Rifttalfieber
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Rifttalfieber handelt es sich um eine Zoonose, deren Auslöser in Phleboviren liegt. Die Abkürzung des Rifttalfiebers lautet RVF und leitet sich vom englischen Begriff ‚Rift valley fever‘ ab. Das Rifttalfieber kommt vor allem bei Wiederkäuern als hämorrhagisches Fieber vor und ist auf den Menschen übertragbar. Dabei leiden die Patienten an grippeartigen Symptomen, die unter Umständen zum Tod führen.
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Was ist Rifttalfieber?
Die Erstbeschreibung des Rifttalfiebers erfolgte im Jahr 1913 im Rifttal in Kenia. Grundsätzlich übertragen Phleboviren das Rifttalfieber. Es handelt es sich um eine infektiöse Krankheit bei Wiederkäuern, die sich in der Form eines hämorrhagischen Fiebers mitunter auch beim Menschen zeigt. 1931 entwickelte sich eine erste Epidemie des Rifttalfiebers, nach der sich die Krankheit in ganz Afrika verbreitet hat.
Lediglich in der Sahara und nördlich der Wüste kommt das Rifttalfieber kaum vor. Als das Rifttalfieber im Jahr 2000 erstmals auf der Arabischen Halbinsel vorkam, endete die Krankheit für über 160 Personen tödlich. Das Virus des Rifttalfiebers befällt normalerweise nur Wiederkäuer wie Rinder, Schafe, Ziegen und Kamele. Durch spezielle Vektoren ist das Rifttalfieber allerdings auch auf den Menschen übertragbar, etwa durch Stechmücken der Gattungen Aedes oder Culex. Im europäischen Raum ist das Rifttalfieber bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgekommen.
Ursachen
Neben einer Infektion über Steckmücken erkranken einige Menschen auch durch Kontakt mit erkrankten Wiederkäuern am Rifttalfieber. Einem besonderen Risiko sind Personen ausgesetzt, die in den Hauptverbreitungsgebieten des Rifttalfiebers leben oder dorthin reisen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung am Rifttalfieber erhöht sich durch den Kontakt oder Verzehr von rohem Fleisch, Blut oder Kot der infizierten Tiere.
Zudem stecken sich einige Patienten über Keime in der Luft am Rifttalfieber an. Außerdem ist eine Übertragung des Rifttalfiebers zwischen Menschen durch den Austausch von Blut möglich. Aus diesem Grund ist eine Behandlung der Patienten in strenger Quarantäne erforderlich.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Rifttalfieber äußert sich beim Menschen in tendenziell unspezifischen Symptomen, die denen einer Grippeerkrankung ähneln. Die Beschwerden des Rifttalfiebers beginnen meist nach einer Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen nach der Infektion mit dem Erreger. So leiden die Patienten infolge des Rifttalfiebers an Kopfschmerzen und Muskeln, einer erhöhten Körpertemperatur sowie Übelkeit.
Mitunter ergeben sich durch das Rifttalfieber schwerwiegende Verläufe, bei denen die Personen an einer Meningitis, Hepatitis oder Enzephalitis erkranken. Zudem entwickeln einige Menschen durch das Rifttalfieber ein hämorrhagisches Fieber und eine Retinitis. In schweren Fällen erblinden die Patienten durch das Rifttalfieber. Grundsätzlich kommt das Rifttalfieber beim Menschen vor allem im Rahmen von Epidemien bei Tieren vor.
Die Patienten infizieren sich entweder über die Luft oder durch Kontakt zu kranken Wiederkäuern. Etwa ein Prozent der erkrankten Personen entwickelt einige Tage nach Beginn des Rifttalfiebers ein schweres hämorrhagisches Fieber sowie eine Hepatitis. An den Komplikationen versterben zahlreiche Menschen. Klingt das Fieber ab, entwickeln sich bei einigen Personen eine tödlich verlaufende Entzündung der Hirnhaut sowie eine Netzhautentzündung.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose des Rifttalfiebers ist von einem Facharzt zu stellen, beispielsweise von einem auf Tropenkrankheiten oder Zoonosen spezialisierten Arzt. Die Anamnese des Patienten berücksichtigt einen möglichen Kontakt zu infizierten Tieren sowie Aufenthalte in Risikogebieten des Rifttalfiebers. Bei der klinischen Untersuchung der am Rifttalfieber erkrankten Personen spielen Blutanalysen eine wichtige Rolle.
