Hernie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hernie

Als Hernie bezeichnet man eine Öffnung der Bauchwand, welche Weichteile, Fettgewebe oder Teile der inneren Organe enthalten kann. Eine Behandlung ist unerlässlich, wobei Hernien selten schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

Inhaltsverzeichnis

Was kennzeichnet eine Hernie?

Die Symptome bei einer Hernie sind eindeutig. So kommt es zu einer Wölbung im Bereich der Bauchdecke, welche mit brennenden Schmerzen einhergeht.
© tolgasez33 – stock.adobe.com

Eine Hernie, auch Weichteilbruch oder Bauchdeckenbruch genannt, sind Öffnungen der Bauchwand. Durch diese können sich Gewebe oder Organe aus dem Leibesinneren nach außen stülpen, was beispielsweise zu sogenannten Verklemmungen führen kann.

Es existieren verschiedene Arten der Hernien. So etwa Leistenbrüche, welche oberhalb der Leistenbeuge auftreten, Nabelbrüche, welche direkt hinter dem Bauchnabel entstehen und einfache Narbenbrüche. Auch Schenkelbrüche und epigastrische Brüche im Bereich um den Nabel gibt es. Trotz der Bezeichnung sind derartige Brüche nicht mit Frakturen gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich Öffnungen, die häufig über Jahre oder in Folge schwerwiegender Erkrankungen entstehen.

Auslöser sind beispielsweise Dickdarmkrebs, chronischer Husten oder Verstopfung. In den meisten Fällen wird die Hernie durch eine Operation behoben, wobei auch die Diagnose der Auslöser ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist.

Ursachen

Hernien können verschiedensten Ursachen haben. Häufig entstehen sie nach einem Hebetrauma, also einer Verletzung in Folge einer zu starken Belastung. Auch chronischer Husten sowie Verstopfung oder Dickdarmkrebs können Weichteilbrüche verursachen. Ebenso eine plötzliche Gewichtszunahmen, eine Schwangerschaft oder verschiedene Lebererkrankungen. Vor allem Erkrankungen, die mit Bauchwasserbildung einhergehen, begünstigen die Entstehung einer Hernie. Dasselbe gilt für Bindegewebsschwächen.

Generell kommt es mit zunehmendem Alter häufiger zu Hernien. Die genauen Ursachen sind oftmals ungewiss, was eine zielgerichtete Behandlung erschwert. Dazu kommt, dass die meisten Hernien angeboren sind. Schon während der Embryonalzeit entwickeln sich die Lücken in der Bauchwand und vergrößern sich im Laufe des Lebens. Von dieser Form der Hernien sind vor allem Männer betroffen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei einer Hernie sind eindeutig. So kommt es zu einer Wölbung im Bereich der Bauchdecke, welche mit brennenden Schmerzen einhergeht. Gerade während der Entstehung der Hernie leiden Betroffene unter starken Beschwerden. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Ist die entstehende Hernie besonders groß, können Schmerzen komplett ausbleiben.

Erst, wenn es zu einer sogenannten Inkarzeration, also dem Einklemmen von Gewebe, kommt, treten starke Schmerzen auf. Wird der Darm durch eine oder mehrere Hernien eingeklemmt, kann der Stuhl nicht entweichen und verursacht heftige Schmerzen sowie Erbrechen. Da auch die Blutzufuhr unterbrochen ist, können die eingeklemmten Bereiche nicht mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden und sterben im schlimmsten Fall ab. Geschieht dies, muss sofort gehandelt werden, um Spätfolgen zu vermeiden.

Eindeutige Anzeichen für eine Hernie sind auch die auftretenden Wölbungen im Bauch- und Leistenbereich. Diese lassen sich meist ertasten oder sind sogar zu sehen. Werden sie berührt, verstärken sich die Beschwerden.

Diagnose & Verlauf

Hernien können durch eine körperliche Untersuchung eindeutig diagnostiziert werden. Dabei wird der Patient genau betrachtet und insbesondere der Bauch abgetastet. Darüber hinaus werden verdächtige Körperregionen mit dem Stethoskop abgehört. Eine Ultraschalluntersuchung gibt einen genauen Blick auf die Weichteilbrüche, während starke Lichtquellen die Beleuchtung der betroffenen Region erleichtern.

Erwähnte Untersuchungen dienen dazu, festzustellen, wie groß die Hernie ist, wo der Bruchkanal liegt, ob und welches Gewebe aus der Hernie heraustritt und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Der Arzt entscheidet, ob eine „Reponierbarkeit“ möglich ist, also die Lücke ohne eine Operation wieder verschlossen werden kann.

Neben der körperlichen Untersuchung führt der Arzt eine Anamnese mit dem Patienten durch. Innerhalb dieser ermittelt er, seit wann die Beschwerden bestehen, wie die Lebensumstände aussehen und ob Krankheiten wie etwa chronischer Husten bestehen. Danach kann die Diagnose gestellt werden. Der Verlauf einer Hernie ist generell als positiv zu bewerten. Eine Operation ist in jedem Lebensalter möglich und fast immer von Erfolg gekrönt.

