Onkologe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Tumorerkrankungen gehören zu den schwierigsten Disziplinen der Medizin. Mit seinen einschlägigen Fachkenntnissen befasst sich der Onkologe mit allen möglichen Krebsarten, um den besonderen Anforderungen der Betroffenen Rechnung tragen zu können.
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Was ist ein Onkologe?
Tumore können überall am menschlichen Körper auftauchen. Aufgrund der Komplexität der Erkrankungen würde es Mediziner aller Fachrichtungen schlechthin überfordern, von ihnen zusätzlich Kenntnisse über Tumorerkrankungen zu verlangen.
Aus diesem Grund wurde die Fachrichtung des Onkologen geschaffen, dessen Kompetenzbereich alle Krebsarten umfasst, unabhängig davon, wo sie am Körper auftauchen. Um die Befähigung zum Onkologen zu erwerben, müssen Mediziner zuvörderst das obligatorische Medizinstudium mit einer Regelstudienzeit von sechs Jahren und drei Monaten erfolgreich absolvieren. Daran schließt das Schwerpunktstudium zum Facharzt für innere Medizin an, die grundsätzlich weitere fünf Jahre beansprucht.
Da der Onkologe sich nicht auf die üblichen Tätigkeitsfelder der inneren Medizin, sondern schwerpunktmäßig auf Tumorerkrankungen spezialisieren möchte, strukturiert sich sein weiteres Studium zum Facharzt für innere Medizin anders.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch zeitlich gesehen erstreckt sich die Weiterbildung zum Facharzt für innere Medizin mit Schwerpunkt auf Onkologie um ein weiteres Jahr auf insgesamt sechs Jahren. Nach erfolgreichem Bestehen der Endprüfungen darf sich der Prüfling schließlich Facharzt für Onkologie oder kurz Onkologe nennen.
Ausbildung & Qualifikation
Ein Onkologe ist ein Facharzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen spezialisiert. Die Ausbildung beginnt mit einem Medizinstudium, das in der Regel sechs Jahre dauert und mit dem Staatsexamen abschließt. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums folgt eine fünf- bis sechsjährige Facharztausbildung in der Onkologie, während der die angehenden Onkologen praktische Erfahrungen sammeln und ihr Wissen in der Krebsmedizin vertiefen. Diese Ausbildung umfasst sowohl theoretische als auch praktische Aspekte der Onkologie, einschließlich Chemotherapie, Strahlentherapie und palliativer Versorgung.
Das Berufsbild eines Onkologen ist anspruchsvoll und erfordert nicht nur fundierte medizinische Kenntnisse, sondern auch eine hohe emotionale Intelligenz und Empathie, da der Umgang mit krebskranken Patienten oft belastend ist. Onkologen tragen eine große ethische Verantwortung, da sie Entscheidungen treffen müssen, die das Leben und die Lebensqualität ihrer Patienten erheblich beeinflussen können. Sie müssen in der Lage sein, komplexe medizinische Informationen verständlich zu vermitteln und Patienten sowie deren Familien in schwierigen Situationen zu unterstützen.
Der Unterschied zwischen einem Onkologen und anderen ähnlichen Berufsgruppen liegt in der Spezialisierung. Während ein Hämatologe sich hauptsächlich mit Blutkrankheiten befasst und ein Strahlentherapeut die Anwendung von Strahlentherapie zur Krebsbehandlung leitet, ist der Onkologe umfassend in der Behandlung aller Krebserkrankungen tätig. Dies umfasst die Diagnosestellung, die Festlegung des Behandlungsplans und die Durchführung der Therapie.
