Rotavirus-Infektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Rotavirus-Infektion
Die Rotavirus-Infektion ist eine hoch ansteckende Erkrankung, von der besonders häufig Kinder unter fünf Jahren betroffen sind. Rotaviren bewirken Durchfallerkrankungen, die sowohl sehr milde verlaufen als auch schwere Komplikationen verursachen können. Rotavirus-Infektionen sind in Deutschland meldepflichtig.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Rotavirus-Infektion?
Eine Rotavirus-Infektion wird von den sogenannten Rotaviren verursacht. Der Name „Rota“ kommt vom Aussehen der Viren, denn sie sind rund wie ein Rad (lat. rota= das Rad). Die Rotavirus-Infektion gehört zu den Magen-Darm-Erkrankungen.
Die Viren können schwerste Durchfälle mit hohem Flüssigkeitsverlust verursachen. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern kann dies zu gefährlichen Zuständen führen. In Ländern der Dritten Welt verlaufen Rotavirus-Infektionen häufig tödlich. Von den 100 Mio. Kindern, die jährlich in diesen Ländern erkranken, sterben vermutlich mindestens 600.000.
Von Rotavirus-Infektionen können jedoch auch Erwachsene betroffen sein. Häufig erfolgt die Ansteckung über infizierte Kinder. Besonders für ältere Menschen ist die Erkrankung gefährlich und in Seniorenheimen sind Rotavirus-Infektionen sehr gefürchtet. Genauso wie bei Kindern kann die Krankheit bei alten und geschwächten Menschen durch den hohen Flüssigkeitsverlust Komplikationen verursachen und einen tödlichen Verlauf nehmen.
Ursachen
Die Viren werden von erkrankten Personen über den Darm wieder ausgeschieden. In jedem Stuhl von befallenen Patienten befinden sich Milliarden von Viren. Die Erreger sind so hochansteckend, da sie auch ohne Wirt sehr lange überleben können. Sie hängen an Toiletten, an Waschbecken und Türklinken, an Spielzeug und Geschirr, aber auch an den Händen von Erkrankten und werden so weitergegeben. Man spricht hier von Schmierinfektion.
Auch über Trinkwasser und Lebensmittel oder über das Wasser in Schwimmbädern kann der Erreger übertragen werden. Ist die Krankheit in einer Institution, wie einem Kindergarten oder Seniorenheim, ausgebrochen, so ist es äußerst schwierig die Ansteckung unter den Personen zu verhindern.
Es gibt zudem noch verschiedene Arten von Rotaviren, in Europa treten fünf verschiedene Typen auf. Ist man einmal an einer Rotavirus-Infektion erkrankt, so ist man nur kurze Zeit immun und nur gegen diesen einen Typ, der einen befallen hat.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Rotavirus-Infektion ist die häufigste Durchfallerkrankung, welche bei Kindern weltweit beobachtet wird. Das Rotavirus ist besonders für Babys und Kleinkinder gefährlich. In Deutschland kommt es, in Verbindung mit der Krankheit, jedoch kaum zu Todesfällen. Besonders in den Wintermonaten verbreitet sich das hochansteckende Virus.
Nach einer Infektion vergehen etwa drei Tage, bis die typischen Symptome auftreten. Neben starkem Durchfall und Erbrechen tritt auch Fieber auf. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung vergleichsweise harmlos. Die Infektion äußert sich zunächst durch leichten und wässrigen Durchfall. Die Symptome verschlimmern sich jedoch zusehends.
Starke Magenschmerzen sind begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Bei Kindern kommt oft hohes Fieber dazu. Den Patienten fehlt der Appetit und aufgenommene Nahrung wird wieder erbrochen. Besonders bei Kleinkindern tritt ein rascher Flüssigkeitsverlust ein. Besonders durch das hohe Fieber geht viel Flüssigkeit verloren.
Ein Teil der Betroffenen klagt auch über Symptome, welche an eine Grippe denken lassen. So kann die Rotavirus-Infektion von Husten oder Gliederschmerzen begleitet sein. Die Symptome schwächen sich nach etwa fünf Tagen ab. Das Virus bleibt bis etwa zehn Tage nach der Infektion hochansteckend und wird über den Stuhl ausgeschieden.
Diagnose & Verlauf
Eine Rotavirus-Infektion kann sehr unterschiedlich verlaufen. Geschwächte Personen, alte Menschen oder Kleinkinder zeigen oft schwerere Symptome als ältere Kinder oder junge Erwachsene. Die Krankheit beginnt meist mit Durchfällen, die schnell wässrig werden. Dazu kommen Übelkeit, Erbrechen, krampfartige Bauchschmerzen und Fieber.
