Brust komplett entfernt werden; Mediziner sprechen hier von einer radikal modifizierten Mastektomie. Die Lymphknoten werden dabei ebenfalls entfernt, um einen Krebsbefall derselben auszuschließen. Eine Wiederherstellung der Brust ist dabei nicht vorgesehen. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Patientinnen für eine subtukane Mastektomie mit gleichzeitiger Rekonstruktion. Ob die Brustwarze erhalten bleibt oder nicht, hängt von den individuellen Wünschen der Betroffenen ab. Nach der Entfernung des Gewebes wird die Brust im Rahmen desselben Eingriffs wiederhergestellt.

Dieser Teil ist besonders für die Psyche und das Selbstwertgefühl der Patientin entscheidend, da ein Fehlen der Brust als weibliches Merkmal nicht selten zu späteren psychischen Problemen führen kann. Oftmals erfolgt die Rekonstruktion mit Eigengewebe. Dabei werden Haut sowie Muskel- und Fettgewebe von Po, Oberschenkel oder Bauch der Patientin entnommen und daraus eine „neue“ Brust geformt.

Auch wenn diese Art des Eingriffs vergleichsweise aufwendig ausfällt, lassen sich damit sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Alternativ kann die Brust auch mithilfe eines Silikonimplantats wiederhergestellt werden, das anstelle des fehlenden Brustdrüsengewebes unter die Haut implantiert wird. Die Operationszeit fällt hier deutlich kürzer aus, wodurch der Eingriff eine geringere Belastung für den Organismus darstellt. Sofern hochwertige und anatomisch passende Implantate verwendet werden, können auch mithilfe dieser Fremdkörper optisch gute Ergebnisse erreicht werden.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Eine prophylaktische Mastektomie ist ein chirurgischer Eingriff und bringt dadurch naturgemäß bereits gewisse Risiken mit sich. Eine genaue Untersuchung der Patientin und eine entsprechende körperliche Konstitution sind damit Voraussetzung, damit die Operation überhaupt stattfinden kann. Besonders die Wiederherstellung der Brüste mit Eigengewebe stellt für den Körper eine große Belastung dar, da gleichzeitig an mehreren Stellen operiert wird und so mehrere potenzielle Entzündungsherde vorhanden sind.

Auch das Abheilen braucht meist etwas länger, da es sich um mehrere und größere Wunden handelt. Dafür besteht beim Eigengewebe kein Risiko einer Abstoßung, wie sie beim Einsetzen eines Silikonimplantats vorkommen kann. Treten nach der Operation starke und dauerhafte Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen auf, muss das Implantat wieder entfernt werden. Verbleibt es in der Brust, kommt es nicht selten zu einer sogenannten Kapselfibrose, einer harten Kapsel, die als Folge einer Fremdkörperreaktion entsteht und die Schmerzen verursachen kann.

Verzichtet die Patientin auf eine Rekonstruktion der Brust, ist mit psychischen Beeinträchtigungen zu rechnen, da die Brüste allgemein als typisches weibliches Merkmal gelten und Frauen ohne Brüste sich oftmals als „nicht weiblich“ begreifen. Eine entsprechende therapeutische Unterstützung ist hier ratsam. Die prophylaktische Mastektomie ist ein bei vielen Menschen umstrittener Eingriff, da er ohne eine tatsächliche medizinische Notwendigkeit auf einen genetisch bedingten Verdacht hin erfolgt.

Das Entfernen der weiblichen Brust stellt eine großer Veränderung für den Körper dar, weshalb sich oftmals gegen die Operation ausgesprochen wird. Tatsächlich liegt es aber im Ermessen jeder einzelnen Patientin, ob sie sich für oder gegen die prophylaktische Mastektomie entscheidet. Wichtig ist eine individuelle Begleitung durch kompetente Mediziner sowie eine umfassende Aufklärung.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Heywang-Köbrunner, S.H., Schreer, I.: Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme, Stuttgart 2015
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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