Riesenzelltumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Riesenzelltumor wird ein Tumor am Knochen verstanden. Der Riesenzelltumor wird synonym auch mit dem medizinischen Fachbegriff Osteoklastom bezeichnet. Die Dignität des Tumors ist im überwiegenden Teil der Fälle nicht eindeutig. Der Name des Riesenzelltumors leitet sich von seinem unter dem Mikroskop sichtbaren typischen Aussehen ab. Hier zeigen sich große Zellen mit mehreren Kernen, die als Riesenzellen bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Riesenzelltumor?

evor klinische Untersuchungen durchgeführt werden, analysiert der Arzt die Krankengeschichte der betroffenen Person. Im Anschluss daran sind Röntgenuntersuchungen, eine Kernspintomographie sowie eine Biopsie möglich.
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Der Ursprung des Riesenzelltumors liegt in jenen Zellen, die sich zwischen den Riesenzellen befinden. Diese Zellen weisen Ähnlichkeiten zu Fibroblasten auf. In einigen Fällen kommt es zu Verwechslungen des Riesenzelltumors am Knochen mit einem Tumor an den Sehnenscheiden, der sich ebenfalls durch Riesenzellen auszeichnet.

Tatsächlich liegen jedoch zwei vollkommen verschiedene Krankheiten vor. Der Grad der Bösartigkeit des Tumors ist anhand der Mitosen und Zellen mit krankhaften Eigenschaften festzustellen. Ein Riesenzelltumor tritt häufig in den sogenannten Epiphysen auf, die sich im Inneren der langen Röhrenknochen befinden.

Dabei zeichnet sich der Tumor durch ein aggressives Wachstumsverhalten aus, weshalb er auch als semimaligne Erkrankung betrachtet wird. Oftmals kommt der Riesenzelltumor in der Nähe des Kniegelenks, des proximalen Humerus oder des distalen Radius vor. Circa jeder 7. Tumor an den Knochen, der einen benignen Charakter aufweist, ist ein Riesenzelltumor.

Ursachen

Die Ursachen, die zur Bildung von Riesenzelltumoren führen, sind nach dem heutigen Kenntnisstand der medizinischen Wissenschaft noch nicht vollständig geklärt. Zwar existieren diverse Theorien über potenzielle Gründe zur Entstehung des Tumors, jedoch liegen bisher keine gesicherten Aussagen vor. Mehrere Studien und Forschungsvorhaben arbeiten jedoch an der Aufklärung der Ursachen für Riesenzelltumoren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Riesenzelltumor geht mit verschiedenen Symptomen und Beschwerden einher, die sich je nach Einzelfall unterscheiden. So kommt es im Rahmen der Erkrankung zum Beispiel zu Schmerzen und Schwellungen im betroffenen Bereich. Auch sind pathologische Frakturen möglich, die durch den Riesenzelltumor begünstigt werden.

Im überwiegenden Teil der Fälle bilden sich Riesenzelltumoren im Bereich der Gliedmaßen. Lediglich in 25 Prozent der Fälle zeigen sich die Tumoren am Rumpf. Treten Riesenzelltumoren an den Extremitäten auf, beschränken sie sich in der Regel auf die Epiphyse an den großen Röhrenknochen. Dabei stellen sie eine der häufigsten nicht malignen Arten von Tumoren am Knochen dar.

Bedingt durch ihre Lokalisation in der Epiphyse kommen sie sehr oft in der Nähe der Gelenke vor, zum Beispiel am Kniegelenk. Im überwiegenden Teil der Fälle erkranken jugendliche Patienten oder junge Erwachsene an dieser besonderen Art von Knochentumor. Häufig vergeht viel Zeit, bevor der Riesenzelltumor entdeckt wird.

Denn Riesenzelltumoren wachsen grundsätzlich sehr langsam, selbst wenn es sich um aggressive Formen handelt. Auch lösen sie bei vielen Personen keine Schmerzen aus. Darüber hinaus führen Riesenzelltumoren nur in seltenen Fällen zur Ausbildung von Tochtergeschwülste an weiteren Körperbereichen. Allerdings wachsen Riesenzelltumoren häufig in das umgebende Gewebe ein.

