Schallleitungsschwerhörigkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit liegt in der Transduktion von Schall aus der Luft eine Störung vor. Die Patienten hören alle Geräusche des Alltags nur noch vermindert. Die Therapie hängt von der Ursache ab und reicht von medikamentösen Therapien bis hin zu einer plastischen Operation.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schallleitungsschwerhörigkeit?

Patienten jeder Art der Schallleitungsschwerhörigkeit hören schlechter. Sie nehmen alle Geräusche im Alltag wesentlich leiser wahr als gesunde Menschen.
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Schwerhörigkeiten gibt es vorwiegend in zwei unterschiedlichen Formen. Entweder ist die Empfindung des Schalls gestört oder es liegt eine Störung der Schallleitung vor. Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit ist letzteres der Fall. Das Phänomen wird auch als Mittelohrschwerhörigkeit bezeichnet. Dabei handelt es sich im weitesten Sinn um alle Schwerhörigkeiten auf Basis einer gestörten Schallübertragung innerhalb des äußeren Ohrbereichs oder des Mittelohrs.

Im Ohr wird Schall aus der Luft durch eine mechanische Kette aus Trommelfell, den Gehörknöchelchen und dem Labyrinth in ein Aktionspotential transformiert, das von den Nervenfasern verarbeitet werden kann. Dieser Vorgang entspricht der Transduktion. Schallleitungsschwerhörigkeiten sind im Grunde Transduktionsstörungen. Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit liegen dagegen sensorische oder neuronale Störungen vor. Häufig wird diese Form der Schwerhörigkeit als Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet.

Die Schallleitungsschwerhörigkeit kann verschiedene Ursachen haben und ist mittlerweile gut behandelbar. Die Prävalenz Behandlungsbedürftiger Schwerhörigkeiten wird für Deutschland mit 19 Prozent angegeben. Von allen Schwerhörigkeiten sollen bis zu 30 Prozent einer Schallleitungsschwerhörigkeit entsprechen. Anders als neuronal sensorische Schwerhörigkeiten manifestieren sich Schallleitungsschwerhörigkeiten in der Regel nicht im höheren Alter, sondern in weit früheren Dekaden des Lebens.

Ursachen

Die Ursachen für Störungen der Schallleitung im Sinne einer Schallleitungsschwerhörigkeit sind variabel. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel Fehlbildungen der Ohrmuschel, wie sie in angeborener Form vorkommen und oft im Rahmen von Fehlbildungssyndromen vorliegen. Die primäre Ursache für solcherlei angeborene Fehlbildungen liegt mitunter am häufigsten in einer genetischen Mutation. Auch Fehlbildungen des Gehörgangs können Schallleitungsschwerhörigkeiten verursachen.

Auch dieses Phänomen macht einige Fehlbildungssyndrome aus und kann genetisch verursacht sein. Erworbene Schallleitungsschwerhörigkeiten gehen dagegen häufig auf einen Ohrenschmalzpfropf oder einen Fremdkörper im Gehörgang zurück. Diese Formen der Schwerhörigkeit sind genauso reversibel wie die Schallleitungsschwerhörigkeit durch eine Gehörgangsentzündung.

Als denkbare Ursachen für erworbene Formen gelten außerdem der Tubenverschluss und der Mittelohr-Erguss im Sinne eines Paukenergusses. Irreversibel sind Schallleitungsschwerhörigkeiten nach Narbenzügen im Mittelohr oder Verwerfungen von Gehörknöchelchen, wie sie durch Verletzungen wie den Schädelbruch entstehen können.

Schallleitungsschwerhörigkeiten können außerdem auf einer Lochbildung oder einem Einriss des Trommelfells basieren. Weitere, mögliche Ursachen sind die Otosklerose, die Mittelohrentzündung und das Cholesteatom.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten jeder Art der Schallleitungsschwerhörigkeit hören schlechter. Sie nehmen alle Geräusche im Alltag wesentlich leiser wahr als gesunde Menschen. Viele Patienten der Schallleitungsschwerhörigkeit empfinden beispielsweise Gespräche aus diesem Grund als anstrengend, da sie sich zur Wahrnehmung extrem konzentrieren müssen. Die Qualität der Geräusche spielt für die Schallleitungsschwerhörigkeit keine Rolle.

Die Patienten nehmen sowohl hohe, als auch tiefe Töne in verminderter Lautstärke wahr. In vielen Fällen beschreiben die Betroffenen die Schallleitungsschwerhörigkeit mit dem subjektiven Gefühl, durch Watte oder eine ähnliche Barriere hindurch zu hören oder beim Hörvorgang Ohropax in den Ohren zu tragen.

