Schwimmbad-Blackout

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Schwimmbad-Blackout verliert ein Taucher unter Wasser das Bewusstsein und atmet meist Wasser ein. Dieses Ereignis birgt Lebensgefahr und betrifft vor allem Apnoetaucher. Eine sofortige Bergung aus dem Wasser kann in Kombination mit intensivmedizinischen Maßnahmen das Leben des Betroffenen retten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schwimmbad-Blackout?

Der Atemreflex ab einem bestimmten Kohlenstoffdioxidgehalt kann durch Training nach hinten verlagert werden. Wenn der steigende Kohlenstoffdioxidgehalt keinen anschwellenden Atemreflex mehr verursacht, dann trifft den Taucher die Ohnmacht wegen eines abgefallenen Sauerstoffgehalts vollkommen unerwartet und ohne Vorwarnung.
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Der Schwimmbad-Blackout ist eine Bewusstlosigkeit, die unter Wasser durch eine Sauerstoffunterversorgung des zerebralen Gehirns verursacht wird. Von dieser Erscheinung abzugrenzen ist der Aufstiegsblackout, der vor allem No-Limits-Apnoetaucher betrifft. Diese Erscheinung wird durch vergleichbare Prozesse verursacht wie der Schwimmbad-Blackout. Daher wird der Aufstiegsblackout zuweilen auch als Sonderform des Schwimmbad-Blackouts verstanden.

In der Regel steht auch der Schwimmbad-Blackout mit einem Tauchgang in Zusammenhang, vor dem bewusst hyperventiliert wird. Beim Tauchen sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut immer weiter ab. Dieser Anstieg bildet die Grundlage der Bewusstlosigkeit. Im Extremfall resultiert der Schwimmbad-Blackout in einen Tod durch Ertrinken.

Solche extremen Varianten stellen sich vor allem bei Tauchern ein, die alleine unterwegs sind. Der Schwimmbad-Blackout ist eine der verbreitetesten Todesursachen im Tauchsport und verursacht auch außerhalb des Tauchsports oft den Tod durch Ertrinken, von dem deutschlandweit pro Jahr etwa 400 bis 600 Menschen betroffen sind.

Ursachen

Ein steigender Kohlenstoffdioxidgehalt im arteriellen Blut resultiert in einen Atemreiz, der ununterbrochen intensiver wird und ab einer bestimmten Konzentration nicht boykottiert werden kann. In der Regel sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut beim Tauchen gleichzeitig ab und resultiert ab einer bestimmten Schwelle in eine zerebrale Bewusstlosigkeit. Lange bevor es zu dieser Ohnmacht kommt, taucht ein durchschnittlicher Mensch wegen des immer intensiveren Atemreizes aber auf, um einzuatmen.

Der Atemreflex ab einem bestimmten Kohlenstoffdioxidgehalt kann durch Training allerdings nach hinten verlagert werden. Wenn der steigende Kohlenstoffdioxidgehalt keinen anschwellenden Atemreflex mehr verursacht, dann trifft den Taucher die Ohnmacht wegen eines abgefallenen Sauerstoffgehalts vollkommen unerwartet und ohne Vorwarnung. Trotz der Bewusstlosigkeit wird ab einem bestimmten Kohlenstoffdioxidgehalt ein Atemzug genommen und der Taucher atmet Wasser ein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Schwimmbad-Blackout kann in Nachhinein verschiedene Symptome hervorrufen. Eine Kohlenstoffdioxidvergiftung mit Symptomen wie Krampferscheinungen, Kopfschmerzen, Herzrasen und Atemnot kann sich im Nachgang zum Beispiel einstellen. Bei einer Unterversorgung mit Sauerstoff sterben in der Regel Zellen irreversibel ab, da ihr Zellstoffwechsel ohne Sauerstoff nicht aufrecht erhalten werden kann.

Somit kann ein Schwimmbad-Blackout schlimmstenfalls massive Teile des Gehirns absterben lassen und damit in ein Koma oder sogar den Tod resultieren. Die Aspiration von Wasser kann im Rahmen des Schwimmbad-Blackouts mehr oder weniger viel Wasser in die Lungen geraten lassen. So entstehen Lungenödeme, die Atemnot mit flacher Atmung sowie Schmerzen in der Brust und starken Husten verursachen.

Brodelnde Laute sind beim Atmen zu vernehmen. Die Lippen werden blau, da die Sauerstoffversorgung des Organismus dauerhaft reduziert wird. Auch blutiger oder schaumiger Auswurf aus den Lungen kann sich im Rahmen eines Lungenödems einstellen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Diagnose muss beim Schwimmbad-Blackout nicht gestellt werden. Die Erscheinung beschreibt keine Erkrankung, sondern eher ein Notfallereignis. Welche Konsequenzen ein Schwimmbad-Blackout hat, muss der Arzt im Einzelfall in Erfahrung bringen. Die Folgen der Bewusstlosigkeit unter Wasser beurteilt er mittels Gehirnstrommessungen, verschiedener Bildgebungen und anhand der Vitalwerte des Patienten.

Der Verlauf richtet sich beim Schwimmbad-Blackout vor allem danach, wie schnell der Taucher aus dem Wasser gerettet wird und wie viel Wasser er eingeatmet hat. Wenn die Sauerstoffversorgung zu lange unterbrochen wurde, stellt sich ein Koma oder der Tod ein.

Komplikationen

Ein Schwimmbad-Blackout kann schwerwiegende Folgen haben. In erster Linie besteht die Gefahr, dass der Betroffene in Folge der Bewusstlosigkeit ertrinkt. Sind keine Zeugen oder Ersthelfer vor Ort, verläuft dies fast immer tödlich. Bei einem raschen Eingreifen hängen die Komplikationen davon ab, wie lange der Betroffene unter Wasser war. Sind bereits Gehirnzellen abgestorben, ist ein bleibender Hirnschaden nicht auszuschließen.