Aufgabenbereich
Der Aufgabenbereich eines Onkologen ist breit gefächert und umfasst eine Vielzahl von Tätigkeiten, die alle Aspekte der Krebsbehandlung und -vorsorge abdecken. Ein Onkologe spielt eine zentrale Rolle in der Diagnose, Behandlung, Überwachung und Unterstützung von Krebspatienten. Hier sind die Hauptaufgabenbereiche eines Onkologen:
Diagnosestellung:
Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben eines Onkologen ist die genaue Diagnose einer Krebserkrankung. Dies beinhaltet die Durchführung und Interpretation verschiedener diagnostischer Tests wie Blutuntersuchungen, Biopsien, Bildgebungsverfahren (z.B. CT, MRT, PET-Scans) und molekularen Tests. Der Onkologe analysiert diese Ergebnisse, um die Art, den Stadium und die Ausbreitung des Krebses zu bestimmen.
Behandlungsplanung:
Nach der Diagnose entwickelt der Onkologe einen individuellen Behandlungsplan für den Patienten. Dieser Plan kann eine oder mehrere der folgenden Therapien umfassen: Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie, Hormontherapie und gezielte Therapien. Der Onkologe koordiniert auch die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten wie Chirurgen, Radiologen und Pathologen, um einen ganzheitlichen Behandlungsansatz sicherzustellen.
Durchführung und Überwachung der Therapie:
Onkologen sind verantwortlich für die Durchführung der ausgewählten Therapien. Dies beinhaltet die Verschreibung und Verabreichung von Chemotherapeutika, die Überwachung von Nebenwirkungen und die Anpassung der Therapie bei Bedarf. Sie überwachen den Fortschritt der Behandlung durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Tests, um die Wirksamkeit zu beurteilen und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen.
Palliative Pflege:
Ein weiterer wichtiger Aspekt der onkologischen Versorgung ist die palliative Pflege, die darauf abzielt, die Lebensqualität von Patienten mit fortgeschrittenem oder unheilbarem Krebs zu verbessern. Onkologen arbeiten eng mit Palliativmedizinern zusammen, um Schmerzen und andere belastende Symptome zu lindern und den Patienten sowie ihren Familien emotionale Unterstützung zu bieten.
Nachsorge und Überwachung:
Nach Abschluss der Primärbehandlung bleiben Onkologen in der Regel eng in die Nachsorge involviert. Dies umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um ein Wiederauftreten des Krebses frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Nachsorge umfasst auch die Bewältigung von langfristigen Nebenwirkungen der Behandlung und die Unterstützung bei der Rehabilitation.
Forschung und klinische Studien:
Viele Onkologen sind auch in die Krebsforschung involviert, entweder durch Teilnahme an klinischen Studien oder durch eigene Forschungsprojekte. Sie tragen zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden bei und prüfen die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien. Die Teilnahme an klinischen Studien ermöglicht es Patienten, Zugang zu den neuesten und potenziell wirksameren Behandlungsmöglichkeiten zu erhalten.
Patientenaufklärung und Unterstützung:
Onkologen spielen eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung der Patienten über ihre Krankheit, die verfügbaren Behandlungsoptionen und die zu erwartenden Ergebnisse. Sie bieten Unterstützung und Beratung, um den Patienten bei der Entscheidungsfindung zu helfen und sicherzustellen, dass sie gut informierte Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung treffen können.
Multidisziplinäre Zusammenarbeit:
Krebserkrankungen erfordern oft die Zusammenarbeit eines Teams von Gesundheitsexperten. Onkologen koordinieren diese multidisziplinäre Zusammenarbeit, um eine umfassende und integrative Versorgung sicherzustellen. Sie arbeiten mit Chirurgen, Radiologen, Pathologen, Pflegekräften und anderen Fachleuten zusammen, um die bestmögliche Behandlung für ihre Patienten zu gewährleisten.
Zusammenfassend umfasst der Aufgabenbereich eines Onkologen eine Vielzahl von Aktivitäten, die alle Aspekte der Krebsbehandlung abdecken, von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge und Unterstützung.
