Rundrücken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Volkskrankheit Rückenschmerzen - Fast jeder vierte Deutsche leidet regelmäßig unter Schmerzen im Bereich des Rückens. Eine Ursache dafür kann der sogenannte Rundrücken, also ein nach hinten gekrümmter Rücken sein, der vor allem in den Industrienationen weit verbreitet ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Rundrücken?

Deutlichstes Anzeichen des Rundrückens ist die Wölbung des oberen Rückens über das normale Maß hinaus.
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Der Rundrücken, in der Medizin als Hyperkyphose bezeichnet, dass sich aus dem Griechischen von "kyphos" für "Buckel" sowie "hyper" für "über" ableitet, bezeichnet eine extreme Krümmung der Wirbelsäule nach hinten.

Dabei sind eine Kyphose im Bereich des Brustwirbels sowie eine kleinere auf Höhe des Steißbeins (Sakralkyphose) völlig normal und natürlich.

Erst bei einer extremen Auswölbung, die im aufrechten Stand gut sichtbar ist, liegt ein Rundrücken, der dann als "Hyperkyphose" bezeichnet wird, vor.

Es wird zwischen angeborenen Rundrücken und solchen, die erst nach der Geburt entstehen, unterschieden.

Langfristig kann die Hyperkyphose auch zu Organschäden und psychischer Belastung führen.

Ursachen

Der Hauptgrund für einen Rundrücken ist ein Mangel an Bewegung in Verbindung mit falschen bzw. unnatürlichen Haltungen beim Sitzen, Stehen oder Gehen.

Diese Fehlhaltungen sowie die häufig zu schwach ausgeprägte Muskulatur führen dazu, dass diese nicht mehr dazu fähig ist, eine korrekte, aufrechte Haltung zu gewährleisten. Als Konsequenz daraus können die Wirbelschwingungen in sich zusammensinken und so den Rücken nach und nach verkrümmen.

Sollten diese fehlerhaften Zustände über einen längeren Zeitraum ohne ein Gegenwirken durch den Aufbau von Muskeln oder einen aktiveren Lebensstil bestehen bleiben, führt dies unweigerlich zur Ausbildung eines Rundrückens.

Bei älteren Menschen kann zudem ein Wirbelbruch, der beispielsweise durch Osteoporose ausgelöst werden kann, ursächlich für die Entstehung eines Rundrückens sein. Ferner können auch degenerative Krankheiten wie Arthritis zur Ausbildung eines Rundrückens führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Rundrücken kann mit vielen Symptomen verbunden sein. Je nach Schweregrad sind dies nicht nur Symptome im Bereich der knöchernen Strukturen, sondern auch auf dem Gebiet der inneren Organe. Deutlichstes Anzeichen des Rundrücken ist jedoch natürlich die Wölbung des oberen Rückens über das normale Maß hinaus. Die Kyphose, die die Brustwirbelsäule im Normalfall hat, ist weit ausgeprägter als dies physiologisch ist.

Dies ist nicht nur von der Seite gut zu sehen, sondern auch von vorne, da der Betroffene einen mehr oder weniger sichtbar eingeengten Brustraum mit oft nach vorne fallenden Schultern aufweist. Dieser enge Brustraum ist es, der dafür sorgt, dass sich der Rundrücken auch in Symptomen an den inneren Organen zeigen kann, die weniger Platz für ihre Funktion haben.

Die Herztätigkeit kann ebenso beeinträchtigt werden wie die Lungenfunktion, da der Raum zum Atmen durch den Rundrücken begrenzt wird. Auch der Magen wird unter Umständen in seiner natürlichen Tätigkeit beeinflusst. Hauptsymptome des Rundrückens sind allerdings im Bereich des Stütz- und Bewegungssystems zu verzeichnen.

Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und auch Kopfschmerzen können die Folge sein. Durch die verkürzte Muskulatur im Brustbereich und die abgeschwächte Muskulatur im Bereich des oberen Rückens kommt es zu einer muskulären Dysbalance, die auch zu Schmerzzuständen an Muskeln, Sehnen, Bändern und Nerven führen kann.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose eines Rundrückens zählt für Orthopäden und Physiotherapeuten zu den leichteren Aufgaben, da er in der Regel bereits mit bloßem Auge sichtbar ist.

Um sich gänzliche Klarheit zu verschaffen, kann zusätzlich eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule vorgenommen werden. Die Folgen eines unbehandelten Rundrückens sind vielfältig und nicht zu unterschätzen. So können neben eher harmloseren Symptomen wie leichten Kopf- und Rückenschmerzen oder einem eingeschränkten Bewegungsradius auch schwerwiegendere Folgeerscheinungen wie Schlafstörungen, die zu psychischen Problemen bis hin zu Depressionen führen können, auftreten.

Zudem kann der Rundrücken die uneingeschränkte Funktion wichtiger Organe wie dem Herz oder der Lunge beeinträchtigen, da diese durch die Verkrümmung des Brustkorbs in Mitleidenschaft gezogen werden können. Ohne eine gezielte Behandlung nimmt die Krümmung der Wirbelsäule immer weiter zu und kann zu einer Schädigung des Rückenmarks und Folgeschäden in anderen Bereichen des Bewegungsapparates führen.

Komplikationen

Ein Rundrücken geht immer mit Überdehnungen und Stauchungen einher, die zwangsläufig zu Schäden an Muskeln, Sehnen, Wirbelkörpern und Bindegewebe führen. Damit verbunden sind schmerzhafte Verspannungen, aber auch Bandscheibenschäden und Verschleißerscheinungen. Am meisten wird der untere Wirbelsäulenbereich belastet – es kommt zu Schmerzen in den Lenden- und Kreuzwirbeln und Bewegungseinschränkungen.

Im Bereich der Schultern kann ein Rundrücken Entzündungen in den Schleimbeuteln verursachen. Bei Beeinträchtigungen der Nerven treten in verschiedenen Körperregionen Funktionsstörungen auf. In Armen und Beinen kommt es zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln, in der Blase und im Enddarm treten Komplikationen wie Inkontinenz oder Harnverhalt auf. Ein Rundrücken wirkt sich also negativ auf die Leistungsfähigkeit und auf das Wohlbefinden auf.

Chronisch Kranke leiden deshalb oft auch an seelischen Beschwerden. Eine Behandlung birgt ebenfalls Risiken. So ist ein chirurgischer Eingriff mit der Gefahr von Nervenverletzungen, Blutungen und Infektionen verbunden. Wundheilungsstörungen und Nachblutungen verzögern den Heilungsverlauf und können gelegentlich größere Komplikationen hervorrufen.

Verordnete Schmerzmittel können vereinzelt Beschwerden auslösen wie beispielsweise Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. In Wechselwirkung mit anderen Medikamenten oder Erkrankungen können sich mitunter weitere Probleme einstellen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Rundrücken sollte durch einen Arzt behandelt werden. Es kann unbehandelt zu weiteren Kompilationen kommen, die den Alltag des Betroffenen erheblich einschränken und erschweren können. Eine frühe Diagnose mit einer anschließenden Behandlung wirkt sich positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus und kann weitere Beschwerden oder Komplikationen verhindern.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Rücken eine unnatürliche Wölbung aufzeigt. In den meisten Fällen können Freunde oder Familie des Betroffenen den Patienten auf den Rundrücken hinweisen. Da auch die inneren Organe durch den Rundrücken weniger Platz im Körper haben, kann es zu Schäden an diesen Organen kommen. Häufig deuten dauerhafte Schmerzen im Rücken oder im Nacken auf diese Beschwerden hin, wobei der Betroffene auch unter einer stark geschwächten Muskulatur leiden kann. Die Schmerzen breiten sich häufig auch in die benachbarten Regionen aus.

Bei einem Rundrücken kann zunächst ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung erfolgt dann allerdings durch einen Facharzt.

Behandlung & Therapie

Die erste Behandlungsoption bei einem Rundrücken ist in den meisten Fällen eine Physiotherapie. Dabei werden sowohl die Rücken- als auch die Brustmuskulatur gezielt trainiert und aufgebaut.

Hinzu kommen das Erlernen und die selbstständige Anwendung von speziellen Atemtechniken, die die falsch belastete Muskulatur entspannen und entlasten sollen. Daneben besteht die Möglichkeit des Tragens eines Korsetts, das dem jeweiligen Grad der Schwere des Rundrückens durch verschiedene Möglichkeiten der Einstellung angepasst werden kann.

In besonders schweren Fällen ist sogar eine Operation von Nöten. Bei einem durch einen Wirbelbruch ausgelösten Rundrücken wird z.B. eine sogenannte Kyphoplastie durchgeführt, bei der die gebrochenen Wirbel durch die Verwendung von Knochenzement wieder stabilisiert werden.

Einem durch mangelnde Bewegung und fehlerhafte Sitzhaltungen ausgelösten Rundrücken kann man am besten durch regelmäßigen Sport sowie eine korrekte Haltung beim Sitzen vorbeugen. Die meisten Fitnessstudios bieten heutzutage Kurse an, in denen Übungen durchgeführt werden, die speziell der Stabilisierung der Wirbelsäule sowie der Stärkung der Rückenmuskulatur dienen sollen.

Auch regelmäßiges Joggen oder Walking ist der Rückenmuskulatur und einer korrekten Haltung dienlich und kann der Entstehung eines Rundrückens entgegenwirken.


Vorbeugung

Der Rundrücken ist ein weit verbreitetes Phänomen und sollte aufgrund seiner möglichen Folgen nicht unterschätzt werden. Doch verschiedene Therapien und Möglichkeiten zur Vorbeugung und Verhinderung wie beispielsweise Sport, können einem bereits bestehenden Rundrücken entgegenwirken oder ihn gar nicht erst zum Problem werden lassen.

Nachsorge

Eine Nachsorge ist bei einem Rundrücken oft dann erforderlich, wenn er zuvor stark ausgeprägt war und deswegen eine Operation durchgeführt werden musste. Dabei findet die Nachbehandlung in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Orthopäden und Physiotherapeuten statt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Mitarbeit des Patienten. So sollte er die krankengymnastischen Übungen, die er im Rahmen der Physiotherapie erlernt, in den eigenen vier Wänden konsequent fortsetzen.

Die physiotherapeutischen Übungen dienen dazu, die verkürzte Brustmuskulatur auf sanfte Weise zu dehnen. Dadurch lässt sich wiederum die ungesund in die vordere Richtung neigende Verkrümmung behandeln. Außerdem stärken die Übungen die obere Rückenregion, wodurch das physiologische Aufrichten der Wirbelsäule gefördert wird. Im Rehasport sind Trainingseinheiten an Geräten möglich, die eine gezielte Stärkung der Muskeln stimulieren.

Bettruhe ist nach einem operativen Eingriff am Rundrücken nicht notwendig. So darf der Patient schon wenige Stunden nach der Operation mit Begleitung wieder aufstehen, wobei er sich normal bewegen kann. Als empfehlenswert gilt jedoch eine kurzzeitige Versorgung mit einem Korsett. Um den Schmerzen nach der Operation entgegenzuwirken, erhält der Patient einen speziellen Schmerzkatheter. Dieser bleibt für einige Tage am Körper.

Wichtig für die Nachsorge ist das regelmäßige Durchführen von isometrischen Übungen, um die Rumpfmuskulatur zu kräftigen. Um die postoperative Konsolidierung des Rundrückens zu beurteilen, werden ferner klinische Kontrolluntersuchungen vorgenommen sowie Röntgenaufnahmen angefertigt.

Das können Sie selbst tun

Patienten, die an einem Rundrücken leiden, können verschiedene gymnastische Übungen durchführen. Sie sollten sich mit einem Physiotherapeuten in Verbindung setzen und geeignete Maßnahmen erarbeiten. Durch das richtige Training kann die Gesundheit der Wirbelsäule verbessert werden. Die Haltung lässt sich meist nur noch begrenzt korrigieren. Umso wichtiger ist es, durch entsprechende Bewegungsstrategien weitere Schäden zu vermeiden.

Nach einem operativen Eingriff dürfen keine anstrengenden körperlichen Tätigkeiten durchgeführt werden. Es gilt, den Rücken zu schonen und mittels gezielter Krankengymnastik zur Genesung beizutragen. In Rücksprache mit dem Facharzt können natürliche Heilmittel genutzt werden, um etwaige Schmerzen zu lindern. Das löst nicht nur unmittelbare Beschwerden, sondern erleichtert auch einen geraden Gang. Dadurch werden Fehlhaltungen reduziert und Folgeschäden wie Gelenkverschleiß vermieden. Die Hyperkyphose lässt sich außerdem mit Atemübungen behandeln. Gezieltes Training vergrößert das Atemvolumen und lindert die begleitend zum Witwenbuckel auftretende Atemnot.

Werden diese Maßnahmen konsequent eingehalten, kann eine Verstärkung des Rundrückens vermieden werden. Zudem lässt sich durch Gymnastik und einen aktiven Lebensstil weiteren Haltungsschäden vorbeugen. Insbesondere ältere Patienten müssen aktiv bleiben, um der Hyperkyphose entgegenzuwirken.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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