Schlafkrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die überwiegend in Afrika auftretende Schlafkrankheit bzw. Trypanosomiasis ist eine Tropenkrankheit, die meist durch den Stich einer infizierten Tsetsefliege übertragen wird. Ohne Behandlung führt die Schlafkrankheit infolge einer Zerstörung des zentralen Nervensystems zum Tod.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Schlafkrankheit?

Verursacher der Schlafkrankheit ist der Parasit Trypanosoma brucei, übertragen durch einen Biss der Tsetsefliege (Gattung Glossina).
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Die Schlafkrankheit (Trypanosomiasis) ist eine parasitäre Erkrankung von Mensch und Tier, verursacht durch Protozoen der Gattung Trypanosoma brucei. Überträger der Krankheit ist die Tsetsefliege.

Die endemisch verlaufende Schlafkrankheit tritt vor allem südlich der Sahara in mehr als 35 Ländern auf. Es wird geschätzt, dass jährlich mindestens 100.000 – 300.000 Menschen infiziert werden. Allein 2008 sind 48.000 Menschen an der Schlafkrankheit gestorben. Der Begriff "Schlafkrankheit" leitet sich von den Symptomen der neurologischen Phase ab:

Verwirrung, reduzierte Koordination und Störung des Schlafzyklus, Anfälle von Müdigkeit mit manischen Phasen, tagelanger unterbrochener Schlaf und nächtliche Schlaflosigkeit. Ohne Behandlung verläuft die Schlafkrankheit von einem fortschreitenden geistigen Verfall bis hin zum Koma und Tod.

Ursachen

Verursacher der Schlafkrankheit ist der Parasit Trypanosoma brucei, übertragen durch einen Biss der Tsetsefliege (Gattung Glossina). Für die weitere Behandlung ist die Infizierung durch Trypanosoma brucei gambiense, Trypanosoma brucei brucei und Trypanosoma brucei rhodesiense zu unterscheiden.

Die große, braune Tsetsefliege überträgt dem Wirt mit einem Risiko 1:1.000 während des Blutsaugens metazyklische trypomastigote Zellen ins Hautgewebe. Im Zellzwischenraum wandeln sich die Zellen zu einzelligen Parasiten, die über das Lymphsystem und den Blutkreislauf unter ständiger Vermehrung immer tiefer in den Wirt eindringen.

Weiterhin kann die Schlafkrankheit durch Mutter-Kind-Infektion übertragen werden, wenn die Plazenta befallen ist. Verunreinigte medizinische Geräte oder Bluttransfusionen sowie sexuelle Kontakte können ebenfalls Infektionsquellen der Schlafkrankheit sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Schlafkrankheit wird durch den Stich der Tsetse-Fliege übertragen. Es können einige Tage oder auch Wochen vergehen, bis sich die Einstichstelle rötet und zu schmerzen beginnt. Der Fachausdruck hierfür lautet Trypanosomenschanker. Vermehrt finden sich die Einstiche im Bereich von Hals oder Gesicht. Nach dem Einstich kommt es zur Ausbreitung der Keime im ganzen Körper.

Die Lymphknoten schwellen an und es treten Fieberschübe auf. Der Betroffene fühlt sich schlapp und verspürt Kopf- und Gliederschmerzen. Neben Schüttelfrost können auch Nierenbeschwerden auftreten, sofern das Organ befallen ist. Im weiteren Verlauf wird das zentrale Nervensystem befallen.

Die Krankheit verdankt ihren Namen den nun auftretenden Störungen des Schlaf-Wach-Zyklus. Der Patient erleidet Krämpfe und Lähmungen. Die Symptomatik greift auch auf das allgemeine Verhalten über. Die Betroffenen reagieren launisch und reizbar. Im Endstadium der Krankheit fällt der Patient ins Koma. Unbehandelt endet die Schlafkrankheit tödlich.

Es wird in Westafrikanische und Ostafrikanische Schlafkrankheit unterschieden. Die Westafrikanische Form verläuft langsamer und es können Wochen vergehen, bis Symptome auftreten. Bis sich Veränderungen der Persönlichkeit bemerkbar machen, kann es Jahre dauern. Die Ostafrikanische Schlafkrankheit verläuft schneller und aggressiver. Bereits nach Tagen treten die beschriebenen Symptome auf und nach einigen Monaten tritt der Tod durch Organversagen ein.