Manche Patienten leiden unter Atembeschwerden. Verlieren die Betroffenen durch die wässrigen Durchfälle zu viel Flüssigkeit, so besteht die akute Gefahr der Austrocknung (Dehydratation). Die ersten Anzeichen eines solchen extremen Flüssigkeitsmangels im Körper sind Kopfschmerzen, großer Durst, trockener Mund und ausgetrocknete Schleimhäute. Die Patienten müssen kein oder nur sehr wenig Urin ausscheiden.
Dazu kann eine gewisse Verwirrtheit auftreten. Ein Verdacht auf die Diagnose Rotavirus-Infektion wird allein durch die Art der Symptome nicht aufkommen, da sie ähnlich wie die einer harmlosen Darminfektion sind. Wenn jedoch typischerweise sehr viele Menschen gleichzeitig erkranken und die Verläufe schwerer sind, wird schnell ein Verdacht auf die Rotavirus-Infektion bestehen. Letztendliche Sicherheit bietet aber nur eine Stuhluntersuchung im Labor.
Komplikationen
Bei Kindern, älteren Menschen und Erkrankten besteht Lebensgefahr. Bei Säuglingen muss eine Diarrhö im Rahmen einer Rotavirus-Infektion umgehend ärztlich behandelt werden, da der Flüssigkeitsverlust schnell zur Austrocknung führt. Die Behandlung einer Rotavirus-Infektion kann ebenfalls Komplikationen hervorrufen. Eine Infusion birgt das Risiko einer allergischen Reaktion oder eines allergischen Schocks.
Bei der Anlegung des Zugangs können Verletzungen auftreten, die sich entzünden können und im schlimmsten Fall eine Sepsis auslösen. Wenn der Zugang verrutscht, kann die Infusion ins umliegende Gewebe gelangen und unter Umständen schwere Weichteilschäden hervorrufen. Auch Ödeme oder Thrombosen sind nicht auszuschließen. Zuletzt können die verordneten Schmerzmittel und fiebersenkenden Präparate eine Reihe von Neben- und Wechselwirkungen sowie allergische Reaktionen auslösen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Rotavirus-Infektion muss immer von einem Arzt behandelt werden. Es kann bei dieser Erkrankung zu verschiedenen Komplikationen kommen, die die Lebenserwartung des Betroffenen im schlimmsten Falle verringern können. Aus diesem Grund ist eine Behandlung durch einen Arzt unerlässlich und sollte sofort bei den ersten Anzeichen der Infektion durchgeführt werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn das Kind plötzlich an sehr starkem Durchfall leidet. Dabei kommt es auch zu Erbrechen und zu einem sehr hohen Fieber. In den meisten Fällen leiden die betroffenen Kinder auch an starken Schmerzen im Magen und an Übelkeit.
Auch die Aufnahme von Nahrung fällt dem Kind sehr schwer. Sollten diese Beschwerden auftreten, so muss ein Arzt aufgesucht werden. In den meisten Fällen kann die Rotavirus-Infektion durch einen Kinderarzt oder durch einen Allgemeinarzt untersucht und behandelt werden. Bei einer frühen Diagnose kommt es nicht zu Komplikationen und in der Regel auch zu einem positiven Krankheitsverlauf. Bei akuten Beschwerden kann auch direkt das Krankenhaus aufgesucht werden.
Behandlung & Therapie
Eine gezielte Behandlung der Rotavirus-Infektion ist nicht möglich. Es existiert bis heute kein Medikament, mit welchen man die Rotaviren abtöten könnte. So besteht die Behandlung im Lindern der Symptome. Besonders wichtig ist der Ausgleich des Flüssigkeitsmangels im Körper.
Kleinere Kinder und ältere geschwächte Menschen werden meist stationär aufgenommen. Ihnen wird Flüssigkeit über eine Infusion zugeführt. Bei normal gesunden Erwachsenen genügt oft schon häufiges Trinken. Es sei denn, sie sind von sehr starker Übelkeit und von Erbrechen betroffen, so dass sie getrunkenes Wasser nicht bei sich behalten können. Dann wird auch eine Infusion für Flüssigkeitszufuhr sorgen. Die Infusionen enthalten für den Körper wichtige Mineralsalze, die durch den Durchfall ausgeschieden wurden und nun fehlen.