Spezialisierungen
Onkologen haben nach ihrer Facharztausbildung verschiedene Möglichkeiten zur Weiterbildung und Spezialisierung, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen und spezifische Bereiche der Krebsbehandlung abzudecken. Eine der häufigsten Spezialisierungen ist die Hämatologie und internistische Onkologie, die sich auf Blutkrebserkrankungen und solide Tumore konzentriert. Diese Weiterbildung ermöglicht es Onkologen, sowohl in der Diagnose als auch in der Behandlung von Leukämien, Lymphomen und myeloproliferativen Erkrankungen sowie von verschiedenen soliden Tumoren versiert zu sein.
Eine weitere Spezialisierung ist die pädiatrische Onkologie, die sich auf die Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern konzentriert. Pädiatrische Onkologen benötigen spezielle Kenntnisse über die kindliche Entwicklung und die spezifischen Krebsarten, die im Kindesalter auftreten.
Onkologen können sich auch in der Strahlentherapie weiterbilden, um die Anwendung von Strahlenbehandlungen zur Bekämpfung von Krebs zu erlernen. Diese Spezialisierung umfasst sowohl die technische Anwendung von Strahlentherapie als auch die Planung und Durchführung komplexer Behandlungsregime.
Die chirurgische Onkologie ist eine weitere Option, bei der sich Onkologen auf die operative Entfernung von Tumoren spezialisieren. Diese Weiterbildung erfordert eine zusätzliche chirurgische Ausbildung und Kenntnisse in der onkologischen Chirurgie.
Zusätzlich können Onkologen sich in der Palliativmedizin weiterbilden, um sich auf die Betreuung von Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung zu spezialisieren und deren Lebensqualität zu verbessern, indem sie Schmerzen und andere belastende Symptome lindern.
Diese verschiedenen Spezialisierungen und Weiterbildungen ermöglichen es Onkologen, ihre Fachkenntnisse zu vertiefen und den individuellen Bedürfnissen ihrer Patienten besser gerecht zu werden.
Behandlungen
Der Onkologe bemüht sich hauptsächlich darum, dass sich erst gar kein Tumor bildet. Im Zentrum dieses Ziels steht die Herauskristallisierung von Risikogruppen. Es ist nachgewiesen, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen ein wesentlich höheres Risiko haben, in naher Zukunft möglicherweise Tumore zu entwickeln.
Genau hieran knüpft der Onkologe an. Durch seinen Versuch, Risikogruppen zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, kann die Zahl der Krebserkrankungen um ein großes Stück reduziert werden. Bei der Forschung nach möglichen Risikokriterien ist die Forschungseinrichtung "Deutsche Krebsforschungszentrum" mit Hauptsitz in Heidelberg von zentraler Bedeutung. Hier laufen nicht nur die praktischen Erkenntnisse einzelner Onkologen in Deutschland zusammen, sondern auch neue Erkenntnisse aus anderen Ländern, mit denen das Deutsche Krebsforschungszentrum kooperiert.
So fortschrittlich die derzeitige Forschung auch sein mag, gibt es bis dato nur wenige Mechanismen, Krebsbildungen erfolgreich vorzubeugen. Beispielsweise gibt es mit dem Gebärmutterhalskrebs bis heute nur eine einzige Krebsart, deren Entstehung durch ein von Menschen entwickeltes Vakzin vorgebeugt werden kann. In den meisten anderen Fällen beschränkt der Onkologe sich darauf, bereits bestehende Tumore zu behandeln, wofür ihm eine Vielzahl an unterschiedlichen Geräten zu Verfügung steht.
Diagnose- & Untersuchungsmethoden
Je nachdem, wie weit die Tumorbildung fortgeschritten ist, wählt der Onkologe den konkreten Behandlungsablauf. In konventioneller Hinsicht kommt die klassische chirurgische Entfernung des Tumors infrage, wobei der Onkologe an dieser Stelle mit einschlägig erfahrenen Chirurgen zusammenarbeitet, vor allen Dingen in solchen Fällen, in denen die Tumorentfernung sich als besonders kompliziert erweist.
