Refraktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Mediziner spricht dann von einer Refraktur, wenn ein Knochenbruch diagnostiziert wurde, der im unmittelbaren Bereich einer ehemaligen Frakturlinie lokalisiert wurde. Refrakturen treten vorwiegend bei schlechter oder nicht abgeschlossener Frakturheilung auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Refraktur?

Der Patient klagt - wie bei allen anderen Frakturen - über zunehmende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen; Schwellungen und Blutergüsse sind erkennbar beziehungsweise können sich im weiteren Verlauf bilden.
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Im Rahmen einer Refraktur, einem nochmaligen Knochenbruch an derselben oder in der Nähe befindlichen Bruchstelle einer vorangegangen Fraktur, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. So müssen die Mediziner feststellen, ob die Refraktur auf Grund einer nicht abgeschlossenen Heilung der Fraktur aufgetreten ist oder mitunter ein inadäquates Trauma der Grund für eine Refraktur war.

Hat der Patient die letzte Phase der Heilung (Modelling- oder auch Remodelling-Phase) nicht abgeschlossen, sodass sich noch nicht genügend Kallus beziehungsweise Knochenersatzgewebe in der Frakturstelle gebildet hat, besteht ein automatisch erhöhtes Risiko einer Refraktur. Belastet der Patient daher zu früh die ehemals verletzte Region, kann sehr wohl die Bruchlinie abermals brechen beziehungsweise die Fraktur ober- oder unterhalb der Frakturlinie entstehen.

Bei nicht abgeschlossenen Frakturheilungen sind jedoch neuerliche Frakturen der noch nicht vollständig verheilten Frakturlinie üblich. Von einem inadäquaten Trauma spricht der Mediziner dann, wenn der Knochen keine Vorbelastung und der Gewalteinwirkung standgehalten hätte.

Ursachen

Typische Ursachen, die mitunter eine Refraktur auslösen, sind die zu frühe Belastung nach einer Fraktur. Vor allem, wenn die letzten Heilungsprozesse (ausreichende Kallus-Bildung) nicht vollständig abgewartet wird und die verletzte Region zu früh belastet wird, kann die Bruchstelle abermals brechen. Doch auch die zu frühe Entfernung von Osteosynthesematerialien kann dazu führen, dass der Knochen - auf Grund der fehlenden Unterstützung - nicht „hält“.

Dies führt oftmals dazu, dass die an derselben oder in der Nähe befindlichen Frakturlinie abermals bricht. Mitunter kann auch eine gestörte Frakturheilung (etwa bei Osteoporose oder Osteogenesis imperfecta) dazu führen, dass Refrakturen eintreten, da der Heilungsprozess sehr langsam oder gar nicht eingetreten ist, sodass in weiterer Folge operative Maßnahmen (Osteosynthesematerialien) gesetzt werden müssen. Mitunter kann aber auch der Mediziner die Frakturheilung falsch einschätzen, sodass eine Refraktur auftritt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Patient klagt - wie bei allen anderen Frakturen - über zunehmende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen; Schwellungen und Blutergüsse sind erkennbar beziehungsweise können sich im weiteren Verlauf bilden. Refrakturen verursachen, je nach Lokalisation, dieselben Symptome und Beschwerden wie dementsprechende Frakturen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Der Mediziner wird zunächst eine klinische Untersuchung durchführen und danach eine Röntgenaufnahme durchführen lassen. Durch das bildgebende Verfahren ist es möglich, dass sehr wohl erkannt werden kann, ob die Frakturlinie tatsächlich wieder gebrochen ist oder mitunter ober- oder unterhalb der Bruchlinie eine Fraktur entstanden ist.

Vor allem, wenn die Röntgenbilder der alten Fraktur auf die neuen Aufnehmen gelegt werden, erkennt der Mediziner sofort, ob eine Refraktur vorliegt oder nicht. Die Krankheitsverläufe und Prognosen sind unterschiedlich und hängen auch mit der Ursache der Refraktur zusammen. War die zu frühe oder starke Belastung verantwortlich, dass die Frakturlinie abermals gebrochen ist, muss nach der Refraktur darauf geachtet werden, dass nun der Heilungsprozess tatsächlich geduldig ertragen wird.

