Süßholz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Süßholz bezeichnet die Wurzel der Süßholzpflanze. Die Wurzel dient als Gewürz und Heilmittel. Der Würzburger Studienkreis erklärte die Süßholzpflanze aufgrund ihrer vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten 2012 zur Arzneipflanze des Jahres.

Vorkommen & Anbau von Süßholz

Die Naturheilkunde setzt Süßholz bei Heißhungerattacken, niedrigen Blutdruck, Übergewicht, Rheuma und zur Blutreinigung ein.
Die Süßholzpflanze gehört zu der Pflanzenfamilie der Schmetterlingsblütler. Das sind verholzende oder krautige Pflanzen. Ihr botanischer Name ist Glycyrrhiza glabra. Sie benötigt volle Sonne und tiefe durchlässige Erde. Die Pflanze kann bis zu einem Meter hoch werden, ist mehrjährig und hat violette Blüten in Form von Ähren. Ihre ursprüngliche Heimat liegt im Mittelmeerraum und Westasien. Mittlerweile ist sie auch auf dem amerikanischen und australischen Kontinent zu finden. Verwandte Arten sind Glycyrrhiza inflata und Glycyrrhiza uralensis. Beide Arten finden vor allem in der Herstellung von pharmazeutischen Produkten Anwendung. Glycyrrhiza uralensis ist im deutschen Sprachgebrauch unter dem Namen chinesisches Süßholz oder Ural-Süßholzwurzel bekannt. Deutschland gehört zu den größten Abnehmerländern. Der Großteil der importierten Ware kommt aus dem Iran, China und Ländern Zentralasiens.

Spanien, Frankreich und Italien sind weitere Anbaugebiete. Zu einem großen Teil besteht die Süßholzernte aus Wildsammlungen, die den Vorteil haben, dass sie ohne Dünger- oder Pflanzenschutzspuren sind. Zu den wenigen Anbaugebieten in Nordeuropa gehört Bamberg: Dort lässt eine Initiative den ursprünglich auch in Deutschland bekannten Anbau in kleinem Rahmen auferstehen.

Wirkung & Anwendung

Süßholz enthält bis zu vierhundert bisher verzeichnete Inhaltsstoffe. Wissenschaftler haben noch nicht alle Wirkweisen dieser Stoffe geklärt. Enthalten sind Saponine, Flavonoide und Cumarine. Saponine sind Stoffe, die Pflanzen vor Bakterien oder Pilzbefall schützen. Flavonoide sind hauptsächlich Blütenfarbstoffe und haben für den menschlichen Organismus eine antioxidative Wirkung.

Der für die Nutzung wichtigste Bestandteil ist das Saponin Glycyrrhizin: Es bewirkt den für Süßholz typischen Geschmack und ist um ein vielfaches süßer als Rohrzucker. Von der gesamten Pflanze ist nur die Wurzel zur Weiterverarbeitung geeignet. Die Ernte im Herbst ist Handarbeit und die Wurzelzweige wachsen nach. Der Grad der Verarbeitung ist unterschiedlich: Wurzelstücke, Pulver oder der erstarrte Saft aus den zu Brei verkochten und gefilterten Wurzeln.

Die in Deutschland bekannteste Variante Süßholz zu verarbeiten, ist zur Herstellung von Lakritze: Diese Süßigkeit besteht aus dem erstarrten Saft und Weichmachern wie Gelatine. In allen erdenklichen Formen und verschiedenen Abstufungen der Süßholzkonzentration ist diese Süßware für Kinder und Erwachsene gedacht. Ab einer Menge von zweihundert Milligramm Glycyrrhizin auf hundert Gramm Lakritze ist dieses Produkt in Deutschland als Starklakritze gekennzeichnet und für Kinder nicht mehr empfehlenswert.

