Raupendermatitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Raupendermatitis
Die Raupendermatitis ist eine Hauterkrankung, die durch die Raupen des Prozessionsspinners verursacht wird. Durch den Kontakt mit den Nesselhaaren dieser Raupen wird eine allergische Reaktion ausgelöst, die zu einem typischen Hautbild führt. Parallel dazu können auch Atemwegsbeschwerden und Bindehautentzündungen auftreten. Die Raupendermatitis tritt nahezu ausschließlich in den Sommermonaten auf.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Raupendermatitis?
Bei der Raupendermatitis handelt es sich um eine Kontaktallergie. Wenn die Haut mit den Haaren der Raupen insbesondere des Eichenprozessionsspinners in Berührung kommt, wird durch das darin enthaltenen Gift eine allergische Reaktion ausgelöst.
Die daraus folgende Dermatose zeichnet sich durch scharf abgegrenzte Rötungen und stark juckende Knötchen oder Papeln aus. In manchen Fällen treten neben den typischen Hautveränderungen auch weitere allergische Reaktionen auf.
Dazu zählen neben Bindehautentzündungen vor allem Erkrankungen der Atemwege. So kann es bei einer Raupendermatitis auch zu Halsentzündungen, Bronchitis und asthmatischen Beschwerden kommen. In sehr schweren Fällen ist ein anaphylaktischer Schock möglich.
Ursachen
Um an ihr zu erkranken, muss man keinen direkten Körperkontakt mit den Raupen selbst haben. Es genügt bereits, mit den Haaren der Raupen in Berührung zu kommen, die diese während ihrer Wanderung durch bewaldete Gebiete in größeren Mengen verlieren und die noch über einen längeren Zeitraum in der Luft schweben oder sich auf dem Boden oder im Unterholz befinden können.
Bei den Haaren der Prozessionsspinnerraupen handelt es sich um zwei bis drei Millimeter lange Nesselhaare, die mit Widerhaken fest an der Haut haften. Diese enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, ein Protein, das freigesetzt wird, wenn die Haare abbrechen.
Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Histamin, was sich mit Rötungen, Jucken und anderen allergischen Reaktionen äußert, die das typische Krankheitsbild der Raupendermatitis ergeben.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Erste Symptome der Raupendermatitis zeigen sich bereits kurz, nachdem die Haut mit den feinen und giftigen Nesselhärchen in Kontakt gekommen ist. Am häufigsten bilden sich Juckreiz, Hautreizungen und Ausschläge. Typischerweise kommt es dabei zur Bildung juckender Knötchen, die denen von Insektenstichen ähneln können.
Nach einiger Zeit entstehen daraus stark brennende Quaddeln oder Papeln. Die betroffenen Hautareale sind stark gereizt und gerötet. In der Regel sind vor allem unbedeckte Stellen wie das Gesicht, der Hals oder die Arme betroffen. Manchmal kann der juckende Ausschlag auch im Nackenbereich, an den Beinen oder am Rücken auftreten.
Nach einiger Zeit zeigt sich ein allgemeines Unwohlsein. In vielen Fällen treten Fieber und Schüttelfrost auf. Durch das Eindringen des Nesselgifts kommt es dazu, dass der Körper Histamin ausschüttet. Dadurch können pseudoallergische Reaktionen wie Atemnot auftreten. Besonders Allergiker sind davon betroffen.
Kommen die Nesselhärchen mit den Augen in Kontakt, tritt eine Reizung der Augenschleimhaut auf, die sich zu einer Bindehautentzündung entwickeln kann. Die Augenlider können stark anschwellen. Werden die Nesselhärchen eingeatmet, werden auch die Schleimhäute im Rachen sowie im Halsbereich gereizt. Dadurch kann es zu Husten Atemnot, Schwellungen und Asthmaanfällen kommen. Die Symptome können teilweise bis zu mehreren Monaten lang anhalten.