Diagnostiziert der Mediziner jedoch etwaige frakturstörende Ursachen (etwa Osteoporose, Osteogenesis imperfecta, etc.) oder handelt es sich um eine derart gravierende Fraktur, dass eine „normale Heilung“ nicht den gewünschten Erfolg bringt, müssen knochenunterstützende Materialien eingesetzt werden. Diese sorgen dafür, dass der Knochen unterstützt und stabilisiert wird.

Im Regelfall werden die Materialien mit der Zeit entfernt; wurden sie jedoch im Zuge von Frakturheilungsstörungen operativ zur Knochenunterstützung verwendet, bleiben sie im Regelfall - sofern sie keine Beschwerden verursachen - im Knochen enthalten und werden nicht wieder operativ entfernt.

Komplikationen

Die Beschwerden und Komplikationen einer Refraktur ähneln in der Regel sehr stark den Symptomen einer gewöhnlichen Fraktur. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an sehr starken Schmerzen. Die Schmerzen breiten sich dabei häufig auch in benachbarte Körperregionen aus und können vor allem in der Nacht zu einer Schlaflosigkeit und damit zu einer Gereiztheit des Betroffenen führen.

Auch Depressionen oder psychische Beschwerden können sich aufgrund der Refraktur einstellen. Weiterhin leiden viele Betroffene an Schwellungen oder Blutergüssen. In der Regel wird durch einen Knochenbruch auch die Bewegung des Patienten deutlich eingeschränkt, sodass im Alltag zu verschiedenen Einschränkungen und Beschwerden kommt. Sollte die Refraktur nicht behandelt werden, so können die Knochen im schlimmsten Falle auch falsch zusammenwachsen oder sich entzünden.

Dabei kann der Patient im schlimmsten Fall an einer Blutvergiftung versterben. Die Behandlung der Refraktur erfolgt in den meisten Fällen ohne Komplikationen durch die Ruhestellung der betroffenen Region. Nach einigen Wochen ist der Knochenbruch meist verheilt. Die Patienten sind in einigen Fällen allerdings auf verschiedene Therapien angewiesen, um die Bewegung der Gelenke wiederherzustellen. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Refraktur in der Regel nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Refraktur muss immer durch einen Arzt behandelt werden. Es kann bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass der Betroffene immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Nur durch eine ärztliche Behandlung kann die Refraktur vollständig geheilt werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene nach dem Abheilen seines Knochenbruches immer noch unter sehr starken Schmerzen oder unter Einschränkungen bei der Bewegung leidet.

Dabei kann es auch zu Ergüssen oder zu starken Schwellungen an der jeweiligen Stelle kommen, sodass der Patient auch an einer deutlich verringerten Lebensqualität leidet. Die Bewegungen sind deutlich eingeschränkt und der Betroffene ist meist auf die Hilfe anderer Menschen in seinem Alltag angewiesen. Sollten diese Symptomen eintreten und über einen längeren Zeitraum anhalten, so muss auf jeden Fall ein Arzt besucht werden. In der Regel wird die Refraktur durch einen Orthopäden oder durch einen Unfallchirurgen behandelt.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Refraktur basiert auf Basis der bereits erfolgten Fraktur. Liegt etwa eine zu frühe Belastung als Ursache vor, wird die Bruchstelle abermals ruhiggestellt beziehungsweise ein Gipsverband angelegt. Der Mediziner muss den Patienten jedoch in weiterer Folge abermals vor dem Heilungsprozesses aufklären, damit etwaige Refrakturen verhindert werden können.

Stellt der Mediziner jedoch fest, dass es sich um eine Heilungsstörung gehandelt hat, die mitunter daher rührt, dass der Patient unter einer Knochenerkrankung leidet, müssen - damit die Heilung den gewünschten Erfolg mit sich bringt - andere Methoden als bei der ersten Fraktur gewählt werden. So können knochenstabilisierende Materialien operativ in den Knochen eingearbeitet werden.

Mittels Marknägel oder Platten kann der Knochen bei seiner Heilung unterstützt und andererseits derart stabilisiert werden, damit Refrakturen so gut wie ausgeschlossen werden können. Da die Behandlungen der Refrakturen im Regelfall auf Basis der bereits entstandenen ersten Frakturlinie gehandhabt werden, gibt es hier individuelle Therapien und Behandlungsmöglichkeiten.