Eine Kunststoffverstärkung, welche während der Operation an die betroffene Stelle gesetzt wird, verhindert, dass es erneut zu einer Hernie kommt. Lediglich bei einer Nichtbehandlung und der daraus resultierenden Verklemmung können schwerwiegende gesundheitliche Probleme entstehen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Darminfarkt und in der Folge zum Tod.

Komplikationen

Durch die Hernie leidet der Patient an extrem starken Schmerzen. Diese Schmerzen äußern sich in der Regel brennend und betreffen vor allem die Bauchdecke. Durch die andauernden Schmerzen kommt es nicht selten zu Depressionen und zu anderen psychischen Verstimmungen. Weiterhin können die Schmerzen auch nachts auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden führen, die die Lebensqualität des Patienten extrem verringern.

Sollte es zu einem Einklemmen des Darmes kommen, kann es zu Erbrechen kommen, das von extremen Schmerzen begleitet wird. Ebenso kann es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff an den betroffenen Stellen kommen, sodass die betroffenen Organe beschädigt werden oder komplett absterben. Dabei ist in der Regel eine Transplantation notwendig, damit der Patient weiterhin überlebt. Die Diagnose der Hernie erfolgt in den meisten Fällen relativ schnell und eindeutig, sodass eine frühzeitige Behandlung möglich ist.

Die Behandlung erfolgt dabei durch einen operativen Eingriff, wobei es nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden kommt. Die Lebenserwartung wird auch nicht verringert, wenn die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird. Falls innere Organe durch die Beschwerden der Hernie schon geschädigt wurden, ist gegebenenfalls eine Transplantation notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn plötzlich eine Wölbung im Bereich der Bauchdecke bemerkt wird, möglicherweise verbunden mit starken Schmerzen und einem zunehmenden Krankheitsgefühl, liegt der Verdacht eines Leistenbruchs nahe. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Beschwerden besonders intensiv sind und innerhalb von ein bis zwei Tagen nicht von selbst abklingen. Sollten Symptome wie Erbrechen oder Fieber hinzukommen, ist eine sofortige Abklärung notwendig. Falls die Wölbung keine Schmerzen verursacht, muss nach spätestens einer Woche ein Arzt konsultiert werden.

Betroffene sollten zudem auf ungewöhnliche Symptome achten und bei akuten Krämpfen, Schweißausbrüchen oder einem starken Unwohlsein umgehend fachärztlichen Rat einholen. Personen, die an chronischem Husten, Verstopfung, einer Bindegewebsschwäche oder Dickdarmkrebs leiden, sind besonders anfällig für Weichteilbrüche.

Auch eine Zunahme des Körpergewichts, diverse Lebererkrankungen, eine Schwangerschaft und hohes Alter sind mögliche Auslöser einer Hernie. Wenn die genannten Symptome und Beschwerden in Kombination mit einem dieser Punkte auftreten, ist ein Arztbesuch angezeigt. Neben dem Hausarzt kann ein Gastroenterologe oder ein Facharzt für innere Medizin hinzugezogen werden. Bei akuten Beschwerden wird am besten direkt das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht.

Behandlung & Therapie

Eine Hernie muss nicht zwingend behandelt werden. Kleine Weichteilbrüche können beobachtet werden, da sie oft über viele Jahre bestehen bleiben, ohne weiter zu wachsen. Größere Öffnungen werden operativ verschlossen. Geschieht dies nicht, kommt es womöglich zu erwähnter Inkarzeration, welche für den Patienten schwerwiegende Folgen haben kann.

Neben der eigentlichen Behandlung konzentriert sich die Therapie auch auf die Diagnose der Auslöser. Ist die Hernie nicht angeboren, muss ermittelt werden, welche Erkrankungen oder Lebensgewohnheiten zu ihrer Entstehung geführt haben und wie sich diese beheben lassen. Dies ist ein langjähriger Prozess, der mit der Vorbeugung weiterer Hernien einhergeht.

Aussicht & Prognose

Die Prognose für operative Eingriffe bei Hernien ist in der Regel gut, bei rechtzeitiger Diagnose und umgehender Operation. Sie hängt überwiegend von der Art und Größe der Hernie sowie von der Fähigkeit ab, die mit der Entwicklung von Hernien verbundenen Risikofaktoren zu reduzieren.

Ein höheres Alter, längere, größere Hernien und die längere Dauer der Irreduzibilität sind Risikofaktoren für akute Komplikationen, wie Strangulation und Darmverschluss. Ungefähr 5% der primären Operationen von Leistenhernien werden in der Notaufnahme durchgeführt.

Bauchhernien treten bei Kindern in der Regel nicht auf. Sie treten jedoch bei etwa 10 Prozent der Erwachsenen erneut auf. Eine Operation wird hierbei als einzige Heilungschance angesehen. Weitere operative Eingriffe für das Wiederauftreten der Hernie ist weniger erfolgreich als die erste Operation.