Ab dem vierten Tag nach Beginn des Rifttalfiebers ist eine Infektionsserologie durchführbar. Dabei weist der Arzt das Virus sowie die entsprechenden Antikörper nach. Auf diese Weise ist eine relativ sichere Diagnose des Rifttalfiebers möglich.
Komplikationen
Die Hepatitis kann unter anderem Leberzirrhose und Leberkrebs hervorrufen, während die Enzephalitis meist zu Krampfanfällen oder zu einer Schwellung des Gehirns führt. In schweren Fällen kann das Rifttalfieber ein hämorrhagisches Fieber und eine Retinitis (Entzündung der Augennetzhaut) nach sich ziehen. Bei vielen Menschen verlaufen diese Komplikationen tödlich. Die Behandlung via Ribavirin ist mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden.
Häufige Beschwerden sind Hautausschläge, Rötung und Schwellung der Haut sowie eine leichte Verkrampfung der Atemmuskulatur. Seltener treten Kopfschmerzen, Atemnot, eine beschleunigte oder verlangsamte Atmung, Husten oder eine leichte Blutarmut auf. In Einzelfällen kann es zu schwerer Blutarmut kommen. In Kombination mit anderen Präparaten wie Interferon alpha 2b können außerdem Mundtrockenheit, Muskel-, Knochen- und Gelenkbeschwerden sowie eine Reihe anderer Wechselwirkungen auftreten. Bei Kindern können Wachstumsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, Abgeschlagenheit und bei bestehenden Herzkrankheiten Störungen der Herzfunktion auftreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei schleimig-eitrigem Nasenausfluss, Fieber und Durchfall liegt womöglich das Rifttalfieber zugrunde. Wenn die genannten Symptome nach dem direkten Kontakt mit infizierten Tieren auftreten (etwa bei der Schlachtung) muss ein Arzt konsultiert werden. Spätestens, wenn ein ausgeprägtes hämorrhagisches Fieber auftritt, ist medizinischer Rat gefragt. Die Erkrankung kann unbehandelt tödlich verlaufen. Deshalb müssen Fiebersymptome, die auf ein ernstes Leiden hindeuten, untersucht und behandelt werden. Bei Sehbeschwerden oder Anzeichen einer Hirnhautentzündung ist umgehend der Notarzt zu rufen.
Der Patient schwebt in akuter Lebensgefahr und bedarf einer sofortigen intensivmedizinischen Behandlung. Das Rifttalfieber wird von einem Internisten oder einem Facharzt für Zoonosen behandelt. Eine ärztliche Abklärung ist auch aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und der daraus resultierenden Anzeigepflicht notwendig. Risikopatienten wie Schlachter oder Hirten sollten besonders gut auf etwaige Anzeichen einer Erkrankung achten und im Zweifelsfall den Hausarzt aufsuchen. Besonders gefährdet sind Menschen, die sich in Risikogebieten wie Senegal, Ägypten, Kenia, Sudan, Namibia oder Saudi-Arabien aufhalten.
Behandlung & Therapie
Die Erkrankung am Rifttalfieber ist grundsätzlich meldepflichtig, sowohl bei einem Vorkommen beim Tier als auch beim Menschen. Aktuell existieren noch keine Möglichkeiten, das Rifttalfieber bei erkrankten Personen zu heilen. In Tierexperimenten hat der medizinische Wirkstoff Ribavirin eine gewisse Wirksamkeit gezeigt.
Prinzipiell ist es für Reisende in Risikogebieten empfehlenswert, eine Expositionsprophylaxe durchzuführen und damit dem Rifttalfieber vorzubeugen. Dementsprechend ist die Verwendung von Insektenabwehrmitteln sowie schützender Kleidung anzuraten. Zwar existieren bereits Impfstoffe gegen das Rifttalfieber mit relativ guter Wirksamkeit. Deren Einsatz ist bisher jedoch in Deutschland nicht erlaubt.
Hinsichtlich der fehlenden kurativen Therapiemöglichkeiten erfolgt die Behandlung des Rifttalfiebers in erster Linie symptomatisch. Bei schweren Ausprägungen des Rifttalfiebers erhalten die Patienten das antibiotische Arzneimittel Ribavirin.
