Hunger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2019
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Jeder Organismus benötigt eine ausreichende Energiezufuhr, um die Körperprozesse vernünftig durchführen zu können. Alles, was er über die Nahrung aufnimmt, wird im Körper weiterverarbeitet und als Energie für den Alltag genutzt. Stellt der Mensch – oder ein anderes Lebewesen – dem Körper nicht ausreichend Nährstoffe zu Verfügung, setzt Hunger oder das Hungergefühl ein. Hunger ist von Appetit zu unterscheiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hunger?

Stellt der Mensch – oder ein anderes Lebewesen – dem Körper nicht ausreichend Nährstoffe zu Verfügung, setzt Hunger oder das Hungergefühl ein.

Hunger ist ein Warnsignal des Körpers. Es handelt sich um eine vom Gehirn ausgelöste, als unangenehm wahrgenommene Empfindung, die den Betroffenen dazu bringt, Nahrung aufzunehmen.

Die Empfindung wird von Neurotransmittern im Hypothalamus (Zwischenhirn) gesteuert. Hierbei handelt es sich um das hauptsächliche Steuerungssystem des zentralen Nervensystems, das für die gesamte Funkion und Aufrechterhaltung des inneren Organismus verantwortlich ist.

Die Hunger- und Sättigungsgefühle werden durch komplexe Zusammenspiele im Körper gesteuert, die bis heute nicht alle zu Genüge erforscht sind. Eine nicht ausreichende Füllung des Magens wird mit Magenknurren angezeigt, löst aber an sich nicht das bekannte Hungergefühl aus. Als Marker hierfür dienen mitunter die im Blut enthaltenen Glucose- und Insulinmengen.

Versorgt der Mensch den Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen, hat das auf Dauer fatale Folgen, die im Extremfall im Hungertod enden können. Dieser ist in den industrialisierten Ländern nicht mehr zu befürchten, wohingegen Menschen in armen Ländern der Erde noch von Hungersnöten bedroht sein können.

Das Wissen um Nahrungszufuhr als hungerstillende Maßnahme ist im Körper der Lebewesen verankert. So besitzen auch Tiere den Instinkt, regelmäßig auf Jagd zu gehen, um ein Verhungern zu verhindern. Manche Tiere schaffen Vorräte für harte Zeiten oder den Winter, um in diesen Zeiträumen keinen Hunger leiden zu müssen.

Nicht nur Hunger bringt den Menschen dazu, zu essen. So hat die Sozialisation und Gesellschaft Nahrung zu einem Genussmittel erhoben, das auch andere Zwecke verfolgt als die Sicherstellung des Überlebens. Daher ist der Appetit als psychisches Phänomen vom Hunger zu unterscheiden.

Funktion & Aufgabe

Die Funktion des Hungergefühls ist es, die ausreichende Nährstoffversorgung des Körpers sicherzustellen. Damit einher geht das Sättigungsgefühl, das bei Stillung des Hungers eintritt und dem Menschen die ausreichende Aufnahme an Nährstoffen anzeigt.

Ohne das Hungergefühl bestünde die Gefahr, den Körper nicht genügend zu versorgen. Dieser zieht die Energie, die zum Erfüllen der täglichen Aufgaben benötigt werden, aus der Nahrung. Wird der Hunger über längere Zeit nicht gestillt, kommt es zu körperlichen Beschwerden, die sich unterschiedlich stark ausprägen und je nach Dauer rapide zunehmen, denn der Körper zehrt dann von den körpereigenen Energiereserven.

Wie lange das Sättigungsgefühl anhält, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören einerseits die körperliche Verfassung, andererseits aber auch die Aktivität. Je aktiver der Mensch ist, umso mehr Energie verbraucht und benötigt er. Daher haben aktive Menschen einen höheren Kilokalorienbedarf, der über die Nahrung abgedeckt werden muss.

In Verbindung zum normalen Hungergefühl steht zudem der Heißhunger, der sich durch einen exzessiven Drang nach sofortiger Nahrungsaufnahme auszeichnet. Hierbei handelt es sich allerdings um einen Prozess, der eher mit Appetit als mit eigentlichem Hunger zu beschreiben ist. Mediziner unterscheiden dabei zwischen physisch und psychisch bedingtem Heißhunger.

Außerdem gibt es eine Mischform aus beidem. Zu erstgenanntem zählen beispielsweise hormonell bedingter Heißhunger oder solcher, der durch Unterzuckerung ausgelöst wird. Psychische Auslöser hingegen können beispielsweise emotionaler Stress oder verschiedene Essstörungen sein.


Krankheiten & Beschwerden

Hält das Hungergefühl über längere Zeit an, ohne befriedigt zu werden, schüttet das Gehirn Hormone aus, die für Stress sorgen. Der Körper kann im Hungerzustand jedoch auch stimmungsaufhellende Hormone ausschütten, die in hohem Maße zu rauschartigen Zuständen führen können. Hier liegt eine Gefahr für das Erkranken an verschiedene Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie.

Dauerhaft verminderte Nahrungsaufnahme führt zu Depressionen, Aggressionen und Stimmungsschwankungen. Zusätzlich zu den körperlichen Schädigungen und einem Verlust des Körpergewichts sind auch der Rückgang des Lustempfindens und Schlafstörungen keine Seltenheit. Auf Dauer wird außerdem das Sättigungsgefühl gestört. Dies kann zu Heißhungerattacken führen.

Krankheiten, die mit einer Störung des Hungergefühls und Essverhaltens einhergehen sind Magersucht (Anorexia Nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) und Essattacken. Zudem kommt es bei dauerhaftem Nahrungsmangel zu einem sogenannten Hungerstoffwechsel. Der Stoffwechsel stellt sich um und ist gezwungen, die nötige Energie aus den eigenen Reserven zu ziehen. Über einen längeren Zeitraum hinweg stellt sich hierbei der gesamte Stoffwechsel um.

Unterernährung kann außerdem besonders in jüngerem Alter zu einer Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Entwicklung führen. Je nach Ausmaß bedingt eine Unterernährung massive Organschädigungen und kann schlussendlich im Hungertod enden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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