Welche Symptome begleitsymptomatisch zur Hörminderung vorliegen, hängt von der Ursache der Schallleitungsschwerhörigkeit im Einzelfall ab. Bei Entzündungen stellen sich zum Beispiel Schmerzen ein. Bei angeborenen Fehlbildungssyndromen kann die Schallleitungsschwerhörigkeit im Rahmen einer fehlgeformten Ohrmuschel mit vielen, weiteren Fehlbildungen des Körpers vergesellschaftet sein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zur Diagnostik der Schallleitungsschwerhörigkeit wird eine Otoskopie durchgeführt, die Verletzungen am Trommelfells, Ohrenschmalz oder andere Fremdkörper im Gehörgang und Phänomene wie den Mittelohrerguss abbilden kann. Zusätzlich findet ein Weber-Test statt. Der Arzt schlägt eine Stimmgabel an und legt sie auf den Scheitel des Patienten, der den Ton bei Schallleitungsschwerhörigkeit auf dem schwerhörigen Ohr lauter wahrnimmt. Darüber hinaus spricht ein negativer Der Rinne-Versuch pathologischerweise negativ aus.

Das Tympanogramm dient der Bestimmung von Trommelfellbeweglichkeiten und lässt Rückschlüsse auf die Druckverhältnisse im Ohr zu. Diese Untersuchung kann beispielsweise einen Paukenerguss oder eine Belüftungsstörung erfassen. Im Tonschwellenaudiogramm lassen sich außerdem Störungen der Knochen- und Luftleitung unterscheiden. Mit diesem Test lassen sich differentialdiagnostisch Schallleitungs- von Schallempfindungsschwerhörigkeiten abgrenzen. Die Prognose für Patienten mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit hängt von der Ursache ab.

Komplikationen

Menschen mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit müssen sich im Alltag oft erheblich einschränken. Das Ausführen des Berufes ist meistens nicht mehr möglich und auch alltägliche Dinge, wie Einkaufen oder Gespräche führen, gestalten sich als schwierig. Das eingeschränkte Hörvermögen ist dementsprechend mit Stress verbunden, der für die Betroffenen eine zusätzliche Belastung darstellt.

Größere Komplikationen können auftreten, wenn der Erkrankte aufgrund der Schwerhörigkeit den Straßenverkehr nicht mehr wahrnehmen kann. Das Unfallrisiko ist dann erhöht und viele Betroffene ziehen sich infolgedessen zurück und entwickeln seelische Leiden. Körperliche Beschwerden ruft die Schallleitungsschwerhörigkeit meist nicht hervor. Bei angeborenen Fehlbildungssyndromen kann es allerdings zu Entzündungen und anderen Beschwerden im Bereich des Ohres kommen.

Zudem kann der kosmetische Makel die Entstehung von Minderwertigkeitskomplexen begünstigen. Die medikamentöse Therapie der Erkrankung kann Neben- und Wechselwirkungen mit sich bringen. So können Nasensprays zu einer Entzündung des Nasenrachenraumes führen. Unter Umständen entwickeln die Erkrankten ein Suchtverhalten und leiden in der Folge unter den Langzeit-Nebenwirkungen des entsprechenden Präparats.

Eine operative Behandlung birgt die üblichen Risiken: Infektionen, Blutungen und Wundheilungsstörungen. Noch Jahre später kann es zu Abstoßungsreaktionen der Haut kommen. Falsch eingestellte Hörgeräte rufen gelegentlich weitere Schädigungen am Ohr hervor. Auch Entzündungen und Gleichgewichtsprobleme sind nicht auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit ist immer eine medizinische Behandlung notwendig. Dabei kann es in der Regel nicht zu einer Selbstheilung kommen. Im schlimmsten Fall kann die Schallleitungsschwerhörigkeit unbehandelt zu einer vollständigen Taubheit des Betroffenen führen. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist der weitere Verlauf. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient nur noch sehr schlecht hören kann. Dabei muss er sich extrem auf das Gespräch oder auf bestimmte Geräusche konzentrieren, um diese wahrnehmen zu können.

Auch die Qualität des Schalls nimmt stark ab. In einigen Fällen kann auch eine Fehlformung der Ohrmuschel auf die Schallleitungsschwerhörigkeit hindeuten und sollte ebenso durch einen Arzt untersucht werden. Vor allem nach Unfällen oder nach sehr lauten Geräuschen können diese Symptome eintreten und müssen von einem Arzt untersucht werden. Die Schallleitungsschwerhörigkeit kann durch einen HNO-Arzt diagnostiziert werden. Die weitere Behandlung hängt von der genauen Ursache der Schallleitungsschwerhörigkeit ab, sodass hierbei kein allgemeiner Verlauf vorausgesagt werden kann.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Schallleitungsschwerhörigkeit richtet sich nach der primären Ursache. Für einige Schallleitungsschwerhörigkeiten stehen in Abhängigkeit von der Ursache kausale Therapien zur Verfügung. So lassen sich Fremdkörper im Gehörgang zum Beispiel entfernen. Die Ursache der Schwerhörigkeit ist dann beseitigt und die Hörminderung geheilt. Eine Störung durch Ohrenschmalz kann therapeutisch schnell und manuell aufgelöst werden.

