REM-Phasen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter den REM-Phasen versteht die Medizin Schlafphasen, in denen eine erhöhte Augenbewegung, eine Erhöhung der Pulsfrequenz und der Beta- sowie Traum-Aktivität stattfindet, wobei der Muskeltonus während dieser insgesamt dreistündigen Schlafphase stark zurückgeht.

Mittlerweile geht die Medizin davon aus, dass der REM-Schlaf insbesondere mit Lernaktivitäten in Zusammenhang steht, wobei klinische Studien zusätzlich einen bislang eher vagen Zusammenhang mit der Informationsverarbeitung, der Impulskontrolle und der Stressbewältigung vermuten lassen.

Während viele andere Lebewesen nach einem länger anhaltenden REM-Phasen-Entzug sterben, überlebt der Mensch einen solchen Entzug in der Regel zwar, hat in Folge dessen aber meist mit Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhten Triebaktivitäten und verminderter Lernfähigkeit zu kämpfen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind REM-Phasen?

Unter den REM-Phasen versteht die Medizin Schlafphasen, in denen eine erhöhte Augenbewegung, eine Erhöhung der Pulsfrequenz und der Beta- sowie Traum-Aktivität stattfindet.

REM-Phasen sind Schlafphasen, die etwa 25 Prozent des gesamten menschlichen Schlafs ausmachen. Während Kleinkinder bis zu neun Stunden im REM-Schlaf verbringen, macht die Phase im Schlaf eines Erwachsenen insgesamt rund drei Stunden aus. Der restliche Teil des Schlafs wird in Abgrenzung zu dieser Phase auch mit dem Ausdruck „non-REM“ betitelt.

Das REM steht in Zusammenhang mit den Schlafphasen für „rapid eye movement“, denn solcherlei "schnelle Augenbewegungen" lassen sich in der REM-Phase vermehrt beobachten. Der REM-Schlaf wird auch als paradoxer oder desynchronisierter Schlaf bezeichnet und findet vor allem zum Ende des Nachtschlafs hin vermehrt statt. Ein Großteil aller Träume konzentriert sich auf diese Schlafphase.

Im 20. Jahrhundert konnte im Hinblick darauf ein Zusammenhang zwischen den Augenbewegungen und dem Traumgeschehen der REM-Phase dokumentiert werden. Neben der Augenbewegung ist der REM-Schlaf aber auch durch den Anstieg des Blutdrucks und eine erhöhte Pulsfrequenz gekennzeichnet. Der Muskeltonus geht während dieser Schlafphase stark zurück. Gleichzeitig dazu steigt die Beta-Aktivität im Gehirn an und gleicht so annähernd der Beta-Wellen-Generierung im Wachzustand.

1953 sind Eugene Aserinsky und Professor Nathaniel Kleitman von der University of Chicago die ersten, die die REM-Phase dokumentieren. Der Mensch ist bei Weitem nicht das einzige Lebewesen, das REM-Schlafphasen erlebt. Mittlerweile geht man davon aus, dass alle Säugetiere diese Schlafphasen durchmachen und zur Regenerierung benötigen. Verschiedene Studien haben bislang zum Beispiel den REM-Schlaf von Delphinen, Nagetieren und sogar Ameisenigeln dokumentiert.

Funktion & Aufgabe

Die Medizin geht heute davon aus, dass an die REM-Schlafphasen insbesondere Lernaktivitäten gekoppelt sind. Diese Hypothese hängt mit der gesteigerten Beta-Aktivität zusammen, die die REM-Phasen ausmacht. Speziell in Phasen der Erregung und der mentalen Aktivität erzeugt das Gehirn Beta-Wellen. An einer Person in aktiver Konversation etwa lässt sich dies messen.