Diagnose & Verlauf
Eine Raupendermatitis macht sich schon kurz nach dem Kontakt mit den Nesselhaaren der Raupen des Prozessionsspinners bemerkbar. Auf den nicht von Kleidung bedeckten Hautregionen treten klar abgegrenzte Rötungen sowie stark juckende Knötchen, Papeln oder Quaddeln auf.
Die betroffenen Bereiche können dabei leicht anschwellen und sich warm anfühlen. Durch Kratzen kann es auch zu Entzündungen der Haut kommen. Begleitet wird die Raupendermatitis oft von einer erhöhten Körpertemperatur, Schwindelanfällen und einem allgemeinen Gefühl des Unwohlseins.
Bindehautentzündungen können ebenfalls auftreten, falls die Raupenhaare auch in die Augen gelangt sind. Weitere häufige Begleitsymptome der Raupendermatitis sind Entzündungen im Rachenbereich und Husten, da die Haare auch eingeatmet werden können.
Komplikationen
In Folge einer Raupendermatitis können verschiedene Komplikationen auftreten. Wird die Erkrankung nicht umgehend behandelt, kommt es häufig zu starkem Fieber und Schüttelfrost. Diese Beschwerden können in seltenen Fällen zum Kreislaufkollaps führen. Wenn die feinen Härchen in die Augen gelangen, kann dies eine Bindehautentzündung hervorrufen.
Gelangen sie in die Atemwege, führt dies zu Atemnot und in seltenen Fällen zu asthmatischen Anfällen. Aufgrund einer starken Immunreaktion des Körpers kann es zudem zu einem anaphylaktischen Schock kommen. Im Allgemeinen ist die Raupendermatitis mit einem starken Unwohlsein verbunden. Die Lebensqualität der Betroffenen ist dementsprechend reduziert und es kann mitunter auch zu seelischen Leiden kommen.
Auch bei der Behandlung sind Komplikationen nicht auszuschließen. Verordnete Medikamente wie Antihistaminika und Kortikosteroide können Beschwerden hervorrufen. Typisch sind Magen-Darm-Probleme, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen sowie andere Nebenwirkungen. Bei Kinder, älteren Menschen und Erkrankten kommt es in Einzelfällen zum Kreislaufkollaps.
Werden gleichzeitig noch andere Medikamente eingenommen, sind auch Wechselwirkungen nicht auszuschließen. Allergische Reaktionen können die ursprünglichen Beschwerden noch verstärken und stellen eine der schwersten Komplikationen bei der Behandlung der Raupendermatitis dar.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Raupendermatitis muss nicht zwingendein Arzt aufgesucht werden. Meist heilt die Erkrankung vn alleine aus. Sollten sich die Beschwerden länger als drei Wochen halten oder stärker werden, dürfte der Hausarztder richtige Ansprechpartner sein.
Auch wenn die Beschwerden unverhältnismäßug stark sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden. In einigen Fällen leiden die Betroffenen auch an Fieber, Schwellungen oder sogar an Atembeschwerden. Bei akuten Notfällen kann auch direkt das Krankenhaus aufgesucht oder der Notarzt gerufen werden.
Behandlung & Therapie
Eine Raupendermatitis ist meist völlig ungefährlich und heilt unbehandelt innerhalb von zwei bis drei Wochen ab. Um den Juckreiz zu lindern, können die betroffenen Hautbereiche mechanisch gekühlt oder kortisonhaltige Salben aufgetragen werden.
Auch die Gabe von Antihistaminika kann sinnvoll sein. Kratzen sollte unbedingt vermieden werden, da sich dadurch nicht nur die Haare der Raupen verteilen können, sondern sich auch die Haut entzünden kann. Bei starken Beschwerden ist es auf jeden Fall ratsam einen Arzt aufzusuchen.
Vorbeugung
Um einer Raupendermatitis vorzubeugen, empfiehlt es sich, während der Zeit von April bis September Bereiche, die für einen Befall mit den Raupen des Prozessionsspinners bekannt sind, zu meiden.