Diagnose & Verlauf

Nach der Infektion können oft mehrere Monate vergehen, ehe erste Symptome der Schlafkrankheit auftreten. Die Vermehrung der Trypanosomen (hämolymphatische Phase) bringt zunächst Fieberschübe mit sich, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Juckreiz können hinzukommen. In der zweiten Stufe der Schlafkrankheit (neurologische Phase) überwinden die Parasiten die Blut-Hirn-Schranke und befallen das zentrale Nervensystem.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Symptome der Schlafkrankheit offensichtlich: Veränderungen des Verhaltens, Verwirrtheit, Wahrnehmungsstörungen und schlechte Koordination. Wichtigstes Merkmal des zweiten Stadiums der Schlafkrankheit ist die Störung des Schlafzyklus.

Nach einer möglichen Infektion (sichtbare Rötung der Haut) kann ein Screening mit mikroskopischen Untersuchungen von Lymphknotenpunktat, Blut oder Knochenmark sowie eine Überprüfung klinischer Symptome (geschwollene Lymphknoten entlang des Halses) durchgeführt werden. Liegt die Schlafkrankheit vor, kann per Liquorpunktion eine Diagnose zum Krankheitsstatus erstellt werden.

Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist die Aussicht auf eine Heilung. Eine Diagnose vor Eintritt der neurologischen Phase kann eine komplizierte und risikoreiche Behandlung der Schlafkrankheit vermeiden.

Komplikationen

Die Schlafkrankheit wird durch einen Stich der Tsetse-Fliege übertragen, wobei der Stich bereits eine sehr schmerzhafte Angelegenheit ist. Natürlich ist die Schlafkrankheit auch mit unterschiedlichen Komplikationen verbunden, die in der Regel immer von einem Arzt behandelt werden sollten. In vielen Fällen tritt unmittelbar nach dem Stich eine starke Schwellung auf.

Dauerhaftes Kühlen der betroffenen Stelle kann dieser Komplikation sehr gut entgegengewirken. Die Schlafkrankheit verläuft schubweise. Das bedeutet, dass sogar eine kurzzeitige Besserung eintreten kann. Dennoch können im Nachhinein diverse Komplikationen auftreten, die dringend eine ärztliche Behandlung erfordern. Häufig tritt in Verbindung mit der Schlafkrankheit eine erhöhte Temperatur auf, die für ein allgemeines Unwohlsein sorgen kann. Hinzu können Lymphknotenschwellungen, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen kommen.

Wenn bei diesen Symptomen kein entsprechender Arzt aufgesucht wird, dann ist definitiv mit weiteren Komplikationen zu rechnen. Die erhöhte Temperatur kann sich zu sehr starkem Fieber entwickeln. Bakterien und Viren breiten sich im gesamten Körper aus, sodass es zu einer schweren Infektion kommen kann. Generell gilt: Wer mögliche Komplikationen bei einer Schlafkrankheit vermeiden möchte, der sollte frühzeitig auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung zurückgreifen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine gelegentliche Tagesmüdigkeit ist noch kein Grund zur Besorgnis und kann normal sein. Tritt ein starker Schlafzwang auf, der eventuell mit einem Kontrollverlust der Muskulatur (Kataplexie), einem außergewöhnlichen Schlaf-/Wachrhythmus und Schlaflähmungen verbunden ist, sollte an Schlafkrankheit (Narkolepsie) gedacht werden. Bei diesen Symptomen ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Bei Menschen, die von Narkolepsie betroffen sind, kann es auch vorkommen, dass sie der Schlaf während des Gehens überfällt, was im Straßenverkehr gefährlich ist.

Für Ärzte ist es nicht leicht, Narkolepsie eindeutig zu diagnostizieren, weil die Symptome sich nicht klar von Depressionen oder Epilepsie abgrenzen lassen oder auch fälschlicherweise als Faulheit ausgelegt werden können. Manchmal kann es Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Betroffene sollten in jedem Fall immer zum Arzt gehen, wenn sie mehrere der Symptome an sich beobachten und dadurch im Alltag stark eingeschränkt sind. Besonders ist das der Fall, wenn neben der Schläfrigkeit auch Kataplexien und kurzzeitige Lähmungszustände auftreten. Je schneller die Diagnose gestellt werden kann, desto besser ist es für die Patienten.

Behandlung & Therapie

Die ausschließlich medikamentöse Art der stationären Behandlung hängt vom Stadium der Schlafkrankheit ab. Die Medikamente der ersten Behandlungsstufe weisen eine geringere Toxizität auf und sind einfacher zu handhaben. Trotz nicht unerheblichen Nebenwirkungen, ist das intravenös oder intramuskulär eingesetzte Pentamidin (Tb gambiense) im Allgemeinen gut verträglich.

Der intravenös verwendete Wirkstoff Suramin (Tb rhodesiense) kann Nebenwirkungen auf die Harnwege oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die derzeitige Standardtherapie für die zweite Stufe (neurologische Phase) der Schlafkrankheit ist die tägliche intravenöse Verabreichung von 2,2 mg/kg Körpergewicht Melarsoprol über 12 aufeinander folgende Tage, was jedoch erhebliche Nebenwirkungen auslösen kann - schlimmstenfalls eine tödlich verlaufende Enzephalopathie.