Vorbeugung
Eine sichere Prävention des Rifttalfiebers ist nicht möglich. Allerdings lässt sich dem Rifttalfieber durch bestimmte Vorkehrungen teilweise vorbeugen. So ist eine Expositionsprophylaxe für Menschen in den Endemieregionen von großer Bedeutung. Neben einem Schutz vor Stechmücken durch Insektenabwehrmittel und lange Kleidung ist auch der Kontakt zu kranken Wiederkäuern zu vermeiden. Auch das Berühren oder Verzehren von rohem Fleisch und Blut sind nicht zu empfehlen. Impfstoffe gegen das Rifttalfieber sind vorhanden, aktuell aber noch nicht in Deutschland einsetzbar.
Nachsorge
Das Rifttalfieber zählt zur Gruppe der Tropenkrankheiten. Sowohl Rinder als auch Menschen können daran erkranken. Deutschland gehört nicht zu den betroffenen Gebieten, mögliche vereinzelt auftretende Fälle werden von Einreisenden hervorgerufen und sind meldepflichtig. Das Fieber kann einen tödlichen Verlauf annehmen. Aus diesem Grund ist eine Nachsorge nötig.
Folgeschäden wie Erblindung oder eine Hirnhautentzündung müssen durch eine konsequente nachsorgende Behandlung abgewandt werden. Will ein Tourist in eine betroffene Region wie Afrika oder die arabische Halbinsel einreisen, ist keine Nachsorge, sondern eine Vorsorge sinnvoll. Vor der Reise wird eine prophylaktische Therapie durchgeführt. Es ist nach dem derzeitigen Forschungsstand nicht möglich, das Rifttalfieber medizinisch zu heilen, die Symptome müssen von selbst nachlassen.
Dennoch sind Methoden zur Erhaltung der Vitalfunktionen notwendig. Gleichzeitige Beschwerdenlinderung ist ebenfalls ratsam, sie hängt vom Schweregrad der Symptome ab. Einige Betroffene sind beschwerdefrei oder leiden an nur leichtem Fieber, bei anderen entwickelt sich die Krankheit lebensgefährlich. Durchschnittliche Dauer des Rifttalfiebers liegt bei einer Woche.
Im Rahmen der Nachsorge wird der Patient stabilisiert, eine Nachsorge nach einem ausgeheilten Fieber ist hingegen nicht sinnvoll. Vorbeugende Verfahren können vor einer erneuten Ansteckung schützen und sollten daher unter ärztlicher Kontrolle angewandt werden.
Das können Sie selbst tun
Wenn Anzeichen des Rifttalfiebers bemerkt werden, sollte zunächst der Arzt konsultiert werden. Das Leiden ist anzeigepflichtig und sollte umgehend gemeldet und behandelt werden.
Begleitend zur ärztlichen Behandlung sollte der Patient sich ausruhen und auf eine schonende Ernährung achten. Luftige, atmungsaktive Kleidung wirkt dem Fieber entgegen. Die Diät sollte aus leichter Kost bestehen, etwa gedämpftes Gemüse oder Suppe, damit der Kreislauf entlastet wird. Als Faustregel gilt, dass pro Grad Temperaturerhöhung ein Liter Flüssigkeit zusätzlich getrunken werden muss. Da die Fiebererkrankung meist mit Erbrechen und Durchfall einhergeht, ist es auch wichtig, ausreichend zu trinken. Die Körpertemperatur wird durch kühlende Umschläge reguliert. Bei Kopfschmerzen bieten sich homöopathische Präparate an. Nach den ersten Tagen darf das Bett verlassen werden. Dann helfen moderate Bewegung und die Vermeidung von Stress dabei, das Leiden zügig auszukurieren. Begleitend dazu gilt weiterhin Schonung.
Sollten die Symptome stärker werden, muss der Arzt informiert werden. Die Zoonose kann in seltenen Fällen tödlich verlaufen. Deshalb sollten ungewöhnliche Beschwerden in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden. Wenn das Leiden wiederholt auftritt, ist außerdem Ursachenforschung angezeigt. Womöglich wird das Rifttalfieber durch ein erkranktes Tier in der Umgebung übertragen oder es liegt eine Immunschwäche vor, die das Risiko für derartige Erkrankungen erhöht.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004