Typisch ist auch, dass Riesenzelltumoren nach einer chirurgischen Entfernung dazu neigen, Rezidive zu bilden. Grundsätzlich sind die individuellen Symptome stark abhängig von der jeweiligen Lokalisation des Riesenzelltumors. So sind Schmerzen in den Gelenken möglich, wobei zum Teil auch die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Zudem treten in einigen Fällen Ergüsse in nahe gelegene Gelenke auf.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnose von Riesenzelltumoren stehen verschiedene untersuchungstechnische Optionen zur Verfügung. Es liegt im Ermessen des behandelnden Arztes, über deren Einsatz zu entscheiden. Bevor klinische Untersuchungen durchgeführt werden, analysiert der Arzt die Krankengeschichte der betroffenen Person.

Im Anschluss daran sind Röntgenuntersuchungen, eine Kernspintomographie sowie eine Biopsie möglich. In der Regel kommen stets bildgebende Verfahren zum Einsatz. Bei der Röntgenuntersuchung zeigen sich sogenannte osteolytische Bereiche, die auf den Riesenzelltumor hinweisen. Der Tumor führt zu einer Aufweitung des betroffenen Knochens, zudem treten unter Umständen Weichteilinfiltrationen auf.

Komplikationen

Der Riesenzelltumor ist in der Regel gutartig. Es treten sehr selten bösartige schwere Verläufe auf, die zum Tode führen. Allerdings kann der Tumor lokal aggressiv wachsen und das betroffene Knochengewebe beeinträchtigen. Dabei werden die Knochen aufgeweitet, was oft zu Gelenkschmerzen mit eingeschränkter Beweglichkeit, Schwellungen, Knochenfrakturen und Ergüssen in angrenzenden Gelenken führen kann.

Da der Riesenzelltumor zwar meist gutartig ist, aber eine lokale Zerstörung der Knochenstruktur verursachen kann, wird er teilweise auch als ein semimaligner Tumor bezeichnet. Die lokale Zerstörung der Knochen kann schwere Bewegungseinschränkungen hervorrufen, die manchmal nur noch durch den Einsatz künstlicher Gelenke behandelbar sind.

Zur Verhinderung dieser Langzeitfolgen sollte eine Behandlung frühzeitig durchgeführt werden. Im Rahmen der Therapie wird der Tumor durch Kürettage (Ausschabung) der Knochen entfernt. Allerdings kann es in circa 25 Prozent der Fälle zu einem Rezidiv kommen. Der Riesenzelltumor bildet unter Umständen auch Metastasen in der Lunge. Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten sind hier selbst die Metastasen gutartig.

Die Entstehung von Lungenmetastasen kommt aber nur sehr selten vor. Noch viel seltener werden Metastasen in anderen Organen beobachtet. Wie bereits erwähnt, entfaltet der Tumor seine zerstörerische Kraft meist nur lokal. Trotzdem kann in Einzelfällen der Tumor auch entarten und sich in ein malignes Sarkom verwandeln. In diesen wenigen Fällen ist die Prognose sehr schlecht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Schwellungen, eingeschränkte Beweglichkeit und wiederholte Frakturen auftreten, liegt unter Umständen ein Riesenzelltumor zugrunde. Ärztliche Hilfe ist nötig, wenn die Symptome nicht wieder abklingen oder gar stärker werden. Sollten starke Schmerzen oder ein Knochenbruch auftreten, gilt es, sofort den Arzt einzuschalten.

Menschen, bei denen typische Risikofaktoren wie eine ungesunde Ernährung, der Konsum von Nikotin oder ein geschwächtes Immunsystem vorliegen, müssen die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Wenn im Zusammenhang mit einer Prädisposition die genannten Beschwerden auftreten, empfiehlt sich ein zügiger Arztbesuch.

Der Riesenzelltumor wird vom Hausarzt oder einem Orthopäden abgeklärt. Je nach Symptombild können zudem Dermatologen, Internisten und Onkologen hinzugezogen werden. Die Behandlung erfolgt stationär in einem Krankenhaus. Anschließend wird der Arzt verschiedene Physiotherapeuten und gegebenenfalls auch alternative Mediziner einschalten, die den Patienten bei der Nachsorge unterstützen. Sollten nach der Genesung erneut ähnliche Symptome auftreten, muss der Arzt darüber informiert werden, um Komplikationen wie ein Rezidiv oder bleibende Knochenschäden abzuklären.

Behandlung & Therapie

Ein Riesenzelltumor lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen therapieren. Grundsätzlich hängt die Behandlung vom Alter des Patienten sowie dessen Krankengeschichte ab. Oftmals wird entweder eine Resektion oder eine Kürettage durchgeführt, wobei die betroffene Stelle mit Knochenzement aufgefüllt wird.