Neurologische und mentale Ausfallerscheinungen bleiben auch bei einem guten Verlauf zumindest zeitweilig zurück. In der Folge eines Schwimmbad-Blackouts kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. In Folge der Kohlenstoffdioxidvergiftung kommt es meist zu Krampfanfällen, Kopfschmerzen, Herzrasen und Atemnot. Die Aspiration von Wasser kann Lungenödeme hervorrufen, die mit Atembeschwerden, starkem Husten und anderweitigen Komplikationen einhergehen. Im Extremfall erstickt der Betroffene und muss umgehend wiederbelebt werden.

Wird eine Herz-Lungen-Reanimation ausgeführt, so kann dies zu Rippen- oder Brustbeinfrakturen und zu Leber- und Milzverletzungen führen. Gelangt Luft in den Bereich zwischen Brustfell und Lungenfell, kann dies Erbrechen und Aspiration zur Folge haben. Typischerweise wird auch Adrenalin oder Noradrenalin verabreicht, das zu Krämpfen, Schwindelgefühlen und Magen-Darm-Beschwerden führen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Schwimmbad-Blackout muss immer sofort durch einen Arzt behandelt werden. Dabei kommt es unbehandelt in meist zum Tod des Betroffenen, sodass sich eine sehr schnelle Diagnose mit einer schnellen Behandlung positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit auswirkt. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene in Atemnot gerät. Dabei kommt es in der Regel zu einer Blaufärbung der Haut und weiterhin zu starken Kopfschmerzen oder zu Herzrasen.

Ebenfalls können die Betroffenen an Krämpfen leiden. Treten diese Beschwerden unter Wasser auf, so muss das Wasser sofort verlassen werden. Auch an Land deuten die Beschwerden auf ein Schwimmbad-Blackout hin und müssen durch einen Arzt behandelt werden. Es sollte sofort der Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden, um weitere Komplikationen und das irreversible Absterben der Zellen zu verhindern. Je früher der Arzt dabei gerufen wird, desto besser ist der weitere Verlauf.

Behandlung & Therapie

Die Ersthelfer ziehen den Taucher bei einem Schwimmbad-Blackout aus dem Wasser und beleben ihn gegebenenfalls wieder. Die Wiederbelebung entspricht der konventionellen Herz-Lungen-Reanimation. Wenn Wasser eingeatmet wurde, wird der Patient das Wasser im Idealfall erbrechen. Er sollte sich daher entweder in sitzender Position oder in stabiler Seitenlage befinden, um nicht an dem erbrochenen Wasser zu ersticken.

Der Betroffene wird mit Decken in der Regel vor dem Auskühlen geschützt. Der Notarzt verabreicht dem Patienten neben 100-prozentigem Sauerstoff Katecholamine wie Adrenalin oder Nordadrenalin. Die weitere Behandlung des Patienten erfolgt im Krankenhaus. Der Kohlenstoffdioxidvergiftung wird durch mechanische Beatmung entgegen gewirkt. Das Ziel ist die Etablierung eines positiven Atemwegsdrucks.

Intensivmedizinische Betreuung ist in der Regel angezeigt. Die Atmung und die Vitalwerte des Patienten werden auf der Intensivstation genau überwacht. Mindestens einen Tag lang werden auch die Blutgase analysiert. Gegebenenfalls werden regulatorische Schritte eingeleitet. Diese regulatorischen Schritte bestehen aus Beatmung, Medikamentengaben oder Infusionen.

Je nach Zustand des zentralen Nervensystems muss sich der Patient eventuell langfristig in physiotherapeutische Behandlung begeben, um etwaige Motorik nach Nekrosen des Hirngewebes wieder zu erlernen. Auch eine Sprachtherapie kann je nach Lokalisation der abgestorbenen Zellen Sinn machen.


Vorbeugung

Besonders beim Streckentauchen ohne Zuhilfenahme von Geräten wird Hyperventilation zur Steigerung der Strecken benutzt. Dieses Vorgehen ist mit Lebensgefahr verbunden. Taucher sollten diese sportliche Herausforderung daher entweder gar nicht oder zumindest unter Beaufsichtigung annehmen. Im Allgemeinen ist das Tauchen immer nur in der Gruppe zu empfehlen. Tauchgänge im Alleingang bergen besonders hohe Risiken und enden oft mit dem Tod.

Nachsorge

Bei einem Schwimmbad-Blackout sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen deutlich eingeschränkt, da der Betroffene aus dem Wasser befördert und wiederbelebt werden muss. Daher steht im Vordergrund bei dieser Krankheit eine schnelle Reaktion und die Rettung von einem Taucher, um weitere Komplikationen, Beschwerden und im schlimmsten Falle den Tod des Betroffenen zu verhindern.

In der Regel sollte sofort ein Notarzt gerufen werden, damit der Betroffene schnell und richtig versorgt werden kann. Nach der Behandlung des Schwimmbad-Blackouts sollte sich der Patient auf jeden Fall schonen und ausruhen. Hierbei ist von Anstrengungen und von körperlichen oder stressigen Tätigkeiten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

In einigen Fällen ist auch die Hilfe und die Pflege des Patienten durch die eigene Familie notwendig, um den Alltag des Betroffenen zu erleichtern. Ebenso sollte nach einem Schwimmbad-Blackout die Ursache der Beschwerde geklärt werden, wobei in einigen Fällen eine weiterführende Behandlung notwendig ist. In der Regel kommt es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung, wenn die betroffene Person rechtzeitig behandelt wird. Allerdings ist der weitere Verlauf stark vom Zeitpunkt der Rettung abhängig.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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