Ringelröteln (Erythema infectiosum)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die zu den Kinderkrankheiten gehörenden Ringelröteln (Erythema infectiosum) sind eine von mehreren möglichen Manifestationen einer Infektion durch den Erythrovirus (Parvovirus B19). Nicht zu verwechseln sind die relativ harmlosen Ringelröteln mit den Röteln (Rubella).

Inhaltsverzeichnis

Was sind Ringelröteln?

Kinder leiden häufig an Ringelröteln.

Ringelröteln sind eine häufige und hoch ansteckende Erkrankung vornehmlich in der Kindheit, an der auch Erwachsene erkranken können. Charakteristisch für die Ringelröteln ist der markante, sich schmetterlingsförmig über die Wangen ausbreitende, hochrote Gesichtsausschlag.

Die historische Bezeichnung der Ringelröteln als „fünfte Krankheit“ ist heute vor allem im englischen Sprachraum gebräuchlich und stammt aus der ursprünglichen Katalogisierung von Kinderkrankheiten, die mit einem Hautausschlag verbunden sind. Bei den meisten Kindern ist der Krankheitsverlauf der Ringelröteln mild und erfordert wenig Behandlung, kann bei einer Erkrankung im Erwachsenenalter jedoch erhebliche Komplikationen auslösen.

Typischerweise sind vor allem Kinder im Alter von 5-15 Jahren betroffen. Bis zum Erreichen des Erwachsenenalters ist davon auszugehen, dass die Hälfte der Heranwachsenden über einen Kontakt mit Ringelröteln immunisiert ist.

Ursachen

Verursacht werden die Ringelröteln durch den menschlichen Erythrovirus. Dieses humanpathogene Virus ist so klein, das es lediglich aus einem DNA-Strang besteht. Es konnte erst 1981 als Auslöser der Ringelröteln verifiziert werden. Das Erythrovirus vermehrt sich im Knochenmark über sogenannte Vorläuferzellen roter Blutkörperchen und wird über Sekrete der Atemwege (Speichel oder Nasenschleim) übertragen.

Eine Ansteckung mit Ringelröteln kann auch durch direkten Kontakt mit infizierten Personen ausgelöst werden. Die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten von Symptomen (Inkubationszeit) liegt bei Ringelröteln in der Regel zwischen 4 und 21 Tagen. Ansteckungsgefahr besteht vor allem in den Tagen vor Ausbruch der Symptome.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Erkrankung verläuft in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich, manche Menschen bleiben ohne Symptome und merken gar nicht, dass sie infiziert sind. Der girlandenförmige Hautausschlag ist das typischste Zeichen für Ringelröteln, auch wenn er nicht bei allen Patienten auftritt. Man nennt ihn auch Kinderrotlauf. Er bildet sich etwa vier bis vierzehn Tage nach der Ansteckung.

Er breitet sich auf den Wangen und der Stirn wellenförmig aus, die Region um den Mund befällt er nicht. Man spricht auch von schmetterlingsförmigem Ausschlag, weil er sich symmetrisch in dem Areal um die Nase in einer Form abzeichnet, die an einen Schmetterling erinnert. Am übrigen Körper zeigt er sich besonders auf Beinen, Armen und dem Gesäß.

Ein paar Tage nach seinem Entstehen verblasst der Ausschlag wieder; kann aber über einen längeren Zeitraum wiederholt neu aufflammen. Sonneneinstrahlung oder Hitze begünstigt dieses erneute Ausbrechen. In der Regel machen die roten Flecken keine Beschwerden, bei manchen Menschen verursachen sie Juckreiz.

Zusätzlich können grippeähnliche Symptome auftreten. Der Patient fühlt sich krank, ist müde und manchmal hat er Fieber. Da der Virus auch Blutarmut (Anämie) auslöst, wird die Haut blass. Der Puls kann sich erhöhen, da das Herz mehr arbeiten muss, um den Körper trotz der Anämie ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.

Diagnose & Verlauf

Die meisten Menschen mit Ringelröteln haben keine Anzeichen oder Symptome. Wenn Symptome auftreten, variieren sie stark in Abhängigkeit vom Alter der erkrankten Person. Frühe Anzeichen und Symptome der Ringelröteln bei Kindern können Halsschmerzen, leichtes Fieber, Magenverstimmung, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Juckreiz sein. Einige Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome der Ringelröteln kann ein ausgeprägter leuchtend roter Ausschlag im Gesicht erscheinen, der sich in der Regel auf beide Wangen erstreckt.