In Fällen, in denen der Krebs noch nicht weit fortgeschritten ist und noch eine überschaubare Größe hat, entscheidet sich der Onkologe nicht selten für die sogenannte Strahlentherapie. Wie der Name es schon andeutet, wird der Tumor hier nicht operiert, sondern mithilfe von Strahlen vernichtet. Um den erwünschten Erfolg zu erreichen, werden Gamma-, Röntgen- sowie Elektronenstrahlen angewendet, die unter dem Begriff der ionisierenden Strahlen subsumiert werden.
Bei der Strahlentherapie nutzt der Onkologe den Umstand aus, dass Tumoren in der Regel deutlich strahlenempfindlicher sind, als das übrige, gesunde Gewebe. Auch hier nimmt der Onkologe die Arbeit nicht etwa selbstständig und alleine vor, sondern stets in Kooperation mit anderen Fachärzten und sogar mit Medizinphysikern.
Als weitere Behandlungsmöglichkeit durch den Onkologen kommt die Verabreichung von Medikamenten in Betracht, wie beispielsweise Zytostatika, die die weitere Zellteilung und damit Ausbreitung des Tumors verhindern.
Moderne Technologien und Hilfsmittel
Ein Onkologe verwendet eine Vielzahl von diagnostischen Geräten, Instrumenten und Ausrüstungen, um Krebs zu diagnostizieren und zu behandeln. Zu den wichtigsten gehören bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Geräte liefern detaillierte Bilder der inneren Strukturen des Körpers und helfen, Tumore zu lokalisieren und deren Größe und Ausbreitung zu beurteilen.
Ein weiteres häufig genutztes Gerät ist das Positronen-Emissions-Tomographie (PET)-Scan, oft in Kombination mit CT (PET-CT). Dieses Verfahren hilft, die Stoffwechselaktivität von Krebszellen zu bewerten und ist besonders nützlich für die Erkennung und Überwachung von Krebs.
Zur Diagnose und Biopsie von Tumoren verwendet ein Onkologe Nadeln, Endoskope und chirurgische Instrumente. Eine Feinnadelaspiration oder eine Kernbiopsie ermöglicht die Entnahme von Gewebeproben, die dann mikroskopisch untersucht werden, um die Krebsart zu bestimmen.
In der Behandlung kommen Chemotherapie-Infusionsgeräte und -pumpen zum Einsatz, die präzise Mengen von Chemotherapeutika an den Patienten abgeben. Strahlentherapiegeräte wie Linearbeschleuniger sind für die gezielte Bestrahlung von Tumoren unerlässlich.
Für die Überwachung der Blutwerte und die Erkennung von Tumormarkern werden Laborausstattungen wie Blutanalysatoren und Zentrifugen verwendet. Diese Geräte helfen, den Gesundheitszustand des Patienten zu überwachen und die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen.
Zusätzlich nutzt der Onkologe häufig softwaregestützte Systeme für die Planung und Simulation von Behandlungen, insbesondere in der Strahlentherapie, um die Präzision und Effektivität der Therapie zu maximieren.
Worauf sollte der Patient achten?
Die Frage, welcher Onkologe der passende ist, lässt sich wie bei allen medizinischen Fragen nicht pauschal sagen. Entscheidend sollte dabei nicht nur auf die fachliche Kompetenz des Onkologen sein, sondern auch die zwischenmenschliche Ebene.
Gerade bei schweren Erkrankungen von Krebskranken ist eine besondere Herangehensweise unabdingbar. Ferner ist die Vernetzung des Onkologen wichtig. Da er in den meisten Bereichen nur in Zusammenarbeit mit anderen Ärzten optimale Ergebnisse erzielen kann, sollten Patienten auf die Vernetzung ihres behandelnden Arztes achten, beispielsweise in welchen Verbänden er Mitglied ist und ob die Krankenhäuser, mit denen er kooperiert, einen ebenso guten Ruf wie er selbst haben.