Das neuere Medikament Eflornithin (Tb gambiense) - aufgrund der arbeitsintensiven Verwaltung und der Kostenintensität bisher nur als alternative Behandlung der Schlafkrankheit eingesetzt - ist verträglicher und sehr erfolgreich. Die seit 2009 zur Behandlung der Schlafkrankheit eingeführte Kombinationsbehandlung von Nifurtimox und Eflornithin vereinfacht den Einsatz von Eflornithin in der Monotherapie zusätzlich.


Vorbeugung

Derzeit gibt es zur Vermeidung einer Infektion mit der Schlafkrankheit keinen Impfstoff oder vorbeugende Medikamente. Zwar hat sich die präventive Verabreichung von Pentamidin bewährt, was jedoch medizinisch umstritten ist. Reisenden empfiehlt sich daher eine Vermeidung von Insektenstichen durch helle und den Körper vollständig bedeckende Bekleidung sowie der Einsatz von Insektennetzen.

Nachsorge

Die eigenständige Nachsorge des Betroffenen von Narkolepsie steht besonders in Verbindung mit Kataplexie. Trotz Einnahme von Medikamenten kann akutes Muskelversagen in Verbindung mit starken Schlafbedürfnissen auftreten. Da diese nicht vorhersehbar sind, sollte nach Möglichkeit das eigene Handeln so angepasst werden, dass es bei einem Sturz zu keinen oder möglichst geringen Verletzungen kommt.

Das "richtige" Fallen zur Vermeidung von Schmerzen kann zum Beispiel beim Physiotherapeuten professionell erlernt werden. In der Öffentlichkeit sollte des Weiteren - nach Möglichkeit - stets eine Person den Betroffenen begleiten, um in gefährlichen Situationen notfalls eingreifen zu können. Ist dies jedoch nicht dauerhaft umsetzbar, sollten an potentiell gefährlichen Orten, wie beispielsweise langen (Roll-)Treppen, auch Fremde informiert werden, die bei einem Notfall richtig handeln und Unfälle verhindern können.

Trotz der Schlafanfälle tagsüber ist es wichtig, die regelmäßige Nachtruhe einzuhalten, um den natürlichen Schlafrhythmus beizubehalten und keine vermeidbaren narkoleptischen Anfälle durch den verpassten Schlaf über Nacht am nächsten Tag zu provozieren. Tritt die Narkolepsie ohne Begleitpersonen in der Öffentlichkeit auf, kann der Name sowie eine kleine Beschreibung der Krankheit in Form eines kleinen Zettels in der Jacken- oder Hosentasche den Helfenden beziehungsweise Rettungssanitätern schnell Aufschluss geben und unnötige Behandlungen verhindern.

Das können Sie selbst tun

Gegen die Schlafkrankheit, oder Narkolepsie, lässt sich weder vorbeugend etwas tun, noch kann sie nach heutigem Stand der Wissenschaft geheilt werden. Trotzdem stehen Patienten neben der medizinischen Versorgung einige Möglichkeiten zur Verfügung, wie sie selbst Sorge tragen können, in Berufsleben und Alltag besser zurechtzukommen.

Zunächst sollten sich Betroffene bewusst machen, dass sie nicht allein sind. Zu diesem Zweck kann es sinnvoll sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Da Narkolepsie Patienten oft dazu neigen sich sozial zurückzuziehen, kann der gegenseitige Austausch in einer Gruppe, Betroffenen neuen Mut geben. Bei dieser Gelegenheit bekommen Patienten auch Tipps und Bewältigungsstrategien an die Hand, die ihnen das Leben mit der Krankheit erleichtern können. Daneben sollten Betroffene ihr soziales Umfeld über die Krankheit informieren. Das schafft Verständnis und in brenzligen Situationen, wie plötzliche Schlafattacken oder Kataplexien (Krampfanfälle) ist schnell Hilfe zur Stelle. Täglich mehrere Schlafepisoden von fünf bis fünfzehn Minuten, können die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Außerdem entlasten häufiges Essen kleinerer Mahlzeiten und der Verzicht auf Alkohol den Körper. Sportliche Aktivitäten können sich positiv auf längere Wachphasen auswirken.

Ganz wichtig ist die Wahl eines kompetenten Facharztes. Im besten Fall ist dies ein ausgebildeter Schlafmediziner. Der Arzt sollte auf persönliche Bedürfnisse und Fragen des Narkolepsie Patienten eingehen.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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