Im weiteren Verlauf erstreckt sich der rosafarbene und leicht erhabene Ausschlag auf Arme, Rumpf, Oberschenkel oder Gesäß und läutet bereits die letzte Phase der Ringelröteln ein. Der leicht flüchtige Hautausschlag kann mehrere Wochen in Erscheinung bleiben. Erwachsene mit Ringelröteln entwickeln den charakteristischen Wangenausschlag in der Regel nicht. Stattdessen treten vor allem Gelenkschmerzen in den Händen, Handgelenken, Knien oder den Knöcheln auf, die mehrere Wochen anhalten können.

Komplikationen

Bei gesunden Menschen sind nur selten Komplikationen bei einer Ringelrötel-Erkrankung zu befürchten. Gefahr besteht jedoch mitunter für schwangere Frauen und Menschen, die unter Immunschwäche leiden.

Eine mögliche Komplikation des Erythema infectiosum ist eine Beteiligung der Gelenke. Bemerkbar macht sie sich durch schmerzhafte Gelenkentzündungen, die insbesondere an den kleinen Gelenken auftreten. Besonders betroffen von dieser Auswirkung sind junge Frauen und Mädchen. Die Dauer der Symptome schwankt zwischen zwei Wochen und einigen Monaten. Im weiteren Verlauf bilden sie sich auch ohne eine Therapie wieder zurück.

Einige Komplikationen der Ringelröteln entstehen dadurch, weil die Viren es speziell auf Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und deren Vorläuferzellen abgesehen haben. Leidet ein Patient zur selben Zeit unter einer hämolytischen Anämie (Blutarmut), drohen aplastische Krisen. In deren Verlauf kann das Knochenmark des Betroffenen zeitweilig keine roten Blutzellen mehr herstellen. Verantwortlich dafür ist das Parvovirus B19. Oftmals gilt die aplastische Krise als erstes Indiz für eine Kugelzellenanämie.

Liegen angeborene oder im Laufe des Lebens erworbene Immunsystemdefekte vor, hat dies eine Störung beim Auslöschen des Ringelrötelvirus zur Folge. Die Auswirkung davon ist oftmals eine chronisch rezidivierende Anämie. Als typischer Hinweis gilt, dass sich bei den betroffenen Personen keine spezifischen Antikörper, die sich gegen das Parvovirus B19 richten, nachweisen lassen.

Gefahr besteht auch in der Schwangerschaft. So befällt in einem Drittel aller Schwangerschaften das Virus den Mutterkuchen, sodass seine Übertragung auf das ungeborene Kind erfolgt und eine schwere Blutarmut droht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Ringelröteln ist oft keine Behandlung notwendig. Die Beschwerden klingen innerhalb von sieben bis vierzehn Tagen von selbst ab, ohne dass weitere Komplikatioen zu befürchten sind. Bei Fieber und grippeähnlichen Symptomen wie Gelenkschmerzen oder Übelkeit empfiehlt sich ein Arztbesuch. Wenn sich zwei bis fünf Tage nach diesen Beschwerden der charakteristische Ausschlag einstellt, muss noch am selben Tag ein Arzt konsultiert werden. Eine Ringelröteln-Infektion während der Schwangerschaft bedarf einer medizinischen Abklärung. Der Arzt wird eine Ultraschalluntersuchung durchführen und prüfen, ob das Kind von der Erkrankung betroffen ist.

Auch Menschen mit einer hämolytischen Anämie oder einer Abwehrschwäche zählen zu den Risikogruppen und sollten den Arzt einschalten, wenn die beschriebenen Krankheitszeichen auftreten. Ringelröteln können nur einmal auftreten, da der Körper bei der ersten Infektion Langzeitantikörper bildet. Sollte es erneut zu ähnlichen Beschwerden kommen, liegt womöglich eine andere Erkrankung zugrunde, die ärztlich abzuklären ist. Ringelröteln werden vom Hausarzt oder Kinderarzt behandelt. Wenn das Leiden im Zusammenhang mit einer bestehenden Erkrankung auftritt, ist der zuständige Facharzt der richtige Ansprechpartner.

Behandlung & Therapie

Da die Ringelröteln eine relativ harmlose Erkrankung sind, ist bei Erkrankung im Kindesalter in der Regel kein Arztbesuch notwendig. In diesem Fall ist eine Selbstbehandlung der Ringelröteln zu Hause ausreichend und dient in erster Linie der Linderung der Symptome. Da Kinderkrankheiten einen wichtigen Entwicklungsschub mit sich bringen, sollte sichergestellt werden, dass das Kind ausreichend trinkt und viel Ruhe hat. Bei höherem Fieber oder Schmerzen helfen lauwarme Wadenwickel oder die Gabe von Paracetamol.

