Schilddrüsenkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schilddrüsenkrebs oder Schilddrüsenkarzinom ist eine nicht sehr häufig auftretende Krebserkrankung. Allerdings ist der Schilddrüsenkrebs zumeist bösartiger Natur, sodass unbedingt eine ärztliche Behandlung notwenidg erscheint, da sonst die Krankheit zum Tod führen kann. Die Ursachen sind noch nicht gänzlich bekannt. Man geht jedoch von Jodmangel oder Vorerkrankungen der Schilddrüse aus. Ebenso sind auch erbliche Ursachen möglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schilddrüsenkrebs?

Schilddrüsenkrebs kann lange Zeit unbemerkt verlaufen. Eine Vergrößerung des Organs wird meist zuerst an Atembeschwerden bemerkt. Es kommt dann zu Luftnot und Schluckbeschwerden, aber auch zu Heiserkeit und Schwellungen im Bereich der Atemwege.
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Der Schilddrüsenkrebs, in der medizinischen Fachsprache auch als Schilddrüsenkarzinom bezeichnet, ist ein bösartiger Tumor, welcher die Zellen der Schilddrüse betrifft.

Die Medizin unterscheidet folgende vier Arten des Karzinoms, je nachdem, aus welchen Zellen sich dieser entwickelt hat: das follikuläre Karzinom, das papilläre Karzinom, das medulläre Karzinom sowie das anaplastische Karzinom.

Diese Krebserkrankung zählt zu den eher seltenen Krebsarten; jährlich erkranken in Deutschland etwa 5.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs. Frauen sind von dieser Krankheit deutlich häufiger betroffen als Männer.

Ursachen

Die weitreichenden Ursachen für die Erkrankung Schilddrüsenkrebs sind bis heute noch nicht geklärt.

Es gibt jedoch einige Faktoren, welche diese Krankheit definitiv begünstigen. Als eine der häufigsten Ursachen für den Schilddrüsenkrebs wird Jodmangel angegeben. Daher ist es wichtig, besonders bei der Ernährung darauf zu achten, dass dem Körper ausreichend Jod zugeführt wird.

Auch durch einige Vorerkrankungen an der Schilddrüse kann es zum Ausbruch des Schilddrüsenkrebses kommen. Einige ionisierende Strahlen können ebenso zum Ausbruch dieser Erkrankung führen. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl oder die Atombombenkatastrophen von Hiroshima oder Nagasaki beispielsweise erzeugten eine Unmenge solch gefährlicher Strahlung.

Ebenso ist dieser aber auch erblich bedingt; genetische Faktoren spielen also ebenso eine Rolle für die Entstehung dieser Krankheit.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Schilddrüsenkrebs kann lange Zeit unbemerkt verlaufen. Eine Vergrößerung des Organs wird meist zuerst an Atembeschwerden bemerkt. Es kommt dann zu Luftnot und Schluckbeschwerden, aber auch zu Heiserkeit und Schwellungen im Bereich der Atemwege. Auch die Lymphknoten schwellen an, woraus Husten und Fiebersymptome resultieren können.

Gelegentlich sind die Schwellungen von Lymphknoten und Schilddrüse von außen ertastbar. Sie werden von einem zunehmenden Druckgefühl und Schmerzen begleitet. Bestimmte Formen von Schilddrüsenkrebs schreiten schneller voran als andere. Meist dauert es Monate oder sogar Jahre, bis die ersten Symptome bemerkt werden.

Dann ist die Erkrankung meist schon weit fortgeschritten und der Krebs hat möglicherweise bereits auf umliegende Körperregionen gestreut. Wird die Krebserkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt, kann der Tumor oft noch vor einer Metastasierung entfernt werden. Die Begleitsymptome klingen ab, sobald die Wucherung entfernt wurde.

Unbehandelter Schilddrüsenkrebs schreitet weiter voran und führt schließlich zum Tod des Patienten. Zuvor bildet der Tumor Metastasen in den umliegenden Körperregionen. Dadurch nehmen zunächst die ursprünglichen Krankheitszeichen zu – es kommt zu Atemnot, Veränderungen der Stimmfarbe und unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Schmerzen, Fieber und Nervenstörungen. Die genaue Art und Ausprägung der Symptome hängt von der Lokalisation des Tumors ab.