Bei Belüftungsstörung der Tuba auditiva findet wiederum eine medikamentös konservative Therapie mit abschwellendem Nasenspray statt und die Schwerhörigkeit ist ebenfalls geheilt. Ein ursächlicher Paukenerguss erfordert eine etwas aufwändigere Kausaltherapie. Mit einem Schnitt im Trommelfell sorgt der Arzt für Entlastung und lässt das Ohrsekret abfließen. Auch in diesem Fall ist die Schwerhörigkeit mit der Auflösung ihrer Ursache behoben und der Schnitt heilt von alleine.

Wenn die Schwerhörigkeit allerdings schwerwiegendere Ursachen wie Otosklerose oder eine Zerstörung der Gehörknöchelchen, sind aufwändige Therapieverfahren angezeigt. Die Behandlung findet in diesen Fällen mittels Operationsverfahren statt. Bei zerstörten Gehörknöchelchen wird eine Stapesplastik oder Tympanoplastik durchgeführt. Besonders bei angeborenen Schallleitungsschwerhörigkeiten können außerdem Hörhilfen zum Einsatz kommen.


Vorbeugung

Der Schallleitungsschwerhörigkeit durch Fremdkörper wie Ohrenschmalz lässt sich zum Beispiel durch regelmäßige Ohrhygiene vorbeugen. Regelmäßig auftretenden Belüftungsstörungen und Ergüssen lässt sich außerdem durch die Versorgung mit einem kleinen Röhrchen vorbeugen.

Nachsorge

Die notwendigen Nachsorgemaßnahmen bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit richten sich nach den Ursachen der Erkrankung sowie der angewandten Therapie. Wurde Ohrenschmalz manuell entfernt oder konnten die körperlichen Auslöser der Schwerhörigkeit mithilfe von Medikamenten behandelt werden, ist in der Regel keine weitere Nachsorge nötig. Patienten, die in der Vergangenheit bereits mehrere Paukenergüsse erlitten haben, wird jedoch gegebenenfalls zum Einsatz von Paukenröhrchen geraten.

Diese ermöglichen das Ablaufen von Sekreten und verhindern damit die Ansammlung von Flüssigkeiten im Bereich des Trommelfells. Besonders betroffen von diesem Krankheitsbild sind Kinder und Jugendliche. Bei einer operativen Behandlung, beispielsweise zur Korrektur von Fehlbildungen der Ohrmuschel, müssen gegebenenfalls vom Arzt individuell festgelegte Kontrolluntersuchungen beachtet werden.

Zudem können vorübergehende Maßnahmen zum Schutz der Operationswunde und zur Vorbeugung einer Entzündung notwendig sein. Lässt sich die Ursache der Schwerhörigkeit nicht behandeln, wird dem Patienten meist ein Hörgerät verschrieben. In diesem Fall sind regelmäßige Kontrollen des eigenen Hörvermögens und der Funktionsfähigkeit des Hörgerätes essentiell.

Sie gewährleisten den Erhalt der vollen Lebensqualität des Patienten. Empfohlen wird der regelmäßige Besuch beim Hörgeräteakustiker im Abstand von drei bis sechs Monaten. Hat sich das Hörvermögen in diesem Zeitraum verschlechtert, passt der Experte das Gerät neu an. Gesetzlich Versicherte haben alle sechs Jahre Anspruch auf ein neues Hörgerät.

Das können Sie selbst tun

Über das Gehörtraining hinaus, das von Therapeuten angeleitet wird, können Betroffene einiges unternehmen, um ihre Wahrnehmungsfähigkeit zu fördern.

Als wissenschaftlich belegt gilt, dass ein gesunder und ausgeglichener Lebensstil ohne Stress auch dem Gehör gut tut. Der Geist kann so konzentrierter an Gesprächen teilnehmen. Darüber hinaus sollten Patienten mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit bewusst Ruhepausen einplanen. Die Hörzellen können sich dann regenerieren und sind für neue Klangerlebnisse aufnahmefähig. Laute Umgebungen, wie sie etwa an stark befahrenen Straßen oder in Konzerten anzutreffen sind, muss man unbedingt meiden. Der erhöhte Schalldruckpegel schädigt nachweislich das Gehör.

Personen mit empfindlichem Gehör sollten bestimmte Risiken im Vornherein umgehen. Im Winter ist etwa ein Ohrenschutz ratsam, damit kalte Zugluft keine Entzündung herbeiführt. Beim Besuch eines Schwimmbads sollte eine Badekappe mögliche Bakterien vom Innenohr abhalten. Wattestäbchen haben im Ohr ferner nichts zu suchen. Ohrstöpsel dürfen zudem nicht zu tief in den Gehörgang gepresst werden.

Die benannten Selbsthilfemaßnahmen können die Hörfähigkeit nicht wiederherstellen. Sie sorgen aber dafür, dass Betroffene ihre Sinneswahrnehmung behalten. Das Hörgerät wird im Beruf und Alltag zum ständigen Begleiter.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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