Ist dies nicht möglich, sollten mit Hilfe von Kleidung möglichst große Bereiche der Haut abgedeckt werden. Diese Kleidung sollte gleich nach der Rückkehr abgelegt und bei mindestens 60°C gewaschen werden, um die daran anhaftenden Raupenhaare zu entfernen. Sichtbare Nesselhaare müssen sofort von der haut entfernt werden. Danach sollte der gesamte Körper unter der Dusche gründlich abgewaschen werden.
Eventuell mitgeführte Gegenstände sollten, wenn möglich, ebenfalls einer Reinigung mit Wasser unterzogen werden. Wenn in einem bislang raupenfreien Gebiet ein Befall mit Eichenprozessionsspinnern festgestellt wird, sollte dieser umgehend bei den zuständigen Behörden gemeldet werden, damit eine fachgerechte Beseitigung erfolgen kann.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei einer Raupendermatitis in den meisten Fällen nur sehr wenige und auch nur sehr eingeschränkte Maßnahmen oder Möglichkeiten einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Diese sollte daher schon bei den ersten Symptomen oder Anzeichen der Erkrankung einen Arzt kontaktieren, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Eine Selbstheilung der Raupendermatitis kann nicht eintreten.
Oftmals sind Betroffene auf einen operativen Eingriff angewiesen, wobei in der Regel auch die Maßnahmen einer Strahlentherapie oder einer Chemotherapie erforderlich sind. Dabei sind auch nach der Entfernung regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr wichtig, um weitere Tumore schon früh zu erkennen und zu behandeln. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge stehen dem Betroffenen bei der Raupendermatitis nicht zur Verfügung.
In vielen Fällen schränkt die Raupendermatitis die Lebenserwartung der Betroffenen ein, wobei ein allgemeiner Verlauf nicht vorausgesagt werden kann. Im Vordergrund steht daher in aller erster Linie auch eine frühe Erkennung und Diagnose der Krankheit. In einigen Fällen kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit sehr sinnvoll sein, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommen kann, welcher den Alltag des Betroffenen erleichtert.
Das können Sie selbst tun
Bei der Raupendermatitis haben sich die Härchen des Eichenprozessionsspinners in die Haut des Patienten gelegt. Je mehr giftige Nesselhärchen sich so im Gewebe des Patienten festsetzen konnten, desto stärker sind die Beschwerden. Sie reichen von einem Hautausschlag bis hin zu einer schweren allergischen Reaktion mit Fieber, Schüttelfrost und/oder Atemnot. Auch anaphylaktische Schocks sind möglich. Daher sollten die Betroffenen bei massiven Beschwerden sofort einen Arzt aufsuchen oder den Notarzt rufen.
Sind die kontaminierten Areale am Körper jedoch begrenzt, kann die Erkrankung auch ohne ärztliche Hilfe ausheilen. Frei erhältliche Kortisonsalben sowie kühlende Umschläge helfen gegen die Schwellungen und den Juckreiz des Hautausschlags. Kratzen würde die Beschwerden verschlimmern, weil dadurch die Nesselhärchen weiter verteilt oder tiefer ins Gewebe eingebracht werden. Zudem könnte sich die Haut durch das Kratzen entzünden.
Der Patient sollte sich und seinem Körper in dieser Zeit Ruhe gönnen. Damit sich die Beschwerden nicht unnötig verschlimmern, können Allergiker vorsorglich ihre Medikamente (meist Antihistaminika) einnehmen, da aufgrund des Nesselgifts der Körper Histamin ausschüttet und bestehende Allergien somit verschlimmert. Besteht die Gefahr, dass Nesselhärchen in die Augen gewandert sind, empfiehlt es sich, neben einen Augenarzt hinzuzuziehen. Im Akutfall hilft es, die Augen mit klarem Wasser auszuwaschen, dabei aber nicht zu reiben.
Quellen
- v
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014