Leidet das Kind oder jemand in der Familie an einer schweren Grunderkrankung, die das Risiko von Komplikationen infolge der Ringelröteln erhöhen kann, muss kurzfristig ein Arzt konsultiert werden. Da die Ringelröteln auslösenden Viren vor allem die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen befallen, sind Menschen mit Anämie besonders gefährdet. Im schlimmsten Fall kann eine aplastische Krise ausgelöst werden. Diese Patienten müssen eventuell stationär aufgenommen werden und erhalten Bluttransfusionen.

Erkrankte Personen mit einem geschwächten Immunsystem (z.B. AIDS oder nach Organtransplantationen) erhalten über Immunglobulin-Injektionen Antikörper, um die Ringelröteln zu behandeln. Eine Infektion mit Ringelröteln in der ersten Hälfte der Schwangerschaft kann mit einer direkten Bluttransfusion zum Fötus oder Medikamenten, die die Plazenta passieren, behandelt werden.


Vorbeugung

Infolge einer Infektion mit Ringelröteln wird eine lebenslange Immunität erworben. Da es keine vorbeugende Impfung gegen Ringelröteln gibt, sind die üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen oder der Gebrauch unbenutzter Taschentücher zur Prävention angezeigt.

Nachsorge

Eine Ringelröten-Infektion heilt in der Regel binnen weniger Tage vollständig aus und bedarf daher keiner besonderen Nachsorgemaßnahmen. Mit dem Abklingen des Ausschlags und der anderen typischen Symptome wie Fieber, Muskel-, Kopf- und Gelenkschmerzen nach circa sieben bis zehn Tagen können Patienten bedenkenlos wieder ihre gewohnten Tätigkeiten aufnehmen. Um einer Überbelastung des Körpers vorzubeugen, sollte der Allgemeinzustand des Patienten berücksichtigt werden.

Sportliche Aktivitäten sollten schrittweise wieder gesteigert werden. Länger anhaltende Nachwirkungen sind in der Regel höchstens infolge des zurückgehenden Hautausschlags zu erwarten. Kommt es zu vermehrtem Juckreiz oder leiden Betroffene unter schuppiger Haut, können gewöhnliche Hautpflegeprodukte diese Beschwerden lindern. Auch diese Hautreaktionen verschwinden jedoch meist nach kurzer Zeit von alleine.

Ergaben sich im Krankheitsverlauf schwerwiegende Komplikationen, die nach ärztlicher Anweisung mit Medikamenten behandelt wurden, sind darüber hinaus gegebenenfalls besondere Maßnahmen erforderlich. Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder mit Blutarmut sollten sich an den individuellen Vorgaben ihres Arztes orientieren.

Unter Umständen müssen sie längere Regenerationszeiten mit körperlicher Schonung berücksichtigen. Auch Schwangere sollten sich als Risikopatienten streng nach den Empfehlungen ihres Arztes richten. Ist die Ringelröten-Infektion einmal ausgeheilt, können sich Patienten nicht mehr erneut anstecken. Sie sind lebenslang immun gegen die Krankheit.

Das können Sie selbst tun

Ringelröteln können bislang nicht gezielt behandelt werden, heilen aber zumeist von selbst aus. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme besteht darin, sich zu schonen und die ärztlich verordneten Medikamente einzunehmen.

Wenn das Kind an einer Ringelröten-Infektion leidet, müssen die Eltern dem Kind ausreichend Flüssigkeit und Schonkost zur Verfügung stellen. Ein bewährtes Hausmittel gegen den Juckreiz sind kühlende Umschläge. Alternativ bieten sich fetthaltige Cremes aus der Apotheke an. Zudem sollte der Erkrankte nicht in Kontakt mit gesunden Personen kommen. Es empfiehlt sich, das Kind gut zu beobachten, damit bei etwaigen Komplikationen umgehend die notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden können. Hohes Fieber, starker Juckreiz und anhaltende Magen-Darm-Beschwerden bedürfen einer ärztlichen Abklärung. Sollten die Ringelröteln nicht innerhalb von zwei Wochen abklingen, ist ebenfalls ein Arztbesuch vonnöten.

Wenn die Ringelröteln-Infektion während der Schwangerschaft auftritt, müssen regelmäßige Verlaufskontrollen in Anspruch genommen werden. Der Arzt stellt durch eine Ultraschalluntersuchung fest, ob der Erreger auf das Ungeborene übergegangen ist und kann notfalls eine geeignete Therapie einleiten. Patienten mit einem gestörten Immunsystem müssen mit speziellen Antikörpern versorgt werden, insofern eine chronische Blutarmut vorliegt.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Muntau, A.C.: Intensivkurs Pädiatrie. Urban & Fischer, München 2011

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