Wichtig ist, dass - damit die Muskulatur nach der Ruhephase wieder gestärkt wird - der Patient physiotherapeutische Maßnahmen in Anspruch nimmt. Auch die Physiotherapie kann sehr wohl Refrakturen vorbeugen, da die Muskulatur in weiterer Folge gestärkt wird.


Vorbeugung

Liegen keine Frakturheilungsstörungen vor, die auf etwaigen Grunderkrankungen beruhen, sind Refrakturen im Regelfall zu verhindern. Da viele Refrakturen auf Grund einer zu frühen Belastung eintreten, kann die nochmalige Fraktur verhindert werden, wenn der Patient genügend Geduld aufbringt und den kompletten Heilungsprozess abwartet. Mitunter können auch physiotherapeutische Maßnahmen helfen; die Muskulatur wird durch die Übungen gestärkt, sodass weitere Frakturen in der Nähe der Bruchlinie beinahe zur Gänze ausgeschlossen werden können.

Nachsorge

Die Nachsorge der Refraktur kann längerfristig gestaltet sein, als die Nachsorge eines normalen Knochenbruchs. Hier ist vor allem auch die Ursache der Refraktur entscheidend. Es muss differenziert werden, ob es sich um eine Refraktur aufgrund einer zu frühen Belastung des Knochens beziehungsweise einer nicht ausreichenden Stabilisierung handelt oder aber der Refraktur eventuell andere Erkrankungen zugrunde liegen, die hier mit behandelt werden müssen, um eine vollständige Heilung des Knochenbruchs zu erreichen.

Dies kann in vielen Fällen zum Beispiel eine Osteoporose sein, die von einem fachkundigen Arzt entsprechend medikamentös behandelt werden müsste. Je nach Ursache ist die praktische Nachsorge vor allem auf die Kontrolle und Sicherung des Heilungsverlaufes der Refraktur ausgelegt. Ein Orthopäde kontrolliert dabei mittels Röntgenaufnahmen in angemessenen zeitlichen Intervallen den Zustand der Refraktur.

Insgesamt ist von einer längeren Ausheilungs- und Nachsorgephase auszugehen, als bei einem einmaligen Knochenbruch, auch wenn sich die Therapieformen an sich nicht unterscheiden. In einigen Fällen kann jedoch in der Akutbehandlung der Refraktur ein operativer Eingriff erforderlich gewesen sein, die Heilung der Operationswunde ist in der Nachsorge zusätzlich zu berücksichtigen. Wichtig ist auch die Aufklärung und Anleitung zu Verhaltensweisen des Patienten, um erneute Komplikationen bei der Ausheilung des Knochenbruchs, wie zu frühe Belastung, zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Ist es im Bereich einer älteren Fraktur zu einer neuen gekommen, kann das mehrere Gründe haben. Für die Patienten ist es wichtig, diese Gründe zu kennen, um Komplikationen oder gar einen erneuten Bruch zu vermeiden.

War zum Beispiel eine zu frühe Belastung des alten Bruchs der Grund für die neue Fraktur, ist es wichtig, dass der Patient diesen neuen Bruch sorgsamer ausheilen lässt. Möglicherweise hat aber auch der Arzt die Frakturheilung falsch eingeschätzt oder das Osteosynthesematerial wurde zu früh entfernt. In diesen Fällen wäre vielleicht ein Arztwechsel ratsam oder eine Zweitmeinung einzuholen.

Ist die Refraktur einer gestörten Wundheilung geschuldet, könnten unerkannte Erkrankungen dahinterstecken. Hier empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Hausarzt. Auch eine Osteoporose oder andere Knochenerkrankungen können die Refraktur verschuldet haben. Diese Erkrankungen müssen erkannt und behandelt werden. Für die Refraktur bedeuten sie meist, dass Materialien eingebracht werden, die den Knochen in Zukunft dauerhaft unterstützen sollen.

Gegen die Schmerzen und Schwellungen, die im allgemeinen mit Knochenbrüchen einhergehen, hilft Kühlung. Die Patienten versorgen die entsprechenden Stellen entweder mit Kühlkissen (Kalt-/Warm-Kompressen) oder machen kalte Wickel, beispielsweise mit Quark. Wurden die Kühlkissen in der Tiefkühltruhe gelagert, dürfen sie aber nicht direkt auf die Haut gelegt werden, da es sonst zu Kälteverbrennungen kommen kann.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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