In einigen Fällen ist es notwendig, das erkrankte Gelenk zu ersetzen oder zu rekonstruieren. Grundsätzlich werden im Anschluss an chirurgische Eingriffe physiotherapeutische Sitzungen verordnet, um die Beweglichkeit und Muskelkraft wiederzuerlangen. In der Regel ist eine mehrjährige Nachsorge erforderlich, um mögliche Rezidive rasch zu erkennen.

In einigen Fällen kommen auch chemische Wirkstoffe wie zum Beispiel Phenol zum Einsatz, um sämtliche Tumorzellen zu beseitigen. Sehr selten, bei weniger als fünf Prozent aller betroffenen Personen, kommt es in Verbindung mit dem Riesenzelltumor zu einer Metastasierung. Diese betrifft im überwiegenden Teil der Fälle die Lunge.


Vorbeugung

Im Hinblick auf wirksame Maßnahmen und Methoden zur Prävention von Riesenzelltumoren sind nach dem heutigen Stand der medizinischen und pharmazeutischen Wissenschaft keine gesicherten Aussagen möglich. Dies liegt in erster Linie daran, dass bisher zu wenig über die Ursachen der Entstehung von Riesenzelltumoren bekannt ist.

Auch zeigen Riesenzelltumoren in zahlreichen Fällen über längere Zeit keine oder nur schwache Symptome und werden aus diesem Grund oft erst spät erkannt. Wichtig ist daher die rasche Abklärung von Beschwerden.

Nachsorge

Die Lokalisation des Riesenzelltumors hat Einfluss auf die notwendige Nachsorge. Riesenzelltumore kommen vor allem in epiphysären Regionen vor. Das heißt, dass sie gelenknah sind oder bis ins Gelenk vordringen. In 50 Prozent der Erkrankungen tritt der Tumor in der Knieregion auf. Die operative Entfernung der erkrankten Knochen- und Gelenksubstanz hat deshalb meist eine Einschränkung der Beweglichkeit zufolge.

Um die Beweglichkeit nach der Operation zu erhöhen und die Muskulatur zu kräftigen wird in der Regel eine Physiotherapie verschrieben. Riesenzelltumore haben eine Rezidivrate von 25 Prozent. Eine sorgfältige und regelmäßige Verlaufskontrolle durch einen Arzt über mehrere Jahre ist folglich angezeigt. Wurde die entfernte Knochensubstanz mit Knochenzement aufgefüllt, kann dieser in der Nachsorge ausgetauscht werden.

Dies ist dann möglich, wenn der Verlauf über mehrere Jahre kontrolliert wurde und die Gefahr eines Rezidivs als gering eingeschätzt wird. Auch der Erkrankte selbst kann Maßnahmen ergreifen, die einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Dazu gehört eine aufmerksame Selbstbeobachtung. Sollten ähnliche Symptome wie bei der Ersterkrankung erneut auftreten, sollte er bei einem Arzt vorstellig werden. Ein gesunder Lebenswandel ist anzuraten, um die Rezidivwahrscheinlichkeit zu senken. Der Erkrankte sollte sich ausgewogen ernähren, sich regelmäßig und ausreichend bewegen und seelischen Stress vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Ein Riesenzelltumor kann oft operativ entfernt werden. Der Patient muss in erster Linie die ärztlichen Vorgaben bezüglich Diät, Schonung und Medikamenten berücksichtigen. Zudem gilt es, in den Tagen nach einem Eingriff keine schweren Lasten zu heben. Bei einer erfolgreichen Operation ist eine rasche Genesung wahrscheinlich, insofern der Tumor noch nicht gestreut hat.

Um dies sicherzustellen, müssen ärztliche Verlaufskontrollen genutzt und körperliche Warnsignale abgeklärt werden. Ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Diät senkt das Risiko für eine Erkrankung. Entsprechende Umstellungen verbessern zudem die Lebensqualität und damit die seelische Gesundheit, welche nach einer Tumorerkrankung meist angeschlagen ist.

Begleitend dazu helfen Beratungsgespräche und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Riesenzelltumoren versprechen eine gute Prognose, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Deshalb liegt der Fokus der Behandlung auf regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.

Patienten, die infolge einer Operation Blutungen oder Schmerzen bemerken, sollten den Arzt konsultieren und über die Beschwerden und Symptome informieren. Selbiges gilt bei ungewöhnlichen Schmerzen in anderen Körperbereichen. Wenn der Verdacht besteht, dass sich ein Rezidiv gebildet hat, ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt.

Quellen

  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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