Wenn die Diagnose früh in der Kindheit gestellt wird, ist die Prognose für Kinder, die eine operativ behandelte Leistenhernie hatten, sehr gut. Es gibt nur gelegentlich Komplikationen im Zusammenhang mit Leistenhernien, die unter Umständen zum Tod führen können. Diese sind jedoch selten. Am häufigsten ist dies bei Kindern der Fall, deren Hernien zu spät diagnostiziert oder deren Hernien stranguliert wurden, was letztlich zum Versagen der Organe führt.


Vorbeugung

Hernien lässt sich nur schwer vorbeugen, da sie oft ohne bestimmten Auslöser entstehen oder gar angeboren sind. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Sport, einer ausgewogenen Ernährung wenig Stress kann das Entstehungsrisiko allerdings um ein Vielfaches senken. Auch der Verzicht auf Alkohol und Nikotin wirkt sich grundsätzlich positiv aus.

Ansonsten sollten bestehende Erkrankungen wie chronischer Husten oder Verstopfungen frühzeitig behandelt werden, damit der Druck auf den Bauchraum nicht zu lange bestehen bleibt. Ab einem gehobenen Alter sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen eine gute Vorbeugung gegen Hernien und andere Erkrankungen, die sich äußerlich nicht bemerkbar machen.

Nachsorge

Eine nicht operierte Hernie muss in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Verschlimmern sich die Beschwerden oder vergrößert sich die Hernie, ist in vielen Fällen eine Operation nötig. Auch die Nachsorge operativ behandelter Hernien ist notwendig. Grundsätzlich kann der Patient direkt nach der Operation langsam gehen und auch Treppen steigen.

Allerdings muss postoperativ eine Schonfrist von zwei Wochen eingehalten werden. Dazu sollten starke körperliche Belastungen vermieden werden. Auf keinen Fall darf der Patient nach einer Hernien-Operation schwere Lasten anheben oder tragen. Konnte die Operation nicht minimal-invasiv durchgeführt werden, verlängert sich die Schonfrist auf eine Zeit von sechs bis zwölf Wochen.

Um eine optimale Wundheilung zu begünstigen, sollten die Patienten vierzehn Tage nach der Operation auf Schwimmen und Saunagänge verzichten. Bei offenen Verfahren ist häufig auch ein längerer Verzicht nötig. Der genaue Zeitraum sollte in Absprache mit dem behandeltem Arzt abgeklärt werden. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, nach der Operation auf den Konsum von Tabak zu verzichten, da Rauchen den Prozess der Wundheilung stören und verzögern kann.

Zur Behandlung von Schmerzen können, insbesondere an den ersten drei Tagen nach der Operation, leichte Schmerzmittel eingenommen werden. Auch eine Kühlung der betroffenen Stellen kann schmerzlindernd wirken. Außerdem muss eine operierte Hernie nach zwei Wochen via Ultraschall kontrolliert werden. Zu diesem Zeitpunkt werden, falls nötig, die Fäden gezogen. Rehabilitationsmaßnahmen und/oder Physiotherapie-Einheiten sind bei Hernien in der Regel nicht notwendig.

Das können Sie selbst tun

Ein Weichteilbruch muss nicht zwingend operiert werden. Sind die Beschwerden jedoch stark und die Hernie sehr groß, so dass die Gefahr lebensbedrohlicher Komplikationen besteht, sollte zeitnah eine Operation erfolgen. Bei einer bekannten Hernie ist es ratsam körperliche Veränderungen sorgfältig zu beobachten und regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen.

Ist die Hernie nicht angeboren liegt eine andere Erkrankung zugrunde. Diese sollte fachärztlich ermittelt werden. Hierfür empfiehlt sich der Besuch eines Internisten oder eines Gastroenterologen.

Um einer Verschlimmerung oder dem Auftreten erneuter Hernien vorzubeugen, sollten keine schweren Gegenstände gehoben werden. Auch eine gesunde Lebensweise wirkt vorbeugend und heilungsunterstützend. Dazu zählen eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung an frischer Luft sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin.

Grundlegend positiv wirken sich auch alle Maßnahmen aus, die der Stressreduktion dienen: Yoga und Chi Gong oder Autogenes Training. Sie stärken das Immunsystem und reduzieren die Gefahr einer zusätzlichen Belastung des Organismus. Liegt ein chronischer Husten zugrunde, sollte dieser dringend behandelt werden.

Neben der klassischen Antibiotikatherapie empfehlen sich auch natürliche Mittel wie Grapefruitkernextrakt oder Tee und Lutschtabletten aus Zistrose. Diese wirken keimtötend und wirken somit wie ein Antibiotikum aus der Natur. Auch die unterstützende Behandlung des Darmes mit Probiotika hilft bei Atemwegserkrankungen, indem sie die Arbeit des Immunsystems unterstützt.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010

Das könnte Sie auch interessieren