Sollte die Erkrankung milder verlaufen, so sind keine weiteren Maßnahmen nötig. Säuglinge dürfen weiter gestillt werden, Kleinkinder und Erwachsene sollten viel Wasser oder auch Kräutertees trinken. Zuckerhaltige Getränke sollten während einer Rotavirus-Infektion vermieden werden. Bauchschmerzen können durch sanfte Massagen und durch das Auflegen einer Wärmflasche gelindert werden.
Vorbeugung
Am besten helfen ausgeprägte Hygienemaßnahmen gegen die Rotavirus-Infektion. Häufiges Händewaschen, besonders nach Toilettengängen und vor dem Essen, ist wichtig. Außerdem sollten Badezimmer und Toiletten ausreichend gereinigt werden. Inzwischen ist auch ein Impfstoff entwickelt worden, der bereits bei Säuglingen ab sechs Wochen angewendet werden kann.
Nachsorge
Eine Rotavirus-Infektion schwächt nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern den gesamten Organismus. Die gezielte Nachsorge kann die Regeneration des Körpers nachhaltig unterstützen. Sie ist mit dem Hausarzt oder Internisten im Idealfall abzusprechen. Der Mitarbeit des Patienten kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Größtmögliche Schonung ist ebenso wichtig in der Nachsorge wie eine gewisse Ernährungsdiziplin.
Der geschwächte Körper kann sich bei ausreichendem Schlaf besonders gut erholen. Auch Stress, privat wie beruflich, ist in der Nachsorge bestmöglich zu vermeiden. Hinzu kommt eine ausreichende Trinkmenge, die Magen-Darm-Trakt, Kreislauf und Stoffwechsel gleichermaßen unterstützt. Hier sollte auf Kohlensäure, Säure (zum Beispiel in Orangensaft), Kaffee und natürlich Alkohol optimalerweise verzichtet werden.
Die Ernährung soll den Darm, der durch die Erkrankung geschwächt ist, nicht noch zusätzlich belasten. Fettes und Blähendes ist aus der Nachsorgephase am besten zu eliminieren. Oft sind Probiotika und Joghurt sinnvoll, weil diese die Darmflora, die durch die Krankheit gestört sein kann, wieder aufbauen helfen. Obst und Gemüse sind, wenn sie nicht blähen oder reizen, ebenfalls hilfreich.
Sie ersetzen Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die durch den Durchfall bei der Rotavirus-Infektion aus dem Körper geschwemmt wurden. Körperliche Aktivität wie ein Spaziergang kann den durch Flüssigkeitsmangel geschwächten Kreislauf ankurbeln, sollte aber gerade anfangs dosiert erfolgen.
Das können Sie selbst tun
Die Rotavirus-Infektion kann durch Selbsthilfe in ihrer Symptomatik gelindert werden, braucht aber die Behandlung durch den Arzt, falls es sich um Schwangere, Senioren oder kleine Kinder handelt oder Verlust an Flüssigkeit zu starken Kreislaufproblemen führt. Selbsthilfe im Alltag bei der Rotavirus-Infektion bedeutet im Wesentlichen, die Symptome zu lindern, da die Erkrankung bei normalem Verlauf ohnehin meist nach zwei Tagen überstanden ist.
Durchfall und Erbrechen sind der Selbsthilfe zugänglich, indem der Flüssigkeitsverlust, der durch sie entsteht, konsequent ausgeglichen wird. Stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees sind in diesem Zusammenhang ideale Getränke. Zudem kann gegen Bauchkrämpfe eine Wärmflasche oder ein heißes Tuch auf dem Bauch Linderung bringen. Mittel gegen Durchfall sind nicht optimal, da der Durchfall eine Maßnahme des Körpers ist, die infektiösen Keime so rasch wie möglich aus dem Darm zu spülen. Schonkost wie Kartoffelpüree sind Speisen, die nach einer möglichen Nahrungskarenz am ehesten vertragen werden.
Selbsthilfe im Alltag einer Familie heißt auch, die anderen Familienmitglieder zu schützen, da es sich beim Rotavirus um einen hochansteckenden Keim handelt. Hier ist die Desinfektion der gemeinsam benutzten Toilette nach dem Toilettengang dringend zu empfehlen. Händewaschen rund um den Toilettengang ist bei der Infektion mit dem Rotavirus Plicht, da die Ansteckungsgefahr bei dieser Erkrankung sehr hoch und Hygiene damit sehr wichtig ist.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004