Schildknorpel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Schildknorpel
Der Schildknorpel gehört zum Knorpelskelett des Kehlkopfes. Die Struktur dieses Knorpels hat Einfluss auf die Stimmbildung. Erkrankungen des Schildknorpels wirken sich daher auf die Stimme aus.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Schildknorpel?
Der Schildknorpel mit dem lateinischen Begriff Cartilago thyroidea stellt den größten Knorpel des Kehlkopfs dar. Im Englischen wird er als Thyroid Cartilage bezeichnet. Nach außen hin ist der Schildknorpel als Adamsapfel sichtbar.
Besonders beim Mann erscheint der Adamsapfel prominent und bildet die Voraussetzung für eine tiefe Stimme. Der Adamsapfel zählt zu den sekundären männlichen Geschlechtsmerkmalen. Er bildet sich durch eine Verdickung des Schildknorpels unter dem Einfluss von Testosteron aus. Oberhalb des Schildknorpels befindet sich der Kehlkopfdeckel (Epiglottis), welcher das Übertreten von Nahrungsbrei in die Luftröhre verhindert. Die Epiglottis ist mit dem Schildknorpel verbunden.
Unterhalb der Cartilago thyroidea sitzt der waagerechte Ringknorpel, welcher hinten gelenkig mit den Stellknorpeln verbunden ist. Hinter dem Schildknorpel spannen sich die Stimmbänder oder Stimmlippen auf. Sie sind durch Stellknorpel miteinander verbunden. Der Zusammenhalt der Knorpel erfolgt durch verschiedene Bänder, wobei der Kehlkopf mithilfe einer Membran am Zungenbein aufgehängt ist.
Anatomie & Aufbau
Von außen ist sie sogar tastbar. Nach unten hin befindet sich noch eine kleinere unauffällige Einkerbung mit der Bezeichnung Incisura thyroidea inferior. Hinter dem Schildknorpel sind die Stimmbänder zwischen den Stellknorpeln aufgespannt. Der Cartilago thyroidea bildet die vordere Seite des Kehlkopfes. Dabei ist er noch etwas nach vorne gewölbt. Während der Pubertät findet bei den jungen Männern dabei eine Verdickung dieser Vorwölbung statt. Es bildet sich der typische Adamsapfel heraus, wobei die Stimme tiefer wird. Am Schildknorpel schließen vier Muskeln an.
Der Musculus sternothyroideus stellt einen Skelettmuskel dar, der den Schildknorpel nach unten zieht. Er setzt an der Linea obliqua an, einer schräg verlaufenden Linienstruktur des Schildknorpels. Auch der Musculus thyrohyoideus befindet sich an der Linea obliqua und stellt eine Verlängerung des Musculus sternothyroideus dar. Durch die Verkürzung des Abstandes zwischen Zungenbein und Schildknorpel sorgt er für den Verschluss des Kehlkopfes. Als weiterer Rachenmuskel liegt der Musculus constrictor pharyngis inferior am weitesten unten in Richtung Speiseröhre. Ein Teil der Muskulatur, die Pars thyropharyngea, beginnt wiederum an der Linea obliqua.
Der andere Teil, die Pars cricopharyngea, entspringt am seitlichen Rand des Ringknorpels. Der Musculus constrictor pharyngis inferior hat zwei Aufgaben. Einerseits schiebt er beim Schlucken den Nahrungsbrei in Richtung Speiseröhre und andererseits wirkt er bei den Stimmmodulationen mit. Der Musculus cricothyroideus ist der vierte Muskel, welcher in Verbindung zum Schildknorpel steht. Er beginnt am Ringknorpel und erstreckt sich zum vorderen Rand der Cartilago thyroidea. Er ist für die Regulierung des Spannungszustandes der Stimmbänder mitverantwortlich und erhöht dadurch die Stimmfrequenz.
Funktion & Aufgaben
Der Schildknorpel bestimmt maßgeblich den Aufbau des Kehlkopfes und übt dadurch großen Einfluss auf dessen Funktion aus. Durch seine enge Verbindung zur Kehlkopfmuskulatur und zu den Stimmbändern ist er unter anderem mitverantwortlich für den Verschluss des Kehlkopfes beim Schlucken und für die Stimmbildung.
Durch diese enge Verbindung führen auch Strukturänderungen des Schildknorpels, wie die Bildung des Adamsapfels, zu einer tieferen Stimme. Die einzelnen Muskeln der Kehlkopfmuskulatur haben, wie bereits erwähnt, unterschiedliche Aufgaben. Der Schildknorpel gewährleistet neben seiner Funktion als wichtiger Strukturbestandteil des Kehlkopfs auch die Feinabstimmung der verschiedenen Vorgänge der Stimmbildung. Selbst die reibungslose Trennung der Funktionen von Speiseröhre und Luftröhre ist unter anderem auch der Arbeit des Schildknorpels zu verdanken.
Krankheiten
Kehlkopfentzündungen entstehen häufig durch virale Infektionen. Seltener besteht eine bakterielle Infektion. Allerdings sind auch Entzündungen aufgrund von Autoimmunerkrankungen möglich. Bei diesen Prozessen werden hauptsächlich die Schleimhäute angegriffen. Wenn die Erkrankung auf die Stimmbänder übergreift, kommt es zu Heiserkeit oder sogar zum Ausfall der Stimme. Des Weiteren gibt es verschiedene gutartige und bösartige Kehlkopftumoren. Dabei kommen gutartige Tumoren häufiger als bösartige vor. Auch hier ist der Schildknorpel meist nicht isoliert betroffen. Ein sehr häufiges Symptom besteht in einer zunehmenden Heiserkeit.
Bei den bösartigen Formen handelt es sich zu über 90 Prozent um Plattenepithelkarzinome. Dabei entarten wiederum die Zellen der Schleimhaut. In seltenen Fällen kann jedoch auch ein Chondrosarkom auftreten. Bei einem Chondrosarkom kommt es zur Entartung von Bindegewebszellen des Knorpels. Auch hier ist die Lokalisation gerade im Schildknorpel sehr selten. Chemo- und Strahlentherapie führen bei diesem Tumor nicht zum Erfolg, denn entartete Knorpelzellen sprechen nicht darauf an. Die einzige Heilungschance ergibt sich aus der vollständigen Entfernung des Tumors.
Das kann bedeuten, dass der Kehlkopf vollständig entfernt werden muss, wobei es zum Verlust der Stimme kommt. Wenn unter dem Schildknorpel Schwellungen auftreten, kann es sich auch um eine Schilddrüsenerkrankung handeln, bei welcher sich ein Kropf ausbildet. Nach den Symptomen wird hier zwar oberflächlich eine Erkrankung des Schildknorpels vermutet. Dabei ist jedoch ein benachbartes Organ betroffen.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Lüttjen-Drecoll, Rohen, J.W.: Innenansichten des menschlichen Körpers. Schattauer, Stuttgart 2010
- Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007