Diese Beta-Aktivität entspricht damit der Abfolge von Beta-Wellen, die dem Rhythmus entspricht, in dem das Gehirn des Menschen analytisch Probleme löst oder Entscheidungen trifft. Eine hohe Beta-Aktivität zeugt daher von Wachheit, aber auch von Erregtheit und liegt insbesondere während des Rechnens und Planens vor. Da die Beta-Aktivität während der REM-Phasen annähernd der in der Wachphase entspricht, nimmt der REM-Schlaf vermutlich eine entscheidende Position in Lernzusammenhängen ein.

Obwohl es bislang nicht hinreichend erforscht wurde, kann außerdem ein Zusammenhang zwischen den REM-Phasen und der Stressbewältigung sowie der Triebregulierung vermutet werden. Da im REM-Schlaf außerdem der Großteil aller Träume stattfindet, ist zudem ein Zusammenhang mit der mentalen Verarbeitung von Informationen und Erfahrungen wahrscheinlich.

Bei Entzug von REM-Schlaf tritt in den Folgenächten ein Rebound-Phänomen auf, das heißt die REM-Phasen der Folgenächte häufen sich oder dehnen sich aus. Diese Beobachtung zeugt von der essenziellen Wichtigkeit der Schlafphasen für den Menschen.

In Zusammenhang mit klinischen Studien haben sich an Versuchspersonen mit REM-Schlafentzug oft triebhafte Verhaltensweisen, wie vermehrter Hunger, stärkere und aggressivere Sexualimpulse sowie Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis beobachten lassen.

Andererseits kamen einige Versuchspersonen auch nach einem vollständigen und lang anhaltenden REM-Schlafentzug noch im Alltag zurecht. Das unterscheidet die Funktionen und den Stellenwert des menschlichen REM-Schlafs offenbar von dem bei anderen Säugetieren. Im Tierversuch verstarben gerade Ratten nach einem mehrwöchigen und vollständigen Entzug von REM-Schlaf, während das Leben eines Menschen durch den Entzug offenbar nicht bedroht wird.


Krankheiten & Beschwerden

In Zusammenhang mit der REM-Phase kann ein vorzeitiger REM-Schlaf unter Umständen auf eine Schlafstörung verweisen. Unter der REM-Latenz versteht der Schlafmediziner die Zeitspanne, nach der ein Schlafender erstmals in eine REM-Phase eintritt. In der Regel liegt diese Zeitspanne für gesunde und ausgeschlafene Menschen bei rund 90 Minuten.

Patienten mit Schlafkrankheiten, wie der Narkolepsie treten dagegen nach einer deutlich geringeren Zeitspanne in die erste REM-Phase ein. Die Rede ist dann von vorzeitigem REM-Schlaf, der allerdings nicht zwingend Krankheitswert haben muss. Wer beispielsweise an Schlafmangel leidet, wird nach dem Einschlafen auch verfrüht die erste REM-Phase erreichen, ohne dass damit unweigerlich eine Krankheit in Zusammenhang stehen muss.

Bei REM-Schlafentzug kann es zu schwerwiegenden Folgen für den Alltag kommen. Patienten mit ausbleibenden oder verkürzten REM-Phasen können Studien zufolge zum Beispiel komplexere Aufgaben und neue Herausforderungen nicht ohne weiteres bewältigen.

Schlafmittel können unter Umständen ausbleibende oder verkürzte REM-Phasen verursachen, da sie die für den REM-Schlaf ausschlaggebenden Beta-Hirnstromaktivitäten blockieren. Aus diesem Grund stehen Schlafmittel nach den aktuellsten Erkenntnissen über die REM-Phasen vermehrt in der Kritik.

Wer die Qualität und Latenz seiner REM-Phasen prüfen lassen möchte, wendet sich an ein Schlaflabor, wo unter Hirnstrommessung die Schlafaktivitäten beobachtet werden.

Quellen

  • Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Staedt, J., Riemann, D.: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2006
  • Stuck, B., Maurer, J., Schredl M., Wees H.-G.: Praxis der Schlafmedizin. Springer, Heidelberg 2009

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