Krankheitsverlauf

Schilddrüsenkrebs

Der Verlauf von Schilddrüsenkrebs ist von Fall zu Fall recht unterschiedlich. Im Anfangsstadium treten allerdings meist kaum Beschwerden auf. Erst wenn der Tumor sich sichtbar vergrößert hat, bemerken die Patienten eine Art Knoten im Bereich der Schilddrüse. Dieser kann so groß werden, dass er Druck auf Speise- und Luftröhre ausüben kann und so dem Patienten Probleme beim Essen oder Atmen bereitet.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung schließlich kann es soweit kommen, dass auch Nervenbahnen geschädigt werden und es zu einer Lähmung der Stimmbänder kommt. Dadurch haben einige Schilddrüsenkrebspatienten häufig eine heisere Stimme. Das sogenannte Horner-Syndrom wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass es zu einer, wie bereits angemerkt, Verengung der Pupille und im weiteren Verlauf zu einem Zurücksinken des Augapfels in die Augenhöhle kommt. Dadurch hängt dann das Oberlid auf der betroffenen Seite herunter.

Mittels Ultraschall kann der Schilddrüsenkrebs meist eindeutig diagnostiziert werden. Auch die sogenannte Szintigraphie, ein bildgebendes Verfahren, wird häufig angewandt. Bei der Schilddrüsen-Punktion sticht der Arzt mit einer feinen Nadel in den verdächtigen Knoten und entnimmt Gewebe. Die Kehlkopfspiegelung sowie die Knochenszintigraphie sind weitere erforderliche Maßnahmen, um auszuschließen, dass Metastasen in die Lunge oder andere benachbarte Organe gewandert sind.

Komplikationen

Schilddrüsenkrebs kann im Verlauf eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. In Folge der Erkrankung sind Lähmungserscheinungen der Stimmlippen, Stimmveränderungen und hormonelle Störungen nicht auszuschließen. Außerdem kann es zu körperlichen Ausfallerscheinungen und dauerhaften Schäden an Nieren, Leber und Herz kommen. Bei einer schweren Erkrankung kann es zu chronischen Schmerzen kommen, die in Verbindung mit der Erkrankung selbst auch psychische Beschwerden hervorrufen können.

Betroffene sind häufig depressiv verstimmt und leiden bisweilen auch unter Panikattacken. Bei der Therapie eines Schilddrüsenkarzinoms können, abhängig von der Art der Behandlung, verschiedene Komplikationen auftreten. Die Strahlentherapie kann zum Beispiel akute Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit und Haarausfall hervorrufen.

Langfristig sind Schäden an der Schleimhaut und Verfärbungen der Haut denkbar. Sehr selten kann die Radiotherapie selbst Krebs verursachen. Ähnliche Folgen kann eine Chemotherapie haben. Hinzu kommen mögliche Organschäden, eine Störung der Fortpflanzungsfähigkeit und Infektionen. Die Radiojodtherapie kann zu vorübergehenden Veränderungen des Knochenmarks und des Blutbildes sowie zu Ödemen und Störungen der Tränendrüsenfunktion führen.

Ein operativer Eingriff kann mit Blutungen, Nervenverletzungen, Wundheilungsstörungen und anderen Komplikationen verbunden sein. Zudem kann es aufgrund der Medikamentengabe zu länger andauernden Beschwerden kommen.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie eine anhaltende Heiserkeit, Haarausfall oder wiederholte Verstopfungen auftreten, liegt womöglich Schilddrüsenkrebs zugrunde. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden stärker werden und sich durch Ruhe und Schonung nicht lindern lassen. Sollte eine Gewichtszunahme hinzukommen, wird am besten umgehend der Arzt konsultiert. Personen, die sich nicht ausgewogen ernähren und speziell zu wenig Jod aufnehmen, haben ein erhöhtes Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Auch nach dem Kontakt mit radioaktiver Strahlung besteht die Gefahr, dass sich ein Tumor in der Schilddrüse bildet.

Menschen, die sich aufgrund einer Krebserkrankung einer Strahlenbehandlung unterziehen mussten, sollten den Arzt informieren, wenn die genannten Symptome bemerkt werden. Bei einer familiären Häufung der Erkrankung besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind angezeigt. Schilddrüsenkrebs wird von einem Internisten behandelt. Weitere Ansprechpartner sind der Hausarzt und je nach Symptombild verschiedene Fachärzte. Im Rahmen der Therapie müssen zudem Ernährungsberater und gegebenenfalls auch Physiotherapeuten aufgesucht werden, die den Patienten bei der Umsetzung der ärztlichen Vorgaben unterstützen. Eine fortgeschrittene Krebserkrankung wird stationär in einer Fachklinik behandelt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Schilddrüsenkrebs richtet sich danach, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. In den meisten Fällen jedoch besteht diese Behandlung aus einer Kombination von Operation und Bestrahlung. Nicht selten wird auch eine Hormontherapie angewandt. Diese ist meist dann nötig, wenn dem Patienten die gesamte Schilddrüse entnommen werden musste und dieser nun Schilddrüsenhormone einnehmen muss.

Bei kleineren Tumoren jedoch, die einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter haben, muss meist nicht die gesamte Schilddrüse entfernt werden. Die sonst bei den meisten Krebsarten angewandte Chemotherapie hat sich beim Schilddrüsenkrebs bisher nicht bewährt, da diese Art von Tumoren oft auf die Medikamente nicht ansprechen. Wird der Schilddrüsenkrebs rechtzeitig erkannt, besteht jedoch eine sehr gute Chance auf Heilung.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Schilddrüsenkrebs beginnt bereits in der Klinik, indem der behandelnde Arzt den Patienten durch ausführliche Gespräche auf ein Leben ohne Schilddrüse vorbereitet. Am wichtigsten ist die konsequente Einnahme der Schilddrüsenhormone in der vorgeschriebenen Dosierung. Diese wird durch regelmäßige Blutuntersuchungen bestimmt und überprüft. Durch diese Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie können Betroffene in der Regel ein ganz normales Leben führen.

Ein Wiederauftreten des Schilddrüsenkrebses kommt selten vor, durch entsprechende Nachsorgeuntersuchungen kann ein Rezidiv jedoch früh erkannt und bekämpft werden. Diese Untersuchungen finden in der ersten Zeit alle drei bis sechs Monate beim Endokrinologen, beim Nuklearmediziner oder im Krankenhaus statt, bei Beschwerdefreiheit können die Abstände später auf ein Jahr ausgedehnt werden.

Neben einem ausführlichen Gespräch wird dabei eine körperliche Untersuchung durchgeführt, wichtige Anhaltspunkte liefern auch der Thyreoglobulin-Spiegel im Blut, eine Sonografie und gegebenenfalls eine Ganzkörperszintigrafie. Welche Untersuchungen nötig sind, entscheidet der behandelnde Arzt: Das Nachsorgeschema hängt von Art und Ausbreitung des Tumors und der durchgeführten Therapie ab.

Besteht der Verdacht auf eine Metastasierung in der Lunge, wird der Arzt unter Umständen Röntgenaufnahmen des Brustkorbs oder eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) anordnen. Zur psychischen Unterstützung nach einer Krebserkrankung kann psychoonkologische Betreuung in Anspruch genommen werden, auch der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe ist hilfreich.

Das können Sie selbst tun

Schilddrüsenkrebs gehört in die Behandlung des spezialisierten Arztes, ist aber auch der Selbsthilfe im Alltag zugänglich. Es geht hier vor allem darum, die Folgen von Behandlungen zu lindern und sich auch mit der psychischen Bewältigung des Krankheitsbildes auseinanderzusetzen. Aufgrund der Seltenheit von Schilddrüsenkrebs ist der Austausch in Selbsthilfegruppen ratsam, die mit Tipps helfen können und unter Gleichgesinnten wertvolle Informationsweitergabe ermöglichen. Auch Foren im Internet und Verbände für Schilddrüsenerkrankungen sind oft hilfreich.

Nach der Therapie ist häufig die Versorgung mit Schilddrüsenhormonen nötig. Diese können nicht unverzüglich ideal eingestellt werden. Daher sind Gewicht, ebenso wie Stimmungsschwankungen, genau zu beobachten, um adäquat reagieren zu können. Auch körperliche Reaktionen können notiert und dem Arzt im Hinblick auf eine gezielte Einstellung mitgeteilt werden. Die Palette reicht in diesem Zusammenhang von Herzstolpern bis zu Verdauungsproblemen. Der Gang zu regelmäßigen Blutabnahmen zur Überprüfung des Spiegles der Schilddrüsenhormone ist für den Patienten ebenfalls sehr wichtig.

Eine gesunde Lebensweise unterstützt die Regeneration nach den Therapien und das Wohlbefinden des Patienten. Dazu gehören ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Trinkmenge. Flüssigkeit ist gerade nach der Halsoperation sehr wichtig. Das Schlucken der Nahrung wird dadurch deutlich einfacher. Auch auf Schonung der Stimmbänder ist direkt nach einer Operation zu achten.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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