Unter dem Synonym Lakritze findet sich die verarbeitete Wurzel als Gewürz in Getränken und Gerichten. Es gibt Liköre, Biersorten und Softdrinks, die mit Lakritz versetzt sind. In Ägypten ist ein traditionelles Getränk während des Ramadans Erq Sous, das mit Lakritzpulver angerührt ist. In der asiatischen Küche ist Süßholz Bestandteil von Gewürzmischungen und Sojasoßen.

Ein weiteres Feld in dem Lakritze eine Bedeutung zukommt, ist die Pharmazie: Die Inhaltstoffe der Pflanze sind hustenlindernd, schleimlösend, entzündungshemmend und magenberuhigend. In Form von Tees und Extrakten empfehlen Ärzte und Apotheker Süßholz bei verschiedenen Erkrankungen. Die entzündungshemmenden Eigenschaften hat sich die Kosmetikindustrie zu Nutze gemacht: Es ist in einigen Produkten für sensible Haut enthalten und soll vor Hautreizungen schützen. Die Tabakindustrie verwendet Lakritz als Aromastoff und zur Feuchtigkeitsregulierung.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Süßholz hat viele gesundheitsfördernde Wirkungen: Es ist entzündungshemmend, schleimlösend und krampflösend. Als therapeutisches Mittel hilft es bei dem Erkältungsymptom Husten, Bronchitis und verschiedenen Magenleiden. Das Glycyrrhizin wirkt sich positiv auf die Schleimlösung aus und erleichtert das Abhusten. Süßholz-Extrakte vermindern die Magensäurebildung, dienen als Hilfe bei Sodbrennen und können gestörte Schleimzusammensetzungen normalisieren.

Da Glycyrrhizin den Abbau von körpereigenem Cortison hemmt, unterstützt es das Immunsystem bei der Bekämpfung von Entzündungen. Ein altes Hausmittel ist das Kauen von Lakritze bei Zahnschmerzen. Die antimikrobiellen Inhaltsstoffe richten sich gegen die Bakterien im Zahnbelag. Das Kauen der Wurzelstücke kann prophylaktisch gegen Karies und Zahnfleischentzündungen helfen.

Da sich das Stück durch das Kauen ausfasert, ist es eine natürliche Zahnbürste, die von groben Verunreinigungen befreit. Die Naturheilkunde setzt Süßholz bei Heißhungerattacken, niedrigen Blutdruck, Übergewicht, Rheuma und zur Blutreinigung ein. Verschiedene Studien untersuchen die weiteren Einsatzmöglichkeiten der Inhaltsstoffe der Wurzel: Amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, dass Glycyrrhizin inaktive Herpesviren für das menschliche Immunsystem sichtbar macht.

Diese Behandlung benötigt jedoch eine gesundheitsschädigende hohe Dosis und ist noch nicht anwendbar. Ein ähnlich vielversprechender Ansatz ist die Entdeckung, dass bei Tierversuchen mit den Inhaltsstoffen von Süßholz der Blutzucker sank. Die Kosmetikindustrie setzt Glycyrrhizin und die daraus entstehende Säure zur Reduktion von Hyperpigmentierungen, entzündlichen Hauterkrankungen und zur Hautberuhigung ein.

Zudem gilt Süßholz äußerlich angewendet als Hilfsmittel gegen Schuppen und fettiges Haar. Lakritze als Lebensmittel sollte in Maßen konsumiert werden. Das Einnehmen von Extrakten und Heiltees länger als sechs Wochen am Stück ist nicht zu empfehlen. Denn eine zu hohe und andauernde Einnahme kann gesundheitsschädigende Auswirkungen haben.

Schwangeren, Diabetikern und Menschen mit Bluthochdruck oder Nierenleiden ist von der Anwendung von Süßholz abzuraten. Da die Inhaltsstoffe die Ausscheidung von Natrium mindert und die von Kalium fördert, beeinflussen Extrakte und Tees den Elektrolythaushalt und begünstigen Wassereinlagerungen. Eine weitere Nebenwirkung zu hoher Dosen ist Bluthochdruck